317 Tas Kurbaus, Patmengarten und Sommertheater in der orthopädischen Anstalt in Göggingen bei Augsburg. — Mittheilungen aus der Prauis. 318
welcher, wie erwähnt, in italienischer Renaissance erbaut wurde,
nicht unverträglich sein.
Mit diesem Banwerk, sowie in Verbindung mit den be—
nachbarten stattlichen Universitätsbauten vor dem ehemaligen
Fischerthore, welche sich in mit Springbrunnen geschmückten
Gartenanlagen erheben, endlich mit dem vornehmen, von den
Berliner Architekten Kayser und von Großheim erbauten Palast
der Lebensversicherungs-Gesellschaft , Germania“ und zahl—
reichen anderen, in den letzten Jahren in dessen Nähe ent—
standenen vornehmen Privatbauten zusammen wird der Kaiser—
palast diesem Theile des neuen Stadtgebietes von Straßburg das
Gepräge eines ganz hervorragenden Architekturbildes verleihen. M.
Hinterbühne in Verwendung. Die Bübne selbst ist nach Asphaleia—
System eingerichtet und besteht sowohl Unterbühne wie Rolleu—
boden sammt Aufzügen ganz in Eisen, wie auch die verschiedenen
Personen- und Secenerieaufzüge, so auch der eiserne Vorhang, auf
hydraulischem Wege in Betrieb gesetzt werden.
Die Beleuchtung sowohl der Bühne, des Zuschauerraumes
wie Restaurationsplatzes und Gartens geschielt mitttelst elektrischen
Lichtes, und wird der Zuschauerraum durch große Bogenlampen
erleuchtet und im Gegensatßzz zu anderen elektrischen Bühnen—
beleuchtungen auch hier vorzugsweise Bogenlicht angewendet,
velcher Beleuchtung entsprechend auch die Dekorationen gemalt sind.
Die ganze Anlage für elektrisches Licht, sowie für die hodraulischen
Versenkungen ꝛc. werden durch eine Lokomebile betrieben, und
ist demzufolge der Effekt der Bühnenbeleuchtung in seinen ver—
schiedenen Abtönungen unvergleichlich schön.
Die vorhin erwähnten, den Restaurationsplatz einschliefßzenden
Speisesäle, welche durch gedeckte Gänge mit dem Theater in
Verbindung stehen, enthalten die nöthigen Küchenräumlichkeiten
und stehen mittelst eines unterirdischen Ganges mit dem Kurbaus,
resp. Wintergarten in Zusammenhang, in welch' letzterem sich eine
auf das Reizendste ausgeführte Weinstube befindet, welche ihre
Zu- und Ausgänge wieder direkt zu dem Garten sowie durch eine
Treppe zu dem Parterre des Wintergartens hat. leber den ge—
wölbten Speisesälen sind sogenaunte hängende Gärten angebracht,
welche durch eiserne Brücken mit dem Wintergarten verbunden
iind, und ist hierdurch eine Promenade geschaffen.
Die Gesammtanlage, auch Wintergarten mit Bühne und
Speifsesäle, werden mittelst einer Centralwarmwasserheizung er—
wärmt, welche ermöglicht, alle Ruume auf — 15“ Ni. zu er—
värmen, so daß auch für den Winter in dem Palmenhaus ein
Vergnügungsraum geschaffen ist.
Es sei nur noch erwähnt, daß in unmittelbarer Verbindung sich
eine Michkuranstalt mit Stallung für 60 Kühe befindet, verbunden
mit einer nach den neuesten Erfahrungen hergestellten Molkerei.
Daß die ganze Anlage des großartigen Etablifssements in
jeder Beziehung eine ebenso sorgfältige wie solide Ausführung
erhalten hat, beweisen die hierbei thätig gewesenen Firmen, und
zwar für die Gesammtheizung: die Firma Jac. Hag in Augsburg,
für die Bühneneinrichtung mit hydraulischem Betriebe und die
elektrische Beleuchtung: die Firma V. A. Riedinger in Augsburg,
für das Eisenmaterial im Wintergarten: die Firma Georg Kuhn
in Stuttgart, für die Marmortreppen: die Firma Stefano Varner
in Trient. Sämmtliche Dekorationen sind vom Hoftheatermaler
Kautzky in Wien hergestellt, während die übrigen Arbeiten in
eigener Regie ausgeführt wurden. J.2.
Jas Kurhaus, Palmengarten und üommerkthenter in der
orthopödischen Austalt in Göggingen bri Augsburg.
Die von dem weit über Deutschlands Grenzen bekannten
Director der orthopädischen Anstalt in Göggingen, Herrn Dr. Ferd
Hehring, für seine Kurgäste und Patienten errichteten Etablissements
sind in ihrer Gesammtheit eine Anlage, wie solcher wohl in Deutsch—
land keine zweiten anzutreffen sein dürften.
Nicht nur durch die praktische Anordnung derselben, sondern
auch durch die Vielseitigkeit und Abwechslung, welche dem Be—
jucher geboten wird, dürfte sich dieses Etablissement vor allen
anderen auszeichnen.
Dasselbe ist vom Architekten und Eivilingenieur Jean Keller
in Augsburg nach dessen Plänen erbaut, liegt, durch die eigene
Milchkuranstalt von der Straße getrennt, nach rückwärts inmitten
der schönsten Gärten. Nach Eintritt von der Straße, nachdem
ein herrlich angelegter Vorplatz pafssirt, an welchen sich links ein
Billardsaal anschließt, gelangt man durch einen zweiten Abschluß,
in welchem sich die Kasse befindet, in das Hauptetablissement.
Dasselbe besteht außer einem großen Restaurationsplatze, um—
schlossen von zwei Speisesälen, und anschließend hieran aus dem
eigentlichen Kurhaus, gleichzeitig Palmengarten und Sommer—
theater.
Was nun das Letztere anbelangt, besteht selbes aus Bühne
und Zuschauerraum und ist hierbei eine ganz aparte Anlage
insofern geschaffen, als der Zuschauerraum nicht nur als solcher,
sondern auch als Wintergarten (Palmenhaus) angelegt ist. Dieser
Palmengarten, ganz aus Stein, Eisen und Glas erbaut, hat eine
Breite von 22mn bei einer Länge von 26 m und Höhe von
18 miund enthält in seinem Erdgeschosse einen vertieften Raum
als Parquet für die Zuschauer, welcher von drei Seiten mit
breiten Blumenbeeten geschmückt und mit exotischen Pflanzen um—
geben ist. Erhöht über diesen Blumenbeeten befinden sich die
Parterrelogen, welche ebenfalls in den Fonds mit Palmen x.
auf das Reizendste bestellt sind. Von diesem Parterre aus mittelst
zweier, zierlich durchbrochener, in Eisen hergestellter Treppen ge—
langt man zum J RNang, welcher nur durch Blumenstände in
einzelne Legen abgetheilt ist. Die an den Brüstungen (welche
balkonartig in filigranem Eisenguß hergestellt sind) durchgehenden
Eisensäulen tragen die in Stein gewölbte Decke, welche sich in
Stichkappen gegen die das Ganze abschließende und krönende
Kuppel anlehnen, die mit einem Oberlicht in farbigem Glase
eingedeckt ist. Diese Stichkappen, resp. Gewölbe schließen an
die Säulen mittelst großer Rundbogenfenster, und sind dieselben
in der Vierung, in der Längen- und Querachse je durch ein
großes Rosenfenster, welches ebenfalls mit farbiger Einglasuug
versehen ist, besonders hervorgehoben.
Vom Fuße dieser Bogenfenster nach außen, also die Dielen
des J. Ranges bildend, ziehen sich ringsum Oberlichte in farbiger
Einglasung, welche im Verein mit den Außenfenstern (ebenfalls
in farbigem Glase ausgeführt) dem Ganzen einen brillanten und
namentlich Abends bei Beleuchtung einen feenhaften Anblick ge—
währen. Der Gesammteindruck dieser Zuschauerräume mit seinen
Palmen und farbigen Glasung ist faseinirend.
Der hieran anschlietzende Bühnenraum besteht wieder aus
zwei Theilen, und zwar aus Vorder- und Hinterbühne. Die
Hinterbühne, gegen den Restaurationsplatz zu geöffnet, dient als
Orchesterraum für Concerte und ist rückwärts gegen die Haupt—
bühne durch ein großes, in reichster farbiger Glasung ausgeführtes
Thor geschlossen, welches, wenn die Conzerte oder Theatervorstellung
beginnen, geöffnet und kommt dann dieser Orchesterraum als
Mittheilungen aus der Praris.
Architekt Mack's patentirte Gips-Dielen, ein
neues, bewährtes Baumaterial für den innern Ausban.
Bei dem gegenwärtigen Bestreben, Bauten in sehr kurzer Jeit
fertig zu stellen und bewohnbar zu machen, ist es geboten, in
der Auswahl des für den innern Ausban zu verwendenden
Materials doppelt vorsichtig zu sein, um den Bestand des Ge—
bäudes nicht schon von vornherein in Frage zu stellen und die
Hesundheit der Bewohner zu gefährden.
Vielfach wird einem äußerst wichtigen Gegenstande, nämlich:
der Ausfüllung der Balkenfache, nicht die gebübrende Sorgfalt
Jeschenkt, es werden oft gesundheitsschädliche Stoffe, als alter
Bauschutt, feuchte, unreine Schlacken ꝛc. zur Auffüllung ver—
wendet, welche unter den Fußböden eine Brutstätte von Un
geziefer bilden und gefährliche Ausdünstungen erzeugen.
In sehr vielen, speziell in dringenden Fällen wird dadurch
gefehlt, daß der Fußboden gelegt wird, ehe der auf die Staakung
gebrachte Lehm genügend ausgetrecknet ist, wodurch leicht ein
Stocken des Holies und Schwammbildung erzeugt wird.
Die vorgeschilderten Uebelstände werden durch Anwendung
von Architekt Mack's patentirten Gips-Dielen gänzlich beseitigt.
Nach zablreichen, uns vorliegenden Attesten von fachmännischen
Autoritäten bietet dieses aus Gips, Schlacken, Schilfrohr ꝛc. in
Form von Dielen (21, m lang, G,es in breit und 3—57 cin dick,
zergestellte, vollständig trockene Baumaterial einen vorzüglichen
ersatz für Lehm, Streifboden (Staakung) und Schlackenauffüllunz
Die Gipsdielen ermöglichen die Herstellung von sofort trockenen
zwischenböden, sodaß der Fußboden unverzüglich gelegt werden