Berichte aus verschiedenen Städten.
selbst im vergangenen Sommersemester, für welches man bekannt—
lich an gewerblichen Fachschulen nur auf ein Fünftel der Besucher
des Winters rechnen kann, ging die Zahl nur etwa auf die Hälfte
zurück. Die erfreulichen Resultate wurden nach dem Berichte des
Direktor Romberg erreicht durch die günstigen Lokalverhältnisse
Kölns, durch die freigebige Dotirung der Anstalt seitens der
tädtischen Behörden, sowie durch die Tüchtigkeit des aus 12 Per—
sonen bestehenden Lehrerkollegiums. Die mit der Fachschule in
Berbindung stehende Handwerker-Fortbildungsschule haben im letzten
Jahre 206 Schüler besucht.
Bei solcher Entwicklung entsprachen selbstverständlich die in
einem älteren Schulhanse provisorisch eingerichteten Räume bald
nicht mehr auch den geringsten Anforderungen, so daß die Stadt
hei Aufstellung des Bebauungsplanes im südlichen Stadttheile
auch auf einen entsprechenden Neubau für die gewerbliche Fach—
scchule Bedacht nahm. Es wurde zu diesem Zwecke ein 2002 Qua—
dratmeter großes Terrain an der verlängerten Pantaleons-Meühlen—
zasse in's Auge gefaßt, in einem Theile der Neustadt, der demnächst
instreitig zu den schönsten Punkten derselben gehören wird. Das
heils am Pantaleons-Wall, theils nach dem Salierring zu er—
richtende Gebäude wird außer dem Keller- und Erdgeschoß noch
wei Stockwerke enthalten Im Kellergeschoß sollen drei Modellir—
äle für Holz, Stein und Metall, ein Reservesaal, die Heizkammern,
Kohlenvorräthe und sonstige Wirthschaftsräume nutergebracht werden.
Das Erdgeschoß wird das Amtszimmer des Dircktors, die Woh—
nung des Kastellans, zwei Modellsäle, welche längs des Flures
iegen und von diesem einfach durch Glaswände geschieden sind,
ind vier Zeichensäle von je 98,90 Quadratmeter Flächeninhalt
enthalten. Im ersten Stockwerk liegen die Wohnung des Lireklors
ind vier Zeichensäle von ebenfalls je 98,90 Quädratmeter, ein
Reservesaal von 71 Quadratmeter und ein Hörsaal von 43,70
Quadraimeter Bodenfläche. Im zweiten Stockwerk sind außer
derschiedenen noch zur Direktorwohnung gehörigen Zimmern, vier
zroße und zwei kleinere Zeichensäle von 98,90 bezw. 71 4am Boden—
läche untergebracht.
Es dürfte ans dem Vorstehenden leicht ersichtlich sein, welchen
Werth man auf die Zeichensäle gelegt hat; größere dürften bisher
in einer ähnlichen Anstalt kaum gefunden werden. Auf die ver—
chiedenen Gewerke vertheilen sich die Zeichensäle wie folgt: Die
Bauhandwerker erhalten vier Zeichensäle, die Maschinenbauer eben—
alls vier, die Dekorationsmaler zwei, für kunstgewerbliche Arbeiten
ind Zeichnen nach dem Gipsmodell ist je ein Saal vorgesehen.
Die zu bebauende Fläche wird 1046 Qnadratmeter betragen, die
Kosten des Gebäudes sind auf 252 000 Meark veranschlagt, so daß
das Quadratmeter bebaute Grundfläche rund 241 Meark kosten
vird. Der Bauplatz selbst wird, das Quadratmeter nach der für
die betreffende Gegend zutreffenden Taxe von 35 Mark berechnet,
mit rund 71000 Mark in Rechnung gestellt.
Die Hinterfronte soll einfach in besseren Ziegelsteinen im
Rohbau aufgeführt werden, während die Hauptfronte nach der
Ringstraße hin einen edlen dentschen Früh-Renaissancestyl zeigen
vird. Außer zwei kleineren Thürmchen an den risalitartig vor—
pringenden Seitenbauten wird über dem Portal ein kleiner Glocken—
hurm sich erheben, der gleichzeitig die Schuluhr aufnehmen soll.
In zwei neben dem Portal angebrachten Nischen sollen allegorische
Figuren, den Maschinenbau und die Baukunst darstellend, Aufnahme
sinden. Das ganze Gebäude trägt einen würdigen, ruhigen Cha—
rakter, die Bestimmung desselben ist auch in den Façaden in glück—
ichster Weise zum Ausdruck gelangt. Ist der vom Stadtbaumeister
Weyer in Köln aufgestellte Entwurf zur Ausführung gelangt, so
wird er unstreitig eine Zierde des ganzen Stadttheiles sein.
Es ist denn auch zu hoffen, daß sich mit dem Beginn dieser
Bauarbeiten eine lebhaftere Bauthätigkeit im südwestlichen Theile
der Neustadt entwickeln wird. Fuͤr das weiter nach Süden gele—
gene Gelände, insbesondere das sogenannte „Villenter rain“ regt
ich auch jetzt endlich die Kauflust. Das Letztere wird unstreitig
demnächst zu den anheimelndsten, reizendsten Punkten der Neustadt
gehören. Hier, in der Nähe der historisch denkwürdigen Ulrepforte,
heschattet von einer prachtvollen, Jahrhunderte alten Lindenallee,
verden zwischen dieser und der alten Wallstraße nur Baustellen
für Häuser mit Vorgärten verkauft. Diese villenartigen Wohn—
jäuser, entweder ganz freistehend, oder zu je zweien mit der
Giebelmauer zusammenstoßend gedacht, werden also zwei Ausgänge
erhalten, je einen nach der Altstadt und einen durch die Vorgärten
iach der Linden-Allee. Zwischen dieser und der schönen Ringstraße
jat die städtische Verwaltung bereits geschmackvoll ausgeführte
Järtnerische Anlagen, von kleinen Wasserläufen durchzogen, mit
Kaskaden und Springbrunnen belebt, aulegen lassen. Im heißen
Sommer werden die Ktiesenbäume weithin über die idyllische lange
Häuserzeile ihre kühlen Schatten werfen. Merkwürdigerweise waren
dis jetzt noch wenig Geboie auf diese Baustellen gemacht worden,
ie allerdings auch noch nicht öffentlich zum Verkauf ausgestellt
vurden, sondern unter der Hand vergeben werden sollten. Es
vurde daher bereits vor längerer Zeit der Vorschlag gemacht, die
Stadt solle selbst einmal dort ein Haus errichten, um durch ein
Beispiel zu zeigen, wie herrlich sich gerade diese Stelle zu Neu—
yauten eignete. Es würden sich dann schon bald Nachjolger finden,
zumal die Taxe für den Grunderwerb in Folge der beschränkenden
Baubestimmungen äußerst niedrig bemessen ist. Auf diesen Vor—
chlag sind denn auch neuerdings die Stadtväter eingegangen, indem
ie beschlossen, auf diesem Villenterrain ein einfaches, aber durch—
rus solides und geschmackvolles Villenhaus für eine einzelne Fa—
nilie zu errichten. Dasselbe soll die Diensträume und den Haus—
tand eines Polizeikommissars aufnehmen und in nächster Zeit in
Angriff genommen werden.
Bei dieser Gelegenheit machen wir noch die interessirten
Kreise darauf aufmerksam, daß in nächster Zeit wieder ein größerer
jffentlicher Verkauf von Bauterrains in der Neustadt Köoln statt⸗—
änden soll, wobei unter Anderen auch viele Baustellen in der
vorhin beschriebenen Stadtgegend unter den Hammer kommen.
Die Bauthätigkeit in der Neustadt ist im Allgemeinen noch
mmer eine außerordentlich fruchtbare, wie eine zweite in diesem
Jahrhundert in Köln noch nicht dagewesen ist. In der Neustadt
vurden über 190, in der Altstadt etwa 240 Neubauten in den
)rei ersten Quartalen 1884 in Angriff genommen, also zusammen
etwa 430 Bauten, darunter etwa 270 Wohnhäuser, während das
janze Jahr 1865 nur 235 und 1871 (Beginn der sogenannten
—AVVV
In der Neustadt entstanden innerhalb dreier Jahre schon rund
130 Neubauten und zwar wurden etwa drei Viertel derselben auf
»em städtischen, ehemaligen Festungsterrain einschließlich der Wall—
traße, etwa ein Viertel auf Privatterrain errichte. Ob es vom
rolkswirthschaftlichen Standpunkte richtig ist, daß diese Gebäude
ast ausschließlich in reichster Ausstattung, meist als wahre Pracht—
»auten aufgeführt wurden, wollen wir dahingestellt sein lassen.
Jedenfalls ist trotz der erfolgten Fertigstellung einer so bedeutenden
Anzahl neuer Häuser ein Sinken der Miiethspreise noch immer
iicht wahrzunehmen und wird auch wohl, da die Häuser an den
his jetzt fast ausschließlich bebauten Riugstraßen weniger auf den
Mittelstand berechnet sind, nicht eher eintreten, bis das Privat—
errain und namentlich der Süden der Stadt mehr aufgeschlossen
st, wo man hoffentlich auch dem kleinen Mann etwas mehr Rech—
ung trägt.
Nicht zu leugnen ist aber, daß die Prachtbauten in der
Neustadt wesentlich dazu beigetragen haben, auch dem Geschmack
in den älteren Stadttheilen eine bessere Richtung, wie zur Zeit
»es langweiligen Kasernenstyls vorzuschreiben. Allenthalben in den
Straßen der Altstadt schaut man wahrhaft monumentale Bauten,
vorüber wir uns noch weitere Berichte vorbehalten. Wesentlich
ur Verbesserung der Altstadt trägt das in den letzten Dezennien
esonders gepflegte Bestreben der Stadtverordneten bei, die engen
Straßen dem großen Verkehr entsprechend zu verbreitern. Was
n dieser Beziehung geleistet worden, kann man am besten aus
ver Thatsache entnehmen, daß auf der Hochstraße, der Haupt—
serkehrsader Kölns, die Stadt den Quadratmeter mit 690 Mark
»ezahlen muß, um in den Besitz des erforderlichen Verbreiterungs
errains zu gelangen. Hieraus und aus dem Folgenden ersieht
nan am besten, wie sehr die befestigten Städte gegenüber den
ffenen Plätzen im Nachtheil sind. Die Einwohnerzahl Kölnus ist
rotz der außerordentlich bevorzugten Lage der Stadt durchschnitt—
ich seit den zwanziger Jahren noch nicht um 2000 Einwohner
ährlich gestiegen. Die mit großen Opfern errungene Hinaus—
chiebung der Festungswerke wird der Metropole der Rheinproviuz
ine Ausdehnung auf nicht weit über 300000 Einwohner gestatten,
»a durch die Eisenbahn und die Bahnhöfe ein erheblicher Theil
ser Neustadt in Anspruch genommen wird. Zur Zeit hat Köln
jereits über 160 000 Einwohner und es ist zu erwarten, daß bei
sem in den letzten Jahren erfolgten Aufschwung aller Verhält—
nisse der Festungsgürtel nur zu bald sich in drückendster Weise
ühlhar machen wird. Wie anders liegen die Verhältnisse in
sffenen Städten, beispielsweise Düsseldorf, Die städtischen Ver—
valtungen daselbst, wo jährlich die Bevölkerung um etwa 4090
Finwohner steigt, beabsichtigen einen Bebauungsplan aufzustellen,
»er auf i/ Million Seelen berechnet ist. Man ist gegenwärtig
nit der Aufstellung der Grundzüge zu diesem Plaue beschäftigt.
Indem wir Kölner ein gewiß berechtigtes Gefuühl des RNeides
interdrücken, hoffen wir, daß dieses Unternehmen für unsere Nach—
varstadt den Beginn einer glücklichen Periode neuen Auischwungs
auf allen Gebieten einleiten möge! —P-—
München. Das Blockhaus, das König Ludwig Il. von
Bayern hart an der österreichischen Grenze erbant und mit un—
mittelbarer Beziehung anf Wagqner's Nibelungen als Hundinq—