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schulbauten in der Schweiz und in Jtalie
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Chamottestein übertreffe. Zur Ornamentalarbeit braucht man
ja den Ziegelstein nur entsprechend zu glasiren.
Viele behaupten, daß Chamottesteine zu kostspielig seien, zu—
mal der Transport derselben aus oft sehr vielen Meilen
weiter Entfernung sich noch mehr vertbeuert. Aber wenn sich —
wie dies im Allgemeinen der Fall ist — das Material zur
Fabrikation von Chamottesteinen innerhalb 20 Meilen im Ueber—
fluß vorfindet, so hat dech dieser Einwand keinen Halt. Es
ist dazu der für Schmelztiegel, Anlaßöfen u. s. w. dienende
feuerfeste Thon nicht durchaus nothwendig; schon geringere
Thone eignen sich hierzu gut, wenn dieselben nur auf die rechte
Weise hergestellt sind. Es ist doch keine Gefahr vorhanden,
daß solche Chamottesteine bei vorkommenden Feuersbrünsten nicht
die besten Dienste leisten.
Von allem Baumaterial (Baustein, Granit u. s. w.) hat
sich hauptsächlich der Ziegel auch zum Bau von feuersicheren
Häusern am geeignetsten erwiesen. In neuester Zeit sind viel—
fach emaillirte Ziegelsteine aufgekommen, welche sich überall vor—
züglich bewähren, namentlich aver dort, wo sie der Feuchtigkeit
ausgesetzt sind, oder schädliche Dünste sie verderben. Dieselben
verdienen, den angestrichenen Ziegelsteinwänden vorgezogen zu
werden, eignen sich auch für Küchen, namenilich Waschküchen u. s. w.
Diese emaillirten oder glasirten Ziegel sind sehr leicht herzu—
stellen, indem man auf ihre Oberfläche ein Flußmittel anwendet,
welches während des Gebranntwerdens so wirkt, daß der Kiesel
schmilzt und sich ein glasartiger Ueberzug um den Stein bildet.
Solche Flußmittel lassen sich leicht färben, wodurch man mehr—
farbige Steine zu ornamentalem Mo'aikmauerwerk herstellt.
Man hat beobachtet, daß in Ziegeln und Bausteinen dort,
wo beständige Feuchtigkeit vorherrscht, die Zersetzung nicht sehr
schnell stattfindet, sendern eher dort, wo in AÄbwesenheit von
Ansaugungskraft — je nach der von der Atmosphäre mitge—
theilten Feuchtigkeit — abweichend entweder direkt oder indirekt
abwechselnd bald Trockenheit, bald Feuchtigkeit vorherrscht.
Die zur Fundamentirung verwendeten Ziegelsteine leiden
je nach der Durchdringlichkeit des dazu verwendeten Materials
deshalb in den Theilen, welche unmittelbar anf dem Boden
liegen, nicht soviel, als diejenigen, welche sich in einer Söben don
FJuß skẽt vefindcu.
Wenn Ziegel, aus Thon gemacht, welcher freien Kiesel ent—
hält, in Mörtel gelegt werden und die Feuchtigkeit von einem
auf den anderen einwirken kann, kann man sehen, wie die mit—
einander in Berührung kommenden Ränder härter werden, als
der übrige größere Theil des Ziegelsteines. Ohne Zweifel kommt
dies von der Bildung kohlensauren Kalks und Alumins her,
wobei der Kalk hierzu durch das Durchdringen des Wassers im
Mörtel geliefert wird.
Mit dem Legen von Fundamenten wird nur zu oft mit
wenig Bedacht, aber mit viel Leichtsinn vorgegangen. Familien
müssen darunter leiden, welche in Hänsern leben, in denen Feuch—
tigkeit sich festgesetzt hat.
Jede Mauer, mag sie aus Ziegeln, Bausteinen oder irgend
einem anderen Material errichtet sein, muß von der im Boden
befindlichen Feuchtigkeit leiden. Dieselbe wird überall in die
Mauer eindringen, wo immer sie in unmittelbare Berührung
mit derselben tritt. Wie weit die Feuchtigkeit eintritt, kann nicht
bestimmt werden; sie kann segar sehr hoch über die Bodenfläche
hinauf ziehen, bis sie mehr oder weniger von der Einwirkung
der Temperatur der Atmosphäre neutralisirt wird, sodaß eine
Mauer, welche Anfang des Sommers sehr feucht ist, dies am
Ende der trockenen Jahreszeit schon weniger ist, besonders, wenn
sie der Sonne ausgesetzt. Aber im folgenden Winter wird die
Feuchtigkeit wieder zurückkehren, wenn nicht die ursprüngliche
Quelle derselben verstopft wird.
Es ist bei allen Arten von Boden rathsam, eine Lage Grob—
mörtel ganz zu unterst zu sieben. Wegen der Feuchtigkeit braucht
diese Lage nicht eben sehr dick — etwa ein Fuß — zu sein.
Sobald diese Unterlage und der untere Theil der Mauer so hoch,
als die Bodenfläche innerhalb reicht, aufgeführt ist, thut man
gut, eine dünne Bleiplatte, oder eine möglichst dünne Lage bi—
tuminöser Substanz über die ganze Decke der Mauer zu legen,
sodaß dieselbe in die Ziegel oder Bausteine eindringt und die
Poren derselben ausfüllt. Auch kann man zu diesem Behufe
eine Lage dicken Schiefers, in Cement eingelegt, benutzen. Der
Zweck derselben besteht darin, die Feuchtigkeit aus dem Grunde
nicht in die Mauer aufsteigen zu lassen. Doch sind noch weitere
Vorsichtsmaaßregeln zu treffen, um den Zugang der Feuchtigkeit
uch von der Oberfläche des Bodens außerhalb an der Wand
zu verhindern. Hierfür dürfte eine Verkleidung mit Bausteinen
das beste Mittel sein; diese brauchen nicht gar dick zu sein; wenn
ein leerer Zwischenraum zwischen dieser Steinverkleidung und
»er zu schützenden Mauer gelassen wird, so wäre dies um so
»esser, d. h. wenn man in demselben eine Circulation der Luft
zerstellen kann. Bei selcher Vorkehrung würde weder der gegen
die Wand schlagende Regen, noch das von oben hernieder—
rinnende Wasser im Stande sein, den Haupttheil der Mauer
zu erreichen.
An die Innenseite der Außenmauer sollte niemals ohne
Weiteres der Gypsanwurf gemacht werden. Die Wände sollten
»ielmehr erst mit langen schmalen Holzstreifen überzogen werden.
Erst an diese Streifen sollten dann die Latten genagelt werden für
den schließlichen Anwurf. Der durch die Streifen gebildete
Zwischenraum hält auf das Wirksamste die Feuchtigkeit ab.
*
Volksschulbauten in der Schweiz und
in Italien.
Vortrag von Herrn Carl Hinträger, Architekt.
(Hierzu 20 Abbildungen.)
Echluß.
Volksschulbauten in Italien.
Das geeinigte Italien ist zu einer Großmacht herangewachsen,
welche durch die günstige geographische Lage des Landes und durch die
ippige Natur, sewohl, als auch durch die freie Kraftentwicklung und
Intelligenz seiner Bewohner unter den Großmächten des Kontinents
eine wichtige Rolle zu spielen begonnen hat.
Mir wurde bei Bereisung dieses Landes zum Zwecke meines
Studiums die angenehme Ueberraschung zu Theil, mehr zu finden,
ils ich gebofft hatte, und insbesoendere in Oberitalien fand ich viel
Zehens- und Nachahmenswerthes. Besonders zwei Momente sind mir
tets angenehm aufgefallen: Die große Entwicklung und das eifrige
Studium der Gesundbeitslebhre und das Bestreben, durch verständige
g murnerta—— Mones und Gutes
zu schaffen.
Wir seben an vielen Gebäuden den Einfluß der Nachbarstaaten.
Ein bestimmter Typus für Schulbauten hat sich noch nicht ausgebildet,
da man eben auch hier noch viel experimenlirt.
J. Schulbau-Normalien.
Angeregt durch eine Kenferenz von Pädagogen im Collegio
Komandô im Jahre 1878 unternahm es der Ingenieur F. Bongioannini,
ein Werk, betitelt: „Die Gebäude für Volksschulen“ herauszugeben,
das durch zahlreiche aufgeführte Typen den verschiedenen Vertattuissen
Rechnung zu tragen sucht und den Gemeinden als Führer bei der
Neuherstellung von Schulhäusern dienen sollte. Finden auch diese
-Zchulbau-Normalien keine direkte Nachahmung, so sind es dech die
Hrundprinzipien der Raumdispositionen und der Dimensionirungen
der Lehrzimmer, welche, dem südlichen Klima entsprechend, meist ein—
gehbalten werden.
Der Autor geht von dem Elemente des Schulbauses aus: dem
Lehrzimmer, als dessen nöthige Begleiter er zwei Nebenräume ansieht,
ind zwar einen dem Lebrsaal vorgelegten Garderobenraum von !3 der
Lehrzimmerfläche und einen vor letzterein liegenden Korridor von ?
der Fläche des Lebrzimmers. Diese drei Räume: Lehrsaal, Garderobe
ind Korridor, bilden zusammen das Element, das sich je nach Bedürfniß
wei⸗ oder mehrmals nebeneinander reiht.
In allen Schulen ist ferner ein Raum für Lehrer, ein Diener—
immer und die Klosetanlage (für Schüler und Lehrer getrennt) unter—
gebracht, welch' letztere stets im Gebäude selbst liegt.
Größere Schulhäuser erhalten auch eine Direktionskanzlei, eine
Bibliothek, einen Zeichen- und einen Turnsaal, sowie die erforderlichen
vHarten⸗ und Hofräume.
Eine Trennung nach Geschlechtern erfolgt derart, daß die Lehr⸗
ziimmer der Knaben ebenerdig, jene für Mädchen, durch separate Ein—
gänge und Treppen zugänglich, im ersten Stock liegen.
Das Lehrzimmer ist für Maximum 50 Schüler berechnet, wobei
lOm Flächenraum und 526 chm Luftraum pro Schüler entfallen,
voraus eine Lebrzimmergröße von 50 Dm und 5—6m Hoͤhe resultirt.
Als stündliches Luftquantum pro Schüler sind mindestens 12 chm
ingenommen. Die Beleuchtung erfolgt von der linken Langseite und
»eträgt die Lichtfläche / z9 —!/ des Volumens oder —! / der Grund—
läche des Lehrzimmers. Die Lehrzimmer sind ausschließlich nach Süden
jelegt. Die Südlage der Schulzimmer, wie solche durch die Nor—
nalien vorgeschrieben wird, ist gewißß auffallend und zeigt uns, daß