Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

douier in seiner end das Bauwejsen. J 
Das Patent Monier in seiner Anwendung auf das Bauwes 
312 
noch lange nach ihrer Herstellung unliebsame Ausscheidungen 
zeigen. So wird also die Mehrarbeit des Flechtens von Eisen 
reichlich wettgemacht durch die schnellere Benutzungsfähiakeit eines 
Bauwerkes in Eisen und Cement. 
Die oben entwickelten Vorzüge der Bauweise in Cement 
und Eisen werden unseren Lesern am einfachsten durch Vor— 
ührung von zwei weiteren Beispielen, bei denen die Monier— 
Konstruktionen in ausgedehntem Maße zur Anwendung kamen. 
lar werden. 
Mit Rücksicht auf die Verminderung der Konstruktionshöbe, 
Ersparung der Widerlager, Schnelligkeit der Herstellung und die 
durch alle diese Vorzüge bedingte Billigkeit der Bauausführung 
vird in einfachen Wohnhäusern und Fabrikgebäuden allgemein 
den geraden 
Decken vor an— 
deren der Vorzug 
gegeben. Unter 
diesen ist wieder— 
um der freitra— 
Jende Monier— 
Fußboden auf 
eisernen Trä— 
Jgern, zugleich eine 
durchgehende 
lache Decke bil— 
dend, wohl ohne 
Widerspruch als 
unübertroffen an 
Einfachheit, Leich⸗ 
tigkeit und Dauer⸗ 
yaftigkeit anzu— 
sehen. In allen 
Fällen, wo es 
mehr auf große 
Tragfähigkeit 
Feuersicherheit 
ind Widerstands⸗ 
ähigkeit gegen 
Feuchtigkeit an— 
ommt, als auf 
moͤglichst voll⸗ 
ommeneUndurch— 
fönbarkeit, wird 
diese Art der 
Decken-Konstruk— 
ion daher als be⸗ 
sonders zweck⸗ 
näßig zu wählen 
ein. In den Ce⸗ 
mentplatten mit 
Fiseneinlage sind 
eben Druck- und 
zugfestigkeit der 
eiden Materia— 
lien glücklich in 
einem Körper so 
pereinigt, daß er 
zugleich Festigkeit 
und Biegsamkeit 
erhält, daß er bei der geringen Stärke von etwa nur 5em Leichtig— 
eit und doch die genügende Tragfähigkeit besitzt, um als Ausfüllung 
wischen den Trägern und zugleich als Fußboden zu dienen. 
Auch lassen sich diese beliebig lang zu fertigenden Platten, welche 
iber die Träger gelegt und mit denselben fest verbunden werden 
fönnen, vorher in der Fabrik fertigen und auf dem Bau trocken 
einlegen. Die Platten können unmittelbar den Fußboden bilden 
oder noch mit Linoleum belegt werden; sie werden dazu mit 
Falz versehen und beim Verlegen mit Cement gedichtet.“ Soll 
aber die ganze Fußbodenfläche fugenlos sein, so wird ein beson— 
derer Cementestrich oder Terragzo aufgebracht, oder die An— 
tertigung der Platte erfolgt im Ganzden an Srt und Stelle, in— 
dem die ganze Fläche mit dem Draht— bezw. Eisenstab-Gewebe 
äberzogen und der Cementmörtel in feuchten Zustand eingedrückt 
wird, wozu allerdings eine Unterschalung erforderlich wird 
Abbildung 3 zeiat nun den perspektivischen Schnifh durch 
ein großes Lagerhaus mit Zwischendecken und Dach nach 
der'Monier'schen Bauweise. Das Kellergeschoß hat Kreuz⸗ 
Jewölbe, welche auf massiven Pfeilern ruhen. Zur Herstellung 
dieser Gewölbe wurden entsprechende Drahtgeflechte und hierauf 
iuf einer Unterschalung der Cementmörtel eingebracht. Die 
»beren Geschosse des Lagerhauses haben sämmtlich gerade Decken 
erhalten. Dieselben nach Monier's Patent hergestellt ruhen auf 
chmiedeeisernen J Trägern, welche von kastenförmigen Unter— 
zügen, die sich wieder auf gußeiserne Säulen stützen, auf⸗ 
genommen werden. Das Dach, ebenfalls von eisernem Gespärre 
getragen, besteht ebenso wie die großen Mansardenluken aus 
Monier'schen Konstruktionen. Dieses Beispiel dürfte den Beweis 
dafür liefern, wie vielseitig die Monier'sche Bauweise in ihren 
Anwendungen ist, 
denn außer den 
Umfassungswän⸗ 
den, den Stein— 
äulen im Keller⸗ 
zeschoß, den Trä⸗ 
gern und Säulen 
der übrigen Ge— 
schosse sind alle 
äbrigen Konstruk⸗ 
tionen nach Mo⸗ 
aier's Patent her⸗ 
gestellt, und zwar 
nicht nur allein 
als raumabschlie⸗— 
zende, sondern als 
wirklich tragende 
Bautheile. 
Ein weiteres 
Beispiel von der 
ausgezeichneten 
Verwendbarkeit 
der Monier'schen 
Bauweise und 
zwarzu Treppen 
liefert Abbild. 4. 
Die nachgewiesene 
Leichtigkeit der 
weit spannbaren 
und äußerst trag⸗ 
fähigen Monier⸗ 
GBewölbe, ihre 
frühzeitige Be— 
lastungsfähigkeit, 
große Elastizität 
und geringe 
Schubwirkung 
assen erkennen, 
daß sie bei der 
Konstruktion gro⸗ 
zer lichter Trep⸗ 
»enhäuser auf stei⸗ 
genden Kappen 
und schlanken 
Säulenstützen vor 
allen anderen Ge⸗ 
völben den Vorzug verdienen. Sie wurden daher bei dem 
zustizgebäude in Köln a. NRhein bereits zur Ausführung gebracht 
ind man darf wohl annehmen, daß diefes Beispiel dahin führt, 
ie bei allen ähnlichen Treppenanlagen vorzugsweise zu verwenden. 
Bei den Belastungsproben zu Berlin am 283. Februar 1886 
vurde ein vollkommen gleichgestaltetes Gewölbe, wie es in Köln 
ur Ausführung kommen sollte, an der ungünstigsten Stelle, 
»ah, in der rechten Gewölbehälfte, in der Nähe des Scheitels 
zer steigenden Kappe mit Stichboögen, auf einer Länge von etwa 
2,o m belaftet. Bei einer Belastung von 1525 Kg zeigten sich 
erft die ersten feinen Haarrisse im Cement, die Sentung der im 
lebrigen sich genau nach der Gewölbetheorie deformirenden Kappe 
»etrug hierbei höchstens 1.5 mm, die Hebung in der Nähe des 
interen Widerlagers höchstens 4mm. Die Belastung des Ge— 
völbes wurde dann bei den genannten Versuchen bis auf 50 250 kg 
ortgesetzt. ohne dasßz der Einsturz des Gewölbes durch diese qJ 
UblisdungenzLagerhaus mit Monier-Zwischendecken und Dach.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.