Literaturbericht. — Bautechnische Rotizen.
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»aus vom Baurathev. Neumann jr. in Wien, das malerische, von
Ihne und Stegmüller in Verlin umgebaute Schloiz zu Altenburg,
reñliche Auinabmen ven Pref. Ewerbeck in Aachen (Kanzel aus
Herzogenbusich und Wohnhaus in Utrecht,, ein reich und vernebm durch⸗
setührtes Wehnhaus in Mannheim, das in einfachen, architektoni'schen
dormen gehaltene, aber durch malerische Gruprirung zu hervorragender
Wirktung gebrachte Kreis-Krankenhaus in Tessan, erbaut ven den
Berliner Architekten Schmieden, v. Weltzien und Speer, den prächtigen
Mttelbau des Heiburg Theaters in Wien vom Freiberrn E. ven
Hasenauer, ein lauschiges Webhngebäude auf Schafhof-Kuxterzell vem
stegierungs-Baumeifter Fr. Gerhardt in Ellwangen, ein reizvolles
irchlein in Helba bei Meiningen, erbaut vem Architekten A. Neu—
neister in Meiningen ꝛe. Das lekte Heit bringt dann eine zierliche,
reistebende Willa in Wiannleim vom Architekten F. Habich dad'elbst,
den Entwurf zur Wiederberstellung des „dicken Thurmes“ in Eßlingen
»en Pretessor C. Deltinger in Stuttgart, in des Miisters bekannter
lotter Manier dargestellt, das in etwas kouventienellen Formen des
Barock erbaute Schleßz des Grafen Sidor Esaky in Szevpes-Görgö
»ein Wiener Architekten H. Adam, ein stattliches Wohnhaus der
Ztuttgarter Architekten Lambert und Stahl und ein würdiges Grab—
rentmal vem Stadtbaurath Hugoe Licht in Leibpzig. RPeinhoven.
Das graphische Rechnen und die Grarhofstatik inihbrer
Anwendung auf Bautonstruktienen. Zum Gebrauche für
Baugewerksmeister, Baugewertsschulen ꝛc.,, bearbeitet von
W. Jeep. Mit einem Atlas von 35 Foliotafeln. Weimar
887. Verlag ven Bernbard Friedrich Veigt.
Der Veriasser, der als langjähriger Leiter einer Baugewerkichule
nit den Verbältnissen der betreffenden Kreise durchaus vertraut ist,
var wohl besonders geeignet, ein Werk über Graphofstatik in allgemein
aßlicher Behandlung aufzustellen. Die Ermittelnng der in Bau—
enstruktionen aller Art durch die verschiedensten äußeren Kräfte bher—
»orgerufkenen Spannungen auf dem zeichnenden Wege hat sich
eit ihrer ersten Anwendung ziemlich raich eingebürgert und findet mit
Recht die weitgebendste Anwendung. Die Graphöstatik ist denn auch
eute nicht mehr ausschlietzlich Unterrichtsgegenstand der technischen
Hochschulen, sendern sie findet sich auch an den Mittel- und selbst
tiederen Schulen als Lehrgegenstand eingeführt und leistet grade hier
»esendere Dienste. Die Baugewerksichnlen, welche ihre Schüler meist
ius dem Handwerkerstande erhalten, haben es mit Zöglingen der ver—
chiedensten Vorbildungsgrade zu thun und bei der kurzen Zeit des
Anterrichtes, bei dem großßzen Umfange der Lebrgegenstände ist es gar
nicht möglich, die Schüler gleichmäßig auszubilden; die größzte Schwie—
igkeit perursacht es, in den rechnenden Fächern günstige Ertfolge zu
rzielen. Hier tritt nun gerade die Graphostatik als vermittelndes
Hlied ein. Die Schüler der technischen Mittelschulen erbalten bei
veitem den meisten Unterricht in solchen Fächern, in denen das Zeich—
ien die Hauptsache bildet, sie sind daher in der zeichnerischen Dar—
tellung meist sebr geübt. Durch die Einführung der Graphostatik
st eine Haurischwierigkeit des rechnenden Unterrichtes wesentlich ein—
(eschränkt, da die Rechnungen der Statik der Bauwerke hier durch
Fonstruttien ausgefiührt werden können und zwar in vielen Fällen
o, das die Rechnung ganz ausgeichlessen ist. Für gewandtere Rechner
iber bildet die graphische Meihoede ein einfaches“ und zuverlässiges
dontrollmittel.
Die meisten der Gravhostatik gewidmeten Werke setzen aber solche
nathematischen Kenntnisse voraus, daß sie für Schüler der Mittel—
chulen vielfach unverständlich sind. In einem für selche Schüler und
ius ihnen bervorgebende Mieister geichriebenen Werke darf besonders
nicht mit Rechnungen gearbeitet werden, welche die Grenuzen des
Unterrichtsplanes des größten Theiles der Baugewerksschulen über—
chreiten. Grötzere Brücken- und Tachkenitruktivnen, wie sie den
Rangewerkemeistern nie eder nur in Ausnahmefällen zur selbstständigen
nsfübrung übertragen werden, ericheinen als überflüssig und ebenso
dleibt die Bebandlung größerer Gewölbe- und Futtermauerwandungen,
velche die Kenntnisz der Theorie des Erddrucks und der Gewölbe
braussetzen, als die Grenzen des Werkes überschreitend, ausgeschlossen.
Beseuderer Wertheist in einem solchen Werke auf eine reiche Aus—
vabl ven vraättischen, eft verkommenden Beisrielen zu legen.
In richtiger Erkenntnißz dieser Grundsätze bat der Veriasser sein
WVert zusammengestellt, das den Schülern der technischen Miittelschulen,
wie den Bangewerken obne Zweifel hoch willkommen sein wird.
Dacjelbe entbält im ersten Abichnitt die erforderlichen mathematischen
Vensrntnenen zur Ausiübrung einfacherer Rechnungsarten, es iolgen
——— J zweiten Ab'chnitte Nufammensetzungen und Zerlegungen ven
äratten unter den verichiedensten Annabmen, die Vehandlung ven
draͤgern mit beliebigen Belastungen. Hieran schlietzen sich die Er—
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rnererdrsereedetnen re
ehe uee n —A Bebandlung der Futtermauern und
an einigen Veifpielen gezeiat. Zu bedauern ist nur, daß
der Herr Verfasser nicht weiter auf die Theorie der Gewölbe ein—
jsegangen ist, namentlich auf die Vestimmung des Horizontalschubes
ei ungleichmäßiger Belastung und die Feststellung der Spannungen
im Mauerwerk, da doch gerade die Gewölbekonstruktionen für den
Manrermeister die Hauptsache bilden. Eine Einzeichnung der Druck—
inie oehne Berechnungen der Spannungen wird in den meisten Fällen
»inen nur geringen Nutzen haben können. Auch wird der Herr Ver—
asser suchen müssen, bei einer etwaigen Neubearbeitung seines Werkes
die vielfach vorkemmende, mit den Abbildungen nicht übereinstimmende
Buchstabenbezeichnung im Text mößglichst zu vermeiden. Abgesehen von
diesen kleineren Ausstellungen wird aber das Buch dem beabsichtigten
zweck in bester Weise dienen. Die Ausstattung ist durchaus lobens—
verth, besonders sind auch die zahlreichen Tafeln in sauberster Weise
Jezeichnet und lassen kaum etwas zu wünschen übrig. M.
Sostem der Arithmetik und Algebra als Leitfaden für
den Unterricht in höheren Schulen bon Dr. Herm. Schubert,
Oberlehrer an der Gelehrtenschule des JFohanneums in Ham—
burg. Potsdam, Verlag von Aug. Stein.
Dieser Leitfaden des durch seine „Sammlung von arithmetischen
und algebraisichen Fragen und Aufgaben“ bekannten Verfassers zeichnet
iich besenders durch seine strenge, aber doch leicht faßliche Methode
nus, nach welcher die Begriffe, Zablarten, Formeln und Lehrfätze der
Arithmetik gus dem „Prinzip der Ausnahmslosigkeit“ heraus systematisch
zufgebaut sind. Das Buch dürfte sich dabher auch namentlich für solche
'ehranstalten empfehlen, in denen bereits eine besondere Aufgaben—
ammlung benutzt wird. Auch Demijenigen, der seine Kenntnisse in
der Arithmetik und Algebra wach erhalten oder vertiefen will, wird
es gute Dienste leisten. Ueberall, wo es nothwendig erschien, sind
den theoretischen Anweisungen vorgerechnete Musterbeispiele hinzugefügt.
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Bautechnische Notizen.
Ein kräftiges Bindemittel. In England wurde kürzlich ein
neues kräftiges Bindemittel, das weitere Verbreitung verdient, in den Handel
sebracht. Gleiche Mengen fein gepulverten gebrannten Kalkes, mit gleicher
Menge guten braunen Zuckers vermengt und unter Wasserzugabe gemischt,
gseben einen Kitt oder eine Art von Cement von ganz besonderer Festigkeit.
ils sprechendes Beispiel der Verwendung dieses Bindemittels wird eine
Fensterverzierung in der Peterborongh-Kathedrale erwähnt; zwei große, aus—
inandergebrochene Steinstücke derselben wurden mittelst dieses Kittes dauer—
raft aneinander befestigt. Selbst Glasflächen, die doch bekanntlich fast keinen
ditt leiden, laffen fich nach den Proben mittelst dieses Kittes dauerhaft ver
einden. Ob jedoch nicht der Kostenpuukt gegen die allgemeine Verwendung
vrechen würde, müßten erst weitere Versuche ergeben. Daß durch Zucker—
veigaben die Bindekraft des Portland-CEements erbeolich gesteigert wird, lehrt
der einfache Versuch, wenn man z. B. zwei Ziegel nur mit Portland-Cement,
indere zwei Ziegel jedech mit demselben und Zuckerbeigabe verbindet. Für
gewisse Zwecke bei Bauten dürfte diese Entdeckung, wie der „Bautechnifer“
ervorbebt, gewißß von großer Bedeutung fein.
Verpflichtung zur Zeugnisansstellung. Ein Werkmeister wurde
nach / jäbriger Thätigteit in einer Maschinenfabrik von dem Inbaber der—
elben obne Entlassungezeugniß entlassen. In seiner Beschwerde beim Ge—
verbegericht behauptete nun der Werkmeister, ihm sei hieraus insofern ein
Schaden erwachsen, als er mebrere Stellungsaugebote habe unberücksichtigt
assen müssen. Der Fabritherr wurde denn auch zur Ausstellung eines
Zeugnisses verurtheilt über die Dauer des Arbeitsverbältnisses und mit der
darin enthaltenen Bemerkung, daß der betreffende Werkmeister im Allgemei—
nen die Interessen der Fabrik gewahrt babe. Außerdem mußte der Fabrik—
herr für die Woche,:d Mf. an den Werkmeister als Entschädigung zabhlen
Von fachmänuischer Seite wird uns mitgetheilt, daß das Holz—
tättchen-Deckengewebe von Herrn Hermann Kahls in Cheimnitz
zu Decken für Neubauten zu empiehlen jei, weil damit schnell trockene, risse—
rreie, dauerbaite und billige Ausführungen erzielt würden. —E
Eiuflufßß der Wasserlänfe auf den Blitzschlag. Im Ar—
hitektten- und Ingenieurverein zu Hannover hat kürzlich Architekt Unger
inen Vortrag über Blitzschläge in Gebäuden gehalten, wobei in der
rachfolgenden allgemeinen Erörterung auf den Einfluß des Grundwasser—
tandes, sowie dersenige des in unmittelbarer Näbe von Gebäuden vor—
audenen offenen Wassers bervorgeboben wurde. Eine Bestätigung dieses
riniluifes giebt die Uebersicht der Brandschäden in Berlin vom Oktober
855 bis Oktober 1886. In dieser Zeit wurden nur 11 Blitzschäden ge—
neldet, welche eine Entschädigung durch die städtische Feuersozietät be—
ründeten. Mit einer einzigen Ausnahme, in der ein besonders in die
Angen springender äußerer Grund nicht zu bestimmen ist, trafen die Blitz—
chaͤden, die übrigens insgesammt nur einen Schaden von etwa 1200 Mk.
»eruriachten, nur auf solche Grundstücke, die unmittelbar am Wasser, in der
Näbe deiselben, oder über alten Wasserlänfen errichtet waren. Auch die
Mäbe großer Bäume in Parkanlagen hat sich in einzelnen Fällen als ge—
ährlich erwiesen. Die weitere Verfolgung der Blitzischäden auf der Karte
ergiebt, daß dieselben sich sämmtlich nerdwärts des Landwehrkanals ercignet
aben, so daß das Wasser hbier dem Gewitter eine Grenze gezogen haben
mnß, die früber schen in galeicher Weise bei südwärts des Cangals aus—
»rechenden Gewittern berbachtet worden ist. Tie eigentliche Altstadt ift
em Blitz völlig verschent geblieben.
jedaltion: RePiatthey in Berfin — Verlag von Julius Engelmann in Verlin. — Druck der „Volks-Reitung“. Act.«Ges. in Bertin
Alnser VBeraufwortlichteit des Verleders.