Wohnhaus des Herrn Direktor Zilkens in Ehrenfeld bei Köln.
Wohnhaus des Herrn Direktor Silkens
in Ehrenfeld bei Köln.
(Hierzu 12 Fig.)
III.
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z em, die Trittstufen 5 cm, die Setzstufen 2,5 em stark ange—
ommen werden: das Geländer wird aus gedrehten Traillen und
pnpen aus Eichenholz mit profilirtem, volirtem Handgriff ge—
ildet.
Die inneren Thüren, Fenster, Verschläge und Fußleisten sind
rus gutem Tannenholz in üblicher Weise hergestellt, mit Oelfarben—
instrich versehen und holzartig gemalt; die äußeren Thüren und.
Fenster, über welche wir uns ebenfalls eine besondere Veröffent—
ichung an der Hand von Detailzeichnungen vorbehalten, sind da—
gegen aus Eichenholz gearbeitet und erhalten einfach einen Anstrich
»on Leinölfirniß unter geringem Farbezusatz, welcher die natür—
ichen Holzfasern durchscheinen läßt. Die Schlosser-, Glaser- und
Tapeziererarbeiten zeigen keine besonderen Eigenthümlichkeiten und
ürften hier füglich übergangen werden. Die Behetzung der
Räume geschieht in der am Rhein allgemein üblichen Weise durch
eiserne Oefen.
Der bei der beschränkten Baustelle nicht allzun reichlich ver—
bleibende Hofraum hat ein Pflaster aus harten, flachseitig ge—
legten Ziegelsteinen in Sandbettung erhalten. Die Fugen des
Pflasters sind mit Traßmörtel ausge—
gossen. Auf dem Hofe wurde ein etwa
5mn tiefer Brunnen für Trinkwasser
angelegt und mit einer Saugepumpe ver—
sehen. Eine zweite Pumpe wurde zur
Hebung des in dem Regensarg ange—
ammelten Tagewassers, das besonders zur
Wäsche verwendet wird, aufgestellt. Die
Entwässerung des Grundstucks erfolgte
nach einer sogenannten Schlinggrube,
einem gemauerten Brunnenkessel von 1 m
Durchmesser, der bis auf den groben
sKies geführt, die Abwässer in den Unter—
zrund versickern läfzt. Um die festen
Stoffe, die die Abwässer mit stch führen,
möglichst von der Schlinggrube abzu—
halten, wird in der Regel vor derselben,
don ihr durch ein Schutzgitter getrennt,
eine sogenannte Vorsenke angelegt, in der
sich die vom Wasser mechanisch mitge—
führten Stoffe niederschlagen sollen, so
daß wenigstens eine gewisse Reinigung
der Abwässer erzielt wird. Hierbei ge—
iangen aber dennoch naturgemäß eine
große Menge der, meist am schädlichsten,
fein vertheilten Verunreinigungen der
Abwässer in die Schlinggrube und be—
virken oft in kurzer Zeit eine vollständige
Verschlämmung derselben. Wird dann
nuch der niedergeschlagene Schlamm in
Vorsenke und Schlinggrube von Zeit zu
Zeit beseitigt, der grobe Kies auf der
Sohle der letzteren erneuert, so ist leider
hierbei doch nicht zu vermeiden, daß der
Untergrund allmälig in bedenklichem
Maaße verjaucht wird, da die mitge—
führten Verunreinigungen des oft unter
hohem Druck stehenden Wassers weit in die Voren des Erdreichs
gedrängt werden.
So wenig diese Anlage aber auch den Ansprüchen einer ver—
nünftigen Gesundheitstechnik entsprechen mag, so läßt sich leider
»orläufig in Ehrenfeld keine bessere Entwässerung herstellen, da
eine geregelte Kanalisation zur Hausentwässerung in dem industrie—
reichen Orte noch vollständig fehlt, auch wohl nur unter Anwen—
zung ganz bedeutender Mittel zu erzielen sein wird. Zwar wurde
vor einiger Zeit in der Stadtveror dneten-Versammlung durch den
Bürgermeister Jesse der Vorschlag gemacht, durch eine Kanalisirung
jedenfalls wohl eine Schwemmkanalisation?) der ganzen Stadt in
ziesen mißlichen Verhältnissen Besserung zu schaffen. Die unge—
ähren Kosten der Anlage wurden hierbei auf 45500000 Mark,
die im Wege einer Anleihe beschafft werden sollten, veranschlagt
und man schlug vor, vorläufg ein generelles Projekt, das 4 bis
500 Mark kosten sollte, ausarbeiten zu lassen, auf Grund dessen
dann die Anfertigung eines speziellen Planes folgen könne. Ob
ich jedoch die Ausführung dieser Idee so leicht, wie man in Ehren—
seld zu glauben scheint, verwirklichen läßt, ob man namentlich mit
den genannten Summen den beabsichtigten Zweck auf eine Reihe
jon Jahren erreichen wird, möchten wir doch sehr bezweifeln. Von
»er winzigen Summe zur Projektbearbeitung, die doch ein genaues
ostspieliges Nivellement voraussetzt, das nicht nur die ganze Stadt
nit ihrer künftigen Ausdehnung, sondern auch das, oder die Ter—
rains nach weichen die Entwässerung beabsichtigt wird, umfaßt,
Die Balkenfache, sowie die zangenartigen Hölzer über den
Dachgeschoßkammern wurden mit eichenen Knüppeln ausgestaakt,
gelehmt und bis zur Oberkante der Balken mit trockener Koaks—
ische verfüllt. Die Decken wurden ortsüblich in der Weise her—⸗
gesiellt, daß die Unterflächen der Balken mit sogenannten „Pliester—
atten“ von schwalbenschwanzförmigem Querschnitt benagelt wurden,
anuf welche dann der Putz in Heukalkmörtel aufgebracht, mit Haar—
alkmörtel aufgezogen und glatt gerieben wurde. Die besseren
Räume haben dann noch in der im Durchschnitt (Fig. 4) ange—
deuteten Weise Stuckvouten und Miittelrosetten erhalten. Die
Wände sämmtlicher Stockwerke wurden mit glattem Putz versehen,
iur die Bodenraumwände wurden berappt und mit Kalkmilch ge—
weißt.
Die Vorderfront ist in den Formen
einer edlen vornehmlich hellenisirenden
Renaissance gehalten, wobei jedoch dem
heutigen Geschmack entsprechend verschie⸗
zene Motive der deutschen Renaissance
Verwendung fanden (vergl. Figur 9).
Da wir uns über dieselbe noch eine be—
ondere Veröffentlichung an der Hand
zrößerer Detailzeichnungen für eine der
zächsten Nummern vorbehalten, wollen
vir hier vorläufig nur bemerken, daß
die Gliederungen, von Einzelheiten ab—
gesehen, durch Cementputz hergestellt, die
ibrigen Flächen aber mit feinen rothen
Ziegelsteinen verblendet wurden. Eine
gleiche Verblendung erhielten die beiden
Brenzgiebel, soweit sie über die Dächer
zer Nachbargebäude reichten. Die Hof—
ronten (vergl. Fig. 4 und 5 wurden
chlicht, nur mit wenigen Ziegelstein—
Besimsen, vorkragenden Schichten ⁊c. be—
ebt, aus den aussortirten, besseren Hin—
ern.. 33steinen aufgemauert, sauber
inter Zusatz von Salzsäure abgewässert,
ind mit gesärbtem Traßmörtel ausge—
ugt. Eine besondere Zierde der Hof—
ronten hätte die Wand an der Passage
'vergl. Fig. 4) bilden können, für welche
der Verfasser dieser Zeilen die ausführ—
ichsten Anweisungen unter Beifüguag
»on Skizzen gegeben hatte. Es sollte
sjier durch Profiliren der Balkenköpfe,
hurch Fasen und Ausschneiden der übrigen
Hölzer in der im Schnitt nach a-b
Fig. 4) angedenteten Weise eine echte,
sefaͤllige Holzarchitektur Verwendung
finden. Hätte dann das Holzwerk, sowie
der die Wand unterstützende schmiedeeiserne Walzträger einen ent—⸗
sprechenden Austrich erhalten, wären die wenigen verbleibenden
Befache zwischen den Hölzern, mit den von der Vorderfront er—
übrigten Blendsteinen ausgemauert und die Fenster mit einfach
zemüsterten bunten Scheiben verglast worden, so hätte sich hier
nit wenigen Mitteln eine überraschende Wirkung erzielen lassen.
Leider aber wurde diese, schon eine geschicktere Hand erfordernde
Zimmerarbeit einem außerordentlich stümperhaften „Meister“ über—⸗
ragen, auch von dem die Arbeiten selbst überwachenden Banherrn
vohl jedenfalls verabsäumt, diesem Manne die ertheilten An—
weisungen und Skizzen mitzutheilen, so daß unsere Leser wohl
schwerlich in dem so entstandenen Bauwerk das Bild unserer
Fig. 4 wiedererkennen würden.
Es dürfte nun noch erübrigen, einige Worte über den eigent⸗—
lichen inneren Ausbau, soweit wir ihn nicht bei dem Rohbau schon
eꝛrwähnt haben, mitzutheilen.
Die Treppe ist aus gehobeltem, möglichst astfreiem Buchen—
solz hergestellt. Diese Holzart eignet sich bei verständiger Bear—
heitung und Unterhaltung, wenn namentlich das zu nasse Scheuern
»ermieden wird, und das Holz einen guten Oelanstrich erhält,
zanz besonders zum Treppenbau, empfiehlt sich auch namentlich
»eshalb, weil Buchenholz bedeutend billiger ist, als das sonst zu
ziesem Zwecke in der Gegend von Köln allgemein verwendete
Eichenholz. Die Stufen der eingestemmten, sauber gekehlten und
»erleisteten Treppe haben 1 w Breite erhalten, die Wangen sind
Fig. 9. Vorder⸗Ansicht.