73 Die Aufzugsvorrichtung des Eiffeltbhurmes in Paris. — Der Handarbeitsunterricht als Vorschule für die gewerbliche und kunstgewerbliche Ausbildung. 7.
zunehmen, mußte aber davon Abstand nehmen, weil der Apparat,
velchen ich benutzte, nicht gut funktionirte. An der Wiederauinahme
der Versuche durch einen Orsat'schen Apparat wurde ich verbindert.
Gegen etwaige Einwendungen kann ich jedoch bemerken, daß die
Verbrennung immer lebendig und daß keine nennenswerthe Kohlen—
Oxpdbildung zu sehen war. Würde man auch annehmen, daß ein
Theil der Kohlen als unverbrannter Kohlenwasserstoff und Kohlenorvd
entführt wurde, und zwar wegen zu schwachen Zuges, wäre der Nutz—
effekt somit in der That kleiner, als berechnet, so zeigen doch die prak—
ischen Resultate der Heizung, daß obige Jahl nicht febr weit von der
richtigen liegen kann. Das Zimmer war außerordentlich kalt belegen
ind doch hielt die Wärme sich nicht allein während der Versuche auf
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iber letzterem, sondern den ganzen Tag hindurch. Am folgenden
Morgen, ehe geheizt wurde, war die Zimmer-⸗Temperatur noch 1690C.
und der Ofen noch ganz warm.
Es versteht sich, daß solche Resultate, wie die hier gefundenen,
nie in der Praxis zu erzielen sind. Erstens wird die Luftzufuhr nicht
ede zehn Minnten nach Zugmesffer und Rauchthermometer regulirt,
weitens verlangt der Schornstein gewöhnlich eine höhere Temperatur,
im genügend Zug zu geben.
Doch dürfte es durch diese Versuche jedenfalls konstatirt sein, daß
nit einem guten Kachelofen sehr hohe Nutzeffekte zu erzielen sind, und
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eine Folge erstens von der bedeutenden Menge von Mauerwerk, die
eine Ansammlung der Wärme zuläßt, zweitens davon, daß das Feuer
ziel besser, als in einem eisernen Ofen, gegen Abkühlung geschützt ist,
o daß eine günstigere und vollständigere Verbrennung bei der höheren
Temperatur des Feuers erfolgen kann.
Kopenhagen, im Januar 1889.
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Die Aufzugsvorrichtung des Eiffelthurmes in Paris.
(Hierzu eine Abbildung.)
Es war ursprünglich für den Aufzug des Eiffelthurmes ein Patent
eines schwedischen Ingenieurs in Aussicht genommen. Dasselbe bestand
mm Wesentlichen darin, daß ein fünfrädiger Wagen die Höhe längs einer
Schraubenlinie erklonm. Dieser Wagen diente dem eigentlichen Fahr—
tuhl, der nur an dessen fortschreitender Bewegung theilnahm, zum
Antergestell. Die zur Prüfung dieser Frage eingesetzte Kommission
st nun, den neuesten Nächrichten zufolge, von diesem System für die
Beförderung vom zweiten in den dritten Stock abgekommen. Es ge—
chah dies in Anbetracht des Lärmes und der unvermeidlichen Stöße,
die das oben beschriebene Untergestell hervorbringen würde, und wurde
ein Vorschlag des Ingenieurs Leon Edoux, der sich hydraulischer
Kräfte bedient, der Ausführung empfohlen.
Die zu überwindende Höhe von 160 m hat Edoux in zwei
zleiche Theile von 830 m durch einen festen Umsteigebalkon getheilt.
Den Verkehr in je einer Hälfte besorgt ein Fahrstuhl mit einem
Fassungsraume von 60 Personen. Die beiden Fahrstühle sind durch
wei Stahlkabel, die über im obersten Stockwerke angebrachte Rollen
aufen, verbunden und ausbalancirt. Da die Kabeln federn werden,
o ist zwischen diesen und den Fahrstühlen eine Ausgleichvorrichtung
ingebracht, welche die Schwankungen aufnimmt. Der Antrieb ge—
chieht durch zwei hydraulisch bewegte Kolben. Diese werden bis hinauf
»on einem Gußmantel umgeben sein, der sie vor jeder seitlichen Aus—
biegung durch Winddruck schützt. Reißt ein Kabel, so bringt folgende
Vorrichtung den Fahrstuhl sofort zum Stehen: Jeder Faährstuhl hat
ruf seiner“ Kappe Zapfen, die in vertikale Schlitten mit vertieft
onischen Auflagerflaͤchen enden. Mit dem Fahrstuhl gleichzeitig be—
vegen sich auf dem Führungscylinder der Schlitten längs einer
chraubenförmigen Nut zu der erwähnten Auflagerfläche komplementäre
Kegelstutzen. Im Falle des Reißens eines Kabels bleibt der hiermit
»erbundene Kegelstutzen in seiner Schraubennut stehen und trägt ver—
nittelst der auflagernden Schlitten den Fahrstubl. Das Betriebs—
vasser befindet sich in einem Reservoir im obersten Stockwerk, welches
zurch eine Pumpe gespeist wird, die das Abfallwasser immer wieder
sinaufbefördert.
Die Fahrzeit für den Abschnitt von 80 m ist mit zwei Minnten
estgesetzt. Das erwähnte System hatte für die ganze Höhe von
300 mi sechs bis sieben Minuten in Aussicht genommen.
Die nebenstehende, dem „Engineer“ entnommene Zeichnung zeigt
die Spitze des Eiffel-Thurmes. Die untere Plattform darin re—
präsentirt die dritte Etage des Thurmes und befindet sich in einer
Höhe von 276,1s5m über dem Terrain. Dieselbe ist mit Fenstern in
beweglichen Rahmen abgeschlossen. Im Mittel des darüber liegenden
»ffenen Balkons befindet sich eine Art Kabine von 10,5mm Seitenlänge,
welche mehrere Laboratorien für physikalische Experimente enthalten
vird. Von hier gelangt man über eine eiserne Wendeltreppe zur
obersten, 293 m über dem Erdboden liegenden Plattform, welche
einen Durchmesser von 5,6 m hat. In Mitte derselben erhebt sich
die 7 m hohe, 3,5 m weite Laterne, von welcher ein Licht, ähnlich
dem eines Leuchtthurmes J. Klafse, ausstrahlen soll. Von hier aus
osl auch mit Reflektoren die Beteuchtung berverragender Bauwerke
»on Paris versucht werden. In welcher Weise der Thurm kür Er
»erimente verwendet werden soll, ist noch nicht festaestellt und haben
auch Autoritäten sich darüber noch nicht ausgeiprechen. Tas Haubpt—
gewicht scheint man aber auf die strategische Bedeutung des Thurmes
zu legen und wird in dieser Beziehung betont, daß man ven demielben
iuf 60 Km (7) Entfernung die Bewegungen des Feindes wird be—
baͤchten und Signale behufs Verständigung des Entiatzheeres wird
geben können. Wir wollen boffen, schreibt die „Wechenschrift des
isterr. Ingenieur- und Architekten-Vereines“, dem wir Vorftebendes
entnehmen, daß dem Thurme diese Verwendung erspart bleibe und
derselbe eine friedlichere Bestimmung finden werde
Der Handarbeitsunterricht als Vorschule für die
gewerbliche und kuustgewerbliche Ausbildung.
Auf dem VIII. deutschen Kongreß für erziebliche Knaben-Hand—
arbeit im September v. J. in München hat Direkter Grunew vom
Kgl. Kunstgewerbemuseum in Berlin hierüber einen längeren Vertrag
gehalten. Er betonte darin u. a. den Mißstand, daß in unserer
Schulbildung neben der Ausbildung des Geiftes, des Denkens, die
NMusbildung der Werkzeuge des Geistes, insbesendere des Auges und
der Hand, diel zu sehr zurückbleiben, und führte darüber Folgendes aus:
„Die stete Uebung des Gedächtnisses, des Denkvermögens, der
geistigen Koembinatien läßt die Fähigkeit der Sinne mehr und mebhr
uhen und verkümmern: aus dem scharfen Seben des Kindes wird
nehr und mehr ein flüchtiges Schauen, ein oberflächliches Wabr—
nehmen der Dinge, das sich mit einem allgemeinen Erkennen be—
Intigt, und wenn dann das Leben ein schärieres Betrachten, ein
birkliches Sehen, das Unterscheiden von Formen, ven Farben ver—
angt, dann versagt das in dieser Weise vernachlässigte Organ und
nuß von neuem — sehen lernen. Es versagt in um so böberem
Hrade, je länger es einer scharfen Benutzung entwöbnt ist; bei
studirten Männern mehr, als bei unstudirten, bei Männern mebhr