Literaturbericht. — Bautechnische Notizen
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gestellt und spstematisch geordnet von M. von Oesfeld.
Breslau, 18837. J. U. Kern's Verlag (Max Müller). J
Bei den schwerwiegenden Gefahren, welche eine Unkenntniß des
ielfach außerordentlich verwickelten Baurechtes dem in der Praxis
tebhenden Techniker bringt, müssen wir es mit, lebbafter Freude be—
frützen, wenn erfabrene Juristen diese Materie in leicht verständlicher
korm dem Kreise der zunächst Betheiligten näher zu bringen suchen.
Miit greßem Fleiße hat der Verfasser im vorliegenden Werke eine
Sammlung von gesetzlichen Bestimmungen zusammengestellt, die sich
iuf das Preußische Baurecht bezieben, und die dazu ergangenen Ent—
cheidungen angeführt und erläutert. Hierdurch giebt er sewohl den
Technikern, wie den Verwaltungsbehörden und Fachgelehrten einen
Wegweiser auf dem umfangreichen Gebiete dieses Baurechtes an die
Hand, seoweit dasselbe nicht in den einzelnen previnziellen Bau-Ord—
fungen, welche aber immerhin ebenfalls auf den wichtigen Grund—
ätzen des Preußischen Baurechtes beruhen und aus diesen heraus aus—
gelegt werden müssen, festgestellt ist.
Das klar geschriebene Buch ist nach den Titeln des allgemeinen
randrechtes und sodann nach den in Betracht kommenden außerland—
echtlichen Reichs- und Preußischen Gejetzen übersichtlich geordnet und
vird Bebörden, wie Privaten gewiß in hobem Grade willkommen
ein. Die Ausftattung ist durchaus zu loben. I. 8.
Baudenkmale Oberösterreichs von Erzherzog Johbann.
'inz. Verlag der F. J. Ebenhöch'schen Buchhandlung (Heinr. Korb.)
Oberösterreich, dessen bedeutende Baudenkmale bisher fast gar
richt gekannt und gewürdigt waren, fand an Erzherzog Johann einen
msigen, liebevollen Forscher. Das Ergebniß seiner künstlerischen
Wanderungen im schönen Lande ob der Enns liegt in einem Manu—
kripte und in zahlreichen Aufnahmen vor. Es ist eine Darstellung
der architektönischen Schätze Oberösterreichs aus dem Mittelalter, der
Renaissance und modernen Zeit — Kirchen, Klöster, Burgen, Schlösser,
Stadt- und Landhäuser — nicht nur die Architektur selbst, sondern auch
zugehörige Erzeugnisse des Kunstgewerbes umfassend. Der Text, die
Frucht mühsamer Studien, aber auch warmer Kunstempfindung, will
die kunst- und kulturgeschichtlich interessante Bauchronik nebst einer
rritischen Würdigung der dargestellten Gegenstände bringen und damit
»en Schlüssel zu deren Verständniß liefern. Die Illustrationen, treff—
—V—
nungen sollen eine seltene Auswahl von Ansichten und Einzelnheiten,
owie von zahlreichen Innenräumen aus den prächtigen Stiften und
derrensitzen des Landes gewähren. Die Veröffentlichung des erz—
erzoglichen Werkes wird obne Zweifel auch weit über die Grenzen
Desterreichs hinaus allen Freunden der deutschen Kunst, ja des Schönen
iberhaupt, willkommen sein! Denn nach dem, was bisher als Probe
ür den Tert und die Lichtdrucktafeln (Mariä-Empfängniß-Dom in
rinz, Interieur und Schloß Neu-Wartenberg, Stiegenhaus im Stifte
St. Florian) vorliegt, haben wir ein Prachtwerk ällerersten Ranges
—
affers würdige Gediegenheit auszeichnet.
Da jedech, angesichts der sehr bedeutenden Herstellungskosten,
rotz namhafter Opfer des erlauchten Verfassers, die Herausgabe des
Werkes von einer bestimmten Anzahl Abnehmer abhängig gemacht
werden mußte, so eröffnete die Verlagshandlung kürzlich eine Sub—
kriptien auf die lieferungsweise erscheinenden Baudenkmale Ober—
sterreichss. Sobald durch eine vorherbestimmte Anzahl von Abnehmern
»as Unternehmen gesichert erscheint, sell unverzüglich mit der Heraus—
gabe begonnen werden, indem Manuskript und Äufnahmen druckbereit
orliegeün. Möge das Werk zahlreiche Gönner finden unter den Forschern
ind Liebhabern, den ausübenden Künstlern, Bau- und Kunstgewerbe—
reibenden, artistischen Anstalten und Schulen; es wird ihnen allen
verthvollste Hütfe bei ihren Entwürfen und befruchtende Anregung
eieten! Wir behalten uns vor, nach Erscheinen von weiteren Lieferungen
eingebender auf den Inhalt des Prachtwerkes zurück zu kommen.
MAæg.
Bebauungsplan der Umgebungen Berlin's, Abtheilung
V. V., IX, X.I und XIII.,ꝰ, genehmigt durch allerhöchste
Rabinets-Ordre, revidirt im Jahre 1887. Berlin. Verlag
»en Dietrich Reimer (Reimer und Hoefer).
Die von der vorgenannten, auf dem Gebiete des Kartenwesens
ich eines wohlverdienten Rufes erfrenenden Verlagsbuchhandlung
erausgegebenen Bebauungspläne von Berlin und dessen Umgebungen
eeichnen sich sowohl durch außergewöhnliche Genauigkeit, wie tadellose
Ausstattung aus. Die Blätter sind im saubersten lithographischen
Stich hergestellt und in zwei bezw. drei Farben auf gutem Papier
gedruckt. Alle voerhandenen oder projektirten Straßenzüge treten klar
vervor, die einzelnen Grundstücke find nach Maßgabe der Grundbücher
ibgegrenzt und seweit sie bebaut sind, durch entsprechende Schraffirung
angedeutet. Da alle Aenderungen bis auf die neueste Zeit forgfältig
nachgetragen sind, gewähren die Blatter ein klares Bild von der
baulichen Entwickelung der Reichshauvtstadt und ihrer deunädstici
weiteren Entfaltung. Aus diesem Grunde dürften dieselben für jeden
in Berlin thätigen Bauunternehmer unentbehrlich sein, da sie ihm bei
der Frage, wohin er das Augenmerk seiner geschäftlichen Thätigkeit zu
richten bat, einen wesentlichen Anhalt bieten.
Abtheilung IJV der Umgebungen Berlin's umfaßt das Gebiei
üdlich des Berliner Schifffahrts-Kanals und des Zoologischen Gartens,
ene Gegend, welche sich noch immer eines so bedeutenden Aufschwunge
in baulicher Beziehung erfreut, mit dem Nollendorf-Platz als Mittel—
zunkt, südlich begrenzt von Schöneberg, bezw. dem Botanischen Garten,
ʒstlich von der Potsdamer Straße. Abtheilung Vustellt die auf—
lühende Nachbarstadt Charlottenburg mit ihren weiten, noch der Be—
auung harreuden Gebieten im Norden und Süden dar, in der Nähe
des Bahnhofes Charlottenburg und der Plätze A, B und F'zwischen
Spree, Lehrter Bahn und Verbindungskanal, sowie nördlich des Thier—
Jgartens (Hansa-Platz ꝛc.)
Abtheilung IX umfaßt den Humboldt-Hain, das weite Gelände
der Berliner Lagerhof-Aktien-Gesellschaft und die Umgebungen des
Garten⸗- und des Pappelplatzes. Auch hier eröffnet sich noch an vielen
Stellen der Bauspekulation ein reiches Feld der Thätigkeit.
Weite Gelände harren noch ihrer Bebauung an den auf Ab—
beilung X, dargestellten Straßen und zahlreichen großen Platz—
inlagen in jenem Gebiete, welches sich im Wesentlichen zu beiden
Zeiten der See- und Müllerstraße erstreckt und füdlich vom Nord—
safen und Schifffahrtskanal, südwestlich von der Jungfernhaide, nördlich
»on der Feldmark Reinickendorf und östlich von der Reinickendorfer
Straße begrenzt wird.
Auch das weite Gebiet der Abtheilung XIII, 2 zwischen Lands—
»erger- und Frankfurter Allee, mit dem städtischen Central-Vieh- und
Schlachthof als Mittelpunkt dürfte für den Bauspekulanten eine wahre
Augenfreude sein mit seinen weiten, der geschäftlichen Ausnutzung
nunmehr erschlossenen Baugründen. PAn.
Bautechnische Notizen.
Ein großer Dampfschornsteiun wird in diesen Tagen auf der
Hlasfabrik Almahütte bei Saerchen beendet. Es ist dies ein runder Schorn—
tein von 210 m Höhe mit unterer lichter Weite von 342 m und oberer
ichter Weite von 278s m. Es wurden dazu 350 000 Backsteine verwendet.
Schwingungen hoher Schornsteine. Den „Mémoires de la
zociété des ingénieurs civils“ entnimmt „Dingl. pol. Journ.“ über die
Schwingungen eines Schornsteins bei Marseille (35 m boch, äußerer Durch—
nesser oben 1220 mm) folgende Mittheilung: Während eines heftigen
Sturmes wurde durch Beobachtung des Schattens die größte Schwankung
nit 500 min gemessen. Man meinte, bemerkt zu haben, daß der durch einen
Windstoß in Bewegung gesetzte Schornstein vier bis fünf Mal hin- und
erschwankte, bis er wieder zur Rube kam. E. Burry behauptet nun, daß,
venn sich dieser Bewegungsanstoß während des Hin- und Herschwankens
ines Schornsteins derart wiederholen sollte, daß die Richtung desselben mit
ener der gleichzeitigen Schwankung zusammenfällt, das Umfallen des Schorn—
teins zu erwärten sei. Dies ist die Erklärung für die Zerstörung von
Schornsteinen, deren Konstruktionen den Anforderungen der Standfestigkeit
n jeder Hinsicht entsprechen. Dieser Angabe schließt die „Oesterr. Zeitschr.
ür Berg- und Hüttenwesen“ die Bemerkung bei, daß bei einem 50 m hoben,
zus konzentrischen (hoblen) Ringen gebauten Schornsteine, dessen innere
richte oben 2 m beträgt, der ferner bedeutenden Windstößen (bei Wien)
nusgesetzt ist, die Schwingungen genauestens mit Hilfe eines Theodolithen
viederbolt beobachtet wurden, und daß die Beobachtung eine arößte Schwan—
fung von 160 mm bei heftigen Stürmen ergaben.
Gebrauch von Lehm zum wasserdichten Verschmieren von
Reservoirs ꝛc. Bis jetzt hat man zum Verschmieren der Wasserbehälter ꝛc.
den Lehm in vollkommen angefeuchtetem knetbaren Zustande verwendet. Herr
Fraser in Aberdeen, Nordamerika, hat durch viele Proben den Beweis ge—
ijefert, daß man bedeutend vortbeilhaftere Resultate erzielt, wenn man den
'chm trocknet und fein pulverisirt, bevor man denselben verwendet. Durch
ahrelange Beobachtung ist Herr Fraser zur Ueberzeugung gekommen, daß
Lebim im feuchten Zustande seine höchste Ausdebnung erlangt und nicht mehr
vasserdicht ist, daher im nassen Zustande, in Fugen geschmiert, ein größeres
Volumen hat, als wenn er nachträglich trocknet. Auf diese Erfahrung ge—
tützt, wendete Fraser feingepulverten Lebm an und preßte denselben in die
Fugen; wird dieser Lebm dann angefeuchtet, so saugt er nur eine geringe
Quantität Wasser auf und dehnt sich aus, die Fugen vollkonmen wasserdicht
chließend, und je größer der Wasserdruck im Reservoir, desto besser nach
illen bisherigen Erperimenten der Verschluß.
Das Gewicht von getrocknetem Bauholz. In nachstehenden
Ziffern wird das Gewicht von einem Kubikfuß getrockneten Zimmerholzes in
Kfunden angegeben: Apfelbaum 49, Esche 50, Lorbeerbaum 50, Buche 51,
Birke 48, Buchsbaum 60, amerikanische Ceder 30, Libauonceder 35, Kirsch—
aum, 42, Kastanie 40, Korkbaum 15, indisches Ebenbolz 70, amerikanisches
Ebenbolz 80, Hollunder 42, Ulme 39, Danziger Fichte 35, Memeler Fichte 38
Haselnuß 40, Eisenbolz 48, Lärche 35, Lebensbaum 70, Stammholz 55,
Honduras Mabagoni 40, spanisches Mabagoni 55, Aborn 47, englische Eiche 50,
imerikanische 47, baltische 46, rothe Fichte 40, gelbe Fichte 33, die gewöhn—
iche weiße spanische Fichte 32, Sykomore 37, indischer Theakanum 41
Moulmien 45, Johore 70, afrikanisches Johore 60, Rigaer Tafelbholz 38
rmerifauische Malluuß 35. spanische Mallnuß 43. Weidenhols 30 und GEibe 50
Nedaltion- R. Mattben in Berlin. — Rerlaa von Julius Engelmann in Berlin. — Drud der .Vorts. Zeituna“, Aect-Ges. in Merlin
IUnter Neranfwortlichteit veß Nersengere