Mittheilungen aus der Praxis. Berichte aus Städten.
1*
Berliner Hofoper, in direktem Zusammenhange mit der Hofloge
des Concertsaales durch ein Zwischenzimmer. Die Bühne selbst
ist nach unten etwa drei Stockwerke tief, nach oben (dem Schnür—
boden) 20 Meter hoch; mit Ausnahme des eigentlichen Raumes,
auf dem gespielt wird, sind alle Konstruktionen aus Eisen. Die
Dekorationen sind theils von den Wiener Hofmalern Briochi
und Burghardt, theils von dem Mecklenburger Hofwmaler Wilbrandt
angefertigt, mit gleicher Berücksichtigung des klassischen Schau—
spiels wie der Oper. Die Beleuchtung geschieht durch Edifon'sches
Glühlicht, das in einem eigenen, vom Theater getrennten Maschinen—
hause bereitet wird, von diesem aus geht auch die Luft- und
Wasserheizung in die Räume.
Der Concertsaal faßt ungefähr 600 Personen.
Das ganze Gebäude ist nach Entwürfen des Baurathes
Daniel errichtet, an denen Baumeister Raspe mitwirkte,
Baumeister Hamann leitete die Ausführung. Die Bühnen—
und Maschinen-Einrichtung ist das Werk des Obermaschinen—
meisters Lautensschläger in München; seinem Schüler Dodel!
ist die Leitung anvertraut. Der Bau, bei dem mit großer
Sparsamkeit vorgegangen war, kostete 4 200 000 Mark.
ragenden zur Anschauung gebrachte größere Tafeln mit reichem
Figuren- und Rankenschmuck, von Bildhauer Gisecke ausgeführt,
zeigen sich als vollkommen zufriedenstellend; inebesondere ist auch
ein guter Zusammenschluß der einzelnen rechteckigen Plattentheile
erzielt. Deutsche Töpfer- und Zieglerzeitung.)
Bauten und Wohnungen in Berlin. Die
große Thätigkeit, welche das bauende Berlin entfaltet, verursachte
uteressante, theilweise auf amtlichen statistischen Zahlen beruhende
Erhebungen uͤber das Verhältniß, welches zwischen der Baulust
und der Baunothwendigkeit besteht. Es ergab sich folgendes
Resultat: Unter Einbezug von Schöneberg und des 18. Be—
zirkes von Charlottenburg gab es Ende Oktober 338 Rohbauten
ind 249 fertige, insgesammt also 587 Neubauten in Berlin.
Die Einwohnerschafts Berlins zählte am 1. Dezember 1885
1316 382 Seelen. Die durchschnittliche jährliche Bevölkerungs—
unahme der letzten fünf Jahre ist auf rund 38 000 Köpfe fest—
zusetzen. Nach der Zahl der bebauten Grundstücke und der Di—
bision dieser Zahl in die jedesjährige Einwohnerzahl bewohnten
»on 1860 bis 1868 durchschnittlich 52 Personen ein Haus, im
Jahre 1882 64, 1883 etwa 65 und 1885 sogar nahezu 67.
Wenn man mit diesen Ziffern 64, 65 und 67 in die Bevölkerungs—
zunahme der ihnen entsprechenden Jahre dividirt, so findet man,
daß 558 bezw. 528 resp. 567 Durchschnittshäufer hätten
zebaut werden müssen, um, ohne die Zahl der leeren Wohnungen
abzuändern, den Zuzug aufzunehmen. Statt dessen sind aber
nach amtlichem Nachweis in 1882 nur 236, in 1883 nur 275
und in 1884 nur 322 Häuser neu erbaut, so daß dadurch die
leeren Gelasse (immer laut amtlicher Statistik) in 1883 von
11488 auf 9925 und in 1884 auf 7309 gefallen sind. Aus
dieser Thatsache, sowie daraus, daß, wie oben herausgerechnet,
567 Durchschnittshäuser schon 1884 hätten gebaut werden können,
yhne ein „Zu viel“ zu bedeuten, ergiebt sich, daß die augen—
zlicklich in Berlin und nächster zugehöriger Umgebung vorhandene
Zahl von 587 Neubauten alles Ändere, nur nicht über den Be—
darf hinaus gebaut sind. Der bekannte Berliner Volksmann
Franz Duncker konstatirte auf der am 21. v. M. gehaltenen
Versammlung des „Vereines zur Wahrung der Interessen der
Wohnungsmiether“, daß, wenn auch keine akute, so doch eine
Wohnungsnoth in Berlin bestehe, welche sich hauptsächlich bei
den kleinen Wohnungen kund thue. 72 Prozent aller Einwohner
iedeln in den kleinen und kleinsten Wohnungen, allein 100 271
Menschen in Kellern, von denen 473 voͤllig unheizbar sind, den
dritten Stock haben 177 000 inne, den vierten 128 000 und
inter dem Dache halten sich 39 000 auf. Von den im Jahre
i880 gezählten 256 365 Haushaltungen Berlins hatten 7,1 pCt
Finmiether mit 18318 und 15,* Prozent Schlafleute mit
39 248 Personen. In einer Wohnung von zwei kleinen Zimmern
vohnen oft eine Familie mit Kindern und mit acht bis zehn
Zchlafleuten zusammen. 15 065 Schlafstellen oder 38 Prozen!
erfelben bestehen nur aus einem einzigen Raume, in welchem
nanchmal 10 'oder mehr Personen beiderlei Geschlechtes und
eden Alters nachten. 10 051 Personen bewohnen Räume ohne
ede Heizvorrichting, in den vorhin erwähnten unheizbaren Kellern
sind 1592 Menschen. In vielen tausenden von Fällen befinden
iich in der kleinen Wohnung noch der Gewerbebetrieb— Die
illigen Wohnungen nehmen rapid ab und beträgt der Durch—
chnittspreis z. 3. 611 Mk. Die Einkommen bis zu 1200 Mk.
müssen 24 Prozent für die Miethe opfern. Miethsprozesse werden
in Berlin jährlich 10500 anhängig gemacht
(Bau⸗- und Kunstgewerbe-JZeitung.)
Mittheilungen aus der Prarxis.
Ueber Ausfüllmaterial zwischen Fehlboden
und Dielung. In alten und neuen Lehrbüchern ist durch—
gehends aufgeführt, daß das Material zum Ausfüllen des Raumes
zwischen dem Fehlboden und dem Fußboden am besten aus
Lehm oder Bauschutt zu bestehen habe.
Die Untersuchungen, welche in neuester Zeit von hervor⸗
ragenden Hygieinikern über die Bestandtheile des in, mehr oder
minder alten Häusern vorhandenen Zwischendecken-Füllmaterials
angestellt worden sind, haben jedoch ergeben, daß in fast allem
Füll-Material, in ausgiebigem Maaße äber in altem Bauschutte
anendlich viele Ansteckungskeime für Typhus und Dyphteritis
enthalten waren, daß diese Keime jedoch in erdfreiem, reinen,
trockenen Sande durchaus fehlten.
In Folge dessen ist durchaus anzurathen, die Fugen des
Fehlbodens mit fettem Lehme zu verstreichen und die Ausfüllung
zwischen Fehlboden und Fußboden nur mittelst erdfreiem,
—VVDD———
In der letzten Zeit haben viele Aerzte den Hausbesitzern
angerathen in den Räumnn, in welchen Dyphteritis-Erkrankungen
mehrmals vorgekommen sind, Dielen und Fehlboden zu erneuern,
die Balken mit Snublimat zu bestreichen und eine neue Zwischen—
füllung aus reinem Sande einzubringen.
Herstellung von Bauornamenten aus ge—
branuntem Thon. Im Architektenverein zu Berlin machte
Herr Griesebach Mittheilungen über eine bereits im Mittelalter
gebräuchlich gewesene, später aber vernachlässigte Technik bei Her—
stellung größerer Reliefornamente aus gebranntem Thon, welche
zur Zeit bei einem Berliner Neubau zum erstenmale wieder zur
Anwendung gebracht wird. Das Verfahren besteht darin, daß
jede einzelne ornamentirte Thonplatte vom Bildhauer direkt in
—A D
winkelige Vierecke zerschnitten und so gebrannt wird. Es war
nicht leicht, einen Thonwaaren-Fabrikanten zu finden, der sich
mil der Herstellung der Ornamente nach dieser Weise befassen
mochte, indem die meisten glaubten, daß die Bildwerke im Brande
verderben würden.
Die Firma Bienwald &rRother in Liegnitz aber hat durch
Herstellung großer Versuchsstücke die erfolgreiche Durchführbarkeit
des Verfahrens bewiesen, so daß dasselbe in der That als für
die Praxis wiedergewonnen werden kann. Als Vortheil derselben
ist zu betrachten: die Ermöglichung einer größeren Abwechslung
in der bildnerischen Ausschmückung eines Ziegelrohbanes unter
gleichzeitiger Gewinnung jenes eigenthümlichen Reizes, den alle
der kunstgeübten Hand des Bildners direkt entstammenden Er—
zeugnisse vor den auf fabrikmäßigem Wege hergestellten voraut
haben. Der ersparten Modellkosten wegen soll sich das Ver—
sahren verhältnißmäßig billig stellen. Als wichtig für das volb
kommene Gelingen wird hervorgehoben, daß der Modelleur ziemlich
rasch arbeiten müsse, damit nicht ein ungleichmäßiges Tockner
des Reliefs vor dem Brande eintrete. Einige von dem Vor
Berichte aus Städten.
Flensburg. Der , hiesige Arbeiterbauverein e. G. hat in
einer Im 14. p. He. abgehaltenen Generalversammlung seinen
Geschäftsbericht fir das mit dem J. Novbr. d. J. abgelaufene
Rechnungsfjahr vorgelegt. Die darin mitgetheilten Hauptzahlen sind
Jjewiß bemerkenswerth genug, um sie in den weitesten Kreisen
zekannt zu geben. Wiederum tritt uns eine überaus erfreuliche
Entwickelung dieser Arbeiterbaugenossenschaft entgegen, die mit
Recht als die blühendste ihrer Art im ganzen Deutschen Reiche
jenannt werden darf. Trotz der ungünstigen Wirthschaftslage,
Hie sich infolge des Darniederliegens“ der Rhederei, der Eisen—