Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

Der feuersichere Patentputz zur Herstellung von Decken und freitragenden Wänden von C. Rabitz in Berlin. 22 
Der feuersichere Patentputz zur Herstellung von Decken und freitragenden Wänden 
von C. Raobitz in Berlin. 
(Peit 6 Fig.) 
(Fortsetzung.) 
Ganz vorzüglich eignet sich das Rabitz'sche Verfahren aber 
auch zur Herstellung freitragen der Wände. Nicht nur die 
dünnen Zwischenwände zur Abarenzung kleinerer Nebenräume, 
wie Speisekammern, Klosets u. dergl, die bisher meist als Bohlen— 
oder Bretterwände hergestellt werden, dann aber ebenso wie die 
mit Holz geschaalten Decken vielfach unangenehme Putzrisse zeigen, 
sondern auch die leichteren Wände zwischen den eigentlichen 
Wohnräumen, die oft keine unmittelbare Unterstützung auf tiefer 
liegenden Mauern finden können, sind zweckmäßig nach Rabitz'schem 
Patent (D. R. P. Rr. 45090) auszuführen. Namentlich beim 
Ausban von Waschküchen und ähulichen Wirthschaftsräumen, 
zur Herstellung von gewerblichen Anlagen, wie Rauchkammern 
u. dergl., oder kleineren Wohnungen im Dachgeschoß, sind diese 
Wände sehr zu empfehlen. Durch ihre geringe Stärke von 5 
bis 6 cem bei Höhen bis zu 5,00 m und darübrer ist mit der 
Ausführung von Rabitz'schen Wänden zugleich eine beträcht— 
liche Raumersparniß verbunden, da eine 45 Stein starke 
massive oder gesprengte Wand mit beiderseitigem Putz doch 
immerhin schon eine Stärke von 16 bis 18 cm aufweist, wobei 
letztere Wand aber immer noch als feuergefährlich zu betrachten 
ist und in vielen Fällen seitens der Baupolizei als unzulässig 
betrachtet wird. Da die Rabitz-Wände aber in Hinsicht der 
Feuersicherheit einen vollständigen Ersatz für massive Mauern 
beten, ist die geringe Stärke derselben namentlich dort von 
großer Bedentung, wo des theuren Bauterrains wegen jede 
Raumverschwendung vermieden werden muß, also besonders be— 
kleineren Grundstücken, wie sie sich so vielfach innerhalb älterer 
Städte, vor Allem in Festungen, finden. Man bedenke nur 
beispielsweise, daß die polizeilichen Vorschriften auch in den 
meisten dieser Städte zur Einfassung des Treppenhauses feuer— 
sichere Wände verlangen, die bei Ausführung in massivem 
Mauerwerk bei arößerer Höhe des Gebändes durchweg mindestens 
1 Stein (25 cm) stark sein müssen und daher viel mehr Raum 
eanspruchen, als dem Bauherrn in den meisten Fällen lieb ist. 
Für die Herstellung freitragender Wände wird ein 
Drahtgewebe von 20 wm Maschenweite an den Wänden, der 
Decke und dem Fußboden durch ein 1cm starkes, angeflochtenes 
Rundeisen in ähnlicher Weise wie bei den Decken straff ange— 
spannt und der Putz in etwa 5 cm Gesammistärke angebracht. 
Auch können leichte, durch Diagonalstäbe genügend ausgesteifte 
Rahmen von Winkeleisen mit dem Drahtgewebe bespannt werden 
An den Winkeleisen wird das Gewebe mittelst eingenieteter 
Haken befestigt und beiderseits mit Putz beworfen. Erhalten 
die Wände Thüren, so werden die Thürgerüste in gewöhnlicher 
Weise als Holzzargen eingesetzt oder besser, zur Erhöhung der 
Feuersicherheit, ebenfalls aus Winkeleisen hergestellt. Bei sehr 
großen Wandflächen werden in entsprechenden Abständen stärkere 
Drähte besonders gespannt und mit dem Gewebe verflochten. 
Die Wände werden entweder einfach in der vorgenannten 
Stärke von 5 cm oder doppelt in zwei einseitig geputzten 
Wänden zu je 3 cm Stärke mit 5 om starkem Luftzwischenraum 
hergestellt. Sie leiden auch erfahrungsgemäß beim hänfigen, 
starken Zuschlagen der Thüren nicht, da der Putz sehr fest haftet 
und die ganze Wand eine bedeutende Standfestigkeit erlangt. 
Besonders gut eignen sich auch die Rabitz'schen Wände zur Her— 
stellung solcher Wandtheile, in welchen Schlitze für Schiebethuͤren 
vorzusehen sind. Hat ein solcher Schlitz für zwei Thürtheile 
von je 4,5 cm Stärke unter Zurechnung eines Spielraumes 
oon 3 cm eine Weite von 12 6m, so eutsteht bei der Stärke 
des Putzes von je 5 cm eine Gesammt-Wandstärke von nur 
22 cm, währerd bei Herstellung der geringsten Mauerstärke 
von je , Stein hierzu mit beiderseitigem Putz etwa 42 cm 
Besammtwandstärke erforderlich wäre. 
Auch zur nachträglichen Herstellung feuersicherer Scheide— 
wände in fertigen Gebäuden ist der schnell trocknende Rabitz'sche 
Putz sehr zu empfehlen, wobei allerdings bei sehr hohen Dach— 
räumen z. B. besondere Verstärkungen der Wände durch Ver— 
stärkungsrippen u. dergl. erforderlich werden. Zu den genannten 
Zwecken hat die Rabitz'sche Wandkonstruktion schon wiederholt 
in öffentlichen und Privat-Gebäuden Anwendung gefunden und 
hat nach dem Zeugniß der betreffenden Baumeister gedgenüber 
den bisher gebräuchlichen Holzwänden namentlich den großen 
Vorzug gezeigt, frei von allen Putzrissen zu bleihen. Unter 
auderen wurden auch Waundtheile und Gewölhedecken in 
den Säulenhallen des Lichthofes im neu eröffneten Mu— 
fseum für Völkerkunde in Berlin in dieser Bauweise 
heigestellt: die Tonnen-Gewölbe sind dort über 4m 
veit gespannt und mit Stichtappen versehen. Durch die Her— 
tellung derselhen in der Rebitz'schen Patentmasse wurde in dieser 
Art ein neues Konstruktionsmaterial gefnuden. Auch sollen 
die Rabitz Wände, wie wir hören, bei dem nenen Meichs-Patent⸗— 
amte in Berlin, sowie beim Neubau des Regierungsgebäudes 
in Stade in ausgedehntem Maaße zur Herstellung von Zwischen— 
wänden ꝛc. in den oberen Geschossen vorgesehen sein. Wie wir 
unseren Lesern bereits auf Seite 525 des vorigen Jahrganges mit— 
theilten, hat sich auch die Bauverwalung des am 9. Okiober 
o. J. eröffneten Stadttheaters in Halle a. d. Saale in günstiger 
Weise über den Rabitz'schen Putz ausgesprochen, der bei diesem 
bedeutenden Monttinentalbau für den inneren Ausbau, ahweicheud 
von der bisher üblichen Weise, austatt des Holzes vielfich zur 
Anwendung gebracht wurde. Es wurden die Rangorüstangen 
in ihren zweifach geschlungenen Linten, sowie die stafenförmigen 
Fußböden und horizontalen Decken, ferner die Zwischenwände 
der Ränge, dann die Prosceniumslogen in all ihren Theilen, 
die Decken des Zuschauerraumes und die isolirenden Fußböden 
des Dachraumes darüber, die Decken des Erholungssaales, der 
Restaurationsräume und der Eintrittshealle, des Balletsaales, 
der Korridore, des Maschinen- und Kesselhauses, sowie endlich 
die gesammten Ventihations- und Heizkanäle, soweit die— 
selben nicht direkt im Manerwerk ausgespart werden konnten, 
in dieser Weise hergestellt. Ebenso wurde das Koulissenmagazin 
durch zwei große, darchgehende Rabitz Wände in drei gegen 
einander fenersicher abgeschlossene Theile zerlegt und die sämmt— 
lichen, zum Kuulissenmagazin und zur Bühne führenden Thüren 
benfalls aus Rahmen von Winkeleisen, die mit der Rabitz'schen 
Wandkonstruktion versehen wurden, hergestellt. Auch die zum 
zweiten Ranggeschoß führenden Treppen wurden in Stufen, 
Podesten und Brüstungen nach der Rabitz'schen Bauweise aus 
gebildet. 
Hierdurch wurde die Fertigstellung der genannten Bau— 
theile in ungemein kurzer Zeit ermöglicht und wegen der ver— 
hältnißmäßigen Leichtigkeit dieser Konstruktionsweise, sowie 
deshalb, weil sie sich bei sehr geringfügigen, überall möglichen 
Unterkonstruktionen bequem den gewünschten Architekturfornen 
anschmiegt, wurde die Ausführung ganz bedeutend erleichtert. 
Hätte man nicht das Rabitz'sche Verfahren angewendet, so 
vürden namentlich die feuersicher herzustellenden Heiz- und Lüf— 
tungskanäle vielfach ganz bedeutende und kostspielige Hülis— 
konstruktionen erfordert haben. 
Besonders günstig spricht sich der Zivil-Ingenieur und 
gerichtliche Sachverständige, Herr Stumpf in Berlin über die 
Verwendung des Rabitz'schen Patentputzes zur Herstellung von 
Heizkammern für Zeutralheizungen aus. Die Letzteren 
werden in der Regel aus hartgebranuten Ziegelsteinen hergestellt. 
Hierbei ist es aber unvermeidlich, daß bei den vielen Fugen 
des Maueuwerks durch die Einwirkung der Wärme kleine Theile 
des Miörtels abbröckeln und durch den starken Auftrieb der 
warmen Luft als Staub in die zu beheizenden Räume geführt 
werden. Zur Abhülfe dieses Uebetstandes für Wohnhäuser, 
deren Räume mit Teppichen, Portièren, Polster-Möbetin u. dergl— 
versehen sind, hatte Herr Stumpf bei besseren Ausfihrungen 
die Heizkammerwände mit Kacheln verblenden lassen. Wenn 
auch hierbei die Fugen enger waren und ein Abbröckeln von 
Verblendungs-Material nicht mehr stattgefunden hatte, so mußte 
doch von dieser Herstellung deshalb häufig Abstand genommen 
werden, weil die Kosten einer Heizung sich dadurch ganz be— 
deutend erhöhten uund die Schwierigkeiten einer sorgfältigen Ver— 
hlendung, namentlich der Decke, eine nicht geringe war. Herr 
Stumpf ließ daher wiederholt für Zentralheizungen die Heiz— 
ammern mit Radbitz'schen Patentputz herstellen und fand dabei, 
daß bei dem Auftrieb der warmen Luft kein Staub aus den 
deizkammern mitgerissen wurde und daß außerdem auch durch
	        

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