Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

Enticheidungem Bautechnische Notizen. 
ammtlich derselben Kunsteroche angebörig; ferner aus der Zeit des 
XVII. und XVIII. Jabrbunderts stammend: eingelegte Holziußböden 
dus dem Lustichlez Solitude bei Stuttgart (Blatt 81), plastische Ver— 
ierungen (Blatt 82 und 84: Füllungen, ‚Hermen, Kapitäle und 
Vegenzwickel, und Wand- und Deckendekoratirnen in Stuck, Malerei 
und Lederrreffung Vlatt 83). Früher hoben wir bereits hervor, daß 
eg dem Heranusgeber in glücklichster Weise gelungen öei, auf knappem 
Raume eine außerordentliche Fülle ven einzelnen Ornamenttheilen 
barmonisch zu vereinigen. Die Verlagsbhandlung hat keine Opfer ge— 
scheut, um dem Werke in behem Grade ein vernehmes Gepräge zu 
ulciben. Namentlich die Tafeln 72, 78, 79, 80 und 83 dürkften als 
vahrbafte Mieisterwerke des Kunst- und Buntdrucks zu bezeichnen sein. 
WVeiffhopen 
Musterbuch für Eisen-Konstruktionen, berausgegeben 
bem Verein Deutscher Eisen und Stahlindustrieller und bearbeitet 
ben E. Scharowsky, Civilingenieur in Berlin, J. Theil. J. Lieferung 
eipzig und Berlin, Verlag von Otte Spamer. 1887. 
Rein einziges der auf dem Gebiete des Eisenhochbaues bis jetzt 
rerausgegebenen Handbücher dürite wohl in gleichem Maaße die Be— 
achinng der Leser dieses Blattes verdienen, wie das Musterbuch für 
Eisen Kenstruktienen, das in zwei Theilen erscheinen soll, deren erster 
in vier Liekerungen die Säulen, Deckenkonstruktionen, Dächer, Treppen 
ind kleineren Brücken umfassen wird, während der zweite Theil voll— 
tandige Entwürfe von Bauwerken zur Darstellung bringen soll, in 
denen das Eisen vorberrschend angewendet ist; durch zahlreiche 
Feichnungstafeln mit passend ausgewählten Beispielen und umfassende 
Tabellen wird die Brauchbarkeit des Werkes in hohem Maaße ge— 
erdert. Während für die Benutzung der Baumaterialien aus Holz 
und Stein seit Jahrtausenden sich Erfahrungen und feste Regeln 
gebildet haben, die jeder praktische Baumeister anzuwenden weiß, giebl 
es für die Ausfübrung von Eisenbauten, die kaum erst seit einem 
balben Jalrbundert im Großen betrieben wird, verhältnißmäßig nur 
Jeringe Vorlagen. Dabei ist die Benutzung des Eisens noch in 
stetiger Innabme begriffen. Hieraus erklärt es sich, daß Eisenbauten 
bäufig mit ungenügender Kenntniß ausgefübrt werden und daß der— 
artige Ausfübrungen nicht selten zum Nachtheil der Banwerke selbst 
au großßzen Mängeln leiden. Allerdings giebt es für die Anwendung 
bon Eilenkonstruktienen bereits eine Reibe von Hilfsbüchern, welche 
indetz bauptfächlich nur die Methode zur Bestimmung der Ab— 
messungen u. s. w. entwickeln. Im Gegensatz hierzu stellt nun das 
»orliegende Werk für ganz bestimmte, in der Praxis regelmäßig wieder— 
ehrende Fälle die genauen Konstruktionen mit Angabe der zu ver— 
wendenden Prefile dar, der praktisch thätige Baumeister findet daher 
in einfachster Weise alle brauchbaren Konstruktienen nebst den Be— 
rechnungen für den einzelnen Fall, d. h. die erforderlichen Abmessungen 
bestimmter im Hochbau oft vorkemmender Bautheile, so daß er voll— 
ständig der Mübe des Entwerfens und des Berechnens enthoben ist. 
Eine wirklich nutzbringende Thätigkeit im Entwerfen und Berechnen 
von Eisenbauten läßzt sich ja auch nur nach längerer ausschließlicher 
Beschäftigung in diesem besonderen Zweige der Baukonstruklionslebre 
enttalten. Mit Hilfe des „Musterbuches“ wird es aber selbst solchen 
Baumeistern, welche mit der Technik der Cisen-Konstruktionen minder 
vertraut sind, fortan keinerlei Mühe und Schwierigkeiten mehr bereiten, 
das Eisen in zweckmäßziger Form bei ihren Bauten anzuwenden. Für 
die ielgenden Lieferungen des Werkes dürfte es sich empfehlen, den 
Verbindungen der einzelnen Konstruktionsglieder, die ja den wichtigsten 
Punkt des Eisenbaues bilden, etwas mehr Raum und klarere Dar— 
stellung zu gönnen. Ferner würde die Brauchbarkeit des Buches noch 
gewinnen, wenn in den Tabellen für die Normalprofile von Walzeisen 
nicht nur die Querschnittsabmessungen und Gewichte, sondern auch 
die Trägheits-Widerstandsmomente u. s. w. mit angegeben würden. 
Im lebrigen ist Inhalt und Ausstattung des Werkes in jeder Be— 
ziebung zu leben. Mößge keiner unserer Leser versäumen, dasselbe 
für die Handbibliethek anzuschaffen, zumal der Preis ein sehr mäßiger ist. 
N. 
Entscheidungen. 
Ein Maurermeister hatte von einer großen Anzahl Steinen eine 
restinumte Anzabh gekanft. Als er dieselben abbolen wollte, fand er 
grar die bestimmte Anzahl vor, aber auch nur diese, und er sah 
daraus, daß der Verkäufer sich schon vorher diejenigen Steine aus— 
geiucht babe, welche er zurückbehalten wollte. Der Käufer erachtete 
dies nicht für richtig und glanbte deshalb, vom Vertrage zurücktreten 
u dürtfen; in Der desbalb angestellten Klage ergingaber folgende 
Entscheidung: Wenn auch dem Verkäufer einer gewwissen Anzahl aus 
riner Irbtzeren Menge zu entnebmender gleichnamiger Gegenstände 
nicht die Befugniß zugestanden werden kann, allein zu —— 
welche Stücke aus der Mehrzahl er als die verkgnüften betrachten will. 
o feblt es doch an jedem Anbalt dafür, daß ausschließlich dem 
zäufer das Wahlrecht zustehe. Im Zweifelfalle gilt es vielmehr als 
Kegel, daß die Aussonderung der als Kaufobjekt zu betrachtenden 
Stuͤcke von beiden Theilen gemeinschaftlich zu erfolgen habe. Die 
Annahme, der Kauf sei, bevor eine solche Aussonderung geichieht, 
richt dergestalt zur Vollendung gekommen, daß den Kentrahenten das 
Recht zustehe, vom Vertrage zurückzutreten, beruht auf einem Irrthum. 
Die Klage auf Aufhebung des Wertrages mußte daher abgewiesen 
verden, da dem Käufer nur das Recht zusteht, auf Wieder— 
zerbeischaffung der abgesonderten Stücke zu bestehen, damit die Ab— 
onderung gemeinschaftlich erfolge, oder, wenn dies nicht möalich, sein 
Interesse zu liquidiren 
Ueber die Berechtigung des Staates, von den Eigenthümern die 
Frhaltung von Kunstdenkmälern zu fordern, ist, der „Deutschen 
Hemeindezeitung“ zufolge, kürzlich im Verwaltungsstreitverfahren eine 
»emerkenswerthe Entscheidung abgegeben. Die Klosterkirche zu Anger— 
nünde, ein sehr interessantes Bauwerk aus der Zeit der Gothik, war 
aufällig geworden und drobte mit Einsturz; Eigenthümer dieser 
dirche waren die städtische und die kirchliche Gemeinde zu Angermünde. 
Diesen wurde durch polizeiliche Verfügung aufgegeben, für die Er— 
altung der Kirche Sorge zu tragen. Gegen diese Verfügung er— 
oben sie im Verwaltungsstreitverfahren Klage, mit der sie indeß jetzt 
n letzter Instanz abgewiesen sind. Das Oberverwaltungsgericht hat 
ntschieden, daß nach den gesetzlichen Bestimmungen die Berechtigung 
des Staates, von den Eigenthümern von Kunstdenkmälern die Er— 
altung derselben zu fordern, keinem Zweifel unterliege. 
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Bautechnische Notizen. 
Beschleunigung des Abbindens beim Cement. Ge 
nente mit Kalküberschuß binden rascher ab, als solche von normalem 
Kalkgehalt. Es ist das rasche Abbinden in manchen Fällen erwünscht, 
im schneller arbeiten zu können, namentlich beim Abputz der Facaden 
ind beim Ziehen von stark hervortretenden Gliederungen. Man kann 
ement rascher abbindend machen durch Zusatz von Natronwasserglas, 
iuf ein 116ement etwa ein g in das erforderliche Wasser eingerührt. 
Finfacher ist jedoch foelgende Methode: Man nebme auf einen Eimer 
nit Wasser dünn angemachten Cements etwa ein Viertel J frisch ge— 
»rannten Kalk in Staubform und rühre denselben gut unter. Nach 
iniger Zeit, nachdem die Masse begonnen hat abzubinden, fest zu 
verden, rühre man wieder um und störe so weiter das Festwerden 
in bis eineinhalb Tage lang. Man wird endlich einen weichen Schlicker 
erhalten. Von dieser dünnen, breiartigen Masse setzt man geringe 
Mengen zu dem für das Ziehen der Glieder angemachten reinen Ce— 
nent und wird bald beobachten können, daß die frisch aufgeworfene 
Masse gut haftet und daß auf diese Weise die Arbeit rasch von 
statten geht 
Eine zweckmäßige Weise, das Papier auf dem Meßz— 
tischbrett aufzuspaunen. Man nisumt, wie wir ans dem „Civil-Techniter“ 
rfsehen, das geecignete Papier und beschneidet es derart mit einem scharfen 
Hesser, daß es von allen Seiten um einige mmkleiner ist, als das Meß— 
ischbrett, und legt es neben dieses auf ein Reißbrett, das sich auf dem 
zleichen Tische neben ersterem befindet. Das Meßtischbrett wird durch Ab— 
vaschen von dem alten Eiweiß befreit und etwas trocknen gelassen. Während 
der Zeit wird das Eiweiß von einem oder zwei Eiern — je nach der 
Bröße des Meßtischbrettes — mit ganz wenig Wasser zu einem dirken 
Schaum geschlagen. Mit diesem Schaum bestreicht man das auf dem 
Reißbrett liegende — vollkommen trockene — Papier mittelst der reinen 
lachen Hand, worauf man hauptsächlich darauf zu achten hat, daß die 
Masse gleichmäßig vertheilt und aller UNeberschuß derselben weggestrichen 
wird. Danu wird das bestrichene Papier von zwei Personen entsprechend 
auf das Meßtischbrett gelegt und von der Mitte aus auf gewöhnliche Weise 
lattgestrichen. Das so aufgespannte und in mäßiger Wärme getrocknete 
Papier braucht keine weitere Befestigung auf dem Brette, es hält fest und 
das Lineal des Diopters geht bequein über den Rand des Papieres hinweg 
Ein eigenthümlicher Unglücksfall traf einen in einer Färberei zu 
Bochelt beschäftigten Maurermeister. Derselbe hatte seine mit einem Kork ver— 
chlossene Blechflasche mit Kaffee auf den Dampfkeifel gestellt: als er sie 
vieder berabnehmen wollte, flog mit starkem Knail der Kork in die Luft 
ind die siedend heiße Flüssigkeit ergoß sich über das Gesicht des Unglück— 
ichen, der furchtbare Brandwunden davpontruag—. 
Glasziegel in Brandmanern. Durch Versuche ist festgestellt worden, 
daß die dem Feuer abgewandte Seite eines Glasziegets bei intensiver Er! 
itzuug und nachfolgender Bespritzung sich als geschlossene Fläche erbielt, 
vährend nur die dem Feuer zugewandte Seite in mäßiger Weise beschädigt 
vurde. Der Glasziegel dürfte sich sonach zur Verwendung in Brandmauern 
ignen, wo eine Lichtzufübrung ermöglicht werden soll. 
kedaltion: R. Matthey in Berlin. — Verlag von Juhlius Engelmann in Berlin. — Druck der „Volls-Zeitung“, ActeGes. in Berlum 
Unter Verantworfilichteit des Verleger—
	        

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