Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

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schulbauten in der Schweiz und in Jtalie 
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Chamottestein übertreffe. Zur Ornamentalarbeit braucht man 
ja den Ziegelstein nur entsprechend zu glasiren. 
Viele behaupten, daß Chamottesteine zu kostspielig seien, zu— 
mal der Transport derselben aus oft sehr vielen Meilen 
weiter Entfernung sich noch mehr vertbeuert. Aber wenn sich — 
wie dies im Allgemeinen der Fall ist — das Material zur 
Fabrikation von Chamottesteinen innerhalb 20 Meilen im Ueber— 
fluß vorfindet, so hat dech dieser Einwand keinen Halt. Es 
ist dazu der für Schmelztiegel, Anlaßöfen u. s. w. dienende 
feuerfeste Thon nicht durchaus nothwendig; schon geringere 
Thone eignen sich hierzu gut, wenn dieselben nur auf die rechte 
Weise hergestellt sind. Es ist doch keine Gefahr vorhanden, 
daß solche Chamottesteine bei vorkommenden Feuersbrünsten nicht 
die besten Dienste leisten. 
Von allem Baumaterial (Baustein, Granit u. s. w.) hat 
sich hauptsächlich der Ziegel auch zum Bau von feuersicheren 
Häusern am geeignetsten erwiesen. In neuester Zeit sind viel— 
fach emaillirte Ziegelsteine aufgekommen, welche sich überall vor— 
züglich bewähren, namentlich aver dort, wo sie der Feuchtigkeit 
ausgesetzt sind, oder schädliche Dünste sie verderben. Dieselben 
verdienen, den angestrichenen Ziegelsteinwänden vorgezogen zu 
werden, eignen sich auch für Küchen, namenilich Waschküchen u. s. w. 
Diese emaillirten oder glasirten Ziegel sind sehr leicht herzu— 
stellen, indem man auf ihre Oberfläche ein Flußmittel anwendet, 
welches während des Gebranntwerdens so wirkt, daß der Kiesel 
schmilzt und sich ein glasartiger Ueberzug um den Stein bildet. 
Solche Flußmittel lassen sich leicht färben, wodurch man mehr— 
farbige Steine zu ornamentalem Mo'aikmauerwerk herstellt. 
Man hat beobachtet, daß in Ziegeln und Bausteinen dort, 
wo beständige Feuchtigkeit vorherrscht, die Zersetzung nicht sehr 
schnell stattfindet, sendern eher dort, wo in AÄbwesenheit von 
Ansaugungskraft — je nach der von der Atmosphäre mitge— 
theilten Feuchtigkeit — abweichend entweder direkt oder indirekt 
abwechselnd bald Trockenheit, bald Feuchtigkeit vorherrscht. 
Die zur Fundamentirung verwendeten Ziegelsteine leiden 
je nach der Durchdringlichkeit des dazu verwendeten Materials 
deshalb in den Theilen, welche unmittelbar anf dem Boden 
liegen, nicht soviel, als diejenigen, welche sich in einer Söben don 
FJuß skẽt vefindcu. 
Wenn Ziegel, aus Thon gemacht, welcher freien Kiesel ent— 
hält, in Mörtel gelegt werden und die Feuchtigkeit von einem 
auf den anderen einwirken kann, kann man sehen, wie die mit— 
einander in Berührung kommenden Ränder härter werden, als 
der übrige größere Theil des Ziegelsteines. Ohne Zweifel kommt 
dies von der Bildung kohlensauren Kalks und Alumins her, 
wobei der Kalk hierzu durch das Durchdringen des Wassers im 
Mörtel geliefert wird. 
Mit dem Legen von Fundamenten wird nur zu oft mit 
wenig Bedacht, aber mit viel Leichtsinn vorgegangen. Familien 
müssen darunter leiden, welche in Hänsern leben, in denen Feuch— 
tigkeit sich festgesetzt hat. 
Jede Mauer, mag sie aus Ziegeln, Bausteinen oder irgend 
einem anderen Material errichtet sein, muß von der im Boden 
befindlichen Feuchtigkeit leiden. Dieselbe wird überall in die 
Mauer eindringen, wo immer sie in unmittelbare Berührung 
mit derselben tritt. Wie weit die Feuchtigkeit eintritt, kann nicht 
bestimmt werden; sie kann segar sehr hoch über die Bodenfläche 
hinauf ziehen, bis sie mehr oder weniger von der Einwirkung 
der Temperatur der Atmosphäre neutralisirt wird, sodaß eine 
Mauer, welche Anfang des Sommers sehr feucht ist, dies am 
Ende der trockenen Jahreszeit schon weniger ist, besonders, wenn 
sie der Sonne ausgesetzt. Aber im folgenden Winter wird die 
Feuchtigkeit wieder zurückkehren, wenn nicht die ursprüngliche 
Quelle derselben verstopft wird. 
Es ist bei allen Arten von Boden rathsam, eine Lage Grob— 
mörtel ganz zu unterst zu sieben. Wegen der Feuchtigkeit braucht 
diese Lage nicht eben sehr dick — etwa ein Fuß — zu sein. 
Sobald diese Unterlage und der untere Theil der Mauer so hoch, 
als die Bodenfläche innerhalb reicht, aufgeführt ist, thut man 
gut, eine dünne Bleiplatte, oder eine möglichst dünne Lage bi— 
tuminöser Substanz über die ganze Decke der Mauer zu legen, 
sodaß dieselbe in die Ziegel oder Bausteine eindringt und die 
Poren derselben ausfüllt. Auch kann man zu diesem Behufe 
eine Lage dicken Schiefers, in Cement eingelegt, benutzen. Der 
Zweck derselben besteht darin, die Feuchtigkeit aus dem Grunde 
nicht in die Mauer aufsteigen zu lassen. Doch sind noch weitere 
Vorsichtsmaaßregeln zu treffen, um den Zugang der Feuchtigkeit 
uch von der Oberfläche des Bodens außerhalb an der Wand 
zu verhindern. Hierfür dürfte eine Verkleidung mit Bausteinen 
das beste Mittel sein; diese brauchen nicht gar dick zu sein; wenn 
ein leerer Zwischenraum zwischen dieser Steinverkleidung und 
»er zu schützenden Mauer gelassen wird, so wäre dies um so 
»esser, d. h. wenn man in demselben eine Circulation der Luft 
zerstellen kann. Bei selcher Vorkehrung würde weder der gegen 
die Wand schlagende Regen, noch das von oben hernieder— 
rinnende Wasser im Stande sein, den Haupttheil der Mauer 
zu erreichen. 
An die Innenseite der Außenmauer sollte niemals ohne 
Weiteres der Gypsanwurf gemacht werden. Die Wände sollten 
»ielmehr erst mit langen schmalen Holzstreifen überzogen werden. 
Erst an diese Streifen sollten dann die Latten genagelt werden für 
den schließlichen Anwurf. Der durch die Streifen gebildete 
Zwischenraum hält auf das Wirksamste die Feuchtigkeit ab. 
* 
Volksschulbauten in der Schweiz und 
in Italien. 
Vortrag von Herrn Carl Hinträger, Architekt. 
(Hierzu 20 Abbildungen.) 
Echluß. 
Volksschulbauten in Italien. 
Das geeinigte Italien ist zu einer Großmacht herangewachsen, 
welche durch die günstige geographische Lage des Landes und durch die 
ippige Natur, sewohl, als auch durch die freie Kraftentwicklung und 
Intelligenz seiner Bewohner unter den Großmächten des Kontinents 
eine wichtige Rolle zu spielen begonnen hat. 
Mir wurde bei Bereisung dieses Landes zum Zwecke meines 
Studiums die angenehme Ueberraschung zu Theil, mehr zu finden, 
ils ich gebofft hatte, und insbesoendere in Oberitalien fand ich viel 
Zehens- und Nachahmenswerthes. Besonders zwei Momente sind mir 
tets angenehm aufgefallen: Die große Entwicklung und das eifrige 
Studium der Gesundbeitslebhre und das Bestreben, durch verständige 
g murnerta—— Mones und Gutes 
zu schaffen. 
Wir seben an vielen Gebäuden den Einfluß der Nachbarstaaten. 
Ein bestimmter Typus für Schulbauten hat sich noch nicht ausgebildet, 
da man eben auch hier noch viel experimenlirt. 
J. Schulbau-Normalien. 
Angeregt durch eine Kenferenz von Pädagogen im Collegio 
Komandô im Jahre 1878 unternahm es der Ingenieur F. Bongioannini, 
ein Werk, betitelt: „Die Gebäude für Volksschulen“ herauszugeben, 
das durch zahlreiche aufgeführte Typen den verschiedenen Vertattuissen 
Rechnung zu tragen sucht und den Gemeinden als Führer bei der 
Neuherstellung von Schulhäusern dienen sollte. Finden auch diese 
-Zchulbau-Normalien keine direkte Nachahmung, so sind es dech die 
Hrundprinzipien der Raumdispositionen und der Dimensionirungen 
der Lehrzimmer, welche, dem südlichen Klima entsprechend, meist ein— 
gehbalten werden. 
Der Autor geht von dem Elemente des Schulbauses aus: dem 
Lehrzimmer, als dessen nöthige Begleiter er zwei Nebenräume ansieht, 
ind zwar einen dem Lebrsaal vorgelegten Garderobenraum von !3 der 
Lehrzimmerfläche und einen vor letzterein liegenden Korridor von ? 
der Fläche des Lebrzimmers. Diese drei Räume: Lehrsaal, Garderobe 
ind Korridor, bilden zusammen das Element, das sich je nach Bedürfniß 
wei⸗ oder mehrmals nebeneinander reiht. 
In allen Schulen ist ferner ein Raum für Lehrer, ein Diener— 
immer und die Klosetanlage (für Schüler und Lehrer getrennt) unter— 
gebracht, welch' letztere stets im Gebäude selbst liegt. 
Größere Schulhäuser erhalten auch eine Direktionskanzlei, eine 
Bibliothek, einen Zeichen- und einen Turnsaal, sowie die erforderlichen 
vHarten⸗ und Hofräume. 
Eine Trennung nach Geschlechtern erfolgt derart, daß die Lehr⸗ 
ziimmer der Knaben ebenerdig, jene für Mädchen, durch separate Ein— 
gänge und Treppen zugänglich, im ersten Stock liegen. 
Das Lehrzimmer ist für Maximum 50 Schüler berechnet, wobei 
lOm Flächenraum und 526 chm Luftraum pro Schüler entfallen, 
voraus eine Lebrzimmergröße von 50 Dm und 5—6m Hoͤhe resultirt. 
Als stündliches Luftquantum pro Schüler sind mindestens 12 chm 
ingenommen. Die Beleuchtung erfolgt von der linken Langseite und 
»eträgt die Lichtfläche / z9 —!/ des Volumens oder —! / der Grund— 
läche des Lehrzimmers. Die Lehrzimmer sind ausschließlich nach Süden 
jelegt. Die Südlage der Schulzimmer, wie solche durch die Nor— 
nalien vorgeschrieben wird, ist gewißß auffallend und zeigt uns, daß
	        
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