Das Patent Monier in seiner Anwendung auf das Bauwesen. II.
Das Patent Monier in seiner Anwendung auf das Bauwesen.
II. Die Vortheile der Bauweise in Cement auf Eisen
(Mit Abbildungen.)
Die ganz bedeutenden Vortheile der Monier'schen Patent- wand, die, oben und unten frei, ohne Verbindung mit Decke
Konstruktiönen sind zum Theil bereits aus den in unserem ersten and Fußboden, zwischen zwei Auflagern von 3,50 im Enifernung
Artikel hervorgehebenen Thatsachen ohne Weiteres ersichtlich. jergestellt war, bei den Versuchen eine Belastung von 10 000 ke
Wir glauben nachgewiesen zu haben, daß, in Bezug auf Be—- rug, ohne eine leth- oder waagerechte Veränderung (Ausbauchung)
tändigkeit gegenüber den Angriffen der Witterung, des Wassers u zeigen, selbst nachdem Schlitze hineingehauen waren, in der
ind des Feuers die Monier'sche Bauweise sich mit den besten Üübsicht, die Standfestigkeit auch der beschädigten Wand zu zeigen.
Ausführungen früherer Herstellungsmethoden in Vergleich stellen Die vortheilhafle Verwendbarkeit der Monier-Konstruktionen
aäͤßt, wenn sie diese nicht theilweise noch weit überragt. Da n Gegenden, die vom, Eidbeben heimgesucht sind, soll hier nur
der Cement im Laufe der Zeit bis zu natürlichen Grenzen Undeulung finden, ebenso wie ihre hohe Brauchbarkeit für
cher an Widerstandsfähigkeit gewinnt als verliert, und auch das Festungsbauten eder sonstige Bauwerke, welche große Belastungen
Fisen in der starken Cementhuͤlle gegen alle anderen als statischen und starke Erschütterungen auszuhalten haben.
Angriffen geschützt, also frei von seinen Mängeln im Feuer und Mit der Leichtigkeit und hohen Belastungsfähigkeit in un—
m Wasserdunst seine hohen Eigenschaften voll und dauernd zur nittelbarem Zusammenhang steht der weitere Vorzug der Bau—
Heltung zu bringen vermag, so kaun man ohne Uebertreibung veise: Die geringe Konstruktionshöhe der Monier-Decken
Bauten' in Cement und Eisen unveränderlich nennen und ind die geringe Stärke selbst solcher Wände, die nicht zwischen
den Konstruktionen nach Monier's Patent bei sorgsamer Aus- inderen gerade ausgespannt oder eingehängt werden koͤnnen,
ührung eine monumenkale Dauer zweifellos in Auͤssicht stellen. ondern sich winklig fortsetzen sollen. Bei beschränktem Raum
Nächst diesem großen Vortheil unbegrenzter Dauerhaftigkeit n Grundriß und Höhe ist diese Ersparniß von der größten
st zunächft die bedeutende Tragfähigkeit der Monier'schen Zedeuntung, sie ist geeignet, die Kosten der Bauwerke ganz
Baͤnweise bei geringem Eignengewsicht zu erwähnen. In edeutend herabzumindern.
allen Bauten mit'massiven Zwischendecken und Treppen ist die Ein anderer Vortheil ähnlicher Art ist das Ausbleiben des
Beanspruchung der tragenden Wände und Stützen, bei Kon- Seitenschubes bei bogenförmigen Konstruktionen und damit die
druftiduen in' Stein und Eisen auch die Belastung der Träger, kersparniß an Widerlagern und, Verankerungen. Denn sobald
—V duͤrch er — im Vergleich zu Steingewölben — rasch erhärtete Cement—
die aufzunehmende Nutzlast. Sieht man von der, Bauweise in nörtel im Verein mit dem Eisengeflecht die Eigenschaft eines
Wellblech ab, weil dieses durch Rost leicht zerstörbare Material rrägerbalkens übernommen hat, find die Decken gleichsam als
in geschlossenen Räumen dem Feuer nicht widersteht und zer— Monolithe aufzufassen. So sind Monier-Kappen und -Bögen
förende auf seine Stützen wirkt, sobald es nicht gegen die ioch weit mehr, als reine Betongewölbe ganz wie gebogene
Wirkung hoher Wärmeglade durch sichere Verkleidungen dauernd Alatten, wie „Kappen“ auf dem bedeckten Raum im volks—
geschützt ist, außerdem bei Wellblechdecken aber noch besondere hümlichsten Sinne anzusehen. Voraussetzung ist freilich dabei,
Vorkehrungen zur Verhütung des Niederschlagens bezw. Ab- aaß die Auflast und Bogenstärke in einem Verhältniß bleiben,
ropfeus der Feuchtigkeit zu treffen sind (wergl. „Deutsches Baus ei, dem an keiner Stelle merkbare Aenderungen in der Bogen—
Jewerksblatt“, Jahrgang 1887, Seite 302), so erfordern alle inie eintreten. Die besonderen Vorzüge der Kuppelgewölbe
fragenden Theile nach den bisherigen Bauweisen Abmessungen, ijach dem System Monier in Rücksicht auf Gewolbeschub sollen
die zur Nutzlast eines Bauwerkes in keinem günstigen Verhält— ioch später näher behandelt werden. Hier soll zunächst nur
niß stehen.' Die todte Last spielt eben die Hauptrolle in jedem arauf hingewiesen werden, daß die unter Umständen ohne Schub
nafsiven und namentlich feuersicheren Bauwerk. uskommenden Monier-Kappen die Anwendung geringer tragen—
Demgegenüber zeigen die bisherigen Belastungsproben in der Wandftärken bezw. das Weglassen schubaufnehmender Hilfs—
illen Beispielen, die dabei das System Monier geliefert hat, onstruktionen ermöglichen.
eine außergewöhnliche Tragfähigkeit bei Stärken und einem Von ganz besonderer Wichtigkeit kann unter Umständen die
Ligengewicht, die bei der gleichen statischen Leistungsfähigkeit 3chnelligkest der Ausführung ohne, Schädigung der
ur pom Eisen nicht überschritten werden. Aber je kostbarer die Zolidität werden. Gewöhnliches Kalkmörtel- und einfaches
Zchätze der Kunst und Wissenschaft gewordeun sind, die unsere uftmörtel-Mauerwerk — besonders in starken Wänden, welche
Jeutigen Gebäude bergen sollen, und je zahlreicher die Menschen— eie Luft mit ihrer Kohlensäure spärlicher durchdringt — er—
nengen sind, die das moderne Leben in geschlossenen Bauten ärten bekanntlich so langsam, daß eine hastige Bauweise, vor—
zusammenführt, um so mehr entwickeln sich auch die Ansprüche eitiges Ausrüsten der Gewölbe und ungebührlich schneller Ver⸗
n die wirkliche Feuerbeständigkeit unserer Gebͤude. Die Er⸗ utz neuer Mauern die Solidität eines Bauwerks auf das Aergste
fahrungen und -Bestimmungen der Berliner Baupolizei über hädigen würden. Dazu kommt, daß an betriebsreichen Orten
Fisenkonstruktionen, sowie nenere Theaterbrände und die Ver— ie rentenschluckende Langsamkeit der Bauausführungen für die
uche, welche in Nippes bei Cöln am 20. November 1866 an— zeschäftswelt schwer in's Gewicht fällt, daß die Bauthätigkeit
Jefteilt wurden, lassen aber die im Uebrigen statisch vorzüglichen eshalb auch während des Winters womöglich nur dann unter—
Figenschaften des Eisens bei einem Brande so sehr zurücktreten, rochen wird, wenn ein Weiterbauen trotz aller Schutzmittel
aß man immer mehr davon abkommit, das ungeschützte Eisen gegen Frost sich von selbst verbietet. Sobald die größere Kost—
in abgeschlossenen Bauwerken für feuersicher zu halten. zieligkeit des Cementmörtels gegenüber dem gewöhnlichen Binde—
Mithin wird man nicht anstehen, dort, wo die Brand— aaterial sicher aufgehoben wird durch die Ersparung kostspieliger
Jefährlichkeit besondere Rucksicht verlangt, der, Mo- deit, greift der rechnende Unternehmer, auch jetzt bereits zum
dier'schen Bauweise auch vor der in reinem Eisen Lement. Es ist bekannt, daß vier bis fünf Tage, alte, gute
den Vorzug zu geben. Hortlandeementmörtel durch Frost keinen Schaden mehr nehmen,
Im Vergleich aber mit reinen Betongewölben, die wieder- daß im Gegentheil in fühler Jahreszeit angefertigte Cement—
zolte Erschütterungen und Stöße, sowie bei Aufstellung der be- örper durchweg fester, als die im Sommer angefertigten werden.
uͤglichen ftatischen Berechnungen nicht berücksichtigte einscitige Dies erklärt sich dadurch, das jenen das zur Erhärtung nöthige
Zelastungen, z. B. den Einsturz des Dachgespärres bei Brande Wasser durch die weniger durstige Luft nicht entzogen wird,
allen, nicht ficher genug aushalten, haben die Monier-Decken ind in Folge dessen der Erhärtungsprozeß ungestört vor sich
ei den bisherigen Versüchen eine außerordentliche Widerstands- gehen kanu,
fähigkeit gegen Erschütterungen und, Stöße gezeigt. Sie sind Ist schon die schnelle und gute Erhärtung des Cement—
daher überall da zu empfehlen, wo bei Brandunfällen die Bee noörtels und Cementbetons zu jeder Zeit ein gewichtiger Vorzug.
ürchtung nahe liegt, daß leichtere Konstruktionen — seien es o, wird es leicht begreiflich, welche Vorzüge in dieser Hinsicht
Schwemmsteinmauern oder ausgespannte Drahtmörtelwände — est recht die Monier'sche Bauweise bietet. In Folge der geringeren
oon herabstürzenden brennenden Gegenständen durchgeschlagen rforderlichen Stärken geht die Erhärtung in der ganzen Dicke
üden Es Nöde hieigu erwähnt werden. daß eine Monier- veit schneller vor sich, als bei dickwandigen Betonkoörpern, die