Das Patent Monier in seiner Anwendung auf das Bauwesen. VI
Das Patent Monier in seiner Anwendung auf das Bauwesen. VI.
(Mit Abbisldungen.)
Nachdem wir im vorigen Artikel gesehen, daß sich die Mo— stappenstärken. Es sei jedoch erwähnt, daß eine Gewölbestärke
lier'sche Bauweise in vielen Fällen auch fuͤr die Zwecke des In- uler 30 nn in der Praxis — wenigstens an Ort und Stelle —
enieurs eignet, wollen wir heute kurz üͤber das An wendungs- mausführbar ist. Deshalb wird die theoretische Dicke, je nach
zebiet des Systems im Hochbau berichten. Die Bauweise Erforderniß, durch die Mörtelzusammensetzung so abgeändert, daß
in Cement mit Eiseneinlage kann sowohl zur Herstellung einzelner die geringste Kappenstärke durchweg auf 30 uum anzunehmen ist.
Bautheile wie ganzer Gebäude Anwendung finden. 'Ueber die Das Eigengewicht der abgewickelten Fläche ist dabei 69 kg für
Vortheile grader, Decken wurden einige Angaben auf Seite qm,“ wahrend eine i. Stein starke Kappe aus porösen
311 bereits gemacht. Es sei hier noch bemerkt, daß die zweckk- ziegeln 124 kgef. d. ¶m, eine solche aus Vollziegeln
näßigsten Plattenstärken für freitragende Fußboden aus einem 208 kgef. d. ¶m Wölbfläche wiegt, und die Tragfähigkeit einer
Stück in den Grenzen von 4527 em liegen. Darüber hinaus Höonier Kappe'von 30 1nm Stätke bei einer Moͤrtelzusammen⸗
st es billiger, bei großen Belastungen die Spannweiten zu ver- etzung von einem Theil Cement und einem Theil Sand mit der
nindern, also die Menge des Trägermaterials zunehmen zu lassen, öthigen Eiseneinlage 7500 kgef. d. qm bei 2,0 u Spann—
»der zur Anwendung von Monier-Gewölben überzugehen. veite oder 500 kgef. d. qm bei 7,20 mm Spannweite beträgt,
Sollen, bei einem Fußboden von Monier-Platten auf venn die Belastung eine gleichmäßige ist und die Pfeilhöhe “5
eisernen Trägern die letzteren nicht sichtbar sein, vielmehr glatte er Spannweite beträgt. Die Art der Herstellung von Monier—
Deckenflächen gebildet werden, so werden ähnlich hergestellte, twa duppeln ist eine derartige, daß auch bei belasteten Gewölben
m breite Platten, welche, da sie nur sich selbst zu tragen haben, —chubwirkungen durch die Wahl der Kuppelform (die Eisenstäbe
nur I,—1,5 em stark zu sein brauchen, an den Unterflanschen derden nach den Richtungen der Trajektorien der Hauptspannungen
der Träger befestigt, worauf die ganze Fläche mit einem dünnen ingelegt) vermieden werden können. Deshalb wird sich diese Form
Hipskalkputz überzogen wird. Ein ganz besonderer Vorzug dieser anz besonders da empfehlen, wo polygonale Räume oder fort—
etzteren Anordnung ist der von Deckenfläche und Fußboden ein— aufende Flure in passender regelmäßiger Axentheilung überwölbt
geschlossene Hohlraum, welcher es ermöglicht, eine Erwärmung des verden sollen.
Jußbodens und damit des betreffenden Raumes selbst zu erzielen. Ganz besonders eignet sich aber auch die Monier'sche Bau—
leber kräftiger gegliederte Fußböden berichteten wir bereits auf veise zu unbelasteten Gewölben als dekosrativer Raumabschluß.
Seite 327 und 329. Wo die Schalldichtigkeit einer Decke Schon die auf Seite 327 gebrachte Abbildung 6 hat die Brauch—
Jauptsächlich in Frage kommt und Holzfußboden angewendet darkeit des Systems zur Herstellung von Voutendecken, bezw.
verden soll, können die unteren Platten nach Monier'scher Baus Zpiegelgewölben dargethan, Weitere Beispiele für die An⸗
weise verstärkt und tragfähig gemacht werden, um eine schalle vendung von Cement und Eisen zur Ausführung weit ge⸗—
rechende Ueberschüttung aufzunehmen, die ihrerseits dann den pannteh, leichter, feuerfester und wasserdichter Gewölbe wurden
Holzfußboden auf Lagerhölzern trägt. Zum Schutz der eifernen n Wort und Bild auf Seite 295 bis 298 vorgeführt. die iede
Träger gegen Feuer und zur Ersparung der lästigen, aber noth- veitere Eroörterung überflüssig machen.
vendigen Erneuerungen des Oelanstriches oder“ anderer Rost— Ebenso berichteten wir bereits auf Seite 345 bezw. 348
chutzmittel wird es sich stets empfehlen, gleichzeitig mit der Aus- über die treffliche Verwendung der Monier'schen Bauweise zu
ührung der Monier-Decken oder Fußböden eine Umhüllung lachen, wärmedichten Dächern, worauf hier verwiesen sei.
der Träger mit Drahtgeflecht und Cementbeton vornehmen Zur Bildung eines solchen Daches ohne eiserne Träger würde
zu lassen, der sich mit dem Eisen gleichmäßig ausdehnt, wie wir nan die Monier-Konstruktion in Wellenform verwenden, wobei
auf Seite 297 nachwiesen. Die Art der Umhüllung zeigt am die Wellenthäler von oben mit Schlick ausgefüllt und die Wellen—
»esten Figur 2 auf Seite 345. Darnach stellt sich der umhüllte berge von unten mit Korksteinen auf Draht ausgesetzt werden,
-Träger als Vollbalken dar, welcher seiner massigen Erscheinung die 'Unteransicht dann nachträglich verputzt und die Schlicklage
nach, mit der Stärke der Umfassungsmauern weit weniger kon- nit Kies übertragen wird.
rastirt, als das dünne Profil eines nackten Walzeisenträgers. In Kommt es allein darauf an, ein regendichtes, feuer—
varmen feuchten Räumen (Wasch- und Kochküchen, Siedern und estes Dach zu konstruiren, so, wird die Monier-Decke jede
dergleichen mehr), wo sich an Eisenbalken und Wellblechdecken veitere Bekleidung sehr wohl entbehren können. Die Bedenken
as verdampfte Wasser niederschlägt und dann durch Abtropfen rregenden Haarrisse werden sich bei geeigneter Behandlung des
auff das Unangenehmste fühlbar macht, wird eine Bekleidung des Tementmortels, erdfeuchter Verarbeitung, regelmäßiger Annetzung
Eisens zur Nothwendigkeit. n der ersten Zeit und nöthigenfalls durch eine Theilung zu
Um für besondere Fälle eiserne Träger entbehrlich zu machen, froßen zusammenhängenden Flächen unter Einschaltung federnder
läßt sich eine äußzerst tragfähige Decke'auch in Wellenform als Melallstreifen ohne Schwierigkeit vermeiden lassen. Eine Dach—
Monier-Konstruktion an Ort und Stelle anfertigen. Wir denken neigung, wie die für Holzeement, von 1220 kann als zweckmäßig
hierbei hauptsächlich an die Bildung von Dächern, die im Sommer ingesehen werden, da ein langsamer Abfluß des Regenwassers
einen kühlen und im Winter einen warmen Dachraum schaffen hne Schaden für die Cemenddecke ist, die Ausführung sich
ollen, der unter Tropfwasser nicht zu leiden hat. eichter bewerkstelligen läßt und die Dachfläche ein Minimum
Für Wohnhausdecken ohne eiserne Träger wird sich vird. Vor dem Holzeementdach, oder, wenn man will, auch vor
eine Konstruktion empfehlen, bei welcher sich zur Bildung des bem Theerpappdach hat die Monier-Dachdeckung aber noch den
zölzernen Fußbodens die Lagerhölzer in kastenförmige Ver⸗ bVorzug, auch in steileren Steigungen ausführbar zu sein. Für
tärkungsrippen legen, welche uünter Umständen unten das Aus- die sichtbare Dachfläche dürfte sich alsdann ein Anstrich in der
ehen profilirter Balken erhalten können. Eine reichere Decken- iuf Seite 346 bereits erwähnten Weise unter Anwendung von
vonstruktion für öffentliche Gebäude und private Prachtbauten hromgrün empfehlen, das nach Gottgetreu als Farbenzusatz zum
vurde bereits in Abbildung 6 auf Seite 327 durch Bild, auf Semenianstrich besonders geeignet ist, Peateeete
Seite 329 durch Wort vorgeführt. Abbildung 6 zeigt ferner Wo stilistische Rücksichten ein sichtbares Dach in historischer
die Ausführung einer reichprofilirten Decke, bei welcher die tragen⸗ Deckart verlangen und gleichzeitig die Forderung vollkommenster
»en Drahtrippen nach der Hauptlinie der Profilirung geboͤgen Feuerbeständigkeit obenan steht, wird die Eindeckung mit
verden können, unbeschadet der Festigkeit der Konstruklion. Reiche eutschem Schiefer unter Anwendung von Eisengerippen in
Kassetten, zumal in runder Form, können mit Hülfe von Eisen Lement sich empfehlen. Es koͤnnen hierbei sowohl die eisernen
aud Cement zugleich als tragender Deckentheil hergestellt werden. Binder wie die Pfetten mit Drahtgeflecht umwickelt werden.
Wir kämen dadurch zugleich auf das Kapitel der Monier- die etwa 1,aoem weiten Felder zwischen den Pfetten werden mit
Sewölbe. inem Drahtgerippe überschaalt, das aus 5 inmn starken Drähten
Die Monier sche Bauweise eignet fich ganz besonders zu gee n 8 em Maschenweite und dreifacher Ueberkreuzung gebildet ist,
wölbten Decken für jede Spannweite und Belastung und jede amit seine Steifigkeit groß, genug werde, um vorläufig die
Dekorationsform; dieselben find feuerfest bei Bränden ober⸗ oder —Schieferdeckung auch ohne Cementmörtelausfüllung tragen zu
unterhalb und ebenfalls nicht tropfend. Die Theorie der Monier⸗ önnen. Gleichzeitig soll damit die unterste Drahtlage diejenige
Hewölbe ergiebt für die gewöhnlichen Belastungsfälle ganz geringe —Stelle erhalten, die ihr statisch in der Dachplatte anzuweisen ist,