Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

Erfindungen. Literaturbericht. Briefkaften. 
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Erfindungen. 
deutscher Leistungen können wir im Interesse aller Derjenigen, denen 
es nicht vergönnt ist, durch eigene Reisen Studien im Auslande zu 
nachen, als überaus zweckmäßig bezeichnen. Bei der Auswahl ist 
dafür Sorge getragen worden, daß neben dem Monumentalbau auch 
das praktische Wohngebäude Berücksichtigung fand — ein Umstand, 
der die Anschaffang auch für den Baugewerksmeister recht empfehlens— 
verth erscheinen läßt. 
Besondere Beachtung verdienen nachstebende Blätter: Mittel— 
»avillon an einem Wohnhause zu Dresden — Portal des Hauses 
Potsdamer Straße 1184 zu Berlin — Facaden-Details des Hauses 
Rue Fortuny 17 zu Paris — Giebel mit Erker einer Dresdner Villa. 
Ausstattung und Ausführung des Werkes entsprechen den be— 
kannten veistungen der Verlagsfirma Ernst Wasmuth, und der Preis 
von 16 Mark pro Lieferung findet seine vollkemmenste Berechtigung 
in dem Gebotenen. M— 
Neues Feuerschutzmittel. Den zablreichen Versuchen unserer 
dage, die Gebaäude durch technische Mittel ieuerfester zu machen, schließzt 
ich nach den Mittheilungen in der Wochenschrift des „Niederösterreich. 
Hewerbe⸗Vereins“ eine neue, soeben in England gemachte Erfindung 
in. Herr Richard Jehnsohn in Liverpool hat, zu dem gedachten 
Zweck den Galvanismus in Anwendung gebracht. Der Genannte 
dient ich stait der Holzplatten an Wänden 'und Decken eines Draht— 
ietzes, welches aus galvanisirtem, Eifendraht bestebt, der nach der 
Zerstellung gerollt wird, um ihn steif zu machen. Man befifestigt das 
setz nicht'unmittelbar an die Balken, sondern bringt dünne Eisen— 
nretfen, einen balben Zoll breit, durch Stöpsel und in Zwischen— 
ümen ven 6—9 Zell von Balken zu Balken so an, daß sie auf 
en Kanten steben. Auf diesen Streifen wird nun das Drahtnetz 
usgespannt und an den Balken befestigt, von denen es aber immer 
m'die Vreite der Streifen abstebt. Daraufhin bewirft man die 
Wand auf beiden Seiten mit Mörtel. Sollte das Gebäude eiserne 
Träger haben, so müssen auch diese mit galvanisirtem Drabtnetz be— 
edtt werden.“ Es haben nach dieser Methode zu Manchester in 
Hegenwart der Delegirten der Kommunalbehörden wiederholt Ex⸗ 
zerimente stattgefunden, welche als vollkommen gelungen betrachtet 
verden. Es wurden nämlich zwei gewöhnliche hölzerne Hütten von 
e zwei Steckwerken, und zwar eine mit Holzplatten und die andere 
nit Anwendung des besprochenen Netzes, auigebaut, deren Wände 
zann beworfen wurden. Bei der Hütte obne Drahtnetz schlug das 
zeuer nach etwa 15 Minuten auf allen Seiten heraus, einige Minuten 
päter drang es durch die Decke in den ersten Stock und nach etwa 
iner halben Stunde war die ganze Hütte zerstört. Die zweite Hütte 
iber, die mit feneriestem Drabtnetz erbaut war, widerstand dem Feuer 
eine balbe Stunde, und als das Fener gelöicht wurde, fand man 
aieselbe kaum beschädigt, ja der Fußboden des ersten Stockes hatte 
ich nicht einmal erwärint. Man machte nun ein Erxperiment mit zwei 
Trägern aus gebämmertem Eisen, von gleichem Gewichte und Durch— 
chnitte, einer mit, der andere ohne feuerfeste Drahtnetze, indem man 
elbe der Wirkung eines greßen Feuers dreiviertel Stunden lang aus— 
etzte, und es zetgte sich am Ende, daß der unbeschützte Träger sich 
zanz gebogen hatte, der andere indeß in gutem Zustande sich befand. 
Das österreichische Handelministerium hat die Johnsohnsche Methode 
den betheiligten Kreisen zur Beachtung empfohlen. 
Briefkasten. 
Anfrage ans dem Leserkreise: Zwei vollständig geschlossene, 
ius 41in starkem Eifenblech bestehende Bottiche, mit je 85000 1 Inhalt, 
ollen zur Lagerung von Spiritus in unmittelbarer Nähe bewohnter Häuser 
nmeiner kleineren Stadt aufgestellt werden. Die Bottiche befinden sich in 
einem aus Wellblech hergestelltem Gehänse. Da Bedenken entstanden sind, 
»b mit Rücksicht auf die große Feuergefäbrlichkeit die baupolizeiliche Ge— 
iebmigung ertbeilt werden kann, so ist die ergebene Anfrage, ob dieselben 
vegründet sind, oder nicht. — 
Herr J. B. in A. fragt an: 
Ein Stallraum mit guten, massiven, 65 em starken Umfassungen, bisber 
nit einer Holzdecke, soll mit einem bierorts üblichen Gypsguß-Gewölbe 
ersehen werden Das Gebände selbst ist zweistöckig und wird das pp. Ge— 
völbe keine Belastung durch die Dachkonstruktion oder deren Balkenlage 
rhalten. Wenn ich die Theilung der Kappen wie beistehend mache, welche 
Dimensionen müssen dann haben: die 3 Träger a. a. a. und die 2? Träger 
d. b. und zwar J. bei Unterstützung durch eiserne Säulen und 2. obne jede 
Unterstützung? Welche Maaße sind eventnell bei den 3 Säulen nöthig, wie 
ang das Auflager der Träger und welche Verankerung ist die zweckmäßigste? 
Wegen bester Aufftellung des Viehes ist gewiß zu empfehlen, wenn 
Zäulen iu Wegfall kommen? 
Autwort. 
In Ihrer Frage fehlt sowohl die Angabe des ungefähren Gewichtes 
»on 14m Gipsgußgewölbe und die lichte Höhe des zu überwölbenden Stall⸗ 
raumes, als auch eine Mittheilung darüber, ob Pferde oder Rindvieh und 
ob in Längs- oder Querreihen in den betr. Raum einugestellt werden sollen. 
Da die Gußgewölbe in der Regel etwas stärker als Wölbungen aus 
Mauersteinen gemacht zu werden pflegen, weil der natürliche Zusammenbang 
der Gußmasse vor dem, Setzen und Trocknen geringer ist, als bei Backsteinen, 
o mag hier das Gewicht eines Onadratmeters Gußgewölbe demjenigen eines 
tappengewölbes aus hohlen Ziegeln mit Hintermauerung gleich rof. 500 k« 
zgerechnet worden, wodurch die Sicherheit wesentlich erhoͤbet wird. 
Der mit b. b. bezeichneten Eisenträger bedarf es nicht, vielmehr kann 
hzier die, im trockenen Zustande keinen Seitenschub ausübende Gußwölbung 
uuf eine in Ziegeln mit Cementmörtel vorgemauerte, ungefähr 20 em vor⸗ 
pringende Ausbengung der Wände gelagert werden. 
Höhe und Stärke der Träger a. a. a. werden nach der Formel W— —— 
ermittelt, in welcher P. die dem Träger aufzulegende gleichmäßige Belastung 
und das Eigengewicht des ersteren und ddie freiliegende Länge in Centi— 
metern des Trägers bezeichnen. 
Auf jeden Träger ruht, der schiefwinklichen Grundform wegen, rund 
zerechnet, eine Kappenfläche von 2,85. 5,8) — 16,53 qm à 500 K8265 1 
Das Eigengewicht der Träger kann mit Rücksicht auf die sehr reichlich an— 
zenommene Schwere der Gußwölbung außer Acht gelassen werden). Diese 
Belastung erfordert ein W—— Sed 799, welchem das Normalprofil des 
doppelten T Trägers der Hütte „Rothe Erde“ bei Aachen No. 3204 von 
3220 mim Höhe, 11,5 mim Stegstärke, 131 mmm Flantschenbreite und 17,3 mm 
Flantschendicke, 61 k pro lfd. Meter schwer, entsprechen würde. 
Günstiger, d. h. billiger stellt sich die Rechnung, wenn in der Mitte 
eder Kappenlänge eine gußeiserne Säunle den Träger unterstützt, dann ist 
V— — 199 und das Normalprofil 2004 der obigen Hütte von 
2Xxmin Höhe, 90 mmin Flantschenbreite, 7,25 min Steg- und 11,16 mm 
Flantschendicke, im Gewicht von 26,2 kupro lfd. Meter ist genügend. 
Ohne die lichte Höhe des Stallraumes zu kennen, darf angenommen 
werden, daß hehle gußeiserne Sänlen mit einem inneren Durchmesfer von 
i6 em und äußzerem Durchmesser von 18 em übergroße Sicherheit gewähren. 
Sowohlndie continuirlich durchgehenden, als mit doppelten Laschen auf 
dem Säulenhaupt gestoßenen Träger müssen Auflagen von 30 ein Länge 
erhalten und auf Unterlagplatten von 2 em Stärke ruhen. 
Zur Verankerung der Wände dienen runde oder quadratische, mit 
Schraubenenden versehene Ankereisen, welche, an den Endigungen der Träger 
icher befestigt, durch die Mauern reichen und mit Ankerscheiben durch Mutter— 
schrauben verbunden werden; die Ankerscheiben müssen eine solche Größe 
erhalten, daß mindestens 4 bis 6 Mauerjsichichten berührt werden. R. 
Material zum wasserdichten Eindecken von Dächern. 
dord und Archer in Loundon haben in Deutschland hierauf ein Patent 
Jenommen. Die Herstellung besteht darin, daß man Drahtgewebe 
viederholt in Leinölfirniß oder einen anderen wasserbeständigen Firniß 
der Lack eintaucht und nach jedem Eintauchen trocknen läßt, bis alle 
Maschen des Gewebes mit dem Firniß ausgefüllt sind. 
May's Verbindung der Auffangspitze mit den Blitz⸗ 
ableiterdrähten. Zur leichten, sicher leitenden und geschützten Ver— 
bindung der Anuffangspitze mit den Ableitungsdrähten bei Blitzableitern 
»enutzt Fr. Map in Halle a. Saale eine Ueberwurfmutter. Die Trag— 
tange der Blitzableiterspitze erhält einen mit Gewinde versehenen End— 
opf, über welchen die Ueberwurfmutter geschraubt wird; letztere preßt 
dabei eine Randscheibe am Fuße der kupfernen Auffangspitze fest gegen 
eine zweite im Kopfe der Tragstange liegende Kupferscheibe, an welche 
die Ableitungsdrähte angelöthet sind. 
Literaturbericht. 
Architektonische Details von ausgeführten Bau—⸗ 
verken. Verlag von Ernst Wasmuth in Berlin. Lieferung 1. 
Dieses auf acht Lieferungen von je 20 Blatt berechnete neue 
Anternebmen der rührigen Verlagshandlung wird den zahlreichen Be— 
ißern der bekannten Sammelwerke: „Die Architektur Berlins,“ „die 
Architektur Deutschlands“ und „die Architektur der Gegenwart“, welche 
Qugo Licht so überaus zweckmäßig zusammenstellte, zur Ergänzung 
eine willkemmene literarische Gabe sein, und zwar deshalb, weil die 
»erbenannten Werke sich lediglich die Aufgabe stellten, Gesammt-— 
»ilder, interessanter Bauwerie zu liefern, wobei naturgeinäß das 
Detail nicht derart hervortreten kann, um als Studie zu dienen. 
Wenn wir die in ausgezeichnetem Lichtdruck ausgeführten Blätter 
»es oben genannten Werkes durchgebhen, werden wir der Verlags— 
andlung, aus deren Iniative dasselbe hervorgernfen wurde, nur dank— 
rar sein können für die Realisirung dieser, wie uns scheinen will, sehr 
zlücklichen Idee. Was den Inbhalt der vorliegenden ersten Lieferung 
anlangt, so erstreckt er sich auf architektonische Details aus Berlin, 
Brüssel, Paris, Köln, Dresden und Wien. Die Hineiniebung außer. 
nedaltion ReMatthey in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Drud dec „Volts-Jeitung'“, Ack.-Ges. in 
(Unter Verantwortlichkeit des Verlegers]
	        

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