Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

Die Fenerschutzmittel. 
uind sicheren Decke herzustellen oder, was oft nech unpraktischer und 
kostspieliger wäre, einen Bau im Bau (eine Art, von Einschachtelung) 
zuszuiühren. Die Fußdecke oder der Beden dieses so geschaffenen 
Zwischenraumes (mezzaninartig) erhält dabei einen Unterzug von drei, 
sdier oder nach Bedürfniß mebhreren Balken, welche mittelst schmiede— 
isernen Stangen (Hängesäulen) an die oben befindliche Hauptdecke 
refestigt werden. Weun dieses Hängespstem aus irgend welchen 
ründen nicht ausfübrbar ist, so erübrigt nur, wie gesagt, ein eigener 
pavillonartiger, selbstständiger Innenbau, je nach Umständen aus Eisen, 
Riegelbausvpstein oder ganz in Ziegel eder Stein, eventuell ganz aus 
dolz mit eigenen, selbstständigen Mauern, Säulen, Decken u. s. w. 
ẽxs ist klar, daß derlei meist nur in ganz großen Fabriken und Räumen 
heils vorkommt, theils überbaupt mößlich ist. 
Aehnlich sind die vertikal transportablen Zwischen- und 
Nebenräume, welche nach dem Principe der Aufzüge hergestellt werden; 
je dienen der Bequemlichkeit beim Ein- und Ausladen der Waaren, 
Sinpacken und Versenden, vorübergehender Absonderung, als fliegen— 
des Kontrollbüreau u. s. w. 
Nach Bedürfniß werden diese Raume in das Niveau höherer 
ester Fabriks- und Manipulationsräume gehoben (d. h. in gleiche Höhe 
gebracht), oder in tiefer gelegene verfenkt. 
Der Mechanismus, 'der für diese Aufzüge en gros nöthig ist, 
kann in einer großen Fabriksanlage ganz leicht beschafft werden, in— 
dem einfach die verfügbaren Dampfe oder Wasserkräfte (hodraulische 
Motoren) zur Dienstleistung herangezogen werden. IL. TSBK. 
Die Feuerschutzmittel. 
Da die zum Bauen verwendeten Materialien hinsichtlich ihrer 
Brennbarkeit sehr verschiedene Eigenschaften gaufweisen, ist man in 
jeuerer Zeit, geleitet durch die bei großen Bränden gemachten Er— 
ahrungen, in der Wahl der Baumäterialien allmählich vorsichtiger 
geworden und hat sich bestrebt, Konstruktionen zu erfinden und 
Materialien zu verwenden, bei denen die Feuersgefahr, wenn nicht 
rusgeschlossen, so doch wesentlich herabgemindert wird. Ueber derartige 
Mittel bringt die „Chem.techn. Ztg.“ ein Referat von Victor Laporte 
nach „Le Monde de la Science et de l'Industrie“, welches wir, bei 
dem regen Antheil, den die gesammte Technik dem Gegenstande mit 
»ollem Rechte entgegenbringt, im Folgenden wiedergeben: 
Es giebt zweierlei Arten, eine Wohnstätte unverbrennlich zu machen: 
kEntweder, man wendet vollständig unverbrennliche Baustoffe an, oder 
man versieht die gewöhnlichen brennbaren Stoffe mit schützenden 
lleberzügen, welche sie unverbrennlich machen. Wir wollen die ver— 
chiedenen Stoffe, Ueberzüge und Gewebe, die man erfunden oder 
gegen Feuersgefahr in Vorschlag gebracht hat, der Reihe nach kurz 
iberblicken. 
Der Asbest ist der erste Stoff, dessen Name sich sogleich der 
Vorstellung auidrängt, sobald es sich darum handelt, einen Gewebe— 
toff zu nennen, welcher der Einwirkung des Feuers zu widerstehen 
zeeignet ist. Dieser eigenthümliche Körper ist seit uralter Zeit ver— 
vendet worden. Man weiß, daß die Alten sich Tischtücher und 
inderer Gewebe bedienten, die man in's Feuer warf, um sie zu reinigen; 
ie hatten auch für ihre Lampen Dochte aus Asbest, welche brannten, 
ohne jemals verzehrt zu werden. Die hauptsächlichste Anwendung fand 
die Asbestleinwand zum Umhüllen der Leichen während der Verbren— 
aung, damit die Asche des Todten sich nicht mit der Asche des Scheiter— 
Jaufens vermischte. 
Der Asbest oder Amianth, welcher auch die Namen versteinertes 
Papier, Bergholz oder Bergpappe führt, ist ein kieselsaures Salz der 
Magnesia, häufig noch Wasser enthaltend, und erscheint als ein weißes, 
zrünes oder graues Mineral von faserigem, verfilztem, geschmeidigem 
und seidenartigem Gefüge; in mineralogischer Hinsicht steht er der 
dornblende und dem Angit nahe; man findet ihn hauptsächlich in 
Spalten des Serpentins. Der Asbest kommt vor in Frankreich in 
den Departements des Hautes-Alpes, des Pyrenées (in der Nähe von 
Bareges) und in Savoyen, aber auch sonst an vielen Orten. 
Der Asbest kann gespoennen und gewebt werden; man kann 
daraus Papier, Strickwaaren und verschiedene Gewebe fertigen. Der 
Umstand, daß er immer noch verhältnißmäßig selten ist, und die Uu— 
innehmlichkeit, daß seine Fasern beim Weben brechen, machen die aus 
diesem Stoffe hergestellten Gegenstände ziemlich kostbar und erschweren 
eine Anwendung. In Frankreich hat man indessen für die Feuer— 
oichmannschaften hier und da Oberkleider aus Asbestgewebe her- 
Jestellt. Der Asbest bildet einen Bestandtheil einer gewissen Anzahl 
inverbrennlicher Stoffe oder Ueberzüge. 
Das Malen mit Astbest ist in London üblich geworden; seine 
Wirksamkeit wird sich wohl bewähren, denn die Feuerveriicherungs— 
Hesellichaften in dieser Stadt setzen die Police auf unbewegliche Güter, 
velche dieser Behandlung unterzogen wurden, auf die Hälite herab 
Auf dem Marsfelde in Paris angestellte Versuche mit Hütten, die 
nit Asbest überzegen waren, gaben erst vor kurzem einen Beweis 
ȟr die Brauchbarkeit des Asbestes zu diesem Zwecke. 
Nagel hat mit Hilfe von Asbest ganz und gar unverbrennliche 
Pappe herstellen können. Er, verfährt hierbei in folgender Weise: 
Man macht aus 200 Theilen Zinkoxvd und 100 Theilen Asbestpulver 
einen Brei, den man auf ein Metallgewebe ausbreitet. Die Masse 
vird gewalzt und nach dem Trocknen tränkt man die Platte mit 
einer ftarken Chlorzinklösung, worauf man sie nochmals durch die 
Walzen gehen läßt. Bei dieser Behandlung entsteht ein Zinkoxydwlorid; 
ie Feuchtigkeit bedingt die Bildung von etwas Rost auf dem Eisen— 
drahte, wodurch die Masse fest anhaftet. Man läßt wiederum trocknen 
ind tränkt die Masse nochmals mit Chlorzink; nachdem man der 
Masse Zeit gelassen, sodaß sich Oxvdchlorid bilden kann, taucht man 
die Platte einen oder zwei Tage lang in Wasser, wodurch sämmtliche 
Zäure entfernt wird. Dann giebt man der Platte durch erneutes 
Waschen die gewünschte Biegsamkeit. Solche Platten, deren Her— 
tellung eben beschrieben wurde, nehmen Wasser auf; durch Tränken 
nit kieselsauren Kali und Eintauchen in abgerahmte Milch, wodurch 
eiine unlösliche Verbindung von kieselsaurem Salze und Calein (2) 
eintsteht, werden sie undurchdringlich. Man kann schließlich den Platten 
durch Abschleifen eine sehr glatte Oberfläche geben. 
Die Zusammensetzung dieser Platten kann auch eine andere sein. 
Nagel hat beispielsweise das Chlorzink durch andere Metallchloride 
und schwefelsaure Thonerde ersetzt. An Stelle des Zinkexyds lassen 
ich Magnesia, Kalk und Gyps verwenden. Zum Bedecken von 
Dächern hat man Platten von der letztgenannten Zusammensetzung 
zurch Iusatz von Seife undurchdringlich gemacht, wodurch unlösliche 
Verbindungen der Feitsäuren mit Kalk und Thonerde entstehen. 
Die nach dem Nagel'schen Verfahren hergestellten präparirten 
Platten gestatten, Holzgetäfel gegen Feuersgefahr wirksam zu schützen, 
vie aus einem Versuche hervorgeht: Eine Kiste von 6 em Länge, 
1em Breite und 3 em Höhe, die aus derartigen Platten hergestellt 
var, deren Dicke nur 1,2s mmn betrug, konnte 5 Minuten lang zwischen 
die Flammen zweier Bunsenbrenner gebracht werden, ohne daß sie 
ine Veränderüng erfuhr; ein Papier, welches sie enthielt, zeigte sich 
nicht einmal gebräunt. 
Der Asbest ist ferner Bestandtheil des farbigen Ueberzuges von 
Wendt « Herard, dessen Bestandtheile die folgenden sind: 
Farbstoff (Bleioxyd, Kupferoxyd, Manganoxyd) 15 Theile 
Leinͤäcs. 285 
Kieselsaures Natrn. 23 
Asbest, Talk und Kaolin 
Wassort . 3„ 
Dieselben Erfinder haben die beiden folgenden Kompositionen 
angegeben, welche keinen Asbest enthalten: 
) Wasser. .— 5, 26 
Salmiak.... — 8,00 
Unterschwefligsaures Natron 2,23 
Schwefelsaures Ammoniak 10,00 
Borax .. 435 
Wasser ... 70,6 
Unterschwefligsaures Natron. s 
Zchwefelsaures Kali X 
Borax .— 3,0 
Alaun.. 1232,0 
Das letztere Präparat soll besonders zum Tränken von Holz dienen. 
Rabitz hat das folgende Verfahren angegeben, um feuersichere 
Wände und Decken herzustellen: Ein straff gespanntes Metallgewebe 
vird auf der einen Seite mit einer Mischung aus Gyps, Kalk und 
zrobem Sande, die durch Kuhhaare verkittet wird, überkleidet. Man 
enutzt fir Wände Platten von 40—50 mm Dicke, für Decken solche 
»on 30-2-35 mm, für Gewölbe Platten von 350—75 mmn Dicke. Nach 
Verlauf von einigen Tagen sind die Platten trocken und man kann 
ie dann bemalen, oder mit Tapeten bekleiden. Der Ueberzug, dessen 
Zzufammensetzung eben angegeben wurde, kann auch durch einen wasser— 
esten Cement ersetzt werden. Das Rabitz'sche Verfahren besitzt den 
dreifachen Vorzug, daß es sowohl gegen Feuersgefahr, als gegen Nässe 
und gegen Erderschütterungen schützt. 
Maler Tepper in Berlin stellt auf folgende Weise unverbrennliche 
Dekorationsstücke für das Theater her: Ein Metallgewebe mit Maschen 
son Umm wird mit einem gelben flüssigen Ueberzug bedeckt, welcher 
»eim Trocknen erhärtet und auf welchem man die Dekoration malen 
ann; dieser Neberzug ist unverbrennlich und in Wasser unlöslich. 
Solche Dekorationsstücke lassen sich auf Stangen von 3 em Durch⸗ 
nesser aufrollen, ohne beschädigt zu werden; sie haben ein Gewicht 
»on O,es Kg das Oim; ihr Preis ist nur um ein Geringes höher, als 
der für Leinendekorationsstücke, welche mittels einfachen Durchtränkens 
unverbrennlich gemacht worden sind. 
Ein für Gewebe, Holz und Papier empfohlener unverbrennlicher 
leberzug ist der folgende: Man läßt das Holz der Stechpalme in 
einer Kochsalzlöäsung eine Stunde lang kochen, giebt dann Zinkvitriol 
zu, ferner Salmiaäk und Alaun; die Mischung wird vier Stunden 
ang über gelindem Feuer erhitzt. Dann giebt man Fischbein zu und 
rührt um, sodaß die Mischung eine höchst innige wird; die Flüssigkeit 
wird dann durch ein feines Sieb geschlagen. Diese Flüsfigkeit wird 
mit dem Pinsel auf die Gegenstände aufgetragen, welche man un—
	        
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