Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

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Bautechnische Notizen. — Vermischtes. 
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Bemerkenswerthe Eisen-Wellblech-Konstruktionen. Der 
Verein deutscher Eisenindustrieller bemüht sich seit Jabren, das Eisen mehr 
und mehr in den Hochbau einzuführen. Er hat zu dem Zweck einen be— 
kannten Ingenieur für Eisen-Konstruktionen gewonnen, welcher ein reichhaltiges 
Werk, mit Konstruktions-Einzelnbeiten ausgestattet, für Hochbauten in Eisen— 
bau ausgefübrt, herausgiebt. Die bisberigen Bestrebungen haben auch schon 
vielfache Erfolge gehabt, da man alle Arten eiserner Häuser, als Viebhäuser, 
Speicher, Schuppen, Pferdeställe, Buden u. s. w. ausgeführt sieht. Ein 
größerer derartiger Bau von 54m Länge und 18 m Breite, und zwar 
eine Kesselschmiede von 11 mm Höhe bis zum Dach, wird gegenwärtig für 
die Germania, Schiffswerft in Tegel, ausgeführt, deren Wände vollständig 
aus Eisen hergestellt, mit Wellblech bekleidet sind und die in der Gebäude— 
breite von 22m ein freigespanntes Träger-Wellblechdach erbält. Bemerkens— 
werth ist dabei besonders, daß auf den frei aufragenden Wänden von 11m 
Höhe ein schwerer Laufkrahn montirt wird, eine Zugabe, die die Kon— 
struktion des Gebäudes wesentlich schwieriger macht. 
»Sägen zu schränken. Um ein Klemmen des Sägeblattes im Schnitt 
zu vermeiden, pflegt man bei Holzsägen die Zähne abwechselnd an der 
einen und der anderen Seite der Blattebene herauszubiegen, ein Verfahren, 
welches man „schränken“ nennt. Es geschah dies bisher vermittelst eines 
sogenannten Schränkeisens (einer Stahlplatte mit schmalen Einschnitten am 
Rande), wobei aber die Zähne harter Sägen leicht abbrachen. Die „Zeit— 
schrift für Drechsler“ empfiehlt neuerdings ein anderes Verfabren, bei 
welchem diese Gefahr nicht vorhanden fein soll. Dasselbe besteht darin, 
daß man auf einen Bleiklotz von 12 bis 156 em Länge, 5 bis 6 em Breite 
und 8 bis 10 em Dicke das Sägeblatt platt auflegt, ein eigens hierzu ge— 
fertigtes Eisen, oder in Ermangelung eines solchen ein Stemmeisen mit 
der Kante auf den Zahn aufsetzt und auf dasselbe einen der gewünschten 
Schräge entsprechenden Schlag führt. — Der etwas kostspielige Bleiklotz 
kann auch durch ein Stück über Hirn glatt gehobelten Pfosten ersetzt werden, 
welchen man in eine Hobelbank oder in einen Schraubstock einspannt. Die 
beim Gebrauch in den Pfosten gemachten Eindrücke lassen sich natürlich 
durch Abhobeln wieder leicht entfernen. 
Metallrohre mit Glasfütterung. Es sind bereirs viele Ver— 
suche gemacht worden, Metallrohre gegen die Einwirkung gewisser Flüssig— 
keiten zu schützen. Namentlich ist dies bei Wasserleitungen nothwendig, wo 
die jetzt noch verwendeten Bleirohre sich als schädlich erwiesen haben. Eine 
Londoner Fabrik éerzeugt nun seit einiger Zeit Metallrohre, welche innen 
mit einer Glasschichte ausgefüttert sind und nach ihrer Angabe derartig 
preiswürdig sein sollen, daß sie ausgedehnte Verbreitung finden dürften 
Die Verbindung des Metallrobres mit seinem Glasfutter geschieht durch einen 
besonderen Kitt. Diese Rohre werden in Längen von 6 Fuß und Durch— 
messern von Zoll engl. aufwärts erzeugt. Es können nicht allein Rohre, 
sondern auch T-Stücke, Knierohre, sowie ähnliche Formen bergestellt werden. 
Die Herstellung soll keine besonderen Schwieriakeiten bieten, so daß die 
Gslasfütterung durchweags aleichmäßiag isf 
Fragen eine derartige Ungewißbeit auigetreten. Die Bebauptung des Re— 
sieruüngsratbs Hinkeldeyn, daß man erst zur Kaiserzeit das Holz im Innern 
achgemäß verwendet habe, wird widerlegt unter Hinweis auf die fünfzig 
Jabre alten Tischlerarbeiten im Palais des Prinzen Karl, die einen Ver! 
zleich mit neueren stilgerechten Arbeiten (beispielsweise mit den Arbeiten in 
der Bräustube Jägerstraße 18 ehrenvoll ausbalten. Das Streben der Hand- 
verksmeister sei damals ein ernstes und reges gewesen; was vor fünfzig 
Jahren in edlem Eifer geschaffen, sei vielfach besser als das, was die letzten 
achtzehn Jahre zu Tage gefördert haben. An den Vortrag schloß sich eine 
Erorterung, in der u. A. Bauinspektor Launer mittheilte, daß der Granit 
in bestimmten Fällen sich schlecht im Feuer bewährt habe, und daß die 
Ummantelung eiserner Säulen unter Umständen von recht wesentlichem 
Nutzen sei, wenn sie die Erwärmung der Stützen über ein gewisses Maaß 
hinaus verhüte. Stadtbaurath Blankenstein meinte, daß die Fürsorge der 
Baupolizei etwas zu weitgebend sei, und beklagte, daß oft die wichtigsten 
Bestimmungen nicht als „Polizeiverordnungen“, sondern lediglich im Wege 
der Bekanntimachung in's Leben treten, was eine störende Rechtsunsicherbeit 
schaffen müsse. Bauinspektor Heßfeld bestreitet, daß ein Sandsteinbau 
schwerer auszubessern sei, als ein Putzbau und äußert, daß das Schauspielhaus 
und Schloß Monbijou darthun, daß ein Putzbau, wenn er einmal besserungs— 
dedürftig werde, dann bald gar nicht mehr haltbar sei. Der RKunststein 
scheint ihm bedenklich, weil dessen beliebige Gestaltung den Architekten zu 
allzu großen künstlerischen Freiheiten verleite. 
Magnesiakohle, ein neues Desinfektions- und Reinigungs— 
mittel füiür Abwässer. Die Magnesiakohle ist, wie E. Boblig ined. 
Ind.⸗Bl. mittheilt, eine innige Verbindung von Magnesia mit Holzkohle, 
also zwei Körpern, von denen jeder Einzelne schon starke antiseptische und 
desinficirende Eigenschaften besitzt. In der That ist daher auch die Wirkuug 
der Maguesiakohle auf alle bei der Gäbrung und Fäulniß auftretenden 
Riechstoökfe und dem Leben der höheren Thiere und Menschen so gefäbr— 
lichen Zersetzungsprodukte eine ganz überraschende. Jedes Kloakenwasser, 
welches, wenn auch nur einige wenige em starke Schicht dieser Magnesia— 
kohle durchlaufen hat, ist von allen fauligen, übelriechenden Stoffen 
befreit. Aus einem so gereinigten Wasser sind alle organischen Theile, 
die den Fäulnißbakterien als Nabruug dienen, größtentheils verschwuuden 
und diese selbst werden niedergeschlagen. Die praktische Bestäti— 
zung dieser ausgezeichneten Wirkung, hatte Verfasser Gelegenbeit, dem 
Thüringer Fischerei-Verein vorzufuͤhren. Der Apparat bestand aus 
zwei Filterkästen mit Magnesiakoble, über welchem der Bebälter mit 
dem Schmutzwasser aufgestellt war. Tasselbe war konzentrirtes Ab— 
wasser einer hessischen Papierfabrik, sowie künstlich mit Petrolenm, Schwefel⸗ 
wasserstoff, Scifenwasser, Tinte ꝛc., verunreinigtes, an sich schon stinkendes 
Brabenwaässer. Nach dem Passiren der Filter trat das Wasser völlig klar, 
geruch⸗ und geschmacklos (es wurde von vielen Umstebenden gekostet) auf 
eine Reibe großer, schräg gegeneinander gestellter Zinkbleche bebuss Sättiguug 
mit Sauerstoff und floß dann in einen Glaskasten, in den junge Forellen 
gesetzt wurden. Das mit Magnesiakohle gereinigte Abwasser kann nicht nur 
hen Flußläufen uubedenklich wieder zufließen, sondern es ist an sich schon 
den empfindlichsten Fischen unschädlich. Die Wirkung der Magnesiagkoble 
st vom Verf. an einer großen Reihe von Zersetzungs-Produften aus Eiweiß, 
zucker, Fetten ec. nachgewiesen. Die Fettsäuren, Schwefelwasserstoff, Phoephbor— 
äure werden rasch absorbirt oder zerstört. Ammoniak wird nur dann abforbirt, 
venn genügend Phosphorsäure vorbanden. Am auffallendsten ist die Wirkung 
auf schwere Kohlenwasserstoffe; so wird Wasser, dem Petroleum beigemischt 
ist, von letzterem nach der Filtration so vollständig befreit, daß der hierfür 
o empfindliche Geruchssinn nicht die kleinste Spur mehr erräth. Gewöbnliches 
deuchtgas, durch eine Schicht Magnesiakohle filtrirt, verliert allen und jeden 
Geruch, das geruchlose Gas breunt mit farbloser, nicht leuchtender Farbe. 
Daß Magnesiakohle auch alle Schwermelall-Salze, wie Eisen-, giftige Kupfer 
und Zinkfalze, ferner arsenige und Arfensäure aus den Lösungen entfernt, 
braucht nur angedeutet zu werden. Wie sich giftige Alkaloide der Magnesia— 
koble gegenüber verhalten, muß weiteren Versuchen vorbehalten bleiben 
Die Magnefsiakobhle wird als Nebenprodukt gewonnen durch Glühen einet 
Gemisches von Clormagnesium und Sägespänen zum Zweck billiger Salz— 
äurebereitung, D. R.«P. 39366, ist also an sich billig genug, fie kann aber 
auch in leichtester Weise stets wieder regenerirt werden. 
Vermischtes. 
Ueber Berliner Bauweise hielt kürzlich Herr Baumeister Gustav 
Knoblauch einen fesselnden Vortrag, indem er sich einleitend gegen die 
Darstellung des Regierungs-Bauraths Hinkeldewn im diesjährigen Schinkel— 
vortrag wandte, von der wir in Nr. 14 des „Baugew. Blattes“ einen ein 
gehenden Bericht erstattet haben. Es sei ein Unrecht, so zu thun, als ob 
für Berlin ein ernster baulicher Aufschwung erst seit etwa Zwanzig Jahren 
eingetreten sei, zu der Zeit des sogenannten politischen Aufblühens unseres 
Vaterlandes. Wahrer Kunstsinn im Bauwesen habe sich doch schon in der 
Errichtung des Brandenburger Thores mit dem herrlichen Viergespann ge 
zeigt Die Hoffnungen, die manan dasselbe knüpfte, erfüllten sich allerdings nicht 
UÜnter dem Sruck'der politischen Verhältnisse wurde alles bescheiden und 
sparsam gehalten, und die Ideen Schinkels, wie diejenigen anderer Künstler 
litten unter dem mächtigen Bleistift, der ihnen überall die knappste Linie 
vorzog. Trotzdem waren Schinkel's Bauten von wahrer ergreifender Schön— 
heit; bei den geringen, ihm zur Verfügung stehenden, Mitteln hat er im 
Pusbau selbst“ künstlerisch Bedeutsames, geleistet, wofür als Beispiel das 
Redern'sche Palais gelten kann. Damals sind Bauten geschaffen worden, 
die sich recht wohl mit den hentigen dieser Art messen können, Unter Ver— 
wendung besten westfälischen Cementes hat man vor mehr als füufzig Tabren 
schon reichere Architekturen in Putz ausführen können, und andere Stücke 
wie Cementgußdecken, sind in den fünfziger Jahren, zur Anweudung ge 
kommen. Unter Vorzeigung von Musterstücken besprach Baumeister Knoblauch 
alsdann einige Erzeugnisse des Kunststeinhandels, die vielfach mit Vorthei 
angewendet werden, Hausfronten in Kunstsandstein von G. A. L. Schulz 
und Comp. (Niederschönweide) wirken äbnlich wie Sandstein; der künstlich 
Marmor von J. B. Froideville in Potsdam (Kunststeinfabrik Bauhütte, 
ersetzt oft mit Glück das echte Material. Andere neuere Anstalten für künst 
liche Baustoffe sind „Ischyrota“ und die Magnefitgesellschaft, welch' letztere 
u. A. Thürverkleidungen liefert. Was die jetzt so gerühmte Bauweise in 
echtem Material betrifft, so wird bemerkt, daß da auch viel Schein mit— 
spiele: die Flächen werden mit polirtem Granit von nur ? em Stärke 
plattirt, das Gebälk künstlich vorgebracht, die Terrakotten angehängt. 
Das sei doch nicht die echte Bauweise. Der Sandsteinbau habe den 
Nachtheil, daß er Fenuchtigkeit besser halte, und daß Ausbesserungen 
schwerer als beim Putz vorzunehmen seien. Wie der Sandstein in 
betriebsamen Städten schwarz werde, das beweise vor Allem das 
Parlamentsgebäude in London und die berühmte Kapelle Heinrichs VII. 
die man waährscheinlich demnächst mit Oel werde streichen müssen. Ueber— 
gehend zur Frage der Haltbarkeit des Granits, führt der Vortragende aus 
wie zu Aufang des Jahrzehnts der Granit plötzlich als nicht sicher im Feuer 
in Verruf gekommen, wie daun allgemein das Gußeisen, dann statt dessen 
das Echmiedeeisen, dann wieder das Gußeisen und schließlich die nmmankelung 
eiserner Saͤulen einpfoblen worden sei und bedauert, daß in diesen wichtigen 
Rezeptkasten. 
Herstellung von Firniß, Anstrichmasse und ähnlichen Ma— 
terialien. Sauͤrer Theer und Theerrückstände von der Destillation und 
Raffination der Mineralöle werden einige Zeit auf etwa ihren Siedepunkt 
rbitzt, so daß die Masse nach dem Erkalten spröde ist. Soll ein Firniß 
für Holz hergestellt werden, so giebt man nach einem, in der Chem. Ztg. 
mitgetheilten englichen Patent ungefäbr 10 pet. Harz zu. Den se be— 
zandelten Theer löst man in Terpeuntin zu einer dicken teigigen Masse. 
Wenn der Theer ungenügend sauer ist, so fügt man bebufs Lösung des— 
seiben eine geringe Menge einer geeigneten Säure hinzu. Das so erbaltene 
Produkt wird mit Benzolin, Naphta oder einem anderen der gebräuchlichen 
öfungsmittel verdünn 
Herstellung von feuersicherer, nicht brüchiger Dachpappe. 
Kocht man gewöhnlichen Imprägnationstheer mit Wasserglaslösung (wobei 
mit Rüͤcksicht auf die Feuergefäbhrlichkeit des erstgenannten Stoffes Vorsicht 
geboten ist), so tritt vollständige Vereinigung ein; man zieht nun gewöhnliche 
Rollpappe in bekannter Weise durch die beiße Mischung und fandet mit 
möglichst feinem Sande, Verwendet man statt Pappe Juteleinewand, welche 
zweckmäßig vorber durch ein Wasserglasbad genommen werden kann, so er 
Haͤlt man din Dachdeckmaterial, welches außer entsprechender Feuersicherbeit 
zuch noch die vortbeilbafte Eigenschaft besitzt, nicht brüchig zu werden.
	        
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