Kachelofen oder eiserner Ofen?
ere Brenner gespeist werden. Die Petroleum?üchen werden in ver—
chiedenen Formen geliefert, um jedem Bedürfniß und dem Geschmacke
der Käufer zu entsprechen.
Durch die erwaͤhnten Vortheile dieser Brenner eignen sie sich vor—
züglich zum Heizen der Wohnungen und ganz besonders der Zimmer
ind Räumlichkeiten obne Kamin. — Die' Oefen geben eine intensive
Wärme obhne den lästigen Eisengeruch, welcher bei Gußöfen unaus—
leiblich ist; auch bieten diese Oefen die Annehmlichkeit, von einem
Zimmer zum anderen ohne Mühe trausportirt werden zu können, um
die ganze Wohnung zu erwärmen.
Durch unbedeutende Aenderung des Brenners wird ferner eine prak—
ische und sehr sparsame Lötblampe geschaffen. Diese Lampe ist von großem
Nutzen für alle Gewerbetreibenden, die zu löthen und härten haben
Sie bildet eine sehr kräftige Stichflamme mit iutensiver Hitze und
ehr geringem Konsum. Diese Lampe ist sehr leicht und kann in vielen
dällen eine Feldschmiede ersetzen.
— .
8* —55 — —3* 9— 5— J
Kachelofen oder eiserner Ofen?
(Schimpte wider Dr. Fischer.)
Nr. 5 dieses Blattes brachte nach der „Thonindustrie-Ztg.“ eine
entgegnung des Herrn Dr. Ferd. Fischer auf meine Beurtheilung seines
Buches uͤber Feuerungsanlagen, welche in Nr. J dieser Zeitschrift ent⸗
halten war. Ich habe in meinem Referate das absprechende Urtheil
des Fischer schen Buches über Kachelbfen angegriffen und gegentheilige
Behauptungen aufgestellt. Herrn Fischer hat dieses mein Vorgehen
derartig erregt, daß er Ruhe und Sachlichkeit verleren hat und in
seiner Erwiderung persönlich recht unliebenswürdig gegen mich ge—
worden ist. — Meinen gewohnten gesellschaftlichen Formen entspricht
es nicht, in einen ähnlichen Ton zu verfallen. Nur das will ich, be—
»or ich auf den Streitgegenstand näher eingehe, vorweg bemerken,
»aß ich vor 25 Jahren als Studirender des Berliner Gewerbe⸗Instituts
in der Unfehlbarkeit Dr. Fischer scher Aussprüche nicht gezweifelt hätte;
heute aber, nach 20jähriger praktischer Arbeit, fehlt mir der fromme
Hlaube daran, und ich nehme für mich das Recht in Anspruch, solche
auf ihre Wahrheit prüfen zu dürfen.
Die geehrte Redaktion des oben genannten Fachblattes, dem wir
zuch diesen Beitrag verdanken, hat als Nachschrift zur Dr. Fischer'schen
Erwiderung bereits klargestellt, daß Herr F. meine sachlichen Behaup—
ungen nicht widerlegt, sondern sich bemüht hat, die Streitfrage zu
verschieben. Er behauptet, was ich nicht bestritten habe, und bringt
eine Beweise für die Unrichtigkeit meiner Behauptungen,
Doch zur Sache! Herr F. beruft sich auf seine Versuche von
1878 und 1879, die er in Dingler's polytech. Journal Nr. 233 ver—
iffentlicht hat. Dort berichtet er auf Tabelle J. über einen Kachelofen
nit 40 pEt. Wärmeverlust, auf Tabelle 1J über gefundene 80 pEt.
Verlust. Wenn er nun in jeinem neu auigelegtem Buche das für
den Kachelofen günstigere Resultat verschweigt und sich nur auf das
angünstige ven 80 pEt. beruft, hält dann der Herr Di. F. sein Ver—
prechen, „den Fortschritten der Feuerungstechnik Rechnung zu tragen,“
ind hat er ein Recht, in seiner Erwiderung sein wissenschaftliches
Interesse meinem kaufmännischen, d. h. befangen sein sollenden, gegen—
iberzustellen?
Nachstehend gebe ich nun Auskunft über meine neuesten Messungen
in Kachelöfen, die ich mit Hilfe guter, wenn auch nicht der feinsten
Instrumente an solchen Versuchsobjekten gewonnen habe, die ich als
zut gebaute bezeichne, weil Erfahrung und Wissenschaft bei ihrer Her—
tellung gleichmäßig benutzt worden sind.
Objekt J.
Ein flach gemusterter, sepiabrauner Kachelofen, 3173; 217, Kacheln
groß, YN/ Schicht hoch, mit Füllfeuerung, Bodenfläche inel. Abstand
»on der Wand 5x7αM; Preis, betriebsfähig aufgestellt, 150 Mt.
in guten weitzen Schmelzkacheln 120 Mik., in glatten braunen Kacheln
0—80 Mik.), Zimmergröße 83,18 chin Zwei kalte Außenwände
chlecht schließende Doppelfenster alter Kenstruktion; zwei Thüren, von
denen die eine nach dem kalten Hausflur am ersten Messungstage
62mal, am zweiten Tage 195mal geöffnet und geschlossen wurde
Zahl der Messungen in 48 Stunden: 49.
Resultat:
Bei einer Außentemperatur von durchschnittlich — 100 C. wurde
vährend 48 Stunden eine Durchschnittswärme im Zimmer von
17,30 C. behauptet. Kohlenverbrauch in dieser Zeit 23 kg Stein
phlengries im Werthe von 30 Pfennigen. Ermittelte Wärme-Trans
nission durch Wände, Fenster und Thüren
104 170 Wärme-Einheit.
Verbrauch durch Verbrennungsluft und
Ventilation. 777160 —W
— 121330 WärmeEinheit.
Höchste Temperatur der Rauchgase im Abzugskanal 1230 C.
durchschnittlich 900 E.
Preis pro genutzte 100 Wärme-Einheiten — 0,0247 Pfa.
Objekt II.
Die Leser Ihrer geschätzten Zeitung werden sich erinnern, daß in
Nr. 20 des vorigen Jahrgangs die Frage eingesandt worden war, ob
s möglich sei, folgende, im öffentlichen Ausschreiben vom hiesigen
Stadtbauamte gestellten Bedingungen für zu liefernde Kachelöfen in
einem Schulbau zu erfüllen:
„Die zwei Oefen jedes Klassenzimmers sollen bei Heizung mit
chlesischer Steinkohle und bei mittelmäßig gewandter Bedienung die
Fähigkeit haben, bei täglich einmaliger Heizung jedes der im Rohbau
ertig gestellten Zimmer gegen die äußere Temperatur 400 höher
äußere Luft —200 E., Zimmerwärme — 200 6) von Morgens 8
»is Nachmittags 4 Uhr dauernd zu erwärmen. Die Wärme des
zimmers ist an der Mitte der Außenwand 1 m über dem Fußboden
u messen bei einem gegen dieselbe gerichteten Wind von 1m Ge—
chwindigkeit in der Sekunde. Ferner soll jeder dieser Oefen im Stande
ein, in der angegebenen Zeit 480 chm stündlich zugeführte Lust um
300 C. bei täglich einmaliger Heizung zu erwärmen, so daß die un—
unterbrochen zuströmende Luft von —150 C. im Ofen auf 4 150 C.
»xwärmt wird. Die Luftmenge ist mit dem Anemometer zu messen.“
Ich bin für meine Firma auf diese Bedingungen eingegangen,
zabe für den betreffenden Bau sechs Kachelöfen geliefert und häbe,
vie amtlich kontrolirt, nicht nur die gestellten Bedingungen nach jeder
Richtung hin erfüllt, sondern dieselben sogar noch übertroffen.
Der Raum dieser Zeitung gestattet nicht, hier bogenlange Tabellen
mit mehr als dreißig Spalten abzudrucken; ich gebe daher nur die
Ueberschrift der wichtigsten Spalten an:
1. Barometerstand. 2. Aeußere Temperatur. 3. Windstärke.
b. Wassergehalt der Außenluft. 5. Beobachtungszeiten. 6. Zimmer—
värme in drei verschiedenen Höhen an der Außenwand. 7. Des—
zleichen in der Mitte des Zimmers. 8. Desgleichen an der Flurwand.
J. Kohlensäuregehalt der Zimmerluft bei geschlossener Ventilation nach
Verlauf der ersten Schulstunde. 10. Desgleichen bei geöffneten Luft—
ügen nach einer bis acht Stunden. 11. Feuchtigkeitsgehalt der Zimmer—
ruft. 12. Luftabsaugung in Kubikmetern. 13. Gewicht des Brenn—
materials. 14. Anzahl der Schulkinder und sonstige Bemerkungen
Resultat.
1. Die Ventilation bewegte mehr als das für nöthig erachtete
Quantum von 960 chm; es wurden pro Stunde und Raͤum meift
über 1000 chm verbrauchte Luft abgesaugt und eben so viel frische
durch den Ofen erwärmte Luft eingeführt.
2. Die Klassenluft, welche ohne Ventilation in 30 Minuten
2 pro mille Kohlensäure enthielt, reinigte sich nach einstündiger Oeff—
nung, der Ventilationszüge auf O,s pro mille und bei fortgesetzter
Ventilation bis auf 0,55 pro mille. Anzahl der Schulkinder 60
dis 70 pro Klassenzimmer.
3. Die Luftfeuchtigkeit schwankte zwischen 30 und 35 pCt., war
ilso nach dem Fischer'schen Buche Seite 50 vollkommen ausreichend.
Durch ein im Ofen angebrachtes Wassergefäß kann der Feuchtigkeits—
gehalt der Luft, wenn für nöthig erachtet, erhöht werden.
Bei — 9 0 6. Außentemperatur fand eine das Licht beeinträchtigende
ondensation oder Eisbildung an den einfachen Fenstern nicht statt.
4. Die Ablesung der Control-Thermometer ergab für die Dauer
der Schulzeit eine Dürchschnitts-Zimmerwärme von — 19,10 C. bei
ziner Durchschnitts-Außentemperatur von — 80 6G. und einem Ver—
brauch von 16 Kg Steinkohlen pro Ofen.
5. Nach der seiner Zeit aufgestellten und der Ausschreibung zu
Grunde gelegten Berechnung des Stadtbauamtes erfordert jedes der
300 chm großen Zimmer bei — 80 C. Außenwärme pro Stunde
an Wärme-Einheiten. .53888
und die Erwärmung der zugeführten Außenluft. ... 7500
zusammen also 13 388
Wärme⸗Einheiten, eine Forderung, der durch die aufgestellten Kachel—
»fen vollauf entsprochen wurde. Der Nutzeffekt des Brennmaterials
tellt sich auf 80 pet so daßz auf 100 Wärmeeinheiten — 0,030 pf.
dosten entfallen. Mit Berücksichtigung der Abkühlung durch die Ver—
rennungsluft und der Poren-Ventilation der Wände stellt sich ein
noch höherer Nutzeffekt heraus.