Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

17 
Abtritt-⸗Anlagen'mit Selbstverschluß obne Wasserspülung geruchfrei berzustellen. — Ueber die Entwickelung des Bauwesens in Preußen. 118 
einfach, der Fabrikant oder die Fabrik hat „schlechten“ Cement 
geliefert, bewährt er sich aber, dann heißt es allgemein: das ist 
ein braver Ingenieur, ein tüchtiger Baumeister.“ 
Abtritt-Aulagen mit Selbstverschluß 
ohne Wasserspülung geruchfrei herzustellen. 
(Gesetzhlich geschützt. —, Hierzu fünf Figuren, 
Bei Anlage von Wohngebäuden ist von dem ausführenden 
Baumeister oder Baugewerksmeister darauf vor Allem Rücksicht 
zu nehmen, daß möglichst geruchfreie Abtritt-Anlagen gebaut 
werden. Um dieses zu erreichen, sind viele Versuche gemacht, 
die meisten derselben sind aber sehr komplizirt und auch theuer 
in der Anlage, so daß solche nur ungern angelegt werden. 
Seit einigen Jahren habe ich Abtrittanlagen, meiner Erfahrung 
entsprechend, angelegt und haben sich dieselben gut bewährt. 
Ich gestatte mir in Nachfolgendem die Anlage, deren Aus⸗ 
führung uünd Vorzüge zu erläutern und glaube, nach Prüfung 
und Beachtung derselben wird jeder Fachmann die Richtigkeit 
55 — und bei Neuanlagen nach dieser Weise verfahren, sowie 
ehlerhafte Anlagen nach diesem System verändern. 
Anleitung zur Ausführung— 
Um eine gute Abtritt-Anlage zu erhalten, ist es nothwendig, 
— 
Die Größe der Grube muß der Anzahl der Hausbewohner ent— 
sprechen. Für jede Person 
dürften O, ao chm 4, oo hl 
vro Jahr aus⸗ 
reichen. Die 
Ausführung 
der Abtritt⸗ 
Anlage wird 
zuf folgende 
Weise herge⸗ 
stellt: 
Das Fall—⸗ 
rohr wirdvon 
dem Boden der Grube aus aufgeführt. Um solches leicht zu 
vollführen, ist ein eigenthümlich konstruirter Krümmer von Guß⸗ 
eisen angewendet (Fig. III. der Zeichnungen); auf diesen Krümmer 
wird daß Fallrohr aufgehaut und gut verdichtet. Sobald die 
Abtrittgrube bis zur Linie à 3 (Sig. II.) gefüllt ist, wird das 
Aufsteigen übelriechender Dünste, sowie Luftzug durch das Fall⸗ 
rohr unmöglich. Da nun auf diese Weise die Grube von unten 
gefüllt wird, somit die Mafsse wenig beunruhigt, die Schleimhaut 
derselben auch nicht durch das Anfüllen zerrissen wird, so ent— 
wickeln sich faft gar keine Gase. Die wenigen Gase aber, die 
sich in der Grube entwickeln, können am besten in einen Kamin, 
Kanal, sogar durch die Dachrinne, welche man mit der Grube 
verbindet, abgeleitet werden. Das Verhältniß der Gase zur Luft 
bedingt nicht ein Erwärmen des Schornsteines oder Rohres. 
Zu dem Abortraum selbst muß die äußere Luft Zutritt haben. 
Auch ohne eine Verbindung mit irgend einem Rohr bieten so 
angelegle Aborte für die Bewohner nichts Unangenehmes. Ich 
habe diesen Herbst fünf Aborte angelegt ohne jede Ableitung, 
keine hat Veranlassung zu Klagen gegeben. 
Das Ganze ist das System einer zugekorkten Flasche. 
Da bei sol angelegten Abtritten eine Wasserspülung (Kloset) 
nicht nothwendig ist, so ist die oben angegebene Größe einer 
Gruͤbe ausreichend. Bei Abtritten mit Wasserspülung genügt 
kaum die doppelte Groöͤße, da vielfach noch unnütz Wasser ver— 
braucht wird, welches also vermehrte Abfuhrkosten verursucht. 
Auch ist der Inhali der Grube für die Landwirthschaft minder⸗ 
werihig. Soll mit der Abtritt-Anlage ein Pissoir verhunden 
werden, so wird nach Fig. V. 
ein eiserner Ring unter den 
ogenannten Topf eingebaut. 
Der Ring hat seitlich eine 
Deffnung von 5 em Durch— 
messer; dieselbe dient zum 
Anschluß des Rohres. Außer⸗ 
dem ist quer durch diesen 
Ring eine dünne eiserne 
Schraube gezogen, welche 
bewirkt, daß etwa in das Rohr Geworfenes ein Verstopfen des 
Rohres nicht zur Folge haben kann. 
Der Krümmer (Fig. III.) kostet ab hier 6,00 Mk. Der Ring 
Fig. V. 22) kostet ab hier 4,850 Mk. Pissoir-Anlagen mit Klapp— 
becken und Geruchverschluß kostet 10,60 Mk. ab hier und ist 
jedes einzelne Stück von mir zu beziehen. 
Zeugnisse stehen zu Diensten. 
H. Nolte, Zimmermeister, 
Bochum. 
Ueber die Entwickelung des Banwesens in Preußen 
sprach am 28. Januar Geh. Oberbaurath Aßmann im Berliner 
Architekten-NRerein; wir entnehmen dem fesselnden WVortrag Folgendes: 
Das preußische Bauwesen hat sich in den letzten vierzig Jahren in 
echnischer und konstruktiver, in ästhetischer wie wirthschaftlicher Be— 
deutung so sehr gehoben, daß ein Rückblick nach mehreren dieser Ge— 
ichtspunkte wohl lehnend sein würde. Am Eingreifendsten indessen 
ind die inneren Wandlungen, die das Hochbaufach durchzumachen 
hatte, wesbalb dieses Gebiet im Einzelnen betrachtet sein mag. Be— 
— 
schriften zurückzugehen, die anfangs die Primaner der Gymnasien und 
die Abiturienten der Realschulen, dann zeitweise ausschließlich Gymnasial- 
abiturienten zuließzen, bis beiden Anstalten das gleiche Recht zu Theil 
wurde. Die ungleichartige Vorbildung macht sich auch jetzt noch oft 
in störender Weise geltend, weshalb vielleicht die Einheitsschule nicht 
ingeeignet wäre, hier eine Besserung hervorzurufen. Das Baufach 
elbst hat immer auf dem Standpunkte beharrt, eine möglichst hohe 
Bildung für sich zu fordern. — Die praktische Ausbildung war eben⸗ 
alls mannigfachen Veränderungen unterworfen. Vor etwa fünfzig 
Jahren war der Wegebau der wichtigste Zweig der Bauverwaltung; 
nach und nach trat der Esenbahnbau umfangreicher hervor und zuletzt 
erst konnte den Hochbauten erwünschte Aufmerksamkeit zugewendei 
wverden. Demgemäß stand früher die Ausbildung als Feldmesser im 
Vordergrund, während in den sechziger Jahren statt dessen das Eleven— 
ahr eingeführt wurde. Der Fortfall des letzteren und die unmittel—⸗ 
»are Fortsetzung der Schuljahre durch ein ununterbrochenes dreijähriges 
tkademisches Studium erscheinen für den technitchen Beruf nicht günstig; 
es müßte ein praktisches Lehrjahr eingelegt werden, während dessen den 
ils Hilfstechnikern thätigen zukünftigen Beamten auch eine bescheidene 
cFinnahme zu gewähren sein würde. Das ununterbrochene Studium 
erzieht die Techniker zu akademischen Neigungen, läßt sie u. A. den 
Hauptwerth auf eine wirkungsvolle Darstellung der Zeichnungen legen 
ind entfremdet sie der Beschäftigung mit den Einzelheiten der Kon⸗ 
truktion und des Baugewerks.“ Die Akademie des Bauwesens hat 
ich wiederholt dafür ausgesprochen, daß zwischen Studium und Bau— 
Alätz ein ergänzender Wechsel eintrete, vieles spricht dafür, daß über— 
haupt die Leitung der Hochschulen und die Erziehung der Baubeamten 
nit der Leitung des Staatsbauwesens in einen engeren Zusammen- 
zang gebracht werde. Die Verbindung von Theorie und Praxis em— 
ofiehlt sich in der Art, daß nach zweijährigem Studium die Vorprüfung 
ibgelegt würde, dann ein praktisches Lehrjahr und einem weiteren 
Besuch der Hochschule während der Dauer eines Jabres die Bauführer- 
prüfuug folgte; dann erst sollte eine fernere zweijährige Praxis und 
ein höherer Lehrgang im Entwerfen die Berechtigung zum Einfordern 
der Bäumeisterarbeit geben, die vielleicht an Umfang sich noch be— 
chränken läßt. Nach einem kurzen Blick auf die Geschichte des Archi- 
sektenvereins, der durch seine Vorträge und Verhandlungen, sowie 
durch seine Schinkelkonkurrenzen für Viele ein bedeutendes Zwischen 
glied ihrer allgemeinen fachlichen Ausbildung abgegeben habe, der aber 
jegenwärtig der Trennung der Fächer durch die Einrichtung von Ab— 
beilungen Rechnung tragen müsse, folgt eine Beurtheilung der prak— 
ischen“ Thätigkeit, für deren Vermittelung, die Provinzialbe— 
zörden unter freierer Vereinbarung die geeignetsten Stellen abgeben 
verden. Dadurch würde zweifellos der persönlichen Neigung und 
Befähigung ein größerer Spielraum, als bei der jetzigen Ein— 
ichtung, gewährt“ werden. — In der praktischen Thätigkeit hat 
ich das fruͤhere gute Verhaältniß zwischen Bauführer und Gewerken 
ielfach ungünstig geändert, indem durch das Submissionswesen und 
die Gewerbefreiheit die persönlichen Beziehungen gelitten haben. Neben— 
ächlich wird erwähnt, daß die Einführung des Metermaaßes an Stelle 
zer verschiedensten Maaße der deutschen Staaten politisch von Bedeutung 
var, daß aber das Maaß in der Praxis sich nicht recht bewährt. Ein 
equemeres Einheitsmaasz wäre vielleicht ein Viertelmeter mit Zehn— 
heilung. — Die fesselnde Betrachtung, die vorwiegend dem Hoch— 
»aufach galt, streifte noch kurz die Rangverhältnisse der Baubeamten, 
die Einrichtung größerer Bauämter für Hochbau unter vollkommener 
Trennung der Fachrichtungen im Kreise und schloß mit dem Wunsche, 
daß die Baubeamten, die durch ein warmes Interesse für die wich— 
tiigeren öffentlichen Fragen, wie für die des Baugewerkes sehr leicht 
zu äußerem Ansehen kommen können, unentwegt dazu beitragen mögen 
das Baufach in jeder Beziehung hoch zu halten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.