Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

8. 
Irfindungen. — Berichte aus verschiedenen Städten. — Literaturbericht. 
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die nicht in einer Verändernng der Substanz, sondern in einem 
Zusammenfügen der einzelnen Theile zu einem Ganzen besteht, zu 
einer Immobilie werden. Es ist richtig, daß Verträge über 
Immobilien keine Handelsgeschäfte sind (8 275 H.G.-B.), daß 
demnach die Veräußerungsgeschäfte der Bauunternehmer niemals 
Handelsgeschäfte sein können. Es ist aber nicht richtig, daß der 
handelsgeschäftlichen Natur des Anschaffungsgeschäftes eine Ver— 
zußerung gleicher Art korrespondiren müsse, daß auch diese ein 
Handelsgeschäft sein müsse, damit jenes es sein könne. Es besteht 
jenes vielmehr durchaus unabhängig von diesem und wird lediglich 
zurch das Motiv als Handelsgeschäft charakterisirt. Allerdings 
liegt weder in dem Fall, daß das bereits gebaute Haus verkauft 
wird, ein Handelsgeschäst mit dem Käufer vor, noch auch in dem 
Fall, daß es aus Grund eines Werkvertrags mit einem dritten 
Jebaut wird, ein Handelsgeschäft mit dem Bauherrn. Davon 
bleiben aber die Einkaufsgeschäfte, die der Bauunternehmer mit 
dem Baumaterialienhändler oder Urprodnzenten (Steinbruchbesitzer) 
abschließt, vollständig unberührt. Sie sind absolute Handels— 
geschäfte, da sie zu dem Zwecke, die angeschafften Objekte zu ver— 
lußern, gleichviel wann, wie und in welcher Gestalt, kontrahirt 
werden. Es wird somit das Subjekt, das sie gewerbsmäßig ab— 
schließt, dadurch Kaufmann; die Bauunternehmer gehören daher 
zur Klasse der Kaufleute im juristischen Sinn. 
Durch mancherlei Um- und Neubauten im Bereiche der alten 
Stadt wurden allerdings vorläufig genügend Wohnungen für 
diesen Bevölkerungszuwachs geschaffen, jedoch sehr bald waren auch 
diese Wohnungen vergriffen und die Ausdehnung der Stadt wurde 
nun von Jahr zu Jahr bedeutender. 
Nachdem die preußische Regierung den Kieler Hafen als 
Kriegshafen ausersehen, wurde die Neubefestigung desselben mit 
zroßer Energie in Angriff genommen. Die alte Festung Friedrichsort 
vurde nach den Prinzipien der modernen Festungsbauknnst voll— 
tändig umgebaut. Die alte Festung enthielt weder Hohltraversen 
ioch Kasematten, die Wälle waren verfallen und die Gräben ver— 
chlammt, die wenigen Häuser mit der kleinen baufälligen Kirche 
imschlossen von den hohen Wällen, machten eher den Eindruck 
einer kleinen, von Dünen umgebenen Kolonie, als den einer See— 
estung. Aber in wenigen Jahren sah es freilich ganz anders 
aus, alle alten Wohnhäuser wurden abgebrochen und durch präch— 
ige Waarenhäuser, Laboratorien u. s. w. ersetzt, große zweietagige 
dasematten für die Kriegsbesatzung, Pulvermagazine und alle die 
großartigen Bauwerke, welche unser modernes Artilleriewesen 
erfordert, wurden neu geschaffen. Auf dem alten Glaeis 
in der Festung, gedeckt durch diese selbst, entstanden prächtige 
Neubauten, riesige Kasernen, Werkstätten für Artillerie- und 
Torpedomaterial, Geschützschuppen, Verwaltungsgebäude, Beamten— 
vohnungen, Geschoß— und Munitionsfabriken n. a. m. Alle diese 
Bauten wurden in der bekannten, soliden, preußischen Weise aus— 
geführt. Diese kleine Kolonie wird durchzogen von breiten, schönen 
Straßen, welche auf beiden Seiten mit einer doppelten Reihe von 
Bäumen versehen sind. Die Pflastersteine zu diesen Straßen sind 
aius der See gefischt und zwar bildet dieser Erwerbszweig für die 
n den Dörfern an der See wohnenden Schiffer eine recht ein— 
rägliche Beschäftigung. Die auf dem Meeresgrunde liegenden 
Steine sind, da der erstere aus weißem Seesand bvesteht, bei einer 
Tiefe von 45Sem, namentlich bei ruhigem Wetter, recht gut zu 
erkennen, werden mit der sogenannten Teufelsklaue gefaßt und 
»ann mit der Winde an Bord geholt. Für den Kubikmeéter solcher 
ogenannten Hacksteine zahlt man hier frei Brücke ca. 5 Mk. 
Die Ausführung dieser zahlreichen und zum Theil groß— 
artigen Bauten wurde natürlich in öffentlicher Submission an den 
Mindestfordernden vergeben, da aber vor der Annexion den Kieler 
Hewerbetreibenden das Submissionswesen fast gänzlich fremd war, 
»ermieden es doch selbst soust ganz intelligente Banlente, sich an 
en un nabekannten Geschäften zu betheiligen. Namentlich 
varen es wohl die schneidigen Kontrakte, welche die an einfache, 
ormlose Abwickelung ihrer Geschäfte gewöhnten Fachleute ängst— 
lich gemacht hatte. Als jedoch die Furchtfamen bemerkten, daß 
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trömte bald Alles mit Freuden zu den Terminen und gar nicht 
lange währte es, da begann auch schon ein starker Zuzug von 
Baugewerbebetreibenden aus den alten Provinzen, welche, mit den 
Verhältnissen genau bekannt, bald die besten Geschäfte hier machten. 
(Forts. folgt.) 
New-York (Versorgung von Städten mit Dampf). 
dach Meittheilungen von Küpkanist, wie früher in Lockport, 
Springfield, Denber und Lynn, nunmehr auch in New-Hork eine 
Fentral-Station für Dampferzeugung eingerichtet worden. Der 
deller derselben enthält die Pumpen und Hilfsmaschinen, in den 
3 Etagen sind 31 Kessel untergebracht, und das vierte Stockwerk 
ildet den Kohlenraum, welchem die beladenen Waggons mittelst 
Plattform-Aufzügen direkt zugeführt werden. Zur Erweiterung der 
Anlage, um noch 33 Kessel nebst Vorwärmern unterzubringen, ist 
Platz vorhanden; es sollen aber nach und nach noch mehr solche Sta— 
ionen errichtet werden. Das heutige Dampfrohrnetz ist 7000 m 
ang, die Retourrohre 6600 m; die Dampfrohre haben 15 — 40 em 
Durchmesser, sind durch 13 —530 em dicke Hüllen von Schlacken— 
volle isolirt und liegen, in Abständen von 27 —30 m verankert, 
5-2,7 m unterhalb des Straßenniveaus in gemauerten Kanälen; 
»er Dampfdruck beträgt 5,2—56kg pro 1 qem. Die Kondens— 
eitung, mit 6⸗2203 em im Durchmesser, ist gleichfalls mit 
Schlackenwolle isolirt, jedoch in Holzschächten geführt. Der 
Wärmeverlust ist gering, der Druckoerlust in 1000 m äEntfernung 
), 10-0, 14 kg pro 1qem. Es sind momentan 4156 Konsumenten 
vorhanden, die den Dampf theils zu Heizzwecken, theils zum Be— 
triebe von Kleingewerben benützen, und sind die finanziellen Resul— 
tate sehr befriedidgend. 
Erfindungen. 
Schutzvorrichtung gegen Weiterverbreitung eines 
Fabrik-Schadenfeuers durch Transmissions-Mauer— 
löcher. Beim Ausbrechen eines Schadenfeuers in einem durch 
zgemauerte Scheidewände abgetreunten Fabrikraume kann dasselbe 
leicht durch die für die Durchführung der Transmissionswellen 
nöthigen Manerlöcher weiter verbreitet werden. Es ist dies na— 
mentlich in Spinnereien u. dergl. der Fall, wo die ganze Fabrik— 
luft mit kleinen, leicht brennbaren Fäserchen angefüllt ist, und 
vermag darum in solchen Fabrikräumen der einfache Abschluß des 
Mauerloches durch eine für den Durchgang der Welle mit einem 
Loche versehene Blechtafel als Schutz nicht zu genügen. E.Schmelzer 
in Werdau (D. R.eP. Nr. 32997) bringt deshalb einen Verschluß 
in Vorschlag, bei welchem das Feuer gezwungen wird, einen 
langen, engen Weg zurückzulegen, so daß dasselbe dabei ersticken 
inß. Anuf der Trausmissionswelle wird innerhalb des Mauer 
loches eine mit Rand versehene Scheibe aufgekeilt, welche au 
beiden Seiten von an der Mauer befestigten Ringen überall eng 
umschlossen wird. Durch die Nabe und den Rand der Scheibe 
mit den zwischen diese tretenden Vorsprüngen der Ringe ist somit 
ein langer, enger Kanal geschaffen, welchen das auf der einen 
Seite etwa ausgebrochene Feuer erst durchziehen müßte, um nach 
der anderen Seite zu gelangen. 
(Dinaler's volytechn. Journal). 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. Bezüglich des Beginns der Bauarbeiten zum 
neuen Polizei-Präsidialgebäude theilt der Magistrat der 
Stadtverordneten-Versammlung nunmehr mit, daß sich das Polizei— 
Präsidium mit der vorgelegten Baufkizze einverstanden erklärt und 
dieselbe auch die Genehmigung des Ministers des Innern gefunden 
hat. Der Magistrat hat gleichzeitig vom Polizeipräsidium die 
Ermächtigung erhalten, mit den vorbereitenden Arbeiten zum Bau 
auch schon vor Erlangung des eigentlichen Baukonsenses vorzu⸗ 
gehen. Der Magistrat ist deshalb mit der Kgl. Ministerial— 
Baukommission wegen des formellen Abschlusses des Tausch- und 
Kaufvertrages zur Abrundung des Bauplatzes in Verbindung ge— 
treten und hat die Kosten der zunächst auszuführenden künstlichen 
Fundirung veranschlagen lassen. Die Theile des Gebäudes, welche 
in den chemaligen Königsgraben fallen, und zwar die ganze süd— 
westliche, gegenüͤber der Stadtbahn belegene Front, ein Theil der 
nordwestlichen, dem Alexanderplatz zugewendeten Front und ein 
Theil der sämmtlichen Querflügel muͤssen wegen der erheblichen 
Tiefe, in welcher sich der gute Baugrund vorfindet, mit einer 
künstlichen Fundirung versehen werden. Die Kosten der Erd— 
arbeiten und der künftlichen Fundirung stellen sich auf 300000 M. 
Kiel. Die Bauthätigkeit der Stadt Kiel seit der Einver— 
leibung der Herzogthümer in den Preußischen Staat. 
Es giebt wohl kaum eine Stadt in den Provinzen, welche 
nach der Annexion einen so rapiden Aufschwung in der Bauthätig 
keit anfzuweisen hat, wie dieses in der Stadt Kiel der Fall ist. 
Im Jahre 1868 zählte Kiel ca. 20000 Einwohner, während 
p b letzten Zählung die Einwohnerzabl auf ca. 50000 ge⸗ 
tiedgen ist. 
Literaturbericht. 
Der soeben erschienene III. Band des Berichts über die 
Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin für die Jahre 
1877—1881 enthält zum Kapitel „Die Volizeiperwaltung“ als
	        
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