Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

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Das neu zu erbauende städtische Krankenhaus am Urban in Berlin. 
Jenen Konstruktionen gegenüber kostet allerdings die übliche 
Holzbalkendecke weniger. Es sollen aber andererseits die großen 
Vorzüge der Monierdecken gegenüber Holzbalkendecken in gesund— 
itticher Beziehung in einem nächsten Artikel nachgewiesen 
werden. 
Vorher mögen hier noch einige Worte über unsere heutigen 
Abbildungen folgen: 
Sollen kräftig gegliederte und vertiefte Deckenfelder an— 
erduet werden, mit Vermeidung von Holz, so wird man eine 
Monier-Konstruktion nach Abbildung 5 wählen, wobei die ein— 
zelnen Deckentheile in Steinpappe oder Staff (Stuck unter Ein— 
age von Leinwand), bei großen Abmessungen durch eingelegte 
Drähte verstärkt, in der Fabrik hergestellt und an Ort und Stelle 
trocken eingelegt werden. 
In öffenklichen Gebäuden und reicheren Privatbauten, in 
denen große Weiten mit reich gegliederten Decken zu überspannen 
ind, dürfte eine Konstruktion anzuwenden sein, wie sie Ab— 
»ildung ô zeigt. Zur Bildung des weitgespannten ebenen Decken— 
seldes ist ein durchgehendes vergittertes Drahtgerippe nach dem 
System der Neville'schen Träger gebildet, das an Ort und Stelle 
auf Unterschaalung und eingeschobenen dreikantigen Holzschablonen 
mit Cementmortel ausgestampft werden soll. GVergl. OQuerschnitt 
nach a—b.) Ueber den Heizregistern werden einzelne, auf— 
zunehmende Fußboden-Platten verlegt. Die unteren Dreikanten 
m Fußboden find an beiden Enden des Systems geschlossen, 
nur die oberen Züge werden von der heißen Luft durchströmt, 
sie dienen also gleichzeitig zu Wärmkanälen für die Fußboden— 
heizung. Da sie eine volle Seite nach oben richten, während 
iie nur eine Kante der Decke zukehren, an die möglichst wenig 
Wärme abzugeben die Bedingung ist, so eignet sich diese Kon— 
truktion vorzüglich zu dem gedachten Zweck. (Fersetzung folat.) 
Hiervon würden etwa 20 Männer- und 30 Frauen- und 
Kinderbetten in einem Isolirpavillon unterzubringen sein. 
Für Männer sei bei beiden Statienen eine größere Zahl 
Betten als für Frauen und Kinder anzunehmen, weil in Folge 
es neuen Arbeiter-Krankenversicherungs-Gesetzes erheblich mehr 
finweisungen von Männern als bisher stattfinden; bei der 
jußeren Station rechtfertigt sich die groͤßere Männerzahl über— 
ies noch durch die häufiger vorkommenden Verletzungen der Ar—⸗ 
eiter in den Fabriken. 
Es wurde beschlossen: 
das Bauprogramm — wenn möglich — unter Zugrunde— 
equng von 500 Kranken und nach Maßzgabe der vor— 
stehend für die einzelnen Geschlechter, bezw. Kategorien, 
ingegebenen Zahlen aufzustellen. 
Die Anstalt soll aus einem Verwaltungsgebäude und 
»en erforderlichen Krankenpavillons bestehen. 
An Luftraum sind pro Bett mindestens 40 chin an— 
zunehmen. 
Es sind vorzusehen: 
i. Bureaulokale etwa in derselben Größe, wie im Moabiter 
Krankenhause, jedoch nicht beschränkter. 
2. Ein Zimmer für die Apotheke. 
An Dienstwohnungen: 
3. Die Wohnung des Verwaltungs-Inspektors, bestehend aus 
sechs Zimmern nebst Zubehör. 
Die Wohnung eines ärztlichen Direktors, wenn dies ohne 
Beeinträchtigung der Krankenräume thunlich ist. Anderen— 
falls wird von Einrichtung dieser Wohnung Abstand zu 
aehmen sein. 
5. Für acht Assistenzärzte je eine Stube und Kammer. 
b. Für einen Apotheker eine Stube und Kammer. 
Za. Für einen zweiten Apotheker eine Stube. 
7. Jür eine Hausmutter Stube und Kammer. (Die An— 
tellung von Hausvätern für die Anstalt kann nicht em⸗ 
ofohlen werden.) 
Für eine Oberköchin desgl. 
Für eine Oberwärterin desgl. 
10. Schlafräume für 50 Wärter bezw. Wärterinnen. 
Ferner sind erforderlich: 
11. Ein Operationsgebäude, das — wenn möglich — isolirt 
stehen soll, anderen Falls aber in der äußeren Station 
unterzubringen ist. 
Ein Leichenhaus — isolirt. 
Ein Brennofen zum Desinfiziren von unreinen und in— 
izirten Kleidungsstücken, sowie der Bettwäsche ꝛc 
Fine Kochküche. 
Fin Waschhaus. 
Ein Dampfbad. 
Finige Badewannen für die Beamten und das Warte— 
personal der Anstalt. 
Die Verwaltungs⸗ und Krankenräume sind mit Nieder— 
druck- Dampfheizung und Ventilation zu versehen. 
Die Anstalt ift an die städtische Wasserleituna und Kanali— 
'ation anzuschließen. J 
Die Frage, ob an Stelle der Gas- die elektrische Be— 
euchtung einzurichten, soll vorläufig noch offen gelassen 
werden, um abzuwarten, ob letztere bis zum Beginn des 
Baues noch wesentliche Verbesserungen erfährt. 
Auf die Einrichtung von Lagerräumen ist, wenn möalich, 
Bedacht zu nehmen. 
22. Von ber Herstellung eines Eiskellers kann Abstand ge— 
nommen werden, wenn es an dem erforderlichen Raum 
nangeln sollte. Die Lieferung des täglichen Eisbedarfes 
ist dann einem größeren Eiswerke zu übertragen, wodurch 
höhere Kosten, als beim Besitze eines eigenen Kellers, 
nicht entstehen werdeu. 
Allgemeine Anordnung. 
Die durch das Banprogramm gestellte Aufgabe ist eine be— 
onders schwierige, weil die Stadt Berlin, welche sich rühmen 
ann, im Friedrichshain vielleicht das beste Krankenhaus der 
Welt zu besitzen, nach diesem nicht füglich ein anderes bauen 
zarf, welches demselben in wesentlichen Dingen nachsteht, während 
ndrerseits die Beschränktheit des hier zur Verfügung stehenden 
Zauplatzes die Schaffung einer ähnlichen Anlage geradezu un— 
nöglich' nacht. Dazu kommt noch, daß im Programm zwar 
Das neu zu erbauende städtische Kranken— 
haus am Urban in Berlin. 
Bei der Bedeutung, welche sich Berlin in Bezug auf seine 
Krankenhäuser seit vielen Jahren erworben hat, sodaß se geradezu 
als Musteranstalten für andere Städte des In- und Auslandes 
ienen, wird ein ganz besonderes Interesse der neu projektirten 
Anftalt am Urban entgegengebracht, weil bei dieser alle die zahl— 
—— 
hyglenischem Gebiete Verwerthung finden sollen, welche in den 
lehten Jahren sich als praktisch bewährt haben. 
Es wird daher zweifellos für die Leser des , Deutschen Bau— 
Jewerksblattes“ von Interesse sein, Näheres über Anlage, Ein⸗ 
aichtung ec. der obigen Anstalt zu erfahren, und geben wir deß⸗ 
Jalb naͤchstehend im Auszuge eine Nebersicht der hauptsächlichsten 
Beschluͤsse, soweit sie bis jetzt über dieses großartige Projekt 
eitens der städtischen Verwaältung gefaßt sind. 
Für das neue Krankenhaus steht ein Areal von 10 Morgen 
164 Quadratruthen zur Verfügung. 
Trotz des beschränkten Raumes müsse die Zahl von 500 
Kranken für die neue Anstalt vorläufig festgehalten werden, da 
nit einer kleineren Anstalt dem vorliegenden Bedürfnisse nicht 
Jenügt werde. Bei Aufstellung des Bauprogramms würden von 
Zen angenommenen 500 Betten nach den Verhältnißzahlen, wie 
ie sich im Krankenhaus im Friedrichshain und Mogbit in den 
etzten Jahren ergeben haben, für Männer 280, für Frauen 160 
uñd für Kinder 60 zu bestimmen sein. 
Die Räume für die beiden Stationen für innere und äußere 
Kranke würden dann ebenfalls nach den Erfahrungen in den anderen 
tädtischen Krankenhäusern eiwa wie folgt zu bemessen fein: 
1. Innere Station 300 Betten und zwar: 
tür Männer.... 160 
Frauen .— 110 
„Kinder. 30 
Von diesen 300 Betten würden 50 in einem Jsolirpavillon 
ür ansteckende Kranke — etwa 25 Männer und 25 Frauen und 
Kinder — unterzubringen sein. 
2. Aenßere — chirurgische — Station 500 Betten und zwar: 
ür Männer .. 
Frauen .. 
Kinder
	        
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