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Literatur-Bericht. — Bautechnische Notizen
von Ratibor, sowie dem Vorsitz des Herrn Dr. Geoerg von Bunsen
haben sich bekanntlich hervorragende Vertreter der Wissenschaft, des
Baufachs, der Verwaltung und Industrie an der Lösung dieser an—
cheinend so einfachen Aufgabe betheiligt; aber es hat viele Sitzungen
gekostet, an denen sich verdienstvoller Weise Geheimrath Robert Koch,
Baurakh Böckmann, Reichstagsabgeordneter Goldschmidt, der Direktor
des Kaiserlichen Gesundheitsamts, Geheimrath Köhler, Direktor Knob—
lauch, Geheimrath Pistor, Geheimrath Spinola, Sanitätsrath Spieß,
Frankfurt a. M., u'a. Herren auf das Lebbafteste betheiligten, bis
die Grundsätze für Ertheilung eines Preises festgesetzt werden konnten,
Leitender Gesichtspunkt derselben ist geworden, daß lediglich Brause—
bäder nach Ansicht des Schiedsgericht die Aussicht haben, in Be—
trieben aller Art — namentlich in Brauereien, die hier deshalb her
vorgehoben werden mußten, weil der betreffende Preis vom Braner—
bund ausgesetzt worden ist — endgiltig und zu allgemeinem Nutzen
eingeführt zu werden. Diesen Grundsätzen gemäß wurde der aus—
gesetzte Preis von 1000 Mark zu zwei gleichen Hälften an Herren
Boerner & GCo., Berlin 8W., Bernburgerstraße 14 (für ihr auf der
Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin
befindliches I)r. Lassar'sches Arbeiterbrausebad) und an die Deutsche
Jute-Spinnerei zu Meißen (für ihre in Zeichnung und Moedell aus—
gestellte Arbeiter:Brausebadeanstalt) zur Vertheilung gebracht. Durch
lebende Anerkennungen wurden ausgezeichnet die Firmen: David
Greve, Berlin 8W., Friedrichstraße 24; Ernst Geppert, Weißenfels a.S.;
Konsolidirte Alkali'Werke, Westeregeln: Karl Heerber, Nürnberg.
— —g.
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Literatur-Bericht.
Musterbuch für Eisenkonstruktionen, herausgegeben vom
Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller und be—
arbeitet von E. Scharowsky, Civilingenieur in Berlin.
Mit zahlreichen Tafeln und Tabellen. Leipzia und Berlin.
Verlag von Otto Spamer.
Ven verschiedenen Seiten, aus den Kreisen der Bauunternehmer
und Buchhändler auigefordert, meine Ansicht darüber auszusprechen,
welches Werk sich am besten als Ersatz für das inm Buchhandel leider
vergriffene „Deutsche Normalprofil-Buch für Walzeisen“ eignen würde,
habe ich die einschlägige vitteratur einer eingehenden Musterung unter—
zogen und bin dabei zu dem Ergebniß gelangt, daß das vben an—
defübhrte Musterbuch für Eisen-Konstruktionen, ven dem mit
die drei ersten Liefserungen des 1. Theiles vorliegen, allein hier ir
Frage kommen kann. Neben den überaus zahlreichen Tabellen, welche
ich zum Thbeil ebenfalls in dem „Deutsche Normalprofilbuch“ finden,
giebt das Musterbuch zahlreiche Winke für die Ausführung der Eisen,
fonstruktivnen selbst im Ganzen und im Detail; es giebt in einigen
enrzen Sätzen die Methode der Berechnung der betreffenden Bau—
theile an, verlegt aber dann den Schwerpunkt auf eine ganze, Reihe
bestimmter, in der Praxis vorkommender Fälle, deren Detail-Kon—
struktionen mit Angabe der zu verwendenden Profile in erschöpfender
Weise dargestellt sind.
Mit Hülfe des Musterbuches hat es der in der Praxis thätige
Architekt oder Bauunternebmer nicht mehr nöthig, sich behufs Be—
rechnung der an seinem Bau vorkommenden Eisenkonstruktionen an
einen sogenannten Spezialisten von oft zweifelhafter Qualität zu
wenden, ser findet in dem Musterbuche vielmehr nicht nur alle brauch—
baren Konstruktionen, sondern auch die Berechnungen für den einzelnen
Fall, so daß er vollständig der Mühe des Entwerfens und Berechnens
enthoben ist. Selbst den mit Eisen-Konstruktionen minder vertrauten
Architekten wird es daber an der Hand des Musterbuches keine Mühe
und Schwierigkeiten fortan mehr bereiten, bei ihren Bankonstruktionen
das Eisen in zweckmäßigster Form anzuwenden.
Die Ausstattung des Werkes in Druck, Papier und den klaren,
übersichtlichen, zahlreichen Figurentafeln ist eine geradezu musterbafte,
wie sie allerdings von der rühmlichst bekannten Spamer schen Ver—
lagshandlung nicht anders zu erwarten ist. Daß dabei der Preis
des Werkes ein überraschend billiger ist, mag als ein weiterer Vorzug
des trefflichen Werkes nicht unerwähnt gelassen werden. Bei An—
ertigung einer einzigen statischen Berechnung wird sich das Werk durch
die große Zeitersparniß reichlich bezahlt machen.
Ich kann dasselbe daher allen in der Praxis thätigen Baumeistern
nur auf's Wärmste empfehlen. Bei einer ohne Zweifel bald erforder—
lich werdenden zweiten Auflage dürfte es wohl zweckmäßig sein, den
Tabellen der Deutschen Normalprofile die Trägheits- und Wider—
standsmomente, die Lage der Hauptträgheitsachsen, der Schwerpunkte
der Profile ec. beizufügen, wie dies in so übersichtlicher Weise im
„Deutschen Normalprofilbüche“ geschehen ist. Tem vorgeschritteneren
Eisenkonstrukteur würde es dann auch möglich sein, in den wenigen
Ausnahmefällen, in denen er aus dem Musterbuch nicht ohne Weiteres
die zu verwendenden Profile entnehmen kann, seine Berechnungen
allein an der Hand des Musterbuches vollständig durchzufübren.
Düsselderf den 16. Juli 1889.
Peiffhoven,
Regierungs- und Stadtbaumeister.
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Bautechnische Notizen.
Stucko-Lustro ist der Name einer Miasie,“ die zur Imttatien ven
Marmor dient. Sie wird nach EGottgetreu (.Baumaterialien“) auf fehlende
Weise bereitet und angewendet: Aus autem ietten Weitzfalk und Marmer
Alabaster oder jeinem Gipsstaub stellt man in dem Verbaltneß ven 132
eine Mischung her, färbt diese gleichmäßzig mit irgeud ciner Farbe, die dem
Grundten des nachzuabmenden Marmors entspricht, trägt sie auf einen
Unterputz von raubem Luftmörtel einige Linien start auf, ebnet und reibt
ie mit einem Reibbrette ab, das mit weißem Filz üiberzogen ist. Tie Ober
fläche glättet man vorsichtig mit einer flachen Polirkelle. Auf dem urch
nassen Untergrund malt man Aderungen und Flecken mit Farben, die mit
stalkwasser nud verdünnter Stuckmasse, event. unter Jusetzung ven Ochten
Jalle, zugerichtet sind. Sind die aufgemalten Farben eingesoñen und lanen
sich mit dem Finger nicht sofort verwischen, so streicht man sie bebutian
mit der Polirkelle ein und überziebt dann die ganze Fläche mit einer
Politur, die man nach felgender Worschrift beriteilt: —120 8 klein
Jeschnittenes Wachs und 30 8 Pottasche werden zu 1211 scharf siedendem
Flußwasser gesetzt, zergehen gelassen und mit 0 g5 geschnittener Sciie
gemischt; nach dem Ueberzieben mit dieser Politur streicht niau mit der
Polierkelle in gleichmäßzigen, nebencinander sich anreibenden Strichen so
lange, bis genügender Glanz hervortritt. Bei dem neuen Wiener Reichs
rathgebäude bat man den Glanz derart erzeugt, daß man den mit der Farbe
behaudelten Marmormörtel mit beißem Eisen bitgelte, dann eine leichte Schicht
von in Spiritus gelöstem Wachs darauf rieb und mit trockenem Lappen
abwischte. In den neuen Berliner Prachtbauten, Bierpaläften, Wiener
Cafes hbat der Stucko-Lustro zur Nachahmuung von Marmerjäulen viehach
Verwendung gefunden. Ind. Bl.)
Blitzableiterspitzen. Die vortreßlichen Eigenschaiten der bei der
Gasbereitung gewonnenen Graphitkohle als guter Leiter der Elektrizität bei
abfoluter Unempfindlichteit gegen die oxvdirenden Einwirkungen der Luft
benutzt nach Mittheilung des Patent-Bureau von Richard Lüders in Görlitz
der Elektrotechniker Leder zur Konstruktion einer Blitzableiterfpitze. Tieselbe
hat die Form eines gedrungenen achteckigen Prismas mit konischer Spitze.
Leder füllt die vielen kleinen Poren, welche im Innern der Retortentkoble
vorbhanden find, in sehr sinnreicher Weise durch galvanische Niederichläge
von Kupfer oder Nickel aus und erböht dadurch nicht nur die Leistungs
fähigkeit, sendern auch die Standhaftigkeit der Koblenstoffspitze gauz be
deutend: Da Kohlenstoff unschmelzbar ist, so werden selbst die schwersten
Blitzschläge, welche schon Platinspitzen abgeschmolzen haben, den veder ichen
Blitzableiterspitzen nichts anhaben können.
Ein billiger, in langer Praxié erprobter Häuseranstrich.
Mit dem bier angefübrten Anstriche hbat der Verfasser in seiner drrißig
jäbrigen Praris viel gearbeitet, nicht nur Fabrikgebäude damit anstreichen
lassen, deren Holztheile jahrelang dem Wind und Wetter preisgegeben
waren, sondern auch elegantere Gebäulichkeiten, und zwar immer mit bestem
Erfolge. Der Vortkheil liegt, wie der Verfasser in der „Ebem. u. Techn. Itg.
bemerkt, noch darin, daß der Anstrich äußerst billig und von jedem beliebigen
Arbeiter schnell dargestellt und auch verstrichen werden kann. Jede beliebige
Erdfarbe kann man verwenden und durch Mischungen kann man ieden
gewünschten Farbenton herstellen.
Die Darstelluug ist eine sehr eiufache. Man nimnmt 1,5 kg Weizen-
mebl Nr. 2, verrübrt dies mit etwas kaltent Wasser zu einem iprupartigen
Brei und gießt diesen langsam in cirka 225-23 1kechendes Wasier, fitgt
sodann noch hinzu 06,5 kg trystallisirten Zinkvitriols, und nachdem dieser
zelöst, setzt man für diese eichengelbe Niance hinzu: 4kg gelben ge
schlämmten Ocker und 15—1 BKg, je nach gewünschtem Tone, geschlämmtes
Englischroth. Bekannte des Verfassers haben diese Farbe sogar als Grund
farbe iür Lastwägen angewendet und zur größzeren Haltbartkeit dann nod
einen Anstrich von gewöhulichem Leinölfirniß gegeben. Für Leineltirnitz
der nach dem Trocknen einen sebr schönen Glanz hat und sebr bart trocknet
verwendete der Verfasser folgende Mischung: 50 kg Leinöl, 1kg Bleiglätte
,est kg scharf getrockneten Zinkvitriols, und ließ die Mischung cirka“ Stunden
bei langsamem Feuer schwach sieden. Zum Schäumen und Steigen khieß
er den Firniß nie kommen. Edm. Campe in Striesen- Tresden.
Verwendung des Rothbuchenholzes als Fustbodenbelag.
Bislang war die schlechte Eigenschaft des Buchenholzes, sich zu wersen
und stockig zu werden, der größeren Verbreitung und allgemeinen Ein—
fübrung hinderlich. Einer deutschen Firma (Singer in Reichsheien) ist
es gelungen, ein neues Verfahren ausfindig zu machen und in Anwendung
zu bringen, wedurch dem Rotbbuchenbolz alle für seine VBerwendung nuch
theiligen Eigenschaften genemmen werden und dasselbe so zubercitet wird,
daß es alle gestellten Auforderungen im vollsten Maaß erfüllen soll. Von
dem genannten Geschäft wird, ebenso wie von der Parkettbodenfabrit
Lachapelle in Schiltigheim bei Straßburg, in neuerer Jeit ein Artikel in
den Handel gebracht, welcher volle Beachtung aller betheiligten Kreise
derdient. Das irisch gefällte Buchenbolz wird in diesen Fabriken dem
»ekannten Berfahren der Tämpfung u. s. w. unterworfen und mit Ehler—
sink und Oel imprägnirt. Die ausgedebnteste Verwendung findet dieses
Holz alsdann als Parkettfries. Mit Hülfe vorzüglicher Maschinen werden
diese etwa bandbreiten Holzstreifen gebobelt und mit Rutben verfeen.
Dieselben sind so genan gearbeitet, daß das Zusammenfügen obne große
Muühe ausgefübrt werden kann und bei vorsichtiger Arbeit nicht die geringite
Fuge sichtbar bleibt. Die röthliche Farbe des Holzes, die nach dem An
trich mit Oel oder dem Bohnen merklich hervortritt, macht einen solcher
Fußboden ganz besonders schön. Bei vorsichtiger Auswabt der verschieden
gefärbten Friese läßßt sich der ganze Fußboden schattiren, bezw. eine richtigr
Vertheilung von Licht und Schatten vornehmen. Die bierdurch orzielt.
Wirkung ist so schön, daß diese Buchenpartettböden bei Weitem bübscher
aussehen, als die bislang auch bei uns so fehr beliebten Eichenparkettboden
Ein weiterer Vortheil dieser neuen Verwendungsart des Buchenbolzes liegt
in der Billigkeit desselben. Während ein Im Eichenpartett unter 10 bit
12 Mtk. nicht wobl zu liefern ist, beträgt die Herstellung des Buchenfußzboden⸗
zaum mehr als 5 bis 7WMk.