Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

Konkurrenzwesen — Entscheidung. — Mittheilung über Schulen. — Bautechnische Notizen. 
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Füllcylinder sind diese Uebelstände in einfacher Weise beseitig! 
und die Annehmlichkeit wie das schöne Aussehen des Kachel 
»fens mit den anerkannten Vorzügen des Meidinger Heizsystems 
»ei Vermeidung aller Umständlichkeit und Unreinlichkeit in Auf— 
tellung, Umstellung und Trausport des Ofens verbunden. Der 
Kachclöfen besteht aus einzelnen Kachel-Etagen und wird eine 
solche hergestellt, indem die Kacheln, genau zugeschliffen und an— 
einander gepaßt, zwischen zwei eisernen Rahmen eingefügt und 
durch eine Verschraubung der letzteren fest zusammen gehalten 
werden. Eine solche Etage bildet nun ein selbstständiges Ganzes 
ind paßt der untere Eisenrahmen desselben in den Falz des 
oberen, so daß die Etagen mit Leichtigkeit ohne irgend eine 
Verschmierung oder sonstige Befestigung aufeinandergestellt 
werden können. In derselben Weise sind auch Sockel, Mittel⸗ 
zesims und Deckgesims zu je einem Stück zusammengeschraubt. 
Die ganze Aufstellung des Ofens geschieht demnach durch Auf— 
einandersetzen der einzelnen Etagen und der bekannten, äußerst 
einjachen Aufstellung des Meidinger gußeisernen Füll-Regulir— 
cylinders; der Ofen ist demnach binnen einer halben Stunde 
sertig aufgerichte und zum Gebrauch bereit. Die Heizung ist 
die eines Meidinger Füll-, Regulir- und Ventilations-Ofens 
und erfolgt die Cirkulation der Luft durch Einströmung derselben 
in den durchbrochenen Eisensockel des Kachelmantels, die Aus— 
strömung der zwischen dem Heizcylinder, dem inneren Blech— 
nantel und dem Kachelmantel erwärmiten Luft durch das in der 
ybersten Kachel-Etage angebrachte Gitter, ferner durch Oeffnungen 
in der Decke und eventuell an der. Rückwand des Kachelmantels. 
Fine Ventilation vermittelst Zuführung frischer Luft von außen 
vird durch Anlage eines Kanals herbeigeführt, welcher die 
Außenluft direkt in den Sockel des Ofens führt und regulirbar, 
cespektive abstellbar ist. Diese frische Luft wird zwischen dem 
Heizcylinder und den MRänteln erwärmt und strömt nun als 
frische, warme Luft in das zu beheizende Lokal. Bei Ein— 
ührung der Außenluft bleibt der Sockel des Ofens gegen die 
Zimmerluft abgeschlossen, öffnet sich aber in demselben Grade, 
als die Zuströmung der Außenluft vermindert, eventuell ab— 
gesperrt wird, und kann somit, je nach Temperatur und Be— 
durfniß, nur Außenlust, oder Außenluft und Zimmerluft zu— 
gleich, oder endlich uur Zimmerluft zur Heizung verwendet 
werden. Die Wärme wird durch die Kachelverkleidung eine an— 
genehme und anhaltende. (Ind. Bl.) 
»ogen zur Verfügung. Die Einsendung der Gegenstände nach 
Karlsruhe hat auf Kosten der Bewerber zu erfolgen, die Rück— 
racht bezahlt der Verein. 
Reichsgerichts⸗Entscheidung. 
Die Strafbestimmung des 8 153 der Reichs-Gewerbe⸗ 
»rdnung, wonach Derjenige, welcher durch Anwendung körperlichen 
Zwanges, durch Drohungen ꝛc. Andere bestimmt oder zu be— 
limmen versucht, an Lohnverabredungen Theil zu nehmen oder 
hnen Folge zu leisten, oder Andere durch gleiche Mittel hindert 
»der zu hindern versucht, von solchen Verabredungen zurück— 
utreten, mit Gefängniß bis zu 3 Monaten bestraft wird, sofern 
iach dem allgemeinen Strafgesetz nicht eine härtere Strafe 
intritt, — findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Straf⸗ 
enats, vom 19. Oktober v. J., auch Anwendung, wenn der 
ur Theilnahme Bestimmte nicht ausdrücklich seine Zustimmung 
erklärt resp. erklären soll, sondern ohne jede derartige Erklärung 
»er Lohnverabredung entsprechend handelt resp. handeln soll. 
Ferner ist diese Strafbestimmung auch dann anwendbar, wenn 
‚as angedrohte Uebel kein widerrechtliches war. 
Mittheilung über Schulen. 
Die Königliche Baugewerkschule zu Nienburg a. W. 
vird im laufenden Wintersemester von 176 Schülern besucht. 
Davon sind 93 Maurer, 3 Maurer und Steinhauer, 76 Zim— 
merer, 1 Maurer und Zimmerer, 2 Tischler, 1 Steinsetzer. 
Nach den Klassen, in welchen dieselben Aufnahme gefunden 
haben, gruͤppiren sich die Schüler in folgender Weise: J. Klasse 
27 Schüler, II. Klasse (in 2 Abtheilungen) 49 Schüler, 
III. Klasse (in 2 Abtheilungen) 42 Schüler, IV. Klasse (in 
2 Abtheilungen) 58 Schüler. —. 
Bautechnische Notizen. 
Neue Methoden der Fensterglas-Fabrikation. Vor 
twa 25 Jahren versuchte William Clarke in Pittsburg in der 
Weise Fensterglas zu fabriziren, daß er es in reversibeln Walzen, 
vie sie für Eisen und Stahl angewandt wurden, walzte. Der Ver— 
uch verunglückte total, weil das Glas beim Passiren der Walzen 
zu schnell erkaltete und zu spröde wurde. Jetzt ist bei Anwendung 
zes Naturalgases dieselbe Idee in Pittsburg praktisch ausführbar ge— 
vorden, so daß Tafelglas zehnmal schneller als bei der gegenwärtigen 
Methode des Walzens erhälten werden kann. Die Walzen sind hohl 
ind stationär; eine Naturalgasröhre mit Ausströmungen nach allen 
Seiten führt durch die Mitte jeder Walze und erhitzt sie konstant. 
Die aus einem Glasballe gewalzte Glasplatte gelangt aus den 
Walzen auf eine eiserne Tafel, die ebenfalls durch Naturalgas kon⸗ 
tant erhitzt ist. Von der Tafel geht es direkt in den Kühlofen, so 
»aß es während des ganzen Prozesses nicht erkalten kann. Das Blasen 
ommt ganz in Fortfall. Nach einem anderen, von E. C. Long in 
Pittsburg nach allen Seiten geprüften Plane wird das Fenster— 
las durch komprimirte Luft geblasen. Diese Erfindung ist von 
Ir. Willmet G. Bailey in Burgettstown, Washington County, 
zjemacht, ist patentirt und die nöthigen Maschinen werden wahr— 
cheinlich im Herbst 1837 schon zur Anwendung kommen. Die Luft 
ist in konvenirender Weise untergebracht und wird durch einen 
Schlauch der Maschine zugeleitet, das Glas wird in alter Weise prä— 
»arirt, dann wird die Röhre in die Maschine gesetzt und durch eine 
lektrische Vorrichtung die Luft eingelassen. Burch diesen Apparat 
oll fünfmal mehr Glas zu fabriziren sein, als nach der früheren 
Methode. Die Zahl der Bläser kann vermindert, die der Ausbeber 
nuß vergrößert werden. 
Befestigung eiserner Pfosten. Herr Bellach besprach 
m Ostpr. Bezirksverein Deutscher Ingenieure eine Befestigung der 
eisernen Pfosten, wie sie die Verwaltung der Königl. Ostbahn neuer— 
dings ausgeführt hat. Hierbei sind leere Cementtonnen in die Erde 
eingegraben worden, alte Eisenbahnschienen hineingesetzt und hierauf 
die Tonnen mit Beton ausgegossen worden. Die Pfosten sollen in 
diesen Betonklumpen sehr sicher stehen. 
Um dem Eichenholze einen schönen orangegelben Ton zu 
zeben, nehme man, den „Neuesten Erfindungen und Erfahrungen“ 
ufolge, auf! /31 Terpentinöl ungefähr 80 F Talg und etwa 208 
Wachs. Diese Mischung wird am Feuer unter Umrühren geschmolzen; 
zierauf wird der betreffende Gegenstand so lange mit dieser Lösung 
Fabe, bis ein matter Glanz sich zeigt. Eine Stunde nach diesem 
Verfahren wird das Ganze mit dünner Politur bestrichen; um den 
Blanz und die Tiefe des Pn noch zu verstärken, wird der Anstrich 
nit Politur wiederholt. Die Behandlung selbst muß aber in einem 
warmen Zimmer geschehen. 
Konkurrenzwesen. 
Um ein Uebersichtsbild der Leistungsfähigkeit unserer 
heutigen Kunstschlosserei zu geben und damit anregend auf die 
etztere serbst einzuwirken, wird der Badische Kunstgewerbeverein 
in Karlsruhe eine Preisbewerbung für ausgeführte Gegenstände in 
Schmiedeeisen veranstalten. Als zur Bewerbung geeigunet werden 
olche Arbeiten erachtet, welche sich sowohl durch ihre Bestimmung, 
ils die Art ihrer Ausstattung als kunstgewerblich bezeichnen 
assen und die bezüglich ihrer Größenverhältnisse über ein be— 
stimmtes Maaß nicht hinausgehen (bezüglich größerer Gegen— 
tände ist eine besondere Verstaͤndigung ersorderlich). Beispels— 
weise seien genannt: Wandarme, Aushängeschilder, Kandelaber, 
Leuchter und Laternen, Blumen- und Nipptische, Ofenschirme, 
Füllungsgitter, Beschläge, Geländertheile, sowie hervorragende 
Einzelheifen größerer Gegenstände überhaupt. Die Beigabe 
der Originalentwürfe und Werkzeichnungen, nach denen' die 
Begenstände gearbeitet sind, ist erwünscht. Als Bewerber sollen 
die eigentlichen Verfertiger der Arbeiten auftreten, oder die 
Meister, aus deren Werkftätte die Arbeiten hervorgegangen sind, 
ind nicht etwa Auftraggeber oder Wiederverkäufer. 
Für dicjenigen 4 Arbeiten, welche als die technisch und 
rünstlerisch vollendetsten befunden werden, und welche nicht in 
)er Grundidee des Entwurfes verfehlt sind oder auf eine bloße 
rünstler ische Spielerei hinauslaufen, sollen 4 Geldpreise im 
Betrage von 400 Vik., 300 Mf. 200 Mk., 100 Mt. gewährt 
werden, welche unter allen Umständen zur Vertheilung kommen. 
Weitere hervorragende Arbeiten sollen durch Ehrendiplome aus— 
zezeichnet werden. Die prämiirien Gegenftände bleiben Eigen— 
hum der Bewerber. 
Die Arnmeldnng der Gegenstände soll bis längstens 1. April, 
dije Einsenduug derselben bis 1. Juni 1887 erfolgen. Für 
die erstere stellt der Vorstand des Vereins besondee Aumespe 
Redaktion: R. Mashey in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H. S. Hermann in Berlin, 
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers.)
	        

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