101 Neber Werkbauten und Maschinen⸗F
Maschinen⸗Fundamente aus S fbe Mitthei
asch Fundamente aus Stampfbeton — Mittheilungen aus der Praxis — Bade- und Schwi stalt in
is Bo Schwimmanstalt in Rbeims. 102
Ueber Werkbanten und Maschinen-Fundamente
aus Stampfbeton
entnehmen wir einem Vortrage des als Fachmann rühmlichst
bekannten Direktors Gustav Witz nachstehende, auf Erfahrungen
beruhende Mittheilungen:
Jeder Maschinenbauer, welcher mit dem Baue von Dampf—
maschinen, Wassermotor-Anlagen ꝛc. zu thun hat, übt meistens
einen ziemlich entscheidenden Einfluß auf die Wahl der Funda—
ment⸗Materialien. Wenn nicht bestimmte lokale Verhältnisse das
Material bedingen, so müssen die Vor- und Nachtheile der zu
verwendenden Baumaterialien wohl erwogen werden. Im Fol—
genden soll die Anwendung von dem seit etwa zwanzig Jahren
bekannten Stampfbeton mit Portland Cement für jene Mauer—
werkskörper besprochen werden, welche für den Maschinenbaner
von Interesse sind. Es kommen für den gedachten Zweck etwa
6 Gruppen von Baumaterialien in Betracht: J1. Holz oder Holz
mit Bruchsteinmauerwerk, 2. Bruchsteinmauerwerk allein, 3. Ziegel—
mauerwerk und Quadern, 4. Bruchstein und Ouadern, 5. Bruch—
stein oder Beton und Quadern, und endlich 6. das ganze Mauer—
werk in Stampfbeton. Als Bindemittel wird gewöhnlicher Weiß—
kalkmörtel, hydraulischer Kalk oder künstlicher Portland-Cement
berwendet. Es ist meist leicht, zwischen den ersten 5 Gruppen
von Baumaterialien zu wählen, da hier der Höhe des aufzu—
wendenden Baukapitals eine besondere Bedeutung zukommt.
Bei der Anwendung von Stampfbeton steht die Sache anders,
da muß genau der Zweck des Fundamentes, sowie die Möglich—
keit einer soliden Herstellung erwogen werden. Unter Stampf—
beton, oder besser gesagt, Portland-Cement-Stampfbeton verstehl
man ein Gemenge von reinem, gewaschenem Sande und Port—
land⸗Cement, welches gehörig durchgearbeitet, zwischen hölzerne
Schablonen gebracht und so lange gestampft wird, bis ein inniges
Gemenge entsteht und alle Hohlräume verschwunden sind. Beton
wurde zuerst zu Anfang dieses Jahrhunderts in England ver—
wendet, um welche Zeit auf die Fabrikation von Portland-CEe—
ment ein Patent ertheilt wurde; dann waren es die Franzosen,
welche zu den Hafenarbeiten Beton verwendeten. Gleichzeitig
hat man auch in Deutschland viele Versuche zu verschiedenen
Zwecken hergestellt. Eine wirkliche Beton-Bauindustrie konnte
aber so lange nicht entstehen, so lange man Portland-Cement
aus England beziehen mußte. Seit geraumer Zeit sind aber
auch bei uns Portland-Cement-Fabriken von großer Leistungs—
fähigkeit entstanden. Die erste deutsche Fabrik war die von
Stettin, jetzt giebt es aber auch viele andere. Heute ist es
moöglich, Cement mit bestimmten Eigenschaften zu erzeugen, die
in Bezug auf ihre Festigkeit präcis gestellten Ansprüchen genau
zu genügen vermögen. Bei der Erwägung, ob die Anwendung
von Stampfbeton vortheilhaft ist, oder nicht, ist namentlich die
finanzielle Seite in's Auge zu fassen, sowie die Danerhaftigkeit
und die Möglichkeit der schnellen Herstellung gegenüber der kon—
kurrirenden Mauerwerke. Die Ansicht der meisten Ingenieure
geht nun dahin, daß gute Betonbauten alle anderen in diesen
Beziehungen übertreffen. Bei der Vergleichung der Kosten er—
ziebt sich eine Differenz von 20 pCEt. zu Gunsten des Betons.
Bei Wasserbauten, wenn ein solcher Vergleich überbaupt zu—
lässig, übertrifft Beton alle anderen Materialien. Bei kleinen
Objekten vertheuern die zur Betonherstellung erforderlichen Vor—
richtungen und Operationen allerdings die Cementbauten, aber
die Erzeugungskosten steigen nicht mit dem Quantum. Stampf—
beton zeichnet sich durch eine gewisse Gleichmäßigkeit aus, so—
wie durch eine absolute Fugenlosigkeit, er besitzt eine große
Druck- und Zugfestigkeit, ist dauerhaft gegen Witterungseinflüsse
und wasserdicht. Ferner spielt die Leichtigkeit, mit der man
große Quantitäten produziren kann, besonders bei Wasserbauten,
eine große Rolle, weil sehr häufig eine Wasserförderung von sehr
zroßer Ausdehnung zu besorgen ist, die erhebliche Kosten ver—
ursacht. Bei Umbauten ist die schnell mögliche Herstellung von
Unterfangungen ꝛc. sehr willkommen, weil dadurch die Betriebs—
unterbrechung des betreffenden Etablissements auf die kürzeste Zeit
beschränkt werden kann. Dem Konstrukteur ist die Möglichkeit
geboten, die Grundrisse flott zu entwickeln und den statischen
Bedingungen mit Oekonomie zu genügen. Der Errichtung eines
Fundamentes aus großen Steinen steht auch oft die weite Ent—
fernung der Steinbrüche hoͤchst hinderlich im Wege, eine Schwierig—
eit, die bei Betonbauten gänzlich entfällt. Ist der Begriff
„Veton“ immer derselbe? Welche Garantien hat man, daß ein
Betonbau auch thatsächlich so ausfällt, wie bei dem Projekte
»orausgesetzt wurde? Darauf kann man nicht in bestimmter
Weise antworten. Die Herstellung von Beton ist eine Spezialität
in der Bauindustrie; sie erfordert ein eigens geschultes Personal.
Nicht jeder Schetter oder Sand besitzt die gleiche Mischungs—
ähigkeit. Die letztere ist bei verschiedenen Materialien sehr ver—
chieden, sie wechselt mit der Größe des Kornes und sie ist be—
dingt durch die gewünschte Festigkeit des Baues. Nur das qute
Renommee einer Firma kann Beruhigung gewähren über die
zute Ausführung eines Zementbaues, keinesfalls aber die An—
jaben des Fabrikanten über Mischungsverhältniß und Festigkeit
einer Materialien. Wenn ein Betonbau schlecht ausgeführt
vird, dann ist er schlechter, als Mauerwerk aus irgend einem
inderen Material. Die Schraubenlöcher sind nicht zu bohren,
ondern auszusparen. Durch das Bohren würde das Material
gelockrt und beim Wiederausgießen wäre die ursprüngliche
Festigkeit nicht mehr zu erzielen. Steinschrauben sollen nicht
ingewendet, oder doch nicht auf Zug beansprucht werden. Die
Fundirungsschrauben können auch schief gestellt werden, was
vieder für eine größere Anwendbarkeit der Betonfundamente
pricht. Bei Hanfseiltransmissiionen hat sich Stampfbeton als
Fundirungsmaterial besonders deshalb bewährt, weil hier große
Massen erforderlich sind, eine Bedingung, die mit Zement leichter
zu erfüllen ist, weil sich das durchschnittliche spezifische Gewicht
von Beton zu dem der übrigen Materialien etwa wie 4:3
»erhält. (Bautechniker.)
Mittheilungen aus der Praxis.
Ueber Stuck-Ornamente. Wir verdanken einem Vortrag
des Professor Luthmer die Mittheilungen über die Ausführung
jon Stuckarbeiten in der alten, erst neuerdings wieder in Auf—
rahme gekommenen Technik der „angetragenen Arbeit.“ Von
»er vielseitigen Verwendung ausgehend, welche der Stuck seit
iltesten Zeiten in der Baukunst gefunden und die in vielen
Fällen wohlberechtigt, in manchen, wie bei der Anwendung im
Aeußern und bei Nachahmung von Holzwerk im Innern der
Bebäude, auch bedenklich genannt werden inuß, wies der Vor—
ragende an der Hand zahlreicher Abbildungen nach, wie die
Art der Stuckbearbeitung im wesentlichen von dem jeweiligen
Stil abhängig war. So hatte das Ornament der Renaissance
ind der klassischen Schulen in unserem Jahrhundert mit seiner
Wiederkehr von verzierten Stäben, Palmetten und ähnlichen,
zäufig wiederholten Motiven dem Ausgießen der Stuckornamente
zus vertieften Formen und der Anbringung solcher fertig ge—
jossener Stücke in kurzen Rapports Vorschub geleistet. Der
Barock- und Rokokostil dagegen, dessen Charakter einer fort—
vährenden Wiederholung der Ziermotive zuwiderläuft, begünstigt
das freie Modelliren deiselben an Ort und Stelle, welches ein
ortwährendes Improvisiren der Formen genant werden kann.
Zo hängt es denn wohl auch mit dem Wiedererwachen des Ge—
chmacks für die Stilformen der Spätzeit zusammen, daß sich die
Ztuckateure in München und Berlin wieder auf diese improvi—
irte Arbeit eingeübt haben. In Frankfurt a / M. sind kürzlich zwei
Versuche dieser Art gemacht worden: im Café Brandl und in
einem Hause der Bethmannstraße. Namentlich die letztere Ar—
»eit darf als wohl gelungen bezeichnet werden; sie wurde von
eem Münchener Bildhauer Biel ausgeführt, welcher im Thurn
ind Taxis'schen Palais in Regensburg und in dem Ausstellungs—
zebäude in München bereits Proben seiner Meisterschaft ge—
jeben hatte. Die Art der Ausführung, welche der Vortragende
eingehend beschrieb, hat das Interesse der Stuckateure in hohem
Brade erregt, so daß einer Aufnahme des Verfahrens durch die—
elben im gegebenen Falle entgegenzusehen ist—
Die neue Bade- und Schwimmaustalt in Rheims.“)
(Hierzu eine Abbildung.)
Man trifft in Deutschland in jeder größeren Stadt Bade—
und Schwimmanstalten an, welche Sommer und Winter zur
) Wir bringen dieje interessante Arbeit in Wort und Bild nach der treff
lich redigirten „Ubtland'schen Wochenschrift für Industrie und Technit“, einem
Blatte, das wir der Beachtuung unserer Leser angelegentlichst empfeblen.