Das neue Rathhaus in Kaufbeuren
Das neue Rathhaus in Kaufbeuren.
(Hierzu 6 Abbildungen.)
Die alte Stadt Kaufbeuren, Bezirksamt des bayerischen bare Zeit genügenden Neubau aufzuführen. Wie sein Vorgänger,
Regierungsbezirks Schwaben, an der Wertach, einem von den hat sich denn auch in der Folge der gegenwärtige Bürgermeister
Allgäuer Älpen in flinkem Lauf dem Lech zueilenden Nebenflusse, der Stadt, Friedrich Bechschmied, wesentliche Verdienste um das
und der altberühmten, von Venedig über den Brennerpaß, über Zustandekonimen des reizvollen Bauwerks, namentlich um dessen
Füßen und Kempten nach dem Herzen Deutschlands, nach Böhmen, würdige Ausgestaltung, erworben.
Maͤhren und Schlesien führenden Landweg gelegen, heute Station Der ehrenvolle Ruf, einen Entwurf zu diesem Ratbhause
der Kempten mit Augsburg und München verbindenden Eisen- aufzustellen, erging au den, Prefessor Georg Hauberrisser in
bahn Hof-Lindau, mit bedeutender Fabrikthätigkeit — Baum— Muͤnchen, der unseren Lesern bereits durch seine zahlreichen Preis—
wollspinnerei- und Weberei, Bleicherei und Färberei, sowie bewerbungen und Bauausführungen bestens bekannt sein wird
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Fig. 1.
Irdgcgchoss.
Fig. 2.
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bauung eines neuen Rathhauses in Aussicht genommen, da der
alte Bau für den Verwaltungsdienst des mächtig aufstrebenden
Gemeinwesens nicht mehr den bescheidensten Ansprüchen genügte.
Namentlich hatte sich in Kaufbeuren, das gegenwärtig etwa
3000 Einwohner zählt, auch in neuerer Zeit, wie in mehreren
anderen bayerischen Plaͤtzen, z. B. Augsburg, Kempten, Burgau,
Nördlingen und Memmingen, der Großhandel des Getreidever—
kehrs bemächtigt und dadurch der Stadt zu neuem Aufschwung
verholfen. Besonders thätig wirkte der damalige Bürgermeister
und jetzige königliche Domainen-Administrator in Aschaffenburg,
Joseph Scholz, für die Sache des Rathhausbaues, und seinen
energischen Bemühungen war es wohl auch hauptsächlich zu
danken, daß der Magistrat von Kaufbeuren im Jahre 1876 be—
schloß, das alte, am Ende des alterthümlichen Marktplatzes, Ecke
der Rosengasse gelegene Rathhaus abzubrechen und an derselben
Stelle einen stattlichen, den Bedürfnissen der Stadt für abseh—
Pig. 4.
Wir wollen hier nur an den außerordentlich malerischen und
chön empfundenen Entwurf zum Deutschen Reichstagshause mit
einen reich verzierten Giebeln, Erkern und Thürmchen, seinem
nächtigen Belfried an der Südwestecke des Gebäudes erinnern,
der sich seiner Zeit von allen Seiten vielfacher Anerkennung zu
exfreuen hatte; wir erinnern an seinen reizvollen Entwurf zum
Rathhaus für die „Weltkurftadt“ Wiesbaden, wie die Bewohner
dieser Stadt ihre anziehende Heimath mit Vorliebe zu nennen
pflegen — ein Entwurf, der sich durch einen außerordentlich klaren
Brundriß auszeichnete und der sich, wie auch der hier vorgeführte
Rathhausbau, in den Formen der deutschen Renaissance bewegte,
dessen flott und reich durchgeführte Außenfronten ebenfalls in
ämmtlichen Gliederungen Sandstein-Architektur, in den Flächen
aber, mit Rücksicht auf die knapp bemessenen Mittel, Ziegelroh—
hau zeigte. (Vergl. „Zeitschrift für Baukunde“, Jahrgang 1884.
Seite 124 und Blait J und 2der Zeichnungen, ferner „Deutsche
Bauzeitung“ Jahrgang 1882, sowie „Eentralblatt der Bauver