Mittbeilungen aus der Praxis. — Berichte aus Städten
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1. Man baue so feuerfest und feuersicher als mög—
lich und spare nicht mit Eisen und Mauerwerk, wohl aber mit
dem Helz; dieses letztere soll aber, wo es schon vorkommt, immer
und wahrhaft — (nicht schwindelhaft, wie bei gewissen, bereits
ibgebrannten oder der Brandeventualität noch verfallenden The—
itern) — feuersicher imprägnirt sein; daher Eisendachstühle,
Wellblechdächer, Zinkdächer und Steinpappe (echte) ohne Holz—
unterlage, desgleichen französische Schieferdächer direkt auf
Eisenlatten und Spanndraht ꝛc. Dadurch erhält das Feuer nicht
joviel Nabrung, wenn auch die Bodenräume z. B. mit sonstigen
brennbaren Stoffen angefüllt sind; übrigens wäre es Sache
der Bau- und Sicherheitspolizei, darauf zu sehen, daß dies eben
Jar nicht in geschlessenen Städten vorkommt, welche zumeist
hne viel Zwischenräume (Plätze, Höfe, Gärten) ganz verbaut sind
2. Man mache Abtheilungswände, so viel wie
nöglich, auf den Dachböden, damit nur immer eine Ab—
beilung dem Feuer zum Opfer fällt. Daß die Trennung eines
zroßen Hauses in mehrere Partien mit einer einheitlichen, zu—
ammenstoßenden Facade und etwa einem einheitlichen Haupthofe,
iber mit mehreren Treppen auch sehr zuträglich und empfehlens—
verth ist, habe ich schon aus anderen Gründen, als die vor—
iegenden, und bei anderen Gelegenheiten geäußert.
3. Man pflastere die Dachböden nur mit Klinkern,
in Gement soder feuer- und wasserfestem Kitt verlegt,
o daß nicht allein das Pflaster nicht so leicht durchbrennen kann,
ondern auch das Löschwasser nicht eindringt und durchsickert.
4. Die Schaalbretter des obersten Plafonds werden
nit getheertem Eisenblech belegt und hierauf erst der
Stuck gebracht)); die Tapeten im obersten Stock sollen immer
mit Harz, nicht mit Kleister aufgeklebt werden, weil letzterer
sich durch etwa durchsickernde Feuchtigkeit erweicht und sich dann
die Tapeten ablösen.
5. Zeigt sich nach dem Brande, daß trotz aller Vorsichts—
maßregeln doch Wasser eingedrungen sei, so reiße man sofort
das Dachbodenpflaster auf und untersuche die Dippelbäume,
Sturztrame, oder die sonstigen Konstruktionstheile der Decke, ob
ie nicht Schaden genommen haben und ob aus den vorhandenen
Merkmalen auf schlimme Konsequenzen seiner Zeit gerechnet
verden könnte, oder ob sich Alles von selbst bessert durch die
geit, oder endlich, ob sonst leicht und ohne Schwierigkeiten und be—
deutenden Kostenaufwand ausgebessert werden könnte, so lange es
noch geht.
Man bedenke nur, welches Unglück herbeigeführt werden
fann, Mmehr, als durch's Feuer! wenn insgeheim die naß ge—
vordenen Dippelbäume der obersten Decke faulen und früher
»der später unvermuthet die Decke den betreffenden Wohnungäs—
Inhabern auf die Köpfe fällt!
6. In gewissen Fällen, wo die Feuer- und Wassergefahr in
nittleren Stockwerken, z. B. bei genannten Konfektionsmagazinen
und dergleichen, sehr möglich ist und bedenklich werden kann,
ollen die Plafondschaalbretter und die Fußschaalbretter des be—
freffenden Geschosses mit Blech belegt und statt des Schuttes,
wie es sonst üblich ist, eine Cementlage gebracht werden.)
Der scheinbare Widerspruch einer Feuer⸗ und Wasser—
Hefahr im zweiten oder dritten Stockwerke eines Haufes wird
iach dem Vorausgegangenen wohl Niemand lange irreführen.
7. Für Kellerfeuüer und in Betreff anderer Brände, in
Zzimmern z. B. und überhaupt, wo es nur immerhin geht und
»assend erscheint, sollen die Baubehörden, Inspektoren und Bau—
vesen-Interessenten darauf dringen, daß nur Ertincteure,
öschraketen, Feuerlöschdosen ꝛc. zur Anwendung kommen
ind jo wenig, Wasser als möglich. Natürlich richtet sich
dies Alles nach Zeit, Umständen, Situationen ꝛc. Da das Ueber—
»andnebmen vieler Brände, das heißt die überraschende Schnellig—
eit, mit welcher sich oft ein Brand entwickelt und an Infensitat
cwinnt, (weil er schon längst unbemerkt sich verbreitete), sehr
ufig nur auf Nachlässigkeit und Indolenz. beruht, so sollten
edentende Straken für alle Aufsichtsorgane, worunter auch
die Hausinspektoren. Hausdiener. Feuerwichter. Banauf—
seher ꝛxc., zu rechnen sind, verhängt werden. Es muß dies
zuch die Architekten und Baumeister interessiren, weil sie, so
ange der betreffende Neubau nicht dem Besitzer übergeben ist,
für Unglück eine gewisse Verantwortlichkeit tragen und den
Schaden dann aus eigener Tasche bezahlen müssen.
Das sind wenige, aber ich glaube, nicht die schlechtesten
Vorschläge in dieser Richtung und es soll mich freuen, wenn ich
den Anstoß dazu gegeben habe, daß von Seiten der Fachgenossen
veitere Vorschläge zur Veröffentlichung gelangen. L. 7T5.
Mittheilungen aus der Praxis.
Durch porösen Gußz undichte Pumpentheile
dicht zu machen. Um durch porösen Guß undichte Pumpen—
heile dicht zu machen, hilft man sich häufig durch Anbohren
und Flicken mit Kupferstiften. Doch ist dies, nach der „Werk—
neister-Zeitung“, oft zeitraubend und nicht ausführbar, nament—
sich, wenn die Wandungen nicht sehr stark sind. Zum Zerschlagen
ist ein solches Stück durch die daran gewendete Arbeit zu theuer;
nuch nimmt die Neuanfertigung oft viel Zeit in Anspruch, welche
neist knapp bemessen ist. Obgleich in den meisten Maschinen—
abriken ein jedes Gußstück in rohem Zustande mit Wasserdruck
zeprüft wird, so kommen doch häufig beim Bearbeiten poröse
Stellen vor, welche nicht —8 werden.
Das Verfahren ist nun folgendes: Man erwärme das un—
dichte Gußstück auf einem Schmiedefeuer, oder, falls es nicht zu
ransportiren ist, durch Auflegen eines nicht zu kleinen, roth—
Uühenden Eisenstückes so, daß ein auf die poröse Stelle gelegtes
Stück Harz (Kolophonium) langsam zu schmelzen beginnt, und
warte, bis die dann flüssig gewordene Masse eingezogen ist.
Nun nehme man einen nassen Lappen und lasse das Wasser
angsam abtropfen, um das Ganze abzukühlen. Es muß dies
edoch recht vorsichtig geschehen, um ein etwaiges Zerspringen
zes Gußstückes zu verhüten.
Auf diese Weise behandelte undichte Preß-Cylinder, welche
tark tropften, wurden dicht und hielten einen ca. 200 Kg starken
Wasserdruck aus.
Berichte aus Städten.
Berlin. Eine technisch interessante Arbeit ist so—
eben an der Hoffront des schönen Schloßportals Nr. 3, an der
Schloßfreiheit, beendet worden. Um naͤmlich das Ablösen des
Wasserfarben-Anstriches auf dem Sandstein zu verhindern, hat
die Königliche Schloßbau-Kommission diese Front jetzt mit Oel—
'arbe streichen lassen. Auf die noch nasse Oelfarbe wurde dann
zurch Siebe ganz feiner, weißer Sand gestreut, und, nachdem
derselbe festgetrocknet war, erfolgte ein mehrmaliger Anstrich mit
zrauer Wasserfarbe. Durch die Verbindung dieser Materialien
zildet sich nun, wie das , Grundeigenthum“ berichtet, eine förmliche
Hlafur, welche von außerordentlicher Haltbarkeit ist.
Berlin. Aus dem Bericht über den Handel und
die Industrie von Berlin im Jahre 1886, erstattet von
den Aeltesten der Kaufmannschaft: Die außerordentlich lebhafte
Bauthätigkeit Berlins hatte einen entsprechenden und wohl recht
zufriedenstellenden Handel mit Baumaterialien zur Folge. Auch
das Cementgeschäft war umfangreicher, als in 1885, aber die
Konkurrenz hatte die Preise weiter gedrückt. Die Dachpappen—
zranche blieb in ungünstiger Lage, dagegen entwickelte sich die
Asphaltindustrie immer erfreulicher ausgenommen der Gasasphalt.
Von Schiefer wird deutscher immer mehr mit Vorliebe verwendet.
Die Thonwaarenfabrikation für Bauzwecke wird immer mehr
der Konkurrenz des Sandsteins unterworfen. Chamottewaaren
und Steingut liefern die Provinzen immer mehr, Majolika wird
für Ofen fortgesetzt verwendet. Was die Ofenfabrikation be—
rrifft, so hatte, wie eine Fabrik berichtet, das verflossene Geschäfts—
ahr 1886 für sie beinahe ein gleiches Resultat, als das Vorjahr
aufzuweisen, und zwar wurden von ca. 40 Arbeitern, von denen
Mann als Ofenformer in der Fabrik und 22 Mann mit 12
Lehrlingen außerhalb derselben thätig waren, im Ganzen 805
Stück weiße und halbweiße Oefen und Kochmaschinen, sowie
123 Stück Majolikaöfen und Kamine, größtentheils für Neu—
bauten, am hiesigen Platze geliefert. Das Geschäftsergebniß hätte
der während des vergangenen Jahres vorherrschenden Baulust
wegen entschieden ein qünftigeres sein können, wenn nicht ein am
au diesem Zweck muß das Blech schon vorber mit den nötbigen und
asienden Föcherneverseben sein, damit der Stuckatrur den Stuckdrabt und
ie Stucknägel beifestigen kaun.
.*) Die Cementlage kann eventuell auch auf den Schutt direkt
ufgetragen werden, nur werden dadurch die Trame etwas mehr, aber konstant
zud aleichmäßig belastet. was bei solider Konstruftien nichts auf sich baf