Mittheilungen aus der Praris
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) Das interessanteste der in neuerer Zeit entstandenen kreinen
Provinztheater ist das in vorstehendem Grundriß gezeigte neue
Stadttheater zu Preßbura, welches von den wiener Theater—
baumeistern Fellner und Helmer im vergangenen Jahre erbaut
wurde.
Die sparsamen konstruktiven Mittel, die dabei zur Anwendung
kamen, machen dasselbe für den Fachmann besonders beachtens—
werth, umsomehr, als in Deutschland mehrere Ausführungen von
ähnlichem Umfang in Aussicht stehen.
Die Disposition des Vestibules und der Treppen ist so
getroffen, daß dieselben für das Publikum in der Richtung der
Eingänge (die für die zu Wagen Kommenden und für die Fuß—
gänger vollständig getrennt sind) möglichst zentral liegen und in
der Richtung der Äusgänge eine derartige Dezentratisirung des
abströmenden Publikums zulassen, daß auf jede einzelne Treppe
im Durchschnitte nicht mehr als 110 Personen entfallen. —
Die 3,30 mäbreiten Logentreppen liegen zu beiden Seiten des
Zuschauerraumes und führen geradlinig bis zum 1. Rang. Die—
selben sind unterwölbt.
Die zu beiden Seilen des Haupt-Vestibül's liegenden, doppel—
armigen Z2om breiten Galerie-Treppen führen vom Vestibule aus
zu den Sperrsitzen des J1. Ranges, während dieselben, von den
Eingängen an den Seitenfacaden, bis zum 2. Rang empor—
geführt sind.
Die Galerien und Tribünen sind in Holz konftruirt und
ruhen auf eisernen Säulen; die Treppen sind sämmtlich ein—
gewölbt und die Gänge dort, wo sie auf Gewölben ruhen, in
Terrazzo gepflastert, die Gänge hinter den Logen, wo sie auf
Tramböden ruhen, mit Zementplatten belegt.
Originell und kühn ist die Trennung der Hinter- von der
Vorderbühne durch eine Mauer, deren konstruktives Hauptelement
ein über dem Harlekin eingebauter, 1 mm starker, riesiger Spitz—
bogen ist, an welchen mittelst Hängeeisen, die wieder Traversen
tragen, der ganze Malersaal aufgehängt ist; der untere Theil
dieses Bogens ist mit porösen Ziegeln ausgesetzt. Die Decke
des Zuschauerraumes, welche an den Dachstuhl gehängt ist,
wird von Pfeilern mit konsolartigen Ausgängen getragen und
ist in reicher, freiangetragener Stuckarbeit durchgeführt. Im
Grundton ist der Theatersaal weiß gehalten, die Gliederungen
sind vergoldet, die Logenvorhänge, die Polsterungen, sowie die
Logenfonds sind roth. Das Ganze macht einen vornehmen und
doch behaglichen Eindruck. Ueber der geräumigen Hinterbühne,
welche auch eine Pferderampe hat, liegt der Malersaal und über
diesem das mit einem flachen Holzzementdach abgedeckte Requisiten—
magazin. An der, der Bühne zugekehrten Wand des Maler—
saales befinden sich hart am Fußboden drei lange, schmale, eiserne
Klappen, durch welche die Dekorationen über Rollen auf die
Bühne hinabgelassen werden können. Diese Klappen sind für
gewöhnlich verschlossen.
Der Zuschauerraum hat 4 Ränge, auf welchen sich Plätze
für 1200 Personen befinden.
Luft ersetzt, welche duch den zweiten Kanal ebenfalls den Ofen
»affiren muß und erwärmt unter den Fußboden tritt. Da ein
zimmerofen, besonders Kachelofen, auch im Querschnitte nicht
zleichmäßig erwärmt wird, so isi es deshalb beim Anbringen
der Luftkanäle nicht erforderlich, daß der eine derselben als An—
augekanal der Wirkung des Feuers noch besonders ausgesetzt
vird. Es ist nur zu vermeiden, die beiden Luftkanäle neben—
inander gleichmäßig entweder der Stichflamme oder der nach—
leibenden Kohlengluth auszusetzen. Es können die Luftkanäle
ruch wechselweise wirken, und dies findet statt, wenn der eine
Kanal zuerst von dem Flammenfeuer stärker erwärmt wird, der
weite aber später, durch die zurückbleibende Kohlengluth erwärmt,
eine höhere Temperatur annimmt. Der Fußboden müßte natürlch
zu diesem ZIwecke neugelegt werden, um die in den Hohlraum
nündenden Luftkanäle anzubringen, was bei Neubauten mit
renig Kosten geschehen könnte. Die Annehmlichkeit eines warmen
zimmerbodeus ist zu groß, um dieser Anordnung nicht die größte
Verbreitung zu wünschen.
Mittel zur Verhütung des Niederschlagens
bezw. Abtropfens der Feuchtigkeit an Wellblech-⸗
decken. Wenn man dem Dache eine genügende Pfeilhöhe
ziebt — am Sichersten wohl bei Wahl eines spitzbogigen Quer—
chnitts — so wird zwar nicht das Niederschlagen, wohl aber
»as Abtropfen von Feuchtigkeit in einfachster Weise beseitigt.
Das nach den Seiten hin ablaufende Schwitzwasser muß dort
zurch passende Vorrichtungen aufgefangen und abgeleitet werden.
Will man jenes weitergehende Ziel erreichen, so kommt es selbst—
»erständlich darauf an, die Wellblechdecke gegen den Innenraum
u isoliren. Nach einer Mittheilung des Civil-Ingenieurs Michel
n Dresden, General-Vertreters der Firma Grünzweig und Hart—
nann in Ludwigshafen, soll eine dem Profil des Wellblechs ent—
prechende, innere Bekleidung mit Korksteinen zu diesem Zwecke
zollständig genügende Dienste leisten — ein Mittel, das um
o willkommener wäre, als es sich am Leichtesten auch bei schon
ausgeführten Decken anwenden ließe. Ebenso sicher scheint uns
ein von der Firma Ende und Böckmann in Berlin empfohlenes
Verfahren, das darauf hinausgeht, zwischen der Wellblechdecke
und dem inneren Raume eine nach Bedarf mit der Außenluft
in Verbindung zu setzende Luftschicht einzuschalten. Es werden
zu diesem Zwecke in entsprechender Entternung (von etwa 0,70 nu)
in die vertieften Felder des Wellblechs Latten angeschraubt, welche
möglichst so hoch sein müssen, daß sie noch etwas über die vor—
pringenden Wulste des Wellblechs hervorragen. Auf diesen Latten
vird dann, der Dachferm folgend, ein Rohrgewebe angebracht,
das von unten verputzt wird. Man gewinnt so im Innern,
»hne große Kosten und obhne von dem Raume viel opfern zu
nüssen, eine glatte Putzdecke, die nach Erfordern auch durch
Malerei geschmückt werden kann.
Mauerziegel aus Kohlenlösche. Es sei mir ge—
tattet, sagt Herr Ingenieur Tschammler zu Innsbruck in der
zeitschrift: ‚Der Bautechniker“, über einen Versuch zur Heistellung
olcher Ziegel hiermit kurz zu berichten: Angeregt wurde ich dazu
zurch die Thatsache, daß solche Ziegeln hier und da wirklich ver—
wendet werden, sowie durch den Wunsch, über ihre Tragfähigkeit
einigen Aufschluß zu erlangen. Zur Herstellung derselben nahm
cch 1 Theil Kufstein bydraulischen Kalk auf 5. Theile Koblen—
öösche; die unter Wasserzusatz gut verarbeitete Masse wurde in
dolzformen gefüllt und mit Holzstößeln möglichst „est geschlagen.
lus der Form genommen, wurden die Jiegeln in geschlossenen
SZchuppen dem Trocknen und Erhärten überlassen. Die Mani—
ulation war somit eine höchst einfache, etwa so, wie sie überall
dort, wo nicht fabrikmäßiger Betrieb, Maschinenpresse ꝛc. einge—
übrt ist, beobachtet werden wird. Unmittelbar nach der Her—
tellung wog ein Doppelziegel (29 cin, 14 cenn, 13 cm) k,
5»Wechen später nur noch h,u kg. Nach Ablauf dieser Zeit
waren die Ziegel trocken und soweit erhärtet, daß sie mit dem
Mauerhammer bearbeitet werden konnten. Bei der hierauf vor—
zenemmenen Belastungsprobe wurde ein Ziegel bei einer Be—
astungsprobe von „,5 kw per dem zerdrückt; gewiß ein sehr
klägliches Resultat, das solchen Ziegeln nach dieser Bereitungs—
weise eine nur sehr beschränkte Verwendung gestattet; wären sie
darnach ja nur im Stande, bei ein Jehntel Inanspruchnahme
eine Säule aus dem gleichen Materiale von 4, mm Höhe zu
ragen! Vor Kurzem hatte ich Gelegenheit, auf einem Bauplatze
Fohlenlösch-Ziegeln zu Mauerkanten ꝛc. verwendet zu sehen —
Mittheilungen aus der Praris.
Erwärmte Luft unter dem Fusboden. Die
Bestrebungen, durch vortheilhafte Construktion in der Beheizung
der Zimmeröfen die ausstrahlende Wärme möglichst auszunützen,
sind äußerst zahlreich, nur war es bisher nicht gelungen, vhne
eine unterirdische Heizung, wie sie Säle, Theater ꝛck befitzen,
erwärmte Luft unter dem Fußboden durchzuführen. Dies Proeblem
scheinen jedoch nach „Ack. IIII. W. Gew.-Ztg.““ die Patent—
inhaber Ferd. Bertram CSohn in Woldegk gelöst zu haben.
Dieselben schreiben: „Um bei Heizung durch Zimmeröfen die
durch den Ofen erzeugte Wärme, namentlich im Parterre, Sou—
terrain und in fußkalt gelegenen Räumen vortheilhaft auszunützen,
wird dem Hohlraum unter dem Fußboden Eirculationswärme
zugeführt, wodurch das Zimmer fußwarm wird und zugleich der
Entstehung des Hausschwammes vorgebeugt ist. Es befinden
sich zu diesem Zwecke am Ofen zwei Luftkanäle, welche in den
Hohlraum des Fußbodens ausmünden. Es wird hiebei die aus
dem Fußbodenraum angesaugte Luft, welche in dem wärmeren
Kanal nach oben strömt, zur Herstellung des Gleichgewichts durch
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*) Diesen Beitrag erbielten wir vor dem Brande der Pariser Komischen
Die Red