263
um Brande der Partier komischen Oper
64
valtung“ Jabhrgang 1882 Seite 388 ff.) Endlich machen wir
ioch besonders aufmerksam auf das stattliche neue Rathhaus am
Marienplatz, Ecke der Dünerstraße in München, welches in treff—
licher Gothik durchgeführt ist und mit seinem Sandstein-Mittel—
hau mit dreitheiliger Erkerlaube und hohent, von Standbildern
und herrlichen Verzierungen reich belebten Giebel außerordentlich
zur Erböhung der malerischen Wirkung des alterthümlichen
Schrannenplatzes“ beiträgt, auch im Inneren in Decken, Wand—
äfelungen mit Gemälden von hohem künstlerischen Werth dar—
iber, mit Kaminen, Kronleuchtern und Möbeln bis herab zu
den reizenden Schreibzeugen der ebrwürdigen Rathsherren trefflich
m Stile des ganzen Bauwerks durchgeführt ist und dem Namen
Hauberrisser's für alle Zeiten einen Ehrenplatz in den Annalen
der Deutschen Baukunst sichern wird.
Nachdem der Entwurf Hauberrisser's die Genehmigung des
Magistrats erlangt hatte, wurde dem Meister auch im Jahre 1877
die Ausführung des Neubaues übertragen. Das Rathhaus
wendet, wie aus den Grundrissen (Abb. 1254) und der betreffen—
den Ansicht (Abb. Gein nächster Nr. ) ersichtlich ist, seine kürzere Front
dem Marktplatz, seine längere einer auf diesen führenden Neben—
traße, der Rosengasse zu und hängt nur in letzterer mit einer
geschlossenen Häuferreihe zusammen. Die Bedingungen für die
Zuführung von Luft und Licht waren demnach sehr günstig, fie
sind denn auch von dem Architekten bei Anordnung seines Grund—
cisses ebenso geschickt ausgenutzt worden, wie er es verstanden
zat, die aus der Schiefwinkligkeit des Grundstücks hervorgehen—
den Schwierigkeiten zu lösen.
Das Gebäude besteht außer dem Kellergeschoß und dem reichlich
zusgebauten Dachgeschoß aus drei, vollständig durchgebenden Stock—
verken. Im Kellergeschoß (Abb. 1) sind außer den nöthigen
Rebenräumen die Feuerwache und der Spritzenraum mit vier
breiten Ausgängen nach der Rosengasse zur möglichst schleunigen
Bereitstellung der Feuerwehr untergebracht; außerdem führt an
der linken Giebelseite der Rosengassenfront eine Durchfahrt von
2,60 m Thorweite unmittelbar nach dem durch die Eigenart des
Eckgrundstücks bedingten, verhältnißmäßig kleinen Hofraum, der
inn dem hinteren Theile noch verbleiben konnte. Sehr geschickt
iind die sämmtlichen Eingänge an der Rosengasse dem vom
Markte ab stark fallenden Gelaͤnde angeschmiegt, den praktischeun
Bedürfnissen zweckmäßig Rechnung tragend (vergl. Abb. 5). Auf
dem Hofe, bezw. im Keller, sind noch eine Waschküche und die
aöthigen Abtritte, sowie ein durch alle Geschosse durchreichender
kleiner Ruum a zum Trocknen der Spritzenschläuche an passenden
Stellen angeordnet. Letzterer ist, wie aus den Grundrissen er—
ichtlich, durch drei Rohre reichlich gelüftet.
Ein zweiter Spritzenraum im Erdgeschoß (vergl. Abb. 2)
sst von der Marktieite aus durch ein breites Thor zugänglich
gemacht worden, indem an der betreffenden Stelle das Gelände
»ereits bis nahe an Erdgeschoßhöhe angestiegen ist. Die Mitte
der Marktfront nimmt eine stattliche, dreiarimige Freitreppe ein,
deren Läufe ebenfalls dem Gelaͤnde folgend, 'eine verschiedene
Anzahl von Stufen erhalten mußten. Ueber diese Freitreppe
erreicht man dann durch das reich und anmuthig ausgebildete
Hauptportal die geräumige Eingangshalle, an welcher sich in
ehr übersichtlicher Weise unmittelbar nach hinten, durch eine
Erweiterung der edel und maßvoll gehaltenen Halle verbunden,
die breite dreiarmige Haupttreppe, seitlich ein zur Nebentreppe
rührender, gut beleuchteter Seitenflur, der auch nech die aus—
reichende Breite von über Z m erhalten hat, anschließt. An
der Rosengasse liegen dann die Polizeiwache dicht am Haupt—
eingang, die Räume für Registratur, Archiv und das Leihamt,
hinten am rechten Seitengiebel der Marktlfront ein Requisiten—
aum und ein Arrestlokal. Die verbleibenden kleinen Räume
nach dem Hofe bin sind zu Abtritten u. s. w. zweckmäßig aus—
zenutzt.
Im ersten Stockwerk (Abb. 3) sind hauptsächlich die Räume
ür den inneren städtischen Verwaltungsdienst untergebracht,
ämmtlich, wie auch die Zimmer des Erdgeschofses, unnttelbat
von den trefflich ausgebildeten Iiuren aus zugänglich. In der
Hauptachse nach dem Markt zu hat der Bürgermeister in einem
chönen, mit Balkon geziertem Raum seinen Sitz, einerseits
chließt fich an Enen Raum das Bureau der Stadtschreiber,
die Kasse und das Zimmer des Rechtsrathes an andererfeits
nach der Rosengasse zu ein Vorzimmer. daß Sseudegnnin vudß
ein weiterer Raum für Registratur und Archiv, letztere beiden
Zimmer durch ein geräumiges Vorzimmer getrennt.
Ueber dem Vorzimmer des Bürgermeifsters liegt im zweiten
Stockwerk (veragl. Abb. 4) ein gleichartig ausgebildeter Raum,
velcher die beiden, für die städtische Verwaltung erforderlichen
Sitzungssäle, und zwar am Markt den Sitzungssaal für die
vemeinde-Bevollmächtigten, nach der Rosengasse den für den
Magistrat scheidet. Außerdem finden sich in diesem Geschoß
noch das Forstamt, sowie zwei Räume für den Stadtbaumeister.
Daß auch hier, wie im ersten Stockwerk, die erforderliche Anzahl
von Abtritten vorgesehen ist, ist wohl selbstverständlich.
(Schluß folgt.)
— F J 17—
Zum Brande der Pariser komischen Oper.
Non A. de Slavin.
Man sollte glauben, daß nach den bitteren Erfahrungen bei
dem Brande des Wiener Ringtheaters die sämmtlichen haupt—
tädtischen Bühnenleitungen Europas eine praktische Nutzanwen—
»zung aus diesem fürchterlichen Brandunglück gezogen hätten und
ür die Zukunst derartige Katastrophen unmöglich wären. Dem
st leider, was Paris anbetrifft, nicht so.
Der jüngste Brand der hiesigen komischen Oper, bei dem
iber 200 Menschen zum Theil verbrannt, zum Theil verwundet
vurden, beweist von neuem, daß alle, in kechnischer Beziehung
Jetroffenen Schutzvorrichtungen und Vorsichtsmaßregeln gegen—
iber einem universellen Bühnenschlendrian ohnmächtig sind, und
daß, so lange nicht diesem eingewurzelten internationalen Uebel
nergisch auf den Leib gerückt wird, Theaterbrände, selbst bei den
ollkommensten technischen Einrichtungen im Innern der Theater,
ernerhin vorkommen müssen. Wenn man bedenkt, daß die Pariser
ontische Oper, die Gasbeleuchtung ausgenommen, mit allen zum
SZchutz gegen Feuersgefahr nur irgendwie existirenden Mitteln
er Neuzeit, als: eiserner Vorhang, Imprägnirung der Deko—
ationen, verschiedenes Licht, nach außen sich öffnende Thüren
»er Ausgänge, permanente Feuerwache, Wasser in Ueberfluß in
illen Etagen n. s. w, versehen war, so erscheint es in der That
inerklärlich, daß trotz alledem so viele Menschen ihr Leben ver—
ieren konnten.
Allerdings muß hier gleich vorweg erwähnt werden, daß der
iserne Vorhang, dieses sehr fragwürdige Schutzmittel, im ent—
cheidenden Augenblicke sich nicht von der Stelle rührte und nicht
unctioniren wollte (wahrscheinlich, weil er längere Zeit hindurch
till stand), daß die allerorts angeschlagenen Polizeivorschriften
m Falle eines Brandes von Niemandem befolgt wurden und
aß die auf der Bühne dienstthuenden Pompiers lange nicht in
iusreichender Anzahl vorhanden waren, auch über so aut wie
jar kein Rettungsmaterial verfügten.
Die viel zu spät nach Ausbruch des Brandes eingetroffene
Feuerwehr, bei der sich eine gewisse Zögerung und Ungeschick—
ichkeit in der Handhabung der großen Rettungsleitern erkennen
ieß, leistete zwar nach Ueberwindung dieser Hindernisse Un—
nenschliches und rettete sicherlich noch viel Menschenleben, konnte
s aber nicht verhindern, daß viele Menschen, durch Rauch und
ditze getrieben, von den Ballustraden und Gesimsen in die Tiefe
prangen und dort ihren Tod fanden; Springtuͤcher oder der—
zleichen waren nicht vorhanden, da man es hier eben für un—
nöglich hielt, daß Theaterbrände nach allen den vorangeführten
Sicherheitsmaßregeln noch jemals derartige Dimensionen hätten
innehmen können. Die Ursache des Brandes ist, wie ja zu—
neist, das Gas; eine vom Winde bewegte, nicht imprägnirte
Dekoration soll einer Gasflamme zu nahe gekommen und der—
art der Brand entstanden sein, der sich dann mit Blitzesschnelle
iber den oberen Bühnentheil weiter verbreitet hat. Es ist in
der That unverantwortlich, daß nach den bisherigen Erfahrungen
ind da statistisch nachgewiesen, daß jedes durch Gas erleuchtete
zrößere Theater früher oder später schon gebrannt hat, respektive
noch brennen wird, noch Gasbeleuchtung seitens der Behoörde in
Theatern, Concertsälen, überhaupt an jedem Ort, wo sich größere
Menschenmassen zusammenfinden, geduldet wird.
Will oder kann man dem Gasmonopol nicht beikommen,
so sollten wenigstens alle öffentlichen Theater ꝛc. folgende, in die
ANugen springende Aufschrift traagen: Dieses Theater ꝛc. genünt