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243 Undichtigkeilsprüfer für unterirdische Straßengasleitungen und Erdpentilatien. —— Reform der Mühlenanlagen zur Abwendung von Bränden. 244
Undichtigkeitsprüfer für unterirdische
Straßengasleitungen und Eroventilation.
Patent C. Schmidt.)
Am 19. Februar dieses Jahres, nachmittags 4 Uhr, fand
im Hofe der städtischen Gasanstalt am Lessingplatz in Breslau
vor einem sehr zahlreichen Publikum unter Leitung des Herrn
Direktor Troschel eine Probe mit einem Apparat zur Auffindung
von Undichtheiten im unterirdischen urdhene statt. Der
von dem Erfinder, Baurath Schmidt, in Thätigkeit vor—
geführte Apparat hat den doppelten Zweck, den durch Defekt im
Hauptrohr entstehenden, sehr bedeutenden Gasverlust, der in jedem
uͤnterirdischen Rohrnetz naturgemäß stattfindet, auf ein Minimum
zu beschränken, indem er die undichten Stellen anzeigt, und ferner
die ausgeströmten Gase aufzusaugen und durch eine selbstthätige
Ventilation in die Atmosphaäͤre abzuführen, sodaß die, namentlich
bei gefrorenem Boden, vorkommenden Inficirungen unserer
Souserrainräume und dadurch entstehende Explosionen und Gas—
bergiftungen hinfort unmöglich werden. Seitens der Direktion
der Gasanstalt waren zu Versuchszwecken fünf Gasrohrstränge
in den Erdboden gelegt, an welchen die in Wirklichkeit vor—
kommenden Rohrbrüche naturgetreu nachgeahmt waren; am Ende
eines jeden dieser Versuchsrohre war je ein Apparat in die Erde
versenkt, an welchem die Proben vorgenommen wurden. Der
Herrn Baurath Schmidt gehörige, in Deutschland und anderen
Staaten patentirte Apparat besteht aus einem gußeisernen, oben
mit einem Deckel versehenen, würfelartigen Behälter in Größe
unserer Granitpflastersteine und wird mit letzteren zusammen in
das Straßenpflaster eingesetzt. In dem Boden des Behälters
hängt nach unten ein eisernes Rohr, welches bis dicht auf das
in der Straße liegende Hauptgasrohr hinabreicht und welches
um die entweichenden Gase aufzufangen, sowohl unten offen ist,
als auch in seiner ganzen Höhe seitliche, schlitzartige Deffnungen
hat. Solche Apparate, in Abständen von etwa 15 bis 20 m
bon einander über dem Gasrohr im Straßenpflaster vertheilt,
zeigen bei regelmäßiger Kontrolle derselben mit Sicherheit die
Stelle an, wo unter dem Pflaster ein Rohrbruch oder ein senstiger
Defekt stattgefunden hat. Der Apparat gestattet mit Hülfe eines
aufzusetzenden Probirrohres, schon geringe Quantitäten aus—
strömenden Leuchtgases durch den Geruch wahrzunehmen. Hat
im Erdboden ausströmendes Leuchtgas in diesem einen längeren
Weg zurückgelegt oder sich längere Zeit darin aufgehalten, so hat
eine chemische Umsetzung desselben stattgefunden und ist ein spe—
zifisicher Geruch fast oder ganz verschwunden, sodaß mittelst der
Nase die Gegenwart von Leuchtgas im Boden nicht mehr nach—
zuweisen ist. Für diese Fälle wird der Apparat auf folgende
Feststellung von Gasausströmungen benutzt: In die obere
ODeffnung desselben wird ein mit Palladiumchlorürlösung ge—
tränktes Reagenspapier in einem Glasröhrchen eingefetzt; das
ausströmende Leuchtgas, zum größten Theil in Kohlenoxyd um—
gesetzt, weist dann schon in minimalen Mengen durch Färbung
des Reagenspapiers, welches sich bis zu tiefer Schwärze steigern
kann, seine Gegenwart unzweifelhaft nach. Der Apparat ge—
stattet dem ausströmenden Leuchtgas, resp. dessen Zersetzungs—
produkte, ungehindert Tage lang auf das Reagenspapier zu wirken,
ohne den Straßenverkehr irgendwie zu stören.
Der Erdboden in unseren Straßen, in denen die Haupt—⸗
Jasröhren liegen (so führte Baurath Schmidt während der Vor—
führung der Apparate etwa aus) befindet sich in Folge des Ver—
legens der viel tiefer als die Gasröhre liegenden Kanäle, der
Zweigkanal- und der Wasserleitungsrohre in einer fast perma
nenten Umwälzung und Bewegung, wodurch die Lage der Gas—
rohre verändert wird und Bruͤche im Rohrnetz entstehen. Je
besser und dichter nun in neuerer Zeit das Straßenpflaster her—
Jestellt wird, sei es als Asphalt-, Holz- oder Granitsteinpflaster
auf Schotterbettung, um so mehr wird dem aus defekten Roͤhren
entströmenden, Gase die Möglichkeit, nach oben hin an die Ober—
flaͤche der Straße zu entweichen, erschwert. Eine fast noch
schiimmere Wirkung bringt lang andauernder Frost hervor,
wedurch fich der Umstand erklärt, daß die meisten Exrplosionen
und Gasvergiftungen im Winter stattfinden. Ist nun dem aus—
zesträmten Gase der naturgemäße Weg nach oben hin ver—
schlossen, so vertheilt es sich ofl auf unglaublich weite Ent—
fernung hin im GErdboden und drinat. itrben s n 8
schiedenen Zweigleitungen, über welchen der Boden weniger
dicht ist, als der gewachsene, entlang zu gehen pflegt, durch die
Kellermauern unserer Gebäude hindurch in die Souterrains ein.
Es treten daher vor allem hygienische Interessen in den Vorder—
rund.
In fast allen Fällen lag die schon oben erwähnte eigen—
thümliche Erscheinung vor, daß in den betreffenden Lokalen
Gas nicht zu riechen war, erst durch die Untersuchung des Blutes
des Verunglückten vermittelst der Spektral-Analyse konnte das
Vorhandensein des Gases konstatirt werden und wurden dann
nach langem Suchen auf der Straße in weiten Entfernungen
Rohrbrüche aufgedeckt; alle diese Fälle kamen in den Winter—
monaten bei gefrorenem Erdboden vor. Professor Pettenkofer
hat zweifellos nachgewiesen, daß geheizte Räume auf die aus—
gestroͤmte Gasmenge saugend einwirken, und damit die Thatsache
erklärt, daß Leuchtgasvergiftungen auch stattfinden in Gebäuden,
nn welchen keine Gasleitungen vorhanden sind. Der Apparat
'oll nun allen diesen Uebelständen vorbeugen und es soll die
Funktion des An- und Absaugens fernerhin nicht den geheizten
Räumen überlassen, sondern mit den auf der Straße stehenden
Kandelabern der öffentlichen Gasbeleuchtung eine dauernde, selbst—
hätige Erdventilation hervorgerufen und stetig unterhalten werden.
Früher ging man von der Ansicht aus, daß derartige Unglücksfälle
ils durch force majeure (höhere Gewalt) herbeigeführt anzusehen
eien. Die neuere Rechtsprechung hat aber cinen anderen Standpunkt
eingenommen. Die Gasaktiengesellschaft in München, als Be—
sitzerin des dortigen Straßenröhrennetzes, hat in zwei Fällen, in
denen größere Gäsexplosionen in Gebäuden vorkamen, die durch
Rohrbrüche auf der Straße herbeigeführt waren, den durch die
Erplosionen entstandenen bedeutenden Schaden tragen müssen.
(Schluß folgt.)
Reform der Mühlenanlagen
zur Abwendung von Mühlenbränden.
In neuerer Zeit mehren sich allenthalben die Mühlenbrände au,
eine erschreckliche Weise; kaum ist ein Brand nur erst im Ent—
stehen, so brennt schon in wenigen Minuten das ganze Mühlen—
anwesen lichterloh; was zurückbleibt, ist eine Ruine, kaum mehr be—
nutzbar, und die Mühle muß ganz neu wieder aufgebaut werden.
In meiner Nähe sind in neueren Zeiten sehr viele Mühlen—
brände vorgekommen, und es vergeht fast kein Jahr, in welchem
nicht wenigstens eine Mühle abbrennt; so brannte z. B. eine
uund dieselbe Mühle bei B. nächst W. binnen fünfzehn Jahren
zum vierten Male (l) ab. Bei dem ersten Brande hieß es,
das mußte so kommen, das alte Bauwerk“) mit seiner chaluppen—
haften Einrichtung gab dem Feuer zuviel Nahrung, Schindel—
dächer und hölzerne Wände mußten brennen, da giebt es keine
Hilfe; es war sogar gut, daß die alte Mühle zu Grunde ging.
— Man berief nun den Baumeister der nächsten Stadt, und
hald prangten die neuen Mühlengebäude propper und nett.
Das Dach wurde nun mit Ziegeln gedeckt, innen gab es keine
Holzwand mehr; die Leute in der Mühle hatten den strengsten
Auftrag, nie mit offenem Lichte, mit brennenden Kienholzspaäͤnen
oder mit brennenden Tabakpfeifen, glimmenden Zigarren ꝛc. zu
hantiren, bei Strafe sofortiger Entlassung. Aber die Mühle
elbst behielt die alte Einrichtung, die Maschine war nach altem
System, statt der eisernen Turbine rollte draußen das große
hölzerne Rad an hölzerner Welle, und an der inneren Maschinerie
war nichts feuersicher, als die beiden Mühlsteine und einige
eiserne Zapfen, Klammern und Nägel ...
Nicht lange währt's und auch die zweilse neue Mühle
hrannte nieder! Branunte ab mit allen Frucht- und Mehl—
borräthen sammt Wohngebäuden, Schuppen, Magazinen; auch
die angebauten Stallungen der Kühe, Ochsen, Pferde, Schweine ꝛc.
hrannfen und es verbrannte dabei manch' schönes Stück Vieh;
mit großer Noth wurden eine alte Frau und ein krankes Kind
— DDD00
das Fener angerichtet, war wieder sehr aroß!
*) Die Bauweise ist wohl nicht, immer die wichtigste Ursache der
rapiden Ausbreitung des Brandes, oft, genug sind leider verbrecherische
Hände im Spiele, aber es ist wohnzu berücksichtigen, daß bei einer guten
Hauweise einmal der Vrandleger nicht so leicht im Stande ist, sein elendes
Vorbaben ausfübren zu köuncn, andererseits aber das Feuer sich nicht aay
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