Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

Das neue Amberg-Theater in New-NYork. 
schauer, während hinter den Sitzreihen für etwa 500 weitere Personen 
Stehplätze vorhanden find. 
Der Orchester-Raum ist nach dem Bayreuther Muster erheblich 
vertieft worden. Die Foyers, welche sich sowohl hinter dem Parquet, 
als der ersten 
Gallerie befinden, 
ind ungemein ge⸗ 
räumig, hoch und 
gut ventilirt, so 
daß der Aufent— 
halt in denselben 
während der 
Zwischenakte ein 
durchaus ange⸗ 
nehmer ist. Gar⸗ 
deroberäume für 
die Damen, Büf— 
fet und Rauch— 
Zimmer für die 
Herren befinden 
sich an der Irving⸗ 
Hall⸗Seite des 
Bebäudes im er⸗ 
sten Stockwerke, 
während im drit⸗ 
ten Stockwerk 
über dem Vesti— 
bül und gleichfalls 
nach „Irving— 
Hall“ frontirend, 
die Theaterkanz⸗ 
ei, die Bibliothek 
und sonstigen Ad⸗ 
ministrations⸗ 
Lokalitäten Platz 
gefunden haben. 
Für die zweite 
Ballerie sind ebenso, wie im „Metropolitan Opera House“, besondere 
Auf- und Ausgänge von der Straße aus vorgesehen, indem 
in den beiden Thürmen, welche die „Irving Hall“-Front flan— 
tiren, bequeme steinerne Treppen direkt zur zweiten Gallerie empor— 
führen. Auch hier ist für eine geräumige „Lobby,“ Rauch⸗Zmmer 
nebst Büffet und Garderoben-Zimmer für Damen ebenso, wie in den 
unteren Räumen, Sor⸗ 
ge getragen worden 
Die Heizung und 
Ventilation des The⸗ 
aters wurde nach den 
besten wissenschaftlichen 
Grundsätzen angelegt. 
Ein großer Pump— 
fächer bringt frische, er⸗— 
wärmte Luft durch zehn 
ODeffnungen in den Zu⸗ 
schauer-Raum und die 
verbrauchte Luft wird, 
durch vier Ventilatoren 
aus dem Hause wiede— 
rum abgeführt. Diesel⸗ 
be Pumpe kann bei 
milder Witterung dazu 
benutzt werden, um dem 
Theater frische Luft— 
uzuführen und das— 
e kühl zu halten. — 
Die Heizungs-Vor— 
richtungen desTheaters 
befinden sich unter dem 
Trottoir an der 15. 
Straße. Eine Maschine 
von 80 Pferdekräften 
liefert den Dampf für 
die Heizung des 
Gebäudes und treibt 
die Maschinen, welche 
die Ventilation besorgen und das elektrische Licht liefern, wofür zwei große 
Dynamos angeschafft worden sind, welche den siebenhundert, durch das 
Theater vertheilien Glühlampen die nöthige Elektrizität zuführen. Diese 
Gluͤhlampen sind an Chandeliers angebracht, welche gleichzeitig auch 
mit Leuchtgas gespeist werden können, so daß, im Falle das elektrifche 
Licht einmal außer Ordnung gerathen sollte, das Theater sofort mit 
Gas beleuchtet werden kann. Durch das elektrische Licht wird eine Ueber— 
heizung des Theaters unmöglich und gleichzeitig die Feuersgefahr au 
der Bühne auf ein Minimum reduzirt. — Was nun die Bühnen-Ein— 
richtung selbst betrifft, so wurde bei derselben von dem sogenannten amerika⸗ 
nischen System vollkommen abgesehen. Man benutzte ein Syostem des 
Anbringens und Aufziehens der Dekorationen, welche es ermöglicht, 
jede, selbst die 
Irößten Scenen, 
in einer halben 
Minute vom Bo— 
den der Bübhne, 
welche 75 bei 41 
Fuß groß ist, bis 
auf den böchsten 
Schnuͤrbeden hin— 
aufzuheben, und 
zwar obhne die 
Dekorationen ein— 
zurollen. Die 
Koulissen, welche 
sonst mit großer 
Mühe und Zeit— 
verlust gesetzt wer⸗ 
den mußten, lau— 
fen in dem Am— 
berg-Theater oben 
und unten in 
Schienen, und 
zwar iind für jede 
Koulisse so viele 
Schienen ange— 
bracht, daß für den 
Janzen Abend 
sämmtliche Kou— 
lissen gesetzt wer— 
den können, in— 
dem man einfach 
die Schienen und 
Nuthen verschiebt. 
Alle Prospekte hängen in Gegen-Gewichten, so daß man den schwersten 
Prespekt mit einer Hand in die Stoffiten hinaufziehen kann. Die 
Stoffiten werden natuürlich mit elektrischem Lichte beleuchtet und hinter 
eder Lampenreihe befindet sich eine Reihe von antomatischen Spritz- 
»orrichtungen, welche mit einer einzigen Handbewegung seitens des 
Inspicienten so angedreht werden können, daß sie die ganze Bühne 
überschwemmen. Die— 
selben werden von ei— 
nem, auf dem Dache 
des Gebäudes befind— 
lichen, 42000 Gallonen 
haltenden Wasser-Be— 
hälter gespeist. An der 
linken Seite der Bühne 
führen eiserne Treppen 
sowohl zu den Soffiten⸗ 
Brücken, als auch zu 
den Ankleidezimmern 
der Schauspieler. Diese 
Ankleidezimmer befin— 
den sich in einem voll— 
kommen außerhalb des 
Theaters liegenden Ge— 
bäude und nehmen ei— 
nen Raum von 25 
bei 18 Fuß ein. Die— 
es Gebäude enthält in 
ovier Stockwerken und 
dem Souterrain 10 
separate Ankleidezim— 
mer für die Künstler 
und je einen großen 
Raum für das männ— 
liche und weibliche 
CEhor⸗Personal. Der 
Souterrain ist für die 
Statisten reservirt. Die 
sämmtlichen Ankleide— 
zimmer sind ausschließlich von feuersicherem Material konstruirt, so daß 
im Falle eines Bühnenfeuers sich die Schauspieler in die Ankleide— 
immer flüchten können. Mit diesen Ankleideräumen stehen eiserne 
Balkone in Verbindung, von denen aus man direkt nach dem Hofe 
und von diesem nach der 14. Straße gelangen kann. Auch die Bühne 
hat einen direkten Ausgang nach der 14. Straße, der durch ein Haus 
neben Steinway Hall führt. Erwähnt soll hier übrigens noch werden, 
daß die Bühne zwei große Oberlichter hat, welche ein Achtel des 
Abbildung 2. Das neue Amberg ⸗Theater in New-Pork. 
4——— 
Abbilduna 3. Das neue Amberg-Theater in New-NYorl.
	        

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