Bericht über einige zu Magdeburg an verschiedenen Baumaterialien und Konstruktionen angestellte Brandproben.
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ällt ein Theil der Decke über dem Raume 5 ab,
hrennt das Dach über den Räumen l und 2 durch;
desgl. über dem Raume 5;
die Glasplatte unter dem Schlote im Raume 2
wird weich und biegt sich;
die Belastung von der horizontal gelagerten Säule
rechts (in Raum 4) fällt ab und stürzt gegen die
Wand zwischen den Räumen 4 und 6, die dadurch
beschädigt wird;
wird die Wellblechthür im rechtsseitigen Giebel
rothglühend;
werden die Brennstoffe in den Räumen 6, 10
und 11 angezündet;
zeigen sich neben den Haarrissen in den Rabitz—
wänden, aus welchen die Schlote bestehen, Spuren
von Feuchtigkeit. Die Glasscheiben in den Giebel—
wänden sind gesprungen;
wird der Träger im Raume 2 angespritzt;
brennen die Dachüberstände der Räume 10 und
11 durch das aus den Oeffnungen herauszüngelnde
Feuer;
werden die horizontal gelagerten Säulen in dem
Raum 4 angespritzt. Die Rabitzwände und Thür
in den Räumen 1 und 2 bekommen feine Haar—
risse.
Das Bretterdach über Raum 11 brennt von außen;
oon den Rabitzplatten, welche vor den oberen
Theilen der Oeffnungen in den Räumen 10 und
11 hängen, fällt Putz ab;
die Decke über dem Raum 6 beginnt zu brennen;
das Dach über den Räumen 10 und 11 brennt
durch.
Da eine weitere Steigerung der Hitze nicht zu er—
warten ist, wird das Feuer gelöscht.
Die Beobachtungen der Hitzegrade waren folgende:
4Minuten nach Beginn des Brandes herrschte in Raum J eine
Temperatur von 4200 6, dieselbe stieg nach weiteren 4 Min. auf
5706 und erreichte nach 15 Min. ca. 8300. Diese Temperatur ist im
weiteren Verlauf des Brandes nicht überschritten worden. In
Raum 2 erreichte die Temperatur ein Maximum von 10500.
In Raum A stieg die Temperatnr anfänglich langsamer, als in
Raum 1 und 23 beispielsweise herrschte 4 Uhr 21 Min. (24
Min. nach Beginn des Brandes) erst eine Temperatur von 7200,
dagegen erreichte dieselbe ein weit höheres Maximum (12000)
als in den übrigen Räumen. Die Temperatur über Raum 4
zeigt erst /. Stunde nach Anfang des Brandes eine Höhe von
356, stieg dann aber auf Grund der Wärmezuführung von ober
ziemlich schnell und erreichte 5 Uhr 20 Min. die Höhe von 6800
Da die Decke in Raum 5 durchbrannte, so wurden die Be—
obachtungen gestört, die Resultate infolge dessen ungenau. Sie
verdienen daher keine Erwähnung. In Raum 6, wo das Feuer
t Uhr 42 Min. angezündet wurde, stieg die Temperatur sehr
schnell, da der Raum von 3 Seiten bereits vorgewärmt war, und
war bis zu einer Höhe von ca. 11500. Das Maximum der
Temperatur über Raum 6 betrug nach kurzer Zeit 7700. In
Raum 7 betrug die Temperatur nach 15 Min. 3500, kam nach
weiteren 30 Min. auf 7000 und erreichte endlich ein Maximum
von 9000. Ueber der in Raum 7 befindlichen Zementdecke er—
reichte die Temperatur nahezu 1000, während über der in dem—
selben Raum befindlichen Rabitzdecke eine um ca. 300 geringere
Temperatur geherrscht hat.
In den Räumen 3, 5, 8 und 9 hat eine Durchschnitts⸗
temperatur von 600 — 8000 konstatirt werden können. Ueber
Raum 3 ist die Temperatur nicht über 600 gestiegen. Das
Maximum der Temperatur in den Räumen 10 und 11 betrug
700 -8000.
Die Rabitzthür im Raume 2 ließ nach 40 Minuten eine
Wärme von 600 und nach 1 Stunde 10 Min. eine solche von
1100 durch. Die Wellblechthür zu Raum 7 dagegen ließ bereits
nach 10 Min. eine Temperatur von 650, nach 20 Min. eine
solche von 1200 und nach 25 Min. ca. 3500 durch. Messungen
an der Rabitzwand in Raum 1 ergaben nach 5,, Stunde erst
einen Wärmedurchgang von 550; später stieg die Temperatur
nicht über 800. Das Glasfenster in Raum 2 ließ nach 40 Min.
eine Wärme von 600 und nach 1 Stunde 20 Min. von 1250
Nach 2h Min.
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das Glasfenster in Raum 7 nach 30 Min. eine Wärme von
500 und nach 1 Stunde 10 Min. von 1250 durch.
Es wurde am folgenden Tage folgender Befund festgestellt:
Raum 1. Die mit Busen hergestellte Betonkappe hat sich
gehalten; die gerade Betondecke ist eingestürzt. Der zwischen
heiden befindliche eiserne Träger hat sich nach der hierdurch frei
zewordenen Seite ca. 10 em krumm gebogen. Die 7 em starke
Rabitzwand fand sich bis auf kleine Abblätterungen unbeschädigt
und hat der Hitze gut Widerstand geleistet, doch war der Moörtel
derselben mürbe; ebenso war der Cementmörtel der Betondecke
o mürbe, daß er mit den Fingern zerrieben werden konnte. An
verschiedenen Stellen fanden sich Mauersteine versintert.
Raum 2. An den beiden, mit Mauersteinen in Kalkmoͤrtel
zewölbten Kappen fand sich der Kalkmörtel mürbe. Der an der
Scheidewand nach Raum 1 freiliegende eiserne Träger von 19 em
Höhe und 8 ein Flanschbreite ist nach unten 21em, der zwischen
heiden Kappen liegende um 4 cem, der von beiden Seiten ein⸗
gemauerte Träger an der Außenwand 3,5 em durchgebogen.
Der Eisenrahmen der Rabitzthür hat sich krumm gezogen; die
Rabitzthür ist im übrigen erhalten, nur ist der Moͤrtel derselben
mürbe. Der Schlot ist erhalten.
Raum 3. Die Decke ist unverändert, ebenso der Gips—
fußboden.
Raum 4. Die mit Draht angehängte Rabitzdecke hatte sich
von den Trägern gelöst und hing durch. Die Nähte zwischen
den einzelnen Bahnen hatten sich geöffnet; der Putz war an sich
nicht erheblich beschädigt. Die 5 cm starke Wand mit Rabitz—
gewebe nach Raum 6 ist zerstoͤrt. Die linksseitige eiserne Säule
hat sich ca. 2 em durchgeschlagen.
Raum 5. Die mit eeth hergestellte angehängte
Decke ist an dem aus Tripolith mit Rabitzgewebe hergestelltem
Theile an der Frontwand zerstört; der mittlere Theil ist an
einem Ende zerstört; der Theil an der Längsscheidewand ist er—
halten. Die Holzbalken über dem offenen Theile find durch Brand
zerstört. Die den oberen Theil der Thüröffnung schließende
Platte von Rabitzputz hat sich gehalten.
Raum 6. Die gewöhnlich verschaalte, berohrte und geputzte
Decke (Balkendecke) mit Stakung, Lehmentirung, Sandirung
und Fußboden ist zerstört.
Raum 7. Sowohl die Decke als die Wand nach Raum 6,
von denen die eine Hälfte als Rabitzdecke bezw. Rabitzwand, die
andere Hälfte mit Portlandcement und Drahteinlagen hergestellt
ist, haben sich gut gehalten und die Holzbalkendecke war un⸗
»ersehrt. Die Wellblechthür, welche während des Brandes roth—
zlühend wurde, hat sich wenig verzogen. Die Rohalasplatte
im Giebel ist geschmolzen.
Raum 8 und 9. Sowohl die mit 450 kg pro qm be—
lastete horizontale, bogenförmige, als auch die ebenso belaftete
horizontale Rabitzdecke mit Trageisen sind erhalten.
Raum 10 und 11. Die Vecken der Anbauten sind zerstört.
Im Verfolg dieser Proben wurden am 7. November 1888
noch folgende Materialien einer Feuerprobe unterworfen:
J. 2. zwei Tripolithplatten, bestehend aus einem Theile Tri⸗
polith und zwei Theilen Sand 13 X 18 und 132, X 20 em groß
und 4 em dick;
3. 4. zwei Platten aus Stern-Cement-Mörtel 1: 3 mit
Drahtgewebeeinlage von 2 cm Maschenweite und 1,2 mu Draht⸗
stärke 55)044 und 55 X 45 em groß, 5 em stark;
5. eine Platte „System Monier“ aus Sterncementmörtel
1: 3 mit eingelegten Tragstäben von 7,5 min und Querstäben
von 5,8 min Stärke in 7 ) 7 mm Maschenweite 42 X 58 cm
groß, 4,8 em stark (abgetrennt von einer größeren Platte der
Ärt, wie sie auf dem Schnürboden des Königl. Schauspielhauses
in Berlin verwendet sind.) v
Zu diesem Zwecke war ein Ofen aus aebrannten Steinen
in Lehm hergestellt.
Um 32/, Uhr wurde ein Feuer aus trockenem Holze an—⸗
gezündet, die Feuerthür geschlossen und das Feuer bis 5 Uhr
30 Min. durch Nachlegen von Holz unterhalten; dear Essen⸗
schieber wurde zwischen 41,, und 5 Uhr so weit zugeschoben,
—
gase übrig blieb.
3 ißr 55 Min. (10 Minuten nach Beginn des Feuers)
hörte man einen lauten Knall im Ofen; bei Besichtigung durch
die Schaulöcher zeigte sich ein Theil (etwa ein DOrittel) der
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