Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

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Erfindung. — Baurechtliche Erlass 
4 Baurechtliche Erlasse. Bautechnische Notizen. 
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Dankwarderode gekommen ist. Nach seiner Wiederherstellung 
wird der zeitweilig zum Abbruch verurtheilte Saalbau der Burg 
die Aufmerksamkeit der Braunschweig besnchenden Fremden in 
gleich hohem Grade in Anspruch nehmen, wie solches bei dem 
zAlrichfalls neuerstandenen Kaiserhause in Goslar der Fall ist. 
ach nur die Zugfestigkeit als Werthmesser für verschiedene hudraulische 
Bindemittel benutzt. Dies führt jedoch zu einer unrichtigen Beurthei— 
lung der letzteren. Da ferner die Mörtel in der Praris in erster 
Linie auf Druckiestigkeit in Anspruch genommen werden, so kann die 
maaßgebende Festigkeitsvrebe nur die Druckprebe sein. 
Üm die erforderliche Einbeitlichteit bei den Prüfungen zu wahren, 
wird empfoblen, derartige Apparate und Geräthe zu benutzen, wie sie 
bei der Königlichen Prüfungsstatien in Charlottenburg-Berlin in Ge⸗ 
brauch sind. 
Erfindung. 
Erwärmte Luft unter dem Fuszboden. Die Be— 
trebungen, durch vortheilbafte Koustruktionen in der Beheizung der 
Zimmerbien die ausstrallende Wärme möglichst auszunützen, sind 
Jußzerit zahlreich; und in vielen hundert Fallen waren wir bemübt, 
Firmen zu empfehlen, welche solche Zimmeröfen liefern. Nur aui 
Eines hatten wir nicht gedacht, wie es möglich wäre, ehne eine unter— 
rdische Heizung, wie sie Sale, Theater ꝛc. besitzen, erwärmte Luft 
unter dem Fußboden durchzuiühren, und dies scheint den Patent— 
Inbabern Ferd. Bertram und Sobn in Woldeyk gelungen zu sein. Die— 
selren schreiben: „Um bei Heizung der Zimmeröfen die durch die 
Deten erzeugte Waäͤrme, nanentlich im Parterre, Souterain und in 
fußkalt gelegenen Räumen vortheilbaft auszunützen, wird dem Hohel— 
raume unter dem Fußzbeden Eireulatienswärme zugeführt, wedurch 
das Zimmer fußwarm wird und zugleich der Entstebung des Haus— 
ichwammes vergebeugt ist. 
Es beiinden sich zu diesem Zwecke am Ofen zwei Luftkanäle, 
velche in den Hoblraum des Fußbodens ausmünden. Es wird hier— 
bei die aus dem Fißbodenraume angesaugte Luft, welche in dem 
wärmeren Kanale nach eben strömt, zur Herstellung des Gleichgewichtes 
durch Luft erietzt, welche durch den zweiten Kanal ebenfalls den Ofen 
passiren muß und erwärmt unter den Fußbeden tritt. 
Da ein Zimmerofen, besonders Kachelefen, auch im Onuerschnitte 
nicht gleichmäßig erwärmt wird, so ist es deshalb beim Anbringen 
der Luitkanäle nicht erforderlich, daß der eine derselben als Ansauge— 
fanal der Wirkung des Feuers noch besonders ausgesetzt wird. Es 
st nur zu vermeiden, die beiden Luftkanäle nebeneinander gleichmäßig 
entweder der Stichtlamme, oder der nachbleibenden Koblengluth aus— 
zusetzen. 
Es können die Luftkanäle auch wechselweise wirken und findet 
dies statt, wenn der Kanal zuerst von dem Flammenfeuer stärker er— 
wärmt wird, der zweite aber später, durch die zurückbleibende Kohlen— 
zluth erwärmt, eine höhere Temperatur annimmt. 
Der Fußboden müßte natürlich zu diesem Zwecke neu gelegt werden, 
um die in den Hehlraum mündenden Luftkanäle anzubringen, was 
bei Neubauten mit wenig Kosten geschehen könnte. 
Die Annehmlichkeit eines warmen Zimmerbodens ist zu groß, um 
dieser Anordnung nicht die grötzte Verbreitung zu wünschen. 
(Wieck's Illustr Gewerbeztg.) 
VI. Zug- und Druckfestigkeit. 
Langsam bindender Portland-Eement soll bei der Probe mit 
3 Gewichtstheilen Rormalsand auf 1 Gewichtstheil Cement nach 
28 Tagen Erhärtung — 1 Tag an der Luft und 27. Tage unter 
Wasser — eine Minimal-Zugfeftigkeit von 16 kg pro Quadratcenti— 
neter baben. Die Druckfestigkeit soll mindestens 160 kß pro Qua— 
dratcentimer betragen. 
Bei schnell bindenden Portland-Cementen ist die Festigkeit nach 
28 Tagen im Allgemeinen eine geringere, als die oben angegebene. 
Es soll' desbalb bei Nennung von Festigkeitszablen stets auch die 
Bindezeit aufgeführt werden. 
Begründung und Erläuterungen. 
Da verschiedene Cemente hinsichtlich ihrer Binde?raft zu Sand, 
worauf es bei ihrer Verwendung vorzugsweise ankommt, sich sehr 
berschieden verbalten können, so ist insbesondere beim Vergleich mehrerer 
Semente eine Prüfung mit hohem Sandzusatz unbedingt erforderlich. 
Als geeignetes Verhältniß wird angenemmen: 3 Gewichtstheile Sand 
auf üGewichtstheil Cement, da mit 3 Theilen Sand der Grad der 
Bindefähigkeit bei verschiedenen Cementen in hinreichendem Maaße 
zum Ausdruck gelangt. 
Eement, welcher eine höhere Zugfestigkeit bezw. Druckfestigkeit 
zeigt, gestattet in vielen Fällen einen größeren Sandzusatz und hat, 
zus diejem Gesichtspunkte betrachtet, sowie oft schon wegen seiner 
größeren Festigkeit bei gleichem Sandzufatz, Anrecht auf einen ent— 
Prechend höheren Preis. 
Die maaßgebende Festigkeitsprobe ist die Druckprobe nach 28 Tagen, 
weil in kürzerer Zeit, beim Wergleich verschiedener Cemente, die Binde— 
kraft nicht genügend zu erkennen ist. So können z. B. die Festig— 
keitsergebnisse verschiedener Cemente bei der 28 Tagesprobe einander 
gleich sein, während sich bei einer Prüfung nach 7 Tagen noch we— 
entliche Unterschiede zeigen. 
Als Prüfungsprobe für die abgeliefterte Waare dient die Zug— 
probe nach 28 Tagen. Will man jedoch die Prüfung schon nach 
7 Tagen vornehmen, se kann dies durch eine Vorprobe geschehen, 
wenn man das Verhältniß der Zugfestigkeit nach 7 Tagen zur 28 Tage— 
festigkeit an dem betreffenden Cement ermittelt hat. Auch kann diese 
Vorprobe mit reinem Cement ausgeführt werden, wenn man das 
Verhältniß der Festigkeit des reinen Cements zur 28 Tagefestigkeit 
bei 3 Theilen Sand festgestellt hat. 
— 
Festigkeitsproben an zu diesem Zwecke vorräthig angefertigten Probe— 
örpern auf längere Zeit auszudehnen, um das Verhalten verschiedener 
Lemente auch bei längerer Erhärtungsdauer kennen zu lernen. 
Um zu übereinstimmenden Ergebnissen zu gelangen, muß überall 
Sand von gleicher Korngröße und gleicher Beschaffenbeit benutzt werden. 
Dieser Normalfand wird dadurch gewennen, daß man möglichst reinen 
Duarzsand wäscht, trocknet, durch ein Sieb von 60 Maschen pro qem 
siebt, dadurch die gröbsten Theile ausscheidet und gus dem so er— 
haltenen Sande mittels eines Siebes von 120, Maschen pro 4cm 
noch die feinsten Theile entfernt. Die Drahtstärke der Siebe soll 
O.n« mm, beziehungsweise O,sz? mm betragen. 
Da nicht alle Quarzsande bei der gleichen Behandlungsweise die 
zleiche Festigkeit ergeben, so bat man sich zu überzeugen, ob der zur 
Verfügung stehende Normalsand mit dem unter der Prüfung des 
Vorstandes des Deutschen Cement-Fabrikanten-Vereins gelieferten 
Rormalsande, welcher auch von der Königlichen Prüfungsstation 
in Charlottenburg-Berlin benutzt wird, übereinstimmende Festigkeits— 
ergebnisse liebt. (Schluß folgt.) 
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Baurechtliche Erlasse. 
Die neuen Normen für einheitliche Lieferung und Prüfung 
von Vortland-CEement. 
(Fortsetzung.) 
V. Festigkeitsproben. 
Die Bindekraft von Portland-Cement soll durch Prüfung einer 
Mischung von Cement und Sand ermittelt werden. Die Prüfung 
soll auf Zug- und Druckfestigkeit nach einbeitlicher Methode geschehen, 
und zwar mittels Probekörper von gleicher Gestalt und gleichem Quer— 
schnitt und mit gleichen Apraraten. 
Daneben empföiehlt es sich, auch die Festigkeit des reinen Cements 
estzustellen. 
Die Zerreißungspreben ind an Prebekörpern von 5qcm Quer— 
schnitt der Bruchtläche, die Druckproben an Würfeln von 50 dem 
Fläche vorzunebmen. 
Begründung zu V. 
Da man erfabrungsgemäß aus den mit Eement ohne Sandzusatz 
Jewonnenen Festigkeitsergebnissen nicht einheitlich auf die Bindefähig— 
keit zu Sand schlieszen kann, namentlich wenn es sich um Vergleichung 
bon Poertland-Cementen aus verschiedenen Fabriken handelt, so ist es 
gebeten, die Prüfung von Portland-Cement auf Bindekräft mittels 
Sandzujatz vorzunehmen. 
Die Prüfung des Cements obne Sandzusatz empfieblt sich na— 
mentlich dann, wenn es sich um den Vergleich von Poertland-Eementen 
mit gemischten Cementen und anderen bodraulischen Bindemitteln 
handelt, weil durch die Selbsttestigkeit die höhere Güte, bezw. die be— 
sonderen Eigenschaften des Portland-Cements, welche den übrigen 
bydraulischen Bindemitteln abgeben, besser zum Ausdruck gelangen, 
als durch die Probe mit Sand. 
Obaleich das Verbältniß der Truckiestigkeit zur Zugfestigkeit bei 
den bydraulischen Bindemitteln ein verschiedehes ist so wird doch viel— 
—X 
Bautechnische Notizen. 
Schutz des Holzes durch Kalk. Wie die „Jud.-Bl.“ mit— 
tbeilen, joll ein guter, jabrelang vorhaltender Schutz des Holzes, zumal 
gegen Angriffe der Insekten, zu erzieken sein, wenn man es in einer ge— 
ättigten Kalklösung käugere Zeit liegen lätzßt. Man bringt die Hölzer in 
Hruben, welche man mit Wasser füllt, wirft ungelöschten Kalk hinein und 
rührt die Flüssigteit öfters um. Das Verfahren nimmt zwei bis drei 
Monate in Anspruch und ist für Bretter wie Balken gleich anwendbar. 
Auszeichnung. Tem Director der Zerb'ster Bauschule, Herrn 
Architekt Robe Schinidt, wurde vom Kaiser von Rußland in Anerkennung 
einer kunsthisterischen und kunstarchäologischen Arbeiten ein kostbarer Brillant— 
ring verliehen. Eine ähnliche Auszeichnung wurde dem Herrn Schmidt 
bereits im Zabre 1881 von der kaiserlich rufsischen Familie zu Theil— 
nedaltion: R. Matthey in Berlin. — Verlag von Jubius Engelmann in Berlin. — Druck der ‚Volts-Reituna“, ArtGes. in Ber 
fUnter Verantwortlichkeit des Verlegers
	        

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