Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

Berichte aus Städten. Erfindung. Bautechnische Notizen. 
wie der Kreis derjenigen Baugewerbetreibenden, für welche ein 
Befähigungsnachweis zu fordern sein würde, nach den Zweigen 
des Baugewerbes abzugrenzen sein möchte“ 
Hausfacaden-Reinigung. Die bekanntlich ziemlich 
umständliche Reinigung von bellfarbigen Hausfacaden besorgt 
man jetzt in Amerikamittelst einer neu erfundenen Dampf— 
bürste. Das von R. Lüders in Görlitz geleitete Patentbüreau 
veröffentiicht darüber felgende Beschreibung: Mittels eines von 
einem ambulanten Dampfkessel gespeisten Schlauches wird der 
Bürste, die der auf einem einfachen schwebenden Gerüst stebende 
Arbeiter führt, möglichst nasser Dampf zugeführt. Das schwebende 
Gerüst muß dem Arbeiter gestatten, alle Punkte der Façade zu 
bearbeiten. In der Bürste befinden sich drei kompendiöse rotirende 
Maschinen einfachster Konstruktion, deren hohle Wellen den 
Abdampf den auf ihnen befestigten runden Borsten zuführen. 
Der Boden dieser Bürsten, welcher den Dampf zuerst aufnimmt 
ist bohl, der Haarboden durchlöchert, so daß über die ganze 
Fläche zur und durch die Bürste Dampf austritt. Die durch 
die rotirenden Maschinchen mit in Drehung versetzten Borsten 
reiben nun beim Andrücken an die zu reinigenden Flächen den vom 
nassen Dampf angefeuchteten Schmutz sauber hinweg, derselbe 
ropft alsdann als Schmußzwasser nach unten ab 
Leimfarben-Anstrich auf Gipswände. Um 
einen solchen zu erzielen, ist zunächst ein Vorseifen der ganzen 
Fläche erforderlich; alsdann wird die betreffende Fläche mit 
Alaun (in folgendem Verhältniß: auf !, Pfund Altaun etwa 
ein Feldkessel voll warmen Wassers) gestrichen. — Wenn dieser 
Anstrich eben angezegen hat, also noch nicht getrocknet ist, wird 
ein Leimfarben- (Zinkweiß-) Anstrich aufgebracht. Auf diese 
Weise wird die Wand glatt, gleichmäßig und ohne Korn, 
Streifen oder dergleichen im Anstrich werden. Kommt es indeß 
weniger auf die Feinheit, Gleichmäßigkeit ꝛc. beim Anstrich an, 
so dürfte auch ein übrigens auf gleiche, vorstehend beschriebene 
Weise vorgenommener Leimiarben-Anstrich, aber mit gewöhn— 
licher Kreide, anstatt mit Zinkweiß, genügen. Auch ist noch 
darauf zu achten, daß der Anstrich recht düun gehalten, resp. 
ziemlich dünnflüssig aufgetragen wird, weil er so desto schöner 
und glatter wird. 
Um Eisen und Holz mit einander zu verbinden, dient 
Hausenblase, die in Essig aufgelöst wurde. 
Deckenkonstruktionen. Herr Architekt Goellner 
hielt kürzlich im Münchener Architekten-Verein nach dem 
„Wochenblatt f. Baukunde“ einen Vortrag über moderne Decken— 
fonstruktionen. Die Frage nach rationeller Konstruktion der 
Zwischendecken in den Gebäuden ist zur Zeit eine brennende; 
Schwamm, Fänlniß, Feuergefahr u. s. w. haben neue Kon— 
struktivnen aufgebracht, bei welchen zumeist das Holz durch 
Eisen ersetzt werden soll. 
Die Eisendecken haben gegenüber den Balkendecken die 
Vorzüge größerer Festigkeit, Feuersicherheit und Dauer, sind 
aber, je nach der Konstruktionsweise, theuerer als Holzbalkendecken. 
Ein weiterer Nachtheil ist, daß die Fußböden nicht so einfach 
anzubringen sind, wie bei den Holzbalken. 
Die ersten Versuche, Eisenbalken zu verwenden, wurden in 
Frankreich gemacht; es wurden Jeoder Zores-Eisen verwandt 
und flache Gewölbe zwischen sie gespannt. In Deutschland ist die 
Oper in Frankfurt eines der ersten öffentlichen Gebäude, bei 
welchem für die Zwischendecken Eisen und Beton zur Ver— 
wendung kam und es wird diese Konstruktionsweise fuͤr öffent— 
liche Bauten mehr und mehr Anwendung finden. Bei Wohn⸗ 
denen aber dürfte zunächst noch die Holzbalkendecke herrschend 
eiben 
Berichte aus Städtent. 
Berlin. Der Brand des Continental-Höoͤtels hat 
die Aufmerksamkeit der Baubebörden und der Feuerwehr, nicht 
minder die der Bauherren wie der Baumeister auf die sehr be— 
denklichen Veränderungen gelenkt. dencn n Baͤhrecketper 
wendetes Holz dann unterliegt, sobald dasselbe dauernd einer an 
und für sich sonst nicht gefährlichen Erwärmung ausgesetzt wird. 
Hierüber sollen eingehende technische Versuche weiteren Aufschluß 
geben und wird es von deren Verlauf abhängen, ob und welche 
Abänderungen der Bauvorschriften in Betracht zu ziehen sein 
verden. Außerdem hat derselbe Brand wiederum recht nahe 
gelegt, wie sehr es angezeigt erscheint, das feuergefährliche Holz 
hurch angemessene Konstruktionen aus dem nach dieser Richtung 
sjin weit sichereren Eisen, so weit dasselbe empfehlenswerth sein 
nag, zu ersetzen, und ist zu erwarten, daß die Untersuchungen 
nuch auf diese höchst zeitgemäsße Frage ausgedehnt werden 
Erfindung. 
Ueber eine zu Bauzwecken zweckmäßige Erfindung wird dem 
„Sch. Merkur“ geschrieben: Zum ersten Male wurden Gipsdielen 
jenannt und gezeigt auf der Ludwigsburger Gewerbeausstellung. Das 
jeue Baumaterial wurde erfunden und eingefübrt von den Architekten 
A. und O. Mach in Ludwigsburg. Die einfachen Bestandtheile sind 
SZchilfrohr, zu einer festen Masse durch flüssigen Gyps verbunden; 
ie werden in Form von 7 em dicken Dielen hergestellt und lassen 
ich vermittelst der Handsäge beliebig theilen. Ihre Verwendung ist 
ꝛine ziemlich mannigfaltige. In erster Linie kommen sie in Betracht 
ils Ersatz für die bisherige Füllung der Zwischenböden, welche in 
ösch, in Straßenkoth, Cokes und allen mögliche Materialien keines 
ür seinen Zweck vollig genügend bestand. Von Balken zu Balken 
vird mit diesen Dielen, die auf Latten ruhen, ausgefüllt. Unterhalb 
Decke) des unteren Raumes und oberhalb (Boden) bleibt hohler 
Kaum. Der Blendboden wird auf den Durchzug nicht unmittelbar 
rufgelegt, sondern durch einen Filzriemen isolirt. Auf diesem Wege 
lanbt man, verschiedene Vortheile zu erreichen. Einmal jene Trocken— 
altung des Zwischenraumes zwischen Decke und Boden, welche bei 
inderem Material mancher Gefahr ausgesetzt war und vielfach (und 
»aun stets in hohem Grade zum Schaden des Holzwerkes) Noth ge— 
itten, und welche deshalb kaum hoch genug anzuschlagen ist. Ferner 
rhofft man die Fähigkeit des Holzes, den Schall zu leiten und damit 
»ie in vielen Neubauten so lästige „Hellhörigkeit“ der Wohnräume 
uu dämpfen. Inwieweit sich diese Zwecke erreichen lassen, muß die 
Erfahrung zeigen. Eine weitere Verwendung dieser Dielen ist eine 
enkrechte und zwar in Fachwerk, in untergeordneten Räumen des 
Dachstockwerkes und dergl. Hier werden die Wände mit zurecht ae 
chnittenen Dielen ausgefüllt und dann verstrichen. 
Pautechnische Notizen. 
Zur Imprägnirung von Hölzern. Ueber eine neue Methode, 
Hau- und RNutzbolz zu imprägniren, schreibt das internationale Patent— 
ureau von Richard Lüders in Görlitz folgendes: Daß die Anwendung 
ieselsauren Kalkes als Mörtel für Banwerke in der ältesten geschichtlichen 
Zeit bereiis allgemein verbreitet war, davon zengen heut noch die Ruinen 
er vor Jahrtausenden gebauten Städte. Vor wenigen Jahrzehnten erst 
st jedech die Eutdeckung gemacht worden, daß eine Lösung von Kalk ein 
lanz ausgezeichnetes prophylaktisches Mittel gegen Wurmfraß und Pitz— 
ind Schwammbildung für Bau- und Nutzholz liefert. Das Verfahren der 
Zuprägnirung ist einfach und mit geringen Kosten verbunden und hat den 
Vortheil, daß die Hölzer nicht erst getrocknet zu werden brauchen, wie z. B. 
»eim Imprägniren mit Creosot. Zur Aufnahine der Hölzer genuͤgt eine ge— 
nauerte Grube, welche nach dem Einbringen der zu imprägnirenden Hölzer 
nit Wasser angefüllt wird. Darauf wird ungeloͤschter Kalk hinzugethan, 
velcher durch Röhren gelöst wird. Nachdem das Holz zwei bis drei Monate 
n diefem Bade belassen wird, zeigt es bereits eine Imprägnirung bis anf 
30 Millimeter nach dem Kern zu. Sehr knorrige Stücke bedürfen etwas 
ängerer Zeit, da die Lösung die verschieden geschichteten Zellen unicht so 
chnell zu durchdringen vermag. Die Tragfäbigkeit des Holzes wird durch 
diese Röhandlung nicht im mindesten heeinträchtint 
Prüfungs-Stelle für Heiz- und Lüftungs-Vorrichtungen. 
Ju dem Staatshaushalts-Etat fuͤr 1887,/88 sind Beiträge aufgenommen für 
erstmalige Einrichtung, bezw. Jl jährige Unterbaltung einer Prüfungsstelle für 
Heiz⸗ und vüftungswerke an der technischen Hochschule in Berlin. 
Die auf diesem Gebiete noch zu lösenden Aufgaben sind sehr mannigfach 
ind werden viel Zeit sowohl als Mübe und Geldmittel beanspruchen. Vor— 
in stehen darunter genauere Bestimmungen von Wärmeleitungs- und Luft— 
Jeizungs-Koeffizienten und sedann handelt es sich um Prüfung von Er— 
indungen des Heiz- und Lüftungsgebiets. Die neue Anstalt soll zwar 
gamentlich nur staathchen Zwecken dienen; sie wird aber auch bei dieser 
Einschränkung von Nutzen für die Studirenden der Hochschule sowobl, als 
die Allgemeinbeit werden, und es ist außerdem eine spätere Auedehnung 
bres Wirkungsgebiets nicht ausgeschlossen. Wir wünschen dem Unternebmen 
den besten Fortdang. Maunzeitung] 
Bidattion ReMatthen in Berlin. — Berlag von Julius Eengelmann in VBerlin. — Drug der Volts-Reitunga“, ActeGes. in Berlin 
»Unter Rerauntwortlichkeit des NRerfenerz4
	        
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