Dir Feuecrsicherbeits Einrichtungen in den Münchener Theatern. — Das freistebende Familienbaus in England. 228
Die Feuersicherheits-Cinrichtungen in den
Münchener Theatern.
Unter den Haupt- bezw. Großstädten, welche sich durch
treffliche Einrichtungen hinsichtlich der Feuersicherheit ihrer
Theater besonders hervorthun, ist die bayrische Residenz mit in
erster Linie zu nennen.
Was zunächst die vorhandenen Feuerloͤsch-Apparate betrifft,
so sind im Hoftheater allein 74 Hydranten vorgesehen und zwar
soviel als möglich in der Nähe der Fenster, Thüren und Sach—
oͤffnungen angebracht, derart, daß sie sich auch von außen noch
leicht erreichen lassen. An jeden Hydranten ist selbstverständlich
stets ein Schlauch mit Strahlrohr angeschraubt, sodaß er jeder—
zeit ungesäumt in Thätigkeit gesetzt werden kann. Die anderen
Theater (Residenztheater und Theater am Gärtnerplatz) zeigen
sich in ähnlicher Weise ausgerüstet. Im Falle eines Brandes
vermoͤgen nicht nur die während der Vorstellung anwesenden
Mitglieder der Feuerwehr sofort handelnd einzugreifen, sondern
es können auch die von außen anrückenden Feuerwehrleute mil
Hilfe der an den Außenwänden des Gebäudes angebrachten
eisernen Leitern ohne Zeitverlust auf allen Seiten die Hydranten
in Betrieb setzen. Im Hoftheater würden sich schon in wenigen
Minuten 15—20 der letzteren in Thätigkeit befinden. Daß
auch bei Benutzung einer größeren Anzahl von Hydranten keine
Abnahme des Wafserdruckes zu befürchten ist, ergab sich aus
einer im Jahre 1885 abgehaltenen Hauptübung der Feuerwehr,
wobei mit 40 Hydranten gleichzeitig gearbeitet wurde und die
Wasserstrahlen noch 152220 mehoch über den obersten Frist
des Theaters emporgingen.
Besondere Hervorhebung verdient bei den Löscheinrichtungen
der in allen drei Theatern verwendete sogen. Regenapparat, zu
dessen Konstruktion der Intendanzrath Stehle des Münchener
Hoftheaters durch die Erfahrung angeregt wurde, daß Theater—
brände durch Wasserstrahlen, also durch Spritzen, fast nur im
Entstehen sich bekämpfen lassen, und der dazu bestimmt ist, be
Entzündung von Dekorationsgegenständen diese letzteren gleich
mäßig mit einem wolkenbruchartigen Regen zu überschütten
Die Vorrichtung ist an die städtische Hochdruck-Wasserleitung
angeschlossen, von welcher sie im Bedarfsfalle nachgespeist wird
und hat neun Kupferröbren, die dicht oberhalb der Dekorationen
quer über den ganzen Bühnenraum geführt sind. Im Hoftheater
ist noch ein zweiter Apparat über dem Schnürboden angebracht
sodaß sich in kürzester Frist aus ungefähr 92 000 Bohrlöchern
etwa 40 000 1 Wasser über die Buͤhne ergießen können und
eine Fortentwicklung des Feuers absolut unmöglich gemacht wird
Letzteres bestätigte sich beispielsweise im Jahre 1875, als sich
während einer Vorstellung von „Rheingold“ ein Wolkeuschleier
entzündete, von dem aus das Feuer sich auf alle Dekorationen
auszubreiten drohte. Mittels des Regenapparates wurden die
zlimmenden Stoeffe so schnell gelöscht, daß nur ein geringer
38 des Publikums von dem ganzen Vorgange etwas agemerk!
atte.
Bon weiteren Sicherheits-Vorkehrungen sind außer den
eisernen Vorhängen zwischen Bühnen- und Zuschauerraum, sowie
den Rauchabzugsklappen im Dache des Bühnenbaues (Hoftheater
und Theater am Gärtnerplatz) die auf jeder Bühne vorgesehenen
Feuermelde-Apparate zu nennen, welche mit der Centralstation
der städtischen Feuerwehr in unmittelbarer Verbindung stehen.
Im Hoftheater sind ferner Alarmknöpfe vertheilt, mitteis deren
ein Jeder, der die Entstehung eines Brandes bemerkt, die Theater—
Feuerwache berbeirufen kann, und lassen sich von der Bühne
aus Alarmglocken in den Garderoben der Schauspieler in Thätig—
keit setzen.
Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Nothbeleuchtung
zerichtet. Es sind zu derfelben gewoͤhnliche Oellampen verwendet,
bei welchen jede Explosionsgefahr ausgeschlossen ist. Im Hof—
theater brennen beispielsweise während jeder Vorstellung 104
nelcher Lampen, sodaß, selbst im Falle das elektrische Licht, welches
zur Beleuchtung aller drei Theater dient, einmal verlöschen sollte,
ein gewisser Grad von Helligkeit gesichert bleibt. Daß man für
eine binreichende Anzahl zweckmaͤßiger Ausgänge und Treppen
nach Möglichkeit Sorge zu itragen gesucht hat“ sei als felpft—
verstaändlich nur nebenher erwähnt.
Der Feuersicherbeitsdienst in den Theatern liegt der ständigep
Feuerwehr ob. Es sind zu diesem Zwecke bei einer Vorstellung
im Hoftheater ein Chargirter und sechs Mann im Bühnenraume,
sowie zwei Mann auf der Zuschauergalerie zugegen, während, im
Resideuztheater vier Mann im Bühnenraume, im Gärtnerplatz—
Theater vier Mann und ein Chargirter im Bühnenraume
Wache halten. Für Ueberwachung der gesammten Feuersicher—
heits Einrichtung wird von Seiten des Magistrats zu jeder
Vorstellung ein Abgeordneter der Feuerpolizei entsendet.
Da bekanntlich in vielen Orten die zum Schutze gegen
Feuersgefahr in den Theatern getroffenen Maaßnahmen noch
biel zu wünschen übrig lassen, haben, wir vorstehende Mit—
theilungen aus „Uhland's industr. Rundschau“ nach einem Vor—
tiage des Münchener städtischen Brandmeisters X. Gregor (in
der Generalversammlung der Münchener freiwilligen Feuerwehr
Jehalteu) an dieser Stelle wiedergegeben, in der Erwartung, daß
sie mehrfach Gelegenheit zu interessanten und vielleicht auch nutz—
bringenden Veraleichen zu bieten vermögen werden.
Das freistehende Familienhaus in England.
(Hierzu zwei Abbildungen.)
In England, wo das schöne Wort: „Mein Haus ist meine
Burg!“ entstanden, wurde von jeher der Besiztz eines eigenen
Heims nicht nur für die Familien der reichen Grundbesitzer,
ondern auch für jene des Bürgerstandes als das begehrens—
vertheste Ziel erkannt, und dieses Bestreben in einer dem prak—
ischen Sinne des Engländers, sowie in der seiner Vorliebe für
ein inniges Familienleben entsprechenden Weise zur Durführung
Jebracht. Es haben sich für die Anordnung und Gestaltung des
englischen Familienhauses, sowohl für jenes, welches auf dem
sostispieligen und darum beschränkten Baugrunde der großen
Staͤdte sich vielgeschoßig zu bedeutender Höhe erhebt, als auch
für jenes, welches auf dem Lande, oder in unmittelbarer Nähe
der Städte sich bequemer der Breite nach entfalten kann, im
Laufe der Zeit Typen herausgebildet, in welchen die gemachten
Erfahrungen sich gleichsam krystallisirten und welche bei allen
Bauten dieser Galtung, wenn diese auch in Bezug auf Größe
und Ausstattung je nach den Anforderungen und der Vermögens—
age der Befitzer oft sehr verschieden sind, die gemeinschaftliche
Grundlage bilden, eine Grundlage, die in mancher Hinsicht sehr
nachahmenswerth auch für unsere Verhältnisse erscheint, so daß
es gewiß angezeigt ist, derselben näher zu treten.
Den günstigen Anlaß hierzu gewährt das vor Kurzem er—
schienene uͤnd in unserer Wechenschrift (Nr. 35, Jahrgang
1888) zur Anzeige gebrachte Werk: „Das englische Haus“ von
Dr. R. Dohme, welcher auf Grund eingehender, an Ort und
Stelle gemachter Studien die historische Entwicklung und nun—
mehrige Gestaltung desselben beschreibt. Nicht um den reichen
Inhalt dieses Werkes zu erschöpfen, sondern um zur Lektüre
desselben anzuregen, sei es gestattet, ein kurzes und gedrängtes
Referat nur über jenen Theil desselben zu erstatten, welcher sich
auf den Bau des freistehenden Familienhauses in der Naͤhe der
großen englischen Städte, also des ländlichen Wohnhaufes, bezieht.
Es gilt nach Angabe des Herrn Verfafssers in England der
Grundsatz, daß der Werth eines Wohnhauses mehr in seiner
Zweckdienlichkeit, als in seiner ästhetischen Erscheinung zu suchen
ist. Nicht Größe und Monumentalität, nicht Reichthum und
Luxus machen in den Augen des Engländers das Begehrens—
werthe eines Hauses, sondern die Harmonie der einzelnen Räume,
ihre geschickte Gruppirung, kurz, die Erfüllung jener Summe
bon Erfordernissen, die sein praktischer Sinn und verfeinertes
Lebensbedürfniß ihm als Voraussetzungen eines behaglichen Da—
eins ergeben haben. (Hieran sei unsererseits die Bemerkung
Jeknüpft, daß Zweckdienlichkeit und ästhetische Gestaltung ein—
inder niemals ausschließen, daß vielmehr durch ihre Vereinigung,
welche selbst bei einfacherer Ausführung leicht zu erreichen ist,
das Familienhaus jenen anheimelnden und gleichsam zum Wohnen
einladenden Charakter erhaͤlt, den es haben muß, soll es seiner
Aufgabe ganz und voll entsprechen.)
Die Sunme der englischen Anforderungen an die Wohnlich—
keit eines Hauses läßt sich in zwei Theile zerlegen: erstens den—
jenigen, welcher sich auf, die Lage des Gebäudes und seiner
einzelnen Theile im Verhältniß zur umgebenden Natur bezieht;
und zweitens denjenigen, welcher die Durchbildung des Hauses
elbst hetrifff