Kachelosen oder Eisenefen.
bildung, größtentheils aber darauf, daß sie als Ausstattungsstück be—
srachtet'und daher, namentlich von den Frauen, entschieden bevorzugt
werden. Wie wäre auch ein „bestes“ Zimmer mit Bubenscheiben,
mattfarbigen Tapeten, Teppichen ꝛc. denkbar ohne Kachelefen! — Auf
dem Gebiete des sogenannten Kunstgewerbes wird daber der Kachel⸗
dien noch lange Jabre glänzende Erfolge erzielen können, auf dem
GBebiete der sparsamen Heizung niemals.
Hierzu bemerkt die Redaktion der „Thonindustrie-Itg.“ Folgendes:
Die Erwiederung von Herrn Dr. Fischer hat uns nicht überzeugt,
daß Herr Schimpke mit seiner Abwehr im Unrecht ist, sendern es
scheint uns die Erwiederung den eigentlichen Kern des Streites nicht
zu treffen, vielmehr die Streitfrage zu verschieben. Herr Schimpke
behauptete, daß richtig konstruirte und gut bebandelte Kachelöfen in
Bezug auf Wärmeausnutzung mehr leisten, als den von Herrn Dr. Fischer
ausgerechneten Effekt der eisernen Oefen; er behauptete dies gegenüber
der Aeußerung von Ir. Fischer, daß die Kachelöfen, wie es scheine,
beftimmt seien, den Schernstein, nicht aber das Zimmer zu heizen.
Wenn in diefem Zusammenhange Herr UDr. Fischer sagt, daß die
eisernen Oefen überall da vorzuziehen sind, wo man Ursache hat,
sparsam zu sein, so kann doch nur die Sparsamkeit in Bezug auf
den Breunmaterialaufwand gemeint sein. Ju seiner Erwiederung
spricht aber Herr Dr. Fischer nun von der Sparsamkeit in Bezug
auf die Herstellungskosten beider Ofenarten, ein Punkt, der gar nicht
zur Debatte stande Daß die Wärmeabgabe durch Eisen schneller er—
solgt, als durch glasirte Kacheln, hat Herr Schimpke gar nicht be—
triiten, und er wird wohl auch zugeben, daß die Oberfläche bei
einem Kachelofen größer sein muß unter gegebenen Bedingungen, als
bei einem eisernen. Die Streitfrage liegt da, ob das in einem gut
fonstruirten und gut behandelten Kachelofen verbrannte, Feuerungs—
material seine Wärine dem Zimmer überträgt, oder mit einem großen
Procentsatze dem Schornsteine nutzlos zuführt. Herr Fischer glaubt
auf Grund seiner Versuche, die er vor zehn Jahren veröffentlichte,
das Letztere behaupten zu können. War denn der Versuchsofen von
Dr. Fischer aber ein gut konstruirter, wie ihn Herr Schimpke meint?
Wir glauben kaum, wissen es aber nicht genau, denn Herr Fischer
sagt in seinem Berichte jener Zeit nur, daß der Versuchsofen ein
1,3m breiter und 3m hoher Kachelefen mit eisernem Einsatz war.
Weitere Konstruktionsdetails sind nicht angegeben. Bis Herr Dr Fischer
nicht den Nachweis führt, daß seine Versuche sich auf einen rationell
und gut konstruirten Kachelofen beziehen, können diese Versuche nicht
zur Verurtheilung der Kachelöfen im Allgemeinen benutzt werden.“
Zur Ergänzung dieser Streitfrage entnehmen wir noch demselben
Fachblatte nachstehende interessante Darlegung:
Ueber die Wärmeausnutzung durch Kachelöfen.
Von Alex. Foß in Kopenhagen.
In Nr. 2 1889 dieser Zeitung hat Herr Paul Schimpke einen
Angriff auf die Auslassungen des Herrn Dr. Ferd. Fischer bezüglich
der Wärmeausnutzung von Kachelöfen indem neu erschienenen Werke
„Feuerungsanlagen für häusliche und gewerbliche Zwecke“ gerichtet.
Herr Schimpke stützt seinen Angriff auf seine Erfahrungen als
Fabrikant und Ofenbaumeister und behauptet:
„daß richtig konstruirte und gut behandelte Kachelöfen in
Bezug auf Wärmeausnutzung meht leisten, als den vom
Verfasser auf Seite 11 und 12 ausgerechneten Effekt der
eisernen Oefen.“
Ich habe mich vor einigen Jahren mit der empirischen Feststellung
des Wärmeeffekts von Kachelöfen ein wenig beschäftigt; die von mir
damals gefundenen Resultate möchte ich hier gern erwähnen, ebgleich
die Versuche nicht derartig durchgeführt wurden, daß sie in allen Be—
ziehungen als ganz genaue Beweise bestehen koͤnnen.
Ich muß kurz vorausschicken, daß ich in den Jahren 1884 bis
1885 die Aufgabe übernahm, eine Ofenfabrik in der Nähe von
debenbagen an zulegem und in Betrieb zu setzen. Weil Holz als
— für Zimmerören bier zu theuer kommt, wurde mir, die
Aufgabe gestellt, einen Kachelofen für Steinkohlenfeuerung zu kon—
truiren, welcher ohne Schaden für seinen guten Zusammenhang mit
Zteinkohlen geheizt werden konnte.
Die Konstruktion meines Ofens ist aus umstehender Figur er—
sichtlich. In der Mitte des Ofens ist ein Rohr oder Schornstein
aus Chamottesteinen gebaut. Der untere Theil dieses Rohres bildet
den Füllkasten. Die Flamme schlägt durch das feuerfeste Rohr oben
hinauf, dann an beiden Seiten herunter und schließlich durch den
hintersten Zug wieder in die Höhe, um dann in den Schornstein zu
gehen. Der Ofen hat also eigentlich drei relatw weite Züge, woven
der eine als in zwei getheilt änzuseben ist. Der Füllkaften ist vorn
mit etner gußeisernen Platte geschlossen. In derselben befindet sich
oben eine Schüttthür, unten eine größere Reinigungsthür, welche mit
zwei Regulirschrauben für Luftzufubr versehen ist. Auch befindet sich
eine Regulirschraube zwischen Schüttthür und Reinigungsthür.
Das ganze Chamotterohr ist, möglichst von der Ofeuwand isolirt.
Die gußeiserne Platte ist durch dünne Messingbleche mit dem Rahmen
der äußeren Vorsatzthür verbunden. Diese Ptessingbleche sind etwas
elastisch; zugleich sind sie sehr gute Wärmeleiter, weshalb die Be—
wegungen des Ehamotterohrs nicht auf die Ausenwand des Ofene
übertragen werden.
Dieser Ofen zeigte
sebhr gute Resultate in
Wärmeausnutzung. Die
Nuffassungen des Herrn
Ir. Ferd. Fischer bezüglich
dachelöfen waren mir da—
nals bekannt, und da
ch nach meinen eigenen
*rfahrungen bezweifeln
nußte, daß er Recht habe,
bemühte ich mich, den
»on mir konstruirten Ofen
einer Reihe von Proben
zu unterwerfen, um den
Nutzeffekt des Ofens fest—
zustellen.
Die Versuche wurden
mit einem Ofen angestellt,
welcher eine äußere Heiz—
läche von 6,3 Im besaß.
Das Zimmer, in dem der
Verfuchsofen auäfgestellt
var, hatte einen Raum—
nhbalt von 77 chm mit
wei großen Fenstern in
isernen Rahmen von zu—
ammen 3,6 Im Fläche.
Das Zimmer befand sich
m Erdgeschoß, hatte direkt
uf den Erdboden ge—
egtes Betonpflaster, be—
aß drei Thüren, die zu
»rei ungeheizten Räumen
ührten; die Fenster waren
legen Norden gerichtet.
Der Schornstein war
300 x 500 mm und hatte
m Ganzen nur von zwei
Defen die Brenngase ab—
zuführen, war also reich
ich bemessen.
Die Versuche wurden
nun in der Weise vor—
genommen, daß die unterste Regulirschranbe, welche den Zutritt der
uft unter die Roste regulirte, durch einen Schieber ersetzt wurde.
Dieser Schieber war aus ganz dünnem Eisenblech, die Oeffnung recht—
eckig, die er zu schlieszen hatte. Die Thüren konnten somit dicht ver⸗
chmiert werden und die Luft wurde nur durch den genau gemessenen
Schieberquerschnitt hineingelassen. Wenn die Geschwindigkeit hier ge—
nessen wurde, ließ sich die Menge der durch den Ofen strömenden
Lust feststellen.
Der Füllkasten wurde mit einer genau abgewogenen Quantität
»on guten Neweastle-Steinkohlen gefüllt, dann würde von oben mittelst
Holzspähnen bei offener Reinigungsthür angezündet.
Sobald die Kohlen entzündet waren und das Holz ausgebrannt,
vas nach zwanzig bis dreißig Minuten zutraf, wurde die Thüre ge—
chlossen und mit Gyps fest verschmiert; dasselbe geschah mit den
»eiden Regulirschrauben. Nur der Schieber wurde zur Luftzufuhr
»enutzt. Der Druck an der Einströmungsöffnung wurde mit Hilfe
ines von dem Laboratorium der „Thonindustrie-Heitung“ bezogenen
Zugmessers gemessen, und aus dem Druck wurde die Geschwindigkeit
berechnet. Gleichzeitig wurde die Temperatur der abziehenden Rauch—
Luftmischung gemessen, und zwar mit Hilfe eines im Verbindungsrohr
wischen Ofen und Schornstein eingeführten Thermometers. In diesem
Rohr befand sich ein Loch, in welches ein Kork genau eingepaßt war;
durch den Kerk war das Thermometer geführt. Alle zehn Minuten
purde der Zugmesser und das Thermometer abgelesen.
Nach Beendigung des Versuches, als die Kohlen ausgebrannt
varen, wurde der Ofen dicht geschlossen. Am nächsten Morgen wurde
»er Rückstand im Füllkasten, ausschließlich Asche und Schlacken, genau
Jewogen.
Die Kohlen wurden gleichzeitig von Herrn Dr. Gottlieb in dem
Laboratorium des Königl. dän Landbohojstole calorimetrisch unter—
ucht und durch diese Untersuchungen wurde ihr pyrometrischer Nutz-
effekt auf im Durchschnitt 7000 Gal. bestimmt.
Der von mir angestellte Versuch ergab einen Nutzeffekt des Ofens
—A
Allerdings fehlen die Rauchanalysen, um die vollständige Ver—
brennung der Kohlen zu beweisen und die berechneten Zahlen über—
zaupt zuͤ kontroliren. Ich versuchte freilich, Rauchanalysen vor—
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