Straßenzustände und Pflasterung. — Mittheilungen aus der Praris.
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Thauwetter, nach Frost ist es gefährlich und unsicher;
inangenehm ist auch der unvermeidliche Theergeruch; nach
Regen bildet sich eine glitscherige, garstige Schmiere; ge—
wölbte Holzpflasterung erleichtert das Stuͤrzen der Pferde;
Reparaturen sind nur in kleinen Maßstabe zulässig; nach
Verbrauch ist Neuherstellung der ganzen Pflasterung noth—
wendig; die Ausführung ist nur moͤglich bei langen Akkorden
mit Unternehmern.
In London wurde aus sanitären Gründen die'e Art
pflasterung wieder aufgegeben. Im Allgemeineu hat sich
das Holzpflaster nicht bewaͤhrt.
Die Verschiedenheit der in Paris und Petersburg gemachten
zünstigen Erfahrungen gegenüber den ungünstigen in Eng—
and und Amerika liegt wohl hauptsächlich in der Aus—
führung. Theils ist das Material, theils die Legung beschuldigt
worden, So ist es gewiß, daß zu einem großen Holzpflaster
vorzügliches Material, vollkommene Imprägnirung und sehr
ꝛxakte Legung erforderlich ist, weshalb finanzielle Bedenken
ehr in die Wagschaale fallen: Ich halte dafür: Holzpflaster
st Luxuspflaster.
Man hat Holzpflaster auch in Verbindung mit Asphalt
»erwendet. Ich erwähnte der damals neuen Versuche in
meinem Referate zu Wiesbaden. Dasselbe wäre gut für
unsere Pferde gewesen, es hat sich aber nicht bewährt, dürfte
ruch wegen der Schwierigkeiten des Aufreißens bei Kanal—
eparaturen, Rohrlegungen ꝛc. nicht zu empfehlen sein.
Noch ist der Verwendung mineralisirten Holzes zu Pflaste—
rungen Erwähnung zu thun. Auch dieses Pflaster hat sich
einen dauernden Eingang verschafft.
Das Asphaltpflaster hat, wie das Holzpflaster, seine aroßen
Vortheile und noch größere Nachtheile.
Erstere sind: Schonung der Fortbewegungskraft (nicht voll—
ommener und unbedingter Vortheil); gefahrloseres Nieder—
türzen der Pferde, besonders, wenn es „gereifelt“ ist: Er—
parniß am Fahrmaterial; Geräuschlosigkeit.
Dagegen hat dieses Pflaster folgende Nachtheile: Leichteres
und häufigeres Stürzen der Pferde (zahlreichere Unglücks—
älle); schweres Pariren, Ausweichen und Halten (nomentaues
Anhalten unmöglich); schwierigeres Erlernen des Gehens;
Erforderniß eines sehr sorgsamen Unterhaltes (Reinhaltung,
Sandstreuen zu gewissen Zeiten); Nichtdurchlassen des Wassers;
Anvermögen des Gehens der Pferde mit glatten Hufeisen,
Das Asphaltpflaster wird noch vielfach für das beste ge—
halten. Das für und wider strenge Gegeneinanderhalten,
pricht nicht für Ersteres, daher sich dieses Pflaster keine
zroͤßere Ausbreitung zu sichern vermag. Uebrigens sind
zie Erfahrungen himsichtlich der Güte dieses Pflasters. wie
beim Holzpflaster, ebenfalls verschieden.
Die Zweckmäßigkeit ist es, welche bei Wahl und Anlage
rgend eines Pflasters in Erwägung zu kommen hat. Das
Pflaster, welches sachgemäße Herstellung nach den bereis er—
wähnten Anforderungen (möglichst horizontale Fläche senk—
rechte Legung der Steine, geringe Furchenweite) voraus—
gesetzt, für die fortbewegende Kräfte und das Fahrmaterial
*ie relativ größte Sicherheit und Schonung bietet, dabei
im verhältnißmäßig billigsten ist, ist das beste. Diesen
Anforderungen entspricht zur Zeit mehr als iede andere Art
der Pflasterung
Das Steinpflaster aus Granitwürfeln. Richtig hergestellt,
zietet dieses den Pferden am wenigsten Schwierigkeiten.
Nur auf diesem Pflaster können dieselben sicher laufen und
ziehen, sogar ohne Stolleisen, ein Vortheil, der allein über—
viegend fuͤr dieses System spricht. Dasselbe hat außerdem
noch die Vortheile: Es läßt sich am lcichtesten mit der
Pferdebahn verbinden; es bietet die wenigsten Schwierig—
teiten im Aufreißen; es ist leichter zu repariren, als jedes
indere Pflaster; es erfordert den einfachsten Unterbau; es
erleichtett und ermöglicht am besten das Ausweichen und
Pariren; dabei stürzen die Pferde seltener, immer voraus—
zesetzt: ebene Straßenfläche. Auch die Nachtheile sollen
nicht verschwiegen werden. Stark gewölbtes, diagonal ge—
legtes Granitwürfelpflaster mit zu weiten Furchenlinien
(leider in München häufig zu sehen) ist sehr verwerflich;
die Pferde stürzen auf diesem häufiger und um so gefähr—
licher: Ausweichen und Pariren ist schwer: nur mit Stoll—
isen ist es möglich zu fahren oder zu reiten; entsteht in
Folge dieser Konstruktionsfehler eine holprige Straßenfläche,
o ist es ein miserables, geräuschvolles Fahren. Die Pferde
rützen ihre Hufeisen und sich selbst in unverhältnißmäßig
urzer Zeit ab, das Fabrniaterial leidet schnell und erheblich.
Bei richtiger Herstellung, an welcher Alles liegt, ist die
Dauerbaftigkeit, der gleiche Fortbestand einer einmal technisch
zut geschaffenen Straßenfläche lange anhaltend und hierin
iegt ein Hauptvorzug. Die Pferde werden durch die Ge—
vohnheit im ner sicherer.
Die wenigsten Klagen hört man über gut gelegtes Würfel—
oflaster und ist dieser Umstand sehr in Würdigung zu ziehen,
denn Leute, welche aus dem Fuhrwerksbetriebe Nutzen ziehen
nüssen, kommen am Sichersten darauf, was gut, was besser
uind was ganz schlecht ist. Schlußfolat.)
Mittheilungen aus der Praxis.
Ueber massive Bauweise der Zwischendecken
in Wohngebäuden hielt Herr Architekt Heußner kürzlich
einen Vortrag im Hannöverschen Architekten- und Jugenieur—
Verein, dem wir nach einem Referate des „Wochenbl. f. Bau—
unde“ Folgendes entnehmen:
Der Vortragende weist zunächst auf die Mängel hin, die
den gewöhnlichen Holzbalkendecken mit Sandfüllung, den so—
senannten Fehlböden, sowohl in gesundheitlicher, als auch in der
Beziehung anhaften, daß die Hölzer dieser Decken leicht durch
Fäulniß, Verstecken eder Wurmfraß zerstört werden, so daß da—
urch erhebliche Ausbesserungskosten entstehen, und geht dann
zuf eine Art von massiven Zwischendecken ein, zu der er nach
nannigfachen Versuchen gelangt ist und die er neuerdings beim
Zau von zwei Villen, Einfamilienhäusern, in Hannover zur
Unwendung gebracht hat.
Sämmtliche Zwischendecken und auch die Dächer dieser
Villen sind massiv hergestellt. Die Einzelheiten dieser Bau—
veise stellen sich wie folgt dar:
Die Herstellung der Zwischendecken erfolgt aus Cement—
Beten mit Hülfe ven walzeisernen Trägern. Die Träger liegen
in einer Entfernung von 80 cm von Mitte zu Mitte und haben
eine größte Stützweite von 5 m. Unter der Annahme, daß
quu der 12 em starken Betonplatte rund 260 kg wiegt, hat
ich ein I-Eisen Nr. 18 der deutschen Normalproefile als aus—
eichend erwiesen. Der Beton ist im Verhältniß von 1:6 ge—
nischt. In den Decken über dem Kellergeschoß ist der Beton
wischen die Träger gebracht, und es ist die Decke unterwärts
seputzt. Der Fußbodenbelag im Erdgescheß besteht in den ein—
acheren Zimmern aus einem eichenen Riemenfußboden, der in
lsphalt verlegt ist. Asphalt und Cementlage, die den Beton
baleicht, haben sich gut miteinander verbunden. In den besseren
zimmern ist ein eichener Parketfußboden verwendet, der von
»inem Blindboden und Lagerhölzern von 6 8 cun getragen
vird, welche letztere senkrecht zur Richtung der Träger liegen
ind unter die oberen Flanschen derselben gesteckt werden, Der
Zwischenraum zwischen dem Blindbeden und dem, zuerst ein—
sebrachten Kiesbeton ist mit Schlackenbeton ausgefüllt.
In den oberen Zwischendecken ist zum Theil die Anordnung
etroffen, daß die Betondecke sich über die Träger hin exrstreckt,
ind daß letztere in ihrer vollen Höbe hervortreten. Die Träger
ind, um eune genau gleiche Höhenlage derjelben zu erzielen, in
»en Tragwäunden auf I-Tägern Nr. 8 der deutschen Normal—⸗
rofile aufgelagert. Die Deckenfelder zwiichen den Trägern sind
eputzt und gefilzt, die Träger selbst sind mit Helzkasten um—
leidet, und es ist dann mit Hülfe von Blindkasten eine Kasetten—
ecke hergestellt. Die Deckenflächen sind statt des Putzes in
inderen Räumen entweder mit gekeblter Holzschaalung verkleidet,
dec es ist vermittelst gekeblter Rahmenbölzer eine Velvet-Decke
ingebracht. Die Fußböden in dem oberen Geschosse, welches die
-chlafräume enthält, sind mit 5 inm starkem Korkteppich
Linoleum) belegt, der durch einen befonders hierzu erfundenen
zlebesteff mit der mittelst Steinplasten sauber abgeschliffenen
Iberfläche der Cementabdeckung verbunden ist. Die hierdurch
zewirkte Verbinduug ist eine sehr fest
Die Fußböden im Dachgeichosse bestehen nur aus einem
auber geglätteten Cementboden, der in den besseren Räumen
Fdremdenzimmer) mit einem Oelfarbenanstrich versehen ist