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Abtritt-⸗Anlagen'mit Selbstverschluß obne Wasserspülung geruchfrei berzustellen. — Ueber die Entwickelung des Bauwesens in Preußen. 118
einfach, der Fabrikant oder die Fabrik hat „schlechten“ Cement
geliefert, bewährt er sich aber, dann heißt es allgemein: das ist
ein braver Ingenieur, ein tüchtiger Baumeister.“
Abtritt-Aulagen mit Selbstverschluß
ohne Wasserspülung geruchfrei herzustellen.
(Gesetzhlich geschützt. —, Hierzu fünf Figuren,
Bei Anlage von Wohngebäuden ist von dem ausführenden
Baumeister oder Baugewerksmeister darauf vor Allem Rücksicht
zu nehmen, daß möglichst geruchfreie Abtritt-Anlagen gebaut
werden. Um dieses zu erreichen, sind viele Versuche gemacht,
die meisten derselben sind aber sehr komplizirt und auch theuer
in der Anlage, so daß solche nur ungern angelegt werden.
Seit einigen Jahren habe ich Abtrittanlagen, meiner Erfahrung
entsprechend, angelegt und haben sich dieselben gut bewährt.
Ich gestatte mir in Nachfolgendem die Anlage, deren Aus⸗
führung uünd Vorzüge zu erläutern und glaube, nach Prüfung
und Beachtung derselben wird jeder Fachmann die Richtigkeit
55 — und bei Neuanlagen nach dieser Weise verfahren, sowie
ehlerhafte Anlagen nach diesem System verändern.
Anleitung zur Ausführung—
Um eine gute Abtritt-Anlage zu erhalten, ist es nothwendig,
—
Die Größe der Grube muß der Anzahl der Hausbewohner ent—
sprechen. Für jede Person
dürften O, ao chm 4, oo hl
vro Jahr aus⸗
reichen. Die
Ausführung
der Abtritt⸗
Anlage wird
zuf folgende
Weise herge⸗
stellt:
Das Fall—⸗
rohr wirdvon
dem Boden der Grube aus aufgeführt. Um solches leicht zu
vollführen, ist ein eigenthümlich konstruirter Krümmer von Guß⸗
eisen angewendet (Fig. III. der Zeichnungen); auf diesen Krümmer
wird daß Fallrohr aufgehaut und gut verdichtet. Sobald die
Abtrittgrube bis zur Linie à 3 (Sig. II.) gefüllt ist, wird das
Aufsteigen übelriechender Dünste, sowie Luftzug durch das Fall⸗
rohr unmöglich. Da nun auf diese Weise die Grube von unten
gefüllt wird, somit die Mafsse wenig beunruhigt, die Schleimhaut
derselben auch nicht durch das Anfüllen zerrissen wird, so ent—
wickeln sich faft gar keine Gase. Die wenigen Gase aber, die
sich in der Grube entwickeln, können am besten in einen Kamin,
Kanal, sogar durch die Dachrinne, welche man mit der Grube
verbindet, abgeleitet werden. Das Verhältniß der Gase zur Luft
bedingt nicht ein Erwärmen des Schornsteines oder Rohres.
Zu dem Abortraum selbst muß die äußere Luft Zutritt haben.
Auch ohne eine Verbindung mit irgend einem Rohr bieten so
angelegle Aborte für die Bewohner nichts Unangenehmes. Ich
habe diesen Herbst fünf Aborte angelegt ohne jede Ableitung,
keine hat Veranlassung zu Klagen gegeben.
Das Ganze ist das System einer zugekorkten Flasche.
Da bei sol angelegten Abtritten eine Wasserspülung (Kloset)
nicht nothwendig ist, so ist die oben angegebene Größe einer
Gruͤbe ausreichend. Bei Abtritten mit Wasserspülung genügt
kaum die doppelte Groöͤße, da vielfach noch unnütz Wasser ver—
braucht wird, welches also vermehrte Abfuhrkosten verursucht.
Auch ist der Inhali der Grube für die Landwirthschaft minder⸗
werihig. Soll mit der Abtritt-Anlage ein Pissoir verhunden
werden, so wird nach Fig. V.
ein eiserner Ring unter den
ogenannten Topf eingebaut.
Der Ring hat seitlich eine
Deffnung von 5 em Durch—
messer; dieselbe dient zum
Anschluß des Rohres. Außer⸗
dem ist quer durch diesen
Ring eine dünne eiserne
Schraube gezogen, welche
bewirkt, daß etwa in das Rohr Geworfenes ein Verstopfen des
Rohres nicht zur Folge haben kann.
Der Krümmer (Fig. III.) kostet ab hier 6,00 Mk. Der Ring
Fig. V. 22) kostet ab hier 4,850 Mk. Pissoir-Anlagen mit Klapp—
becken und Geruchverschluß kostet 10,60 Mk. ab hier und ist
jedes einzelne Stück von mir zu beziehen.
Zeugnisse stehen zu Diensten.
H. Nolte, Zimmermeister,
Bochum.
Ueber die Entwickelung des Banwesens in Preußen
sprach am 28. Januar Geh. Oberbaurath Aßmann im Berliner
Architekten-NRerein; wir entnehmen dem fesselnden WVortrag Folgendes:
Das preußische Bauwesen hat sich in den letzten vierzig Jahren in
echnischer und konstruktiver, in ästhetischer wie wirthschaftlicher Be—
deutung so sehr gehoben, daß ein Rückblick nach mehreren dieser Ge—
ichtspunkte wohl lehnend sein würde. Am Eingreifendsten indessen
ind die inneren Wandlungen, die das Hochbaufach durchzumachen
hatte, wesbalb dieses Gebiet im Einzelnen betrachtet sein mag. Be—
—
schriften zurückzugehen, die anfangs die Primaner der Gymnasien und
die Abiturienten der Realschulen, dann zeitweise ausschließlich Gymnasial-
abiturienten zuließzen, bis beiden Anstalten das gleiche Recht zu Theil
wurde. Die ungleichartige Vorbildung macht sich auch jetzt noch oft
in störender Weise geltend, weshalb vielleicht die Einheitsschule nicht
ingeeignet wäre, hier eine Besserung hervorzurufen. Das Baufach
elbst hat immer auf dem Standpunkte beharrt, eine möglichst hohe
Bildung für sich zu fordern. — Die praktische Ausbildung war eben⸗
alls mannigfachen Veränderungen unterworfen. Vor etwa fünfzig
Jahren war der Wegebau der wichtigste Zweig der Bauverwaltung;
nach und nach trat der Esenbahnbau umfangreicher hervor und zuletzt
erst konnte den Hochbauten erwünschte Aufmerksamkeit zugewendei
wverden. Demgemäß stand früher die Ausbildung als Feldmesser im
Vordergrund, während in den sechziger Jahren statt dessen das Eleven—
ahr eingeführt wurde. Der Fortfall des letzteren und die unmittel—⸗
»are Fortsetzung der Schuljahre durch ein ununterbrochenes dreijähriges
tkademisches Studium erscheinen für den technitchen Beruf nicht günstig;
es müßte ein praktisches Lehrjahr eingelegt werden, während dessen den
ils Hilfstechnikern thätigen zukünftigen Beamten auch eine bescheidene
cFinnahme zu gewähren sein würde. Das ununterbrochene Studium
erzieht die Techniker zu akademischen Neigungen, läßt sie u. A. den
Hauptwerth auf eine wirkungsvolle Darstellung der Zeichnungen legen
ind entfremdet sie der Beschäftigung mit den Einzelheiten der Kon⸗
truktion und des Baugewerks.“ Die Akademie des Bauwesens hat
ich wiederholt dafür ausgesprochen, daß zwischen Studium und Bau—
Alätz ein ergänzender Wechsel eintrete, vieles spricht dafür, daß über—
haupt die Leitung der Hochschulen und die Erziehung der Baubeamten
nit der Leitung des Staatsbauwesens in einen engeren Zusammen-
zang gebracht werde. Die Verbindung von Theorie und Praxis em—
ofiehlt sich in der Art, daß nach zweijährigem Studium die Vorprüfung
ibgelegt würde, dann ein praktisches Lehrjahr und einem weiteren
Besuch der Hochschule während der Dauer eines Jabres die Bauführer-
prüfuug folgte; dann erst sollte eine fernere zweijährige Praxis und
ein höherer Lehrgang im Entwerfen die Berechtigung zum Einfordern
der Bäumeisterarbeit geben, die vielleicht an Umfang sich noch be—
chränken läßt. Nach einem kurzen Blick auf die Geschichte des Archi-
sektenvereins, der durch seine Vorträge und Verhandlungen, sowie
durch seine Schinkelkonkurrenzen für Viele ein bedeutendes Zwischen
glied ihrer allgemeinen fachlichen Ausbildung abgegeben habe, der aber
jegenwärtig der Trennung der Fächer durch die Einrichtung von Ab—
beilungen Rechnung tragen müsse, folgt eine Beurtheilung der prak—
ischen“ Thätigkeit, für deren Vermittelung, die Provinzialbe—
zörden unter freierer Vereinbarung die geeignetsten Stellen abgeben
verden. Dadurch würde zweifellos der persönlichen Neigung und
Befähigung ein größerer Spielraum, als bei der jetzigen Ein—
ichtung, gewährt“ werden. — In der praktischen Thätigkeit hat
ich das fruͤhere gute Verhaältniß zwischen Bauführer und Gewerken
ielfach ungünstig geändert, indem durch das Submissionswesen und
die Gewerbefreiheit die persönlichen Beziehungen gelitten haben. Neben—
ächlich wird erwähnt, daß die Einführung des Metermaaßes an Stelle
zer verschiedensten Maaße der deutschen Staaten politisch von Bedeutung
var, daß aber das Maaß in der Praxis sich nicht recht bewährt. Ein
equemeres Einheitsmaasz wäre vielleicht ein Viertelmeter mit Zehn—
heilung. — Die fesselnde Betrachtung, die vorwiegend dem Hoch—
»aufach galt, streifte noch kurz die Rangverhältnisse der Baubeamten,
die Einrichtung größerer Bauämter für Hochbau unter vollkommener
Trennung der Fachrichtungen im Kreise und schloß mit dem Wunsche,
daß die Baubeamten, die durch ein warmes Interesse für die wich—
tiigeren öffentlichen Fragen, wie für die des Baugewerkes sehr leicht
zu äußerem Ansehen kommen können, unentwegt dazu beitragen mögen
das Baufach in jeder Beziehung hoch zu halten