Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

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Literaturbericht. — Bantechnische Notizeu. 
das Leben derjenigen bedrebte, welche das Haus seiner Bestimmung 
gemäß bezogen. Für den Thatbestand der zur Anklage gestellten Hand 
ung genügte dieser Zusammenbang zwischen der Verletzung der tech 
nischen Bauregeln und der Gefährdung anderer, ohne daß es hierzu 
noch des Eintritts des gefabrbringenden Ercignisses, der Entstehung 
des Brandes, bedurfte. Desbalb hat der Lauf der Verjährung der 
Strafveriolgung bezüglich des vorliegenden Vergebens mit dem ge— 
dachten Zeitmomente, alfo schon vor zehn Jahren, begennen und war 
»ereits lange vor Einleitung des gegenwärtigen Verfahrens beendigt, 
o daß eine Verurtheilung des Angeklagten ausgeschlossen ist. 
(Berl. Gerichts-Ztg.) 
Bei der Redaktion gingen ferner ein: 
Das Reichsgesetz, betreffend die Unfall-Vexrsicherung 
der bei Bauten beschäftigten Personen vom 11. Juli 1887 
Mit Einleitung und Erläuterungen auf Grund der Motive, Kom— 
nissionsberichte und Reichtagsverhandlungen, sowie einem Sachregister, 
erausgegeben von Dr. W. Zeller, Großherzöoglich hessischer Reg.-Rath 
Nördlingen 1887. Verlag der E. H. Beck'schen Buchhandlung. 
Das außerordentlich handlich eingerichtete Werkchen dürfte die 
Beachtung unserer Leser in höchstem Maaße verdienen. Die knappe 
Finleitung und die unmittelbar hinter den einzelnen Paragraphen ge— 
druckten Erläuterungen sind trotz aller Kürze durchaus erschöpfend. 
Möge das Büchlein auf dem Schreibtisch jedes in der Praxis stehen 
den Baugewerksmeisters einen Platz finden! 
Der evangelische Kirchenbau. Vortrag, gehalten im 
evangelischen Vereinshause zu Karlsruhe von R. Bau' 
meister, Baurath und Professor an der technischen Hochschule dafelbst. 
Mit zehn Abbildungen. Heildelberg. Karl Winter's Universitäts— 
buchbandlung. 
Das anregend geschriebene Werkchen enthält beachtenswerthe Winke 
über die Entwicklung des evangelischen Kirchenbaues und über Kunst 
m Allgemeinen, es' führt dem Leser in großen Zügen die verschiedenen 
Formen des evangelischen Kirchengebäudes vor Augen und stellt in 
Jeistvoller Weise die Bedingungen fest, denen dasselbe genügen muß. 
Englisches Votabular mit Bezeichnung der Aussprache 
»on Albert Benecke, Direktor der Sophienschule zu Berlin. Fünfte 
»eränderte und vermehrte Auflage. Potsdam. Verlag von Aug. Stein. 
Das übersichtlich augesrdnete Buch wird sowohl beim Unterrichte 
m Englischen, wie auch als Vorübung zur Lektüre von Fachzeitschriften 
Jute Dienste leisten. In sehr geschickter Weise erfolgte die beim 
Englischen bekanntlich ziemlich schwierige Lautdarstellung. g— 
Literaturbericht. 
Das Möbel, ein Musterbuch stilvoller Möbel aus allen 
ändern in historischer Folge. Aufgenommen und herausgegeben 
»on A. Lambert und E. Stahil, Architekten in Stuttaart. — Verlag 
»on Julins Hoffmann in Stuttgart. 
Wir nahmen bereits vor längerer Zeit, bei Erscheinen der ersten 
wei Lieferungen, Veranlassung, dieses hervorragende und zeitgemäße 
Prachtwerk unseren Lesern angelegentlich zu empfehlen. Es freut uns, 
inser damaliges, durchaus günstiges Urtheil durch die neuerdings vor— 
iegenden Heite drei und vier vellauf bestätigt zu finden. Auch diese 
neuen Hefte zeigen uns die Vorzüge des Werkes in hellstem Lichte 
Heft drei behandelt ausschließlich den romanischen Stil und führt uns 
nsechs trefflich gewählten Beispielen dieser Periode den Saal eines 
Schlesses aus dem Ende des 12. Jabrhundert, eine Bank aus der 
chönen Kirche des Klosters zu Alpirsbach in Württemberg, einen nor— 
vegischen Stuhl, mehrere Truhen und Stühle aus dem 13. Jahr⸗ 
sundert und zwei Stoffmuster romanischen Stiles vor Augen. Die 
Tafeln lassen so recht die reizvolle Derbheit dieser Kunstrichtung er— 
ennen. Heft vier enthält sechs bochinteressante Darstellungen gothischen 
Stiles, und zwar einen vollständig ausmöblirten Wohnraum aus dem 
14. Jahrhundert, ein einfacheres bürgerliches Zimmer aus dem 15 
Jahrhundert, Stühle, Betten und Kredenzschränkchen aus derselben 
Zeit. Sämmtliche Tafeln sind abwechselnd in Zinkätzung, Licht- und 
Farbendruck bis in alle Einzelheiten sorgfältigst ausgeführt. Besonders 
zie Tafeln 7 und 13 dürften in ihrer außerordentlich malerischen 
Zusammenstellung als wahre Musterblätter zu bezeichnen sein. Doch 
zurchweg sind die einzelnen Darstellungen sehr geschickt gewählt und 
eieten, namentlich auch wegen ihrer peinlichen Durchführung, dem 
Fabrikanten eine reiche Fülle origineller und leicht verwendbarer Motive 
ür neue Schöpfungen. Dabei giebt der Umstand, daß fämmtliche 
Beispiele entweder genaue Kopien von Originalen oder von guten 
ildlichen oder plastischen Darstellungen aus der betreffenden Zeit sind, 
den Blättern einen wissenschaftlichen Werth, der durch Beigabe eines 
nappven, aber graziösen Textes noch erhöht wird. 
Wir können unseren Lesern das trefflich ausgestattete Werk daher 
iermit nochmals bestens empfehlen; besonders Denjenigen, welche mit 
»er Ausstattung stilgerechter Innenräume beauftragt sind, wird es 
inschätzbare Dienste leisten. M. 
Böhmer und Neumaun: Kalk, Gips, Cement, ein Hand— 
»uch für Anlage und Betrieb von Kalkwerken, Gipsmühlen 
ind Cementfabriken, mit Rücksicht auf die Anwendungen 
dieser Materialien in der Praxis. Fünfte verbesserte Auflage, 
earbeitet ven Friedrich Neumanu, Ingenieur. Mit einem Atlas 
»on zehn Foliotafeln und vierzig, in den Text eingedruckten Holz— 
chnitten. Weimar, Verlag von Bernhard Friedrich Voigt. 
Die neue Auflage dieses praktischen Buches, nach dem Tode des Hrn. 
Böbmer vom Ingenieur Neumann allein bearbeitet, behält die bisherige 
kintheilung des Inbaltes im Allgemeinen bei, hat aber mehrfache Be— 
reicherung erfahren, und zwar im Atlas sewehl, wie im Tert, namentlich 
zurch zahlreiche Maschinen und Betriebseinrichtungen neuestert Art, wie 
ije aus der stetigen Fortentwicklung des fabriksmäßigen Betriebes der 
Srzeugung dieser Materialien herporgehen. Da auch in der Literatur 
dieses Faches manches Neue und Beachtenswerthe fortwährend zu Tage 
Jefördert wird, so ist auch auf diese Ergebnisse gebührend Rücksicht 
genommen. Auch der in der Praxis stehende Bautechniker wird aus 
»em Studium des übersichtlich angeordneten Werkes manchen Nutzen 
ieben koönnen, da von der guten Weschaffenheit und sachgeinästen Än— 
vendung der hier beschriekenen Verbindungsmaterialien nicht zum 
geringsten die Güte eines Bauwerks abhängt.“ Die einleitenden Kapitel 
ͤber Messen und Berechnen von Flächen und Körpern, über das metrische 
Maaß und Gewichtssvstem, spezifische Gewichte, Gewichte von Koͤrpern, 
Arbeitsleistung verschiedener Motoren, Festigkeit der Maleriglien, Grund!: 
begriffe der Chemie, Mineralogisches der Hiaterialien der Kalk- Gips— 
und Cementinduitrie, Verbrennung, Wärme ꝛc. werden für viele Leser, 
welche mit Mechanik und Chemie, sowie dem Verbreunungoprozeß 
weniger vertraut sind, sehr erwünschti sein. Die Ausstattung des Werkes 
ist durchaus gediegen. 
Bautechnische Notizen. 
Ueber die Hbhe von Straßenlaternen handelt ein Auffatz des 
Beh. Finanzraths Herrn Köpcke im „Civil Ingenieur“, aus welchem hervor— 
jeht, daß die meist gewählte Höhe der Laternenpfosten den günstigsten Ver— 
jältnissen durchaus nicht entspricht. Bei 30 m Laternenabstand müßte, um 
das mögliche Marimum der Lichmenge für den um 15 mmvon beiden Laternen 
entfernten Punkt der Straße zu erzielen, die Höhe des Pfostens 10,6 m 
»etragen, während die übliche Höhe nur etwa 3 m beträgt. Vom Herrn 
Verfasser wird darauf hingewiesen, daß bei den gewöhnlichen Gaslaternen 
durch Aenderuugen in Form und Beschaffenbeit des Laternendeckels dem 
Fehler wenigstens theilweise abgebholfen werden könne; bei größeren Flammer 
wie z. B. dem Siemens'schen Regenerativbrenner) müßten die Flammen 
vesentlich höher gelegt werden. Neberhaupt wird das Aufgeben der zahl— 
reichen kleinen Flammen entpfohlen und die Wahl stärkerer und höher an 
jeordneter Flammen angerathen. 
Eine gute Emaille für Eiseublech besteht aus 30—50 Theilen 
dieselerde oder Quarz, 10—520 Feuerstein oder 20—30 Granit, 10-20 
Porzellanerde o—der 16520 Borax, 8-10 Pfeifenthon oder 6—10 Glas, 
5—10 Kreide oder 10-2 15 Magnesia, 5—15 Porzellanmehl oder 5—20 
Feldspaht, 20— 40 Borsäure oder 10-20 kohlensaures Natron, 6—10 Sal— 
»eter oder Schwerspath, 2-56 Gips oder 3—10 Flußspath. Die nach dem 
Zusammenschmelzen feinst gemahlene Emaille muß in dünnen Schichten 
aufgetragen werden, weil Glasur und Blech sich in der Wärme verschieden 
zusdehnen. Auch die Abkühlung hat langsam zu erfolgen, da bei zu rascher 
Abkühlung ungleichförmige Zusämmenziehung und Abspringen der Glasur 
eintritt. 
Eine nene Methode, Gebände feuersicher zu machen, be— 
steht darin, daß die Dächer, Wände und der Boden mit einem dünnen 
Bleche überzogen werden, hinter welchem das Balkenwerk in einer Aschen— 
schicht von ca. zwei em Dicke sich befindet. 
Eine sehr vorzügliche Metallputzpomade wird nach Angabe 
der „Techn. Rundschan“ erhalten durch Erwärmen von vierzig Theilen fetten 
ussischen oder amerikanischen Mineralöls, zehn Theilen amerikanischen 
Schweinefettes (sog. Faßfett) und füufzig Theilen Englischroth (Caput 
mortuum); nachdem diese Stoffe miteinander vermengt sind, wird die Masse 
noch warm in Schachteln von Blech abgefüllt und ist zum Gebrauche ge— 
eiguet. Diese Pomade kann auch mit einem billigen Parfüm wohlriecheund 
zemacht werden, z. B. mit Nitrobenzol (Mirbanös). 
Biegen von Zinkrohren. Das einfachste Verfahren besteht darin, 
das Zinkrohr mit feinem gesiebten Sande auszufüllen. Der Sand muß 
aber so heiß, wie etwa kochendes Wasser sein, nicht heißer, dann macht das 
Biegen gar keine Schwierigkeit. 
Kitt für gußeiserne Oefen. Zum Verkitten von Sprüngen in 
Oefen aus Gußeisen dient nach dem „Polytechn. Journal“ eine Mischung 
von Holzasche und fein gepulvertem Thon mit ein wenig Kochsalz, welche 
man mit Wasser anrührt. Beim Erhitzen des Ofens erhärtet die Masse 
und sell weder absplittern, noch Sprünge bekommen. 
Für Blitzableiter ist die Wabl'des Metalles bekanntlich nicht gleich— 
ziltig. Die größte Sicherheit gegen Abschmelzen gewähren versilberte oder 
vergoldete Auffangspitzen aus massivem Kupfer, dann folgen Silber, darau' 
Gold. Am wenigsten sicher ist Platin, gleichwerthig damit ist Kobalt und 
Nickel. Für die Ableitung ist ein Kupferdrahtseil von 30 qmm Querschnit: 
oder verzinktes Eisen als Drabtseil von 125 amm Querschuitt zu empfehlen 
nedaktion: R. Matthey in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck der „Volks-Zeitung“, Act.eGes. in Vernin 
Unter Veranfkiwortlichkeit des Verlegers.)
	        

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