Unsere Wohnung und ibre Einrichtung. — Mittheilungen aus der Prari
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st ein wahrer Jammer, zu sehen, daß unsere Gewerbetreibenden
nus dem mittleren Stande außer dem politischen Parteiblatt kaum
noch eine Zeile für ihre eigene Ausbildung, für Erweiterung
hres Gesichtskreises auf dem eigensten Felde des geschäftlichen
und gewerblichen Lebens lesen.
Gerade so sehr, als wir darauf dringen, daß gesunde
Wohnungen geschaffen werden, in denen der Körper sich ent—⸗
vickeln und kräftig erhalten kann, gerade so sehr ist es noth—
vendig, daß eine gediegene kräftige Nahrung für den Geist, für
das Berufsleben geboten, aber auch benutzt werde. Die Be—
wegung in der gewerblichen Welt hat sich derart gestaltet, daß
das gewerbliche Fortkommen einfach eine Bildungsfrage geworden
ist. Wer nicht nach Ausbildung in seinem Berufe vor Allem
und gewerblicher Tüchtigkeit überhaupt strebt, die gebotenen
Mittel hierzu vernachlässigt und unbenutzt läßt, begeht den näͤm—
ichen Verrath an fich, wie der, der absichtlich in vergifteten
zimmern weilt und die frische Luft meidet.
Man spricht heutzutage soviel von stilistischen Zimmern und
tilistischen Zimmereinrichtungen. Die ganze darauf gerichtete
Strömung ist so ziemlich im Sande verlaufen und an die Stelle
des stilistischen Zimmers ist mehr und mehr etwas getreten, was
wir mit einem spezifisch deutschen Worte bezeichnen und sofort
perstehen können: das gemüthliche Zimmer. Die Gemüthlichkeit,
ieses allen anderen Nationen unübersetzbare Wort, ist eine spe—
zifisch deutsche Eigenschaft, sie muß sich in unserer Wohnung
n erster Linie wieder zur Geltung bringen. Der Stil allein
huts nicht, auch die Form der Einrichtungsgegenstände thut es
nicht; Vorbedingung sind Solidität, Brauchbar- und Zweckmäßig—
keit derselben, aber die Hauptsache bildet ihre Anordnung.
Die gemüthliche Wohnung ist kein Vorrecht der Besitzenden
ind Reichen, sie ist Allen erreichbar, die Willen und Lust haben,
den Versuch zu machen, sie sich einzurichten.
(Bayr. Gewerbe⸗I3tg.)
ahren äußert sich der Berichterstatter der „Köln. Ztg.“ wie folgt:
Durch das vom Jugenieur F. H. Poetsch erfundene Gefrier-Ver—
ahren ist einem dringenden Bedürfnisse beim Bergbau und
»eim Fundamentiren Rechnung getragen, so daß der Patent-—
nhaber heute im Stande ist, Schachtarbeiten und Fundament-—
irbeiten unter Wasser, oder im gefährlichsten schwimmenden Ge—
irge bis in jede beliebige Tiefe unter jeder Gewähr auszuführen.
Der Gefrierapparat, in welchem — 300 Haloidsalzlauge, Alkohol
der tiefkalte Luft enthalten sind und zirkuliren, gestattet, die
erde unter dem Aequator tiefer gefrieren zu lassen, als dies
zurch die in der Natur erzeugte Kälte an den Polen geschieht.
Verden nun Gefrierapparate mit Hülfe der Tiefbohrkunst ein—
jesenkt und in Betrieb gesetzt, so muß schon bei 4— 00 C. das
Wasser im Gebirge in den Aggregatzustand übergehen und sich
n ein dem Baumeister freundliches Element verwandeln. Bei
der Abkühlung von ober- oder unterirdischen Räumen wird in
eiinen iselirten Raum kalte Luft eingeblasen oder nach Bedürfniß
daloidsalzlauge bis ungefähr — 300 0. oder Alkohol bis 5009 6
eim Auffahren von Tunneln oder Strecken vor dem zu durch—
ahrenden Gebirge in einem isolirten Raume als Regen nieder—
allen gelassen, bis das Gebirge einige Meter tief gefroren. Die
urch den Regen erzielte kalte Luft wird mittelst eines Gebläses
jegen die Tunnelwände geführt. Die bisher ausgeführten Tief
johrarbeiten, z. B. in einem Kalisalzschacht in Mecklenburg und
»inem Kohlenbergwerk in Belgien, sind in jeder Hinsicht gelungen
ind die Poetsch-Gesellschaft wird ihre Thätigkeit bald über die
Janze Welt verbreiten.
Empfehlenswerthe Methode des Befestigens der Wand—
bekleidungsplatten an den Wänden. Wer viel auf Bauplätzen
oerkehrt, hat sehr häufig Gelegenheit, zu beobachten, in welcher
Weise die Wandbekleidungsplatten angesetzt werden.
Man muß sich wundern über den geringen Grad von In—
elligenz, welcher meist dabei entwickelt wird, und wird es dem—
nach nur ganz natürlich finden könuen, daß es sehr oft scheint,
ils seien diese Platteu in nur unvollkommener Weise hergestellt,
vas, genau besehen, oft nicht der Fall ist, ferner auch darüber,
»aß die Platten sehr oft mit der dahinterstehenden Mauer nur
ehr klapprig verbunden sind. Beides kommt nach meiner An—
icht häufig von der gebräuchlichen, aber falschen Methode des
Ansetzens der Platten her. — Die Arbeit des Bekleidens wird
yon den damit beauftragten Leuten fast immer in der Weise
ausgeführt, daß solche die Platte ganz mit Mortel bestreichen
und nun dieselbe an die Wand bringen, um solche mit dieser
zu verbinden, event. dort anzusetzen. In der Regel aber zieht
die Platte sowohl wie die Mauer den Moörtel so stark an, daß
die Zurechtbringung der Platte in die ihr zukommende Lage nur
inter Zuhilfenahme von Klopfzeug möͤglich ist, und es daher
elten gelingt, die Platte mit einem Male recht zu stellen.
Daß die Verbindung der Platte mit der Mauer auf diese
Weise nur eine sehr mangelhafte werden kann, wird wohl Jeder—
nann einsehen, der sich nicht durch die oben auf die Platten—
chicht nachher aufgetragene Mörtelschicht täuschen läßt.
Ein Anklopfen mit dem Finger (Knöchel) an die angesetzten
Platten wird uns durch den verschieden klingenden Ton sehr
bald belehren, daß meine Behauptung, die Platten würden auf
diese Weise nur mangelhaft befestigt, richtig ist.
Ich wähle zum Ansetzen der beregten Platten den folgen—
den Weg:
„Die Mauer sowohl wie die Platten werden gut angenäßt,
ann wird die anzusetzende Platte mit nur zwei Mörtelleisten
»estrichen und zwar an den beiden senkrechten Fugen; in die
Mitte der Plalte und an den horizontalen Fugen wird kein
Mörtel aufgestrichen.
Nun fetze man die Platte an, welches so mit den Händen
»hne Zuhilfenahme von Klopfzeug wird geschehen können, da
der Mörtel, wenn durch den Druck auseinandergequetscht, leicht
eitlich ausweichen kann.
Man kann so mit den Fingern die Platte viel genauer und
eichter in die richtige, ihr zukommende Lage und Stellung bringen
ind mit engeren Fugen arbeiten, wie nach der vorigen Methode.
dat man so nun eine Reihe Platten aufgestellt, so vergießt man
olche mit entsprechend dünn gemachtem Mörtel, welchen man
nach Erforderniß mit einer dünnen Kelle nachstreicht.“
Bei Probe und genauer Untersuchung wird man finden,
daß, wenn die Platten nach dieser Methode angesetzt sind, solche
Mittheilungen aus der Praxis.
Kine Ursache des so häufigen Abblätterns der Glasur
dei Ziegeln, Formsteinen ꝛc. In der „Thonindustrie-Ztg.“
esen wir: Auf einem hiesigen Bau, auf welchem eine größere
Quantität glasirter Steine Verwendung fand, hatte ich Gelegen—
heit, zu beobachten, in welcher Weise an und für sich gute Glafur
zum Abblättern gebracht werden kann.
Der Fall, den ich meine, ist speciell folgender:
Bei einem Bauwerke wurde das Gewölbe mit glasirten
ziegeln bekleidet. Nach Fertigstellung des Gewölbes wurde das—
elbe mit Cementbeton abgeglichen und dann sofort mit einer
zfolirschicht aus Asphaltfilz abgedeckt.
Ohne Zweifel ist doch nun in dem Gewölbe, in der Beton—
chicht, eine Menge Wasser enthalten, und bei dem nassen Wetter
während der Ausführungszeit war an ein Trocknen gar nicht zu
denken. Das Gewölbe sowohl, wie die Widerlager sind seitlich
ebenfalls mit glasirten Steinen bekleidet.
Da das Bauwerl nun nicht gegen starken Frost zu schützen
st, so dürfte der Fall eintreten, daß bei einem starken Froste
das eingeschlossene Wasser die Glasurdecke abwirft. Zu bemerken
st noch, daß das Gewolbe mit Cement gemauert ist, so daß ein
Entweichen des Wassers durch die Fugen nicht stattfinden kann.
Es soll nicht hiermit gesagt sein, daß den bauleitenden Architekten
ein Vorwurf hierfür träfe; die Bau-Dispositionen waren eben
derart, daß die Fertigstellung des Ganzen durch die Natur der
Verhältnisse geboten wurde.
Tritt nun in gleichartigen Fällen ein Abblättern der Glasur
ein, so wird in der Regel die Schuld auf die schlechte oder
mangelhafte Glasur geschoben, während, genau besehen, solches
yft nicht der Fall ist; die das Abblättern bedingenden Neben—
imstände werden einfach vergessen, übersehen und — da der
dieferant in der Regel nicht am Platze — und ein Sündenbock
da sein muß, so schiebt man meistens und auch naturgemäß auf
diesen und sein Fabrikat die Schuld.
Bremen. W. H. Gehrke.
Gefrierverfahren bei Fundamentirungeu. Ueber ein
auf der Brüsseler Ausstellung als Lösung der Frage: „Welche
st die beste Methode, um Schächte unter Wasser abzuteufen und
Tunnel in wasserreichem Gebirge herzustellen?“ durch die be—
kannte Poetsch-Tiefbauten-Aktiengesellschaft veranschaulichtes Ver—