Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

Entscheidungen. — Literaturbericht. — Bautechnische Notizen. 
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Es scheint in der That, als ob derartige, aus gepreßten Blech⸗ 
üllungen aufgefübrte Bauwerke allen Auforderungen entsprechen, welche 
nan an eiserne Gebäude richten kann. Ihr Gewicht ist gering, ihre 
Nufstellung einiach; die Blechqualität. muß schon deshalb eine gute 
ein, weil die Stücke einer mehrfachen Bearbeitung unterworfen werden; 
ußerdem läßt sich durch Verzinkung die Gefahr des Rostens beseitigen; 
zas Bauwerk ist unverbrennbar, da man, , wenn es sich um Wohn⸗ 
auser für Menschen handelt, nur die Thüren und den Bodenbelag 
ius Holz fertigt; letzteren kann man außerdem noch aus Beton oder 
Jebrannten Platten machen. Weiter bietet die hohle Wand hohe 
Vorzüge, indem dieselbe nicht nur gegen die Ausgleichung von Tem— 
Rratur“ Unlerschieden zwischen drinnen und draußen schützt, sondern 
uch das Mittel zu einer ausgiebigen und bequemen Heizung und 
eutüaon an die Hand giebt. Durch einfache Anbringung von 
Abzugs- bezw. Eintrittsöffnungen sür die Luft läßt sich eine wirksame 
Venlation einrichten, indem ihre Bewegung durch den Unterschied in 
den Temperaturen zwischen der inneren und der aͤußeren Wand stets 
uind zwar je nach der Jahreszeit im umgekehrten Sinne begünstigt 
wird.“ Es ist dies eine außerordentlich wichtige Eigenschaft für Ge⸗ 
bande, welche in tropischen Gegenden zu errichten sind. Durch Aus— 
ührungen im Kongostaat, in Südamerika, in Holländisch-Indien »e. 
hat sich das System, wie Eingangs schon, erwähnt, nach den Mit⸗ 
heilungen der„Industrie moderne“ praktisch nicht allein zu Woh⸗ 
nungen, Faktoreien, Bureaux, sondern auch zu Hospitälern, Kirchen, 
Bahnbofen und anderen Bauten durchaus bewährt. 
Entscheidungen. 
Durch Entscheidung vom 13. Mai 1889 Otr. 736) hat das 
Reichs Versicherungsamt die Entschädigungsansprüche eines Arbeiters 
uruͤckgewiesen, welcher verunglückte, als er auf das Dach der Fabrik 
eines Arbeitgebers gestiegen war, um zu sehen, ob es in der Nähe 
einer unmittelbar an das Kesselhaus der Fabrik grenzenden Wohnung 
renne. Derselbe war hierbei durch ein unverwährtes, von Ruß ge— 
chwärztes und darum schwer von der aus getheerter Dachpappe bestehenden 
Dachbedeckung zu unterscheidendes Oberlicht getreten und herabgestürzt. 
Das Dach war den Arbeitern nicht allgemein zugänglich, ihnen viel— 
nehr das Betreten desselben verboten, und es mußte, umn hinauf zu 
jelangen, erst eine Fallthür geheben, eine Leiter herbeigeholt und an— 
sestellt werden. Hiernach konnte die Beschaffenheit des Daches, ins- 
esondere der Oberlichtfenster, als eine Betriebs efahr für die Arbeiter 
nicht angesehen werden. Der Betrieb vollzog 9 nicht auf dem Dache, 
ind der Kläger befand sich, als er in seinem Privatinteresse das Dach 
Fetrat, nicht im Betriebe, Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen 
em Unfall und dem Betriebe bestand nicht, und es liegt somit kein 
Unfall ‚bei“ dem Betriebe im Sinne des Unfallversicherungsgesetzes vor. 
Zekunden ermöglicht wird. Seine Zuverlässigkeit wird sich freilich erst 
n der Praxis erproben lafsen, wir zweifeln aber umsoweniger daran, 
is der vorliegende Band der erste einer ganzen Reihe ähnlicher Adreß⸗ 
icher ist und das ganze Unternehmen in seinem Erfolge davon ab. 
ängen wird, daß die Ausarbeitung von Anfang an mit denkbar 
rößter Sorgfalt verfuhr. 
Bautechnische Notizen. 
Der Bau des Kaiserpalastes zu Straßburg. Nach einer Bau⸗ 
hätigtkeit von fünf Jahren ist ein im Elsaß bedeutendes Bauwerk vollendet 
vorden der Kaiserpalast in Straßburg.Es ist dieser Bau in vielen Be— 
iebungen besonders für Deutschland bedeutsam, denn er ist der erste Kaiser— 
zalast des Hohenzollernhauses und die erste eigene Heimstätte, welche der 
daiser und König in den Reichslanden besitzt. Die Reichsbehörden be—⸗ 
Hloͤffen im Jahre 1880, den Kaiserpalast zu erbauen, und daß dies ge⸗ 
hehen konnte, ist weniger durch bedeutende Mittel, als durch richtige Auf⸗ 
assung des Zweckes und musterhafte Ausführung erreicht worden, so daß 
ʒer Palast ein prunkloses Bild imposanter Einfachheit darbietet, vornehm 
n selnem Styl und seiner Erscheinung. Die Massen des Baues sind durch 
rästig markirte Gliederung und Eintbeilung der Flächen in Quadres an⸗ 
senehin in ihrer Gesammtwirkung unterbrochen. Diese wird gehoben durch 
in graugrünes Steinmaterial, welches dem Prachtbau etwas Freundliches 
erleibt.“ In seiner Farbenzusammenstellung ist für das Dach ein tiefes 
wrau gewäblt worden, wozu der rheinische Schiefer verwendet wurde. Dieé 
Zorhalle vereint markige Auffassung mit zierlicher Deuhe. Ihre 
Sulenarchitektur bringt Leben in die todten Steinmassen und besänftigt 
en Eindruck des Kolossalen. Sie wird von einem Giebel gekrönt, der das 
Vappen des Deutschen Reiches, die Kaiserkrone nebst Scepter und, Schwert, 
in den Pfeilern die Wappen Elsaß und Lothringens trägt, während ihn 
die Figur des Friedens krönt. Der Aufbau, aus einer durchbrochenen 
Zuppel' bestehend, bildet das Haupt des mächtigen Quadrates. Auf seiner 
duppel zur Seite des Fahnenmastes sind zwei aus Kupfer getriebene, kraft⸗ 
olle Heroldsgestalten angebracht. Balkone springen in zierlicher Ausführung 
or und wenne Zierrat von Helmen, Wappen und Sculpturen schmücken 
en Bau in hervorragender Weise. Zwischen den Fenstern des Obergeschosfes 
ind die Wappen der deutschen Städte als ein Ring angebracht, der in 
nniger Weise das große Gebäude stark umgürtet. Au bervorragender 
Ztelle prangen die Wappen des damaligen Kronprinzen, des Prinzen Friedrich 
darl, des Reichskanzlers und Moltke's. Schöne Parkanlagen umgeben das 
„chloß. Ueber einem geräumigen. Vestibule, dessen Gestalt sich unbestimmt 
neden glatten Granitsäulen schildert, ruht die Decke. In fünf Läufen 
uͤhrt eine prachtvolle Treppe zum Hauptgeschoß empor. Durch farbige 
zogenfenster bricht sich gedämpft das Licht des Tages und zeichnet bunte 
ichter auf den weißen Marmor der die, Treppe rings umgebenden Bogen⸗ 
alen. DTie Treppe führt zu den Festräumen an der Hinterfront des Ge— 
»Rudes. Ruͤckwärls gewandt, erreicht man die Wohn— und Empfangszimmer 
in der Vorderfront' des Palastes. Bemerkenswerth ist der Festsaal der 
Zinterfront. Dieser Saal mag nicht so glänzend sein, wie es ein Prunk⸗ 
emach der Zeit Ludwig XIV. war, aber er vereint in weit höherem Maaße 
Vürde und Pracht in sich wie, jene. Er ist ernst gehalten bei seiner 
rächtigen Ausstattung. Gegenüber dem Eintritt zum —— ist dieser 
uu einem säulengetragenen Rundbau erweitert; Malerei, prächtige Kron— 
ind Wandleuchter, Alles an sich in harmonischer Schönheit, schmücken auch 
en unks umd rechts liegenden Speifesaal und Versammlungesaal, die beide 
urch große Bogenöffnungen mit dem Festsaale verbunden sind. Die Fläche 
it eine Länge von 75m, ungefähr 400 Personen vermögen an breiten 
Tischen an der Hoftafel theilzunehmen. Wie für die Entfaltung kaiserlicher 
zZracht der Festsaal den Glanzpunkt des Palastes bildet, ebenso die kaiserlichen 
zrivaͤtgemächer. Tritt man aus den kaiserlichen Gemächern, so gelangt 
nan, durch die Empfangsräume schreitend, in den Audienzsaal, der hoch⸗ 
wölbt mit einem praͤchtigen Kronleuchter geschmückt ist. Ueber dem 
Zauptgeschoß liegen im Obergeschoß die Räumlichkeiten des Gefolges. Der 
daiserpalast ist unter der Leitung des Landbauinspettors Hermann Egger 
rrichtet worden. Es ist dies derselbe Architekt, dem der Frankfurter 
Zahnhofbau vor Kurzem so gut gelungen ist. Die Kosten des Kaiser⸗ 
alästes belaufen sich auf 2500000. Mark. 
Das Reinigen von Abflußröhren der Spülsteine. Die Be⸗— 
chassenheit des Schlammes, welcher sich in den engen Röhren Bleiabflüssen) 
er Spuͤlfteine ost bis zum vollen Durchmesser derselben anfammelt, ist, wie. 
die Illusir. Zeitschr. f. Bl.«Ind. bemerkt, jedem Fachmanne wohl bekannt. 
Es sind fettige Substanzen, welche den Häuptbestandtheil ausmachen, und 
venn es sich um chemische Lösungsmittel handelt, so ist ja wohl Soda, bezw. 
eißes Sodawasser dafür bekannt, daß es solche Fettstoffe auflost. Aber 
raktisch wird sich damit wohl nichts erreichen lassen, denn man braucht 
upiel uünd das Verfahren ist sehr mühsam und würde kostspielig werden. 
Han vergleiche nur einmal die Reinigung der, Bierpressionen, wo ein Faß 
‚oll heißes Sodawasser, unter Druck in die sehr engen Röhren eingeführt, 
aum hinreicht, um eine energische Reinigung zu bewirken, obwohl dieselbe 
ille drei bis vier Wochen wiederholt wird. 
Spülsteinabflüsse dagegen enthalten den Schlamm von Monaten, oft von 
zahrent Han geht ja meistens nicht eher zur Reinigung als bis schon 
zerstopfung eingetreten ist. Da kann das Eingießen von Sodawasfer auch 
lichts nützen, selbft wenn man den Versuch machen wollte. Es bleibt daher 
llein die mechanische Reinigung übrig. Diese kann auf verschiedene Weise 
usgeführt werden, ist aber wohl am gründlichsten, wenn man die Röhren 
ibnimmt, sorgfältig in entsprechend kurzen Stücken reinigt und dann wieder 
usammenjetzt. V 
Das Wertzeng zum Reinigen besteht zweckmäßig aus einem Draht, an 
velchen man einen Lumpen festgebunden hat, der das ganze Rohr ausfüllt. 
luf diese Weise lassen ich zeB, Bleiabflüsse von drei Meter Länge bequem 
miagen! Fin Feststopfen des Lumpens im Rohr ist so leicht nicht zu be— 
Literatur-Bericht. 
Bezugsquellen Verzeichniß von Spezialartikeln der Maschinen:, 
Metall⸗, Eisen. und Blech-Industrie, sachlich und alphabetisch geordnet. 
Preis 1 Mark. Herausgegeben vom Adressen-Verlag des Metall- 
irbeiter“ (Carl Pataky), Berlin 8., Prinzenstr. 100. 18853. 
Das vorliegende Buͤchlein bildet ein überaus werthvolles Hilfs— 
niitel für den eene zur Ermittelung von Bezugsquellen aller 
Art der gesammten Metall-Industrie, und zwar liegt der Werth dieser 
Zammlung von Adressen in der thätsächlichen Zuverlässigkeit der letz— 
eren, welche, etwa 3000 an der Zahl, durchweg auf Grund direkter 
Mittheilungen der Firmen aufgenommen sind. Dadurch hat die 
Zusammenftellung vor den umständlich hergestellten Adreßbüchern, deren 
Preis vielfach zu hoch ist, einen Vorzug, der in Anbetracht des 
illigen Preises — 1,10 Mtk. bei freier Zusendung — noch mehr 
zervortritt. Die verschiedenen Industriezweige sich alphabetisch und 
ibersichtlich angeordnet, sodaß man das Gesuchte sofort zu finden 
»ermag. Daß ein Format gewählt ist, um das Büchlein bequem in 
der Tasche bergen, oder in das Notizbuch legen zu können, dürfte sehr 
willkommen sein. Ueberdies bildet das Buch selbst noch Raum für 
Notizen, indem leere Blätter eingeheftet sind, die in erster Linie zum 
Nachtragen von neuen Firmen, oder von im Laufe des Jahres ein⸗ 
tretenden Aenderungen bestimmt sind. Inserate der hervorragenden 
Firmen beschliezen das Buch, welches künftighin mit Berücksichtigung 
aller eintretenden Veränderungen jedes Jahr in neuer Auflage erscheinen 
wird, um stets einen zuverlässigen Rathgeber zu bilden. Es ist mit 
Bestimmtheit vorauszusagen, daß das Wecen, einmal zu Rathe 
gezogen, dem Geschäftsmann bald unentbehrlich wird. H. R. 
Schweizerische Fachadreßbücher. J. Das Baugewerbe und ver— 
vandte Geschäftszweige. Zürich, 1889. Verlag von Cäsar Schmidt. 
Das gleiche Ziel, wie vorstehendes Werkchen, verfolgt dieses Adreß— 
»uch, dem wir weiteste Verbreitung in jenen Kreisen des Baugewerbes 
vünschen, die ihren Kundenkreis über Deutschland hinaus zu erweitern 
uchen. Was das Werk ganz besonders auszeichnet, ist die klare An— 
rdnung des umfangreichen Adressenmaterials, wonach das Aufschlagen 
raend einer Branche in irgend einer schweizerischen Stadt in wenigen
	        
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