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Die baulichen Anlagen für das IV. Bundesschießen in Brünn. — Schneefänge aus galvanisirtem Eisen.
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Brünus reduzirt, würde einen Marimalbesuch von 11000 Per—
sonen ergeben. Mann konnte wohl für Brünn durchschnittlich pro
Tag, und zwar gering, 7 — 8000 Besucher als wahrscheinlich an—
nehnen; dies ist'im Verhältnisse zu Graz gewiß gering gerechnet.
Die Kassen waren hier wegen des leichten Abschlusses des
Festplatzes und wegen der besseren Kontrole am zweckmäßigsten
bor der eisernen Brücke zu plaziren; die Brücke selbst würde zu—
gleich einen prächtigen Portaleingang zum Festplatze abgeben,
wenn sie mit dteisig, Bändern und Fahnen reich geschmückt wird.
Die Wagen müßten alle bereits vor der Brücke halten und rechts
hiervon ihren Aufstellungsplatz erhalten. Die unmittelbar vor
der Brücke haltende Tramway mußte ihr Stationsgebäude wesent—⸗
lich vergrößern und die Gleisanlagen wesentlich vermehren. Die
den Fesiplatz an der Nordseite streifende Jundorfer⸗-Kohautowitzer
Straͤße mußte während der Festtage, oder doch zu gewissen
Stunden wenigstens, behördlich gesperrt gehalten werden.
Zum Gelingen eines Festes im Freien trägt die möglichste
Decentralisation“ des dem Publikum Gebotenen viel bei; hier
also empfiehlt sich eine Decentralisation der Festbauten, der
Restaurationen, der Bierschenken, der Belustigungsbuden ꝛc.
Hierin und in so manchem Anderen zeichnen sich die deutschen
Feste aus; nicht nur große und ebene, sondern auch koupirte
Terrains werden mit Vortheil für Festplätze gewählt und benutzt.
Berlin hat bei seinem Schützenfeste 1890 hierin Treffliches
geleistet; nehmen wir z. B. den Bierausschank: 2 große Bier⸗
schenken in der Front der Schießhalle, 2 in der Festhalle selbst,
5 große Pavillons von 5 verschiedenen Brauereien und dann
diverse Erfrischungsbuden ꝛc. in einer solchen Zahl, wie deren
so viele noch bei keinem Feste zu finden waren.
Die deutschen Feste zeichnet aber noch etwas aus, nämlich
die besondere Bedachtnahme auf die unteren Klassen; dadurch
werden und sind auch alle ihre Feste wirkliche und große Volks—
keste; da kosten: Bahnfahrt 10 Pf., Entree (wenigstens an
gewissen Tagen oder von gewissen Stunden an) 10 Pf. Da
kann wohl auch der Minderbemittelte mit seiner ganzen Familie
an derlei Festen theilnehmen und kann selbe sogar vielleicht
auch einige Male mitmachen. Bei uns geht dies alles gleich in
Gulden und daher bleiben kleinere Geschäftslente, minderbemittelte
Private und Beamte ꝛc. sammt ihren Familien von derlei Fest⸗
ichkeiten fast immer ausgeschlossen. Und doch bringt erst ein
freudiges Gewoge von Tausenden und Tausenden eine rechte
Feststimmung in das Ganze hinein! Brünn kounte in dieser
Beziehung der großen Menge nicht nur, wie an dem Wald—
Whange, sonderu auch leicht am Festplatze selbst ein Aehnliches
hieten. Auf dem Felde rechts von der Zufahrtsstraße zu den Villen,
omit gegenüber der Schützenhalle, sollten die großen Brauereien
Brünns gemeinsam eine leicht aufgebaute Bierkosthalle hinstellen
ind die Bedienung daselbst etwa durch schmucke Kelknerinnen in
den prächtigen, höchst malerischen Nationaltrachten Mährens
bewirken.
Diese Feldparthie ist ca. 130 m lang und ca. 50 mbreit,
zietet daher vielen Hunderten und Tausenden zu einem Stehseidel
nit billiger Zugabe reichlichen Platz; auch wurde durch diese
Anlage der Festplatz an der vierten Seite, welche ohnedies eine
»artie honteéusse bildet, entsprechend abgeschlossen werden. Sonst
»leiben für Schaulustige und Kinder noch die Schaubuden und
Buschenschenken — wie sonst am Waldabhange hinter dem be—
tehenden alten Restaurationsgebäude; Vermögendere aber haben
iese Restauration und die große Festwirthschaft in der Festhalle
zur Verfügung.
WVergleicht man die Größe der Festplätze verschiedener Schützen—
est miteinander, so sehen wir deu Festplatz von
Wien 1868 1116 mlang 465 mitief, Ausmaß über 522 000 qw
Berlin 1890 ca. 550 m, ca. 330 m , ß 192 000 qm
Brünn 1892 220m, 2100, * 46 200 qm.
hun ist der Waldabhang ca. 220 m lang, 65 mobreit, zum
Festplatze gehörig, sodaß dieser also durch Einbezug vorgenannter
Parthie ca. 60 000 qm groß wäre und durch das Feld der Bier⸗
osthalle noch um ca. 7000 qm sich vergrößern ließe. Der
Brünner Platz hat also hinreichenden Raum geboten; zudem war
er zugleich auch längs des Ufers der Schwarzawa in einer hübschen
Thalrundung und am Waldessaume sehr günstig gelegen!
(In den nächsten Nummern werden wir die umfangreichen,
ausführlichen Zeichnungen, welche zur Erläuterung und zum näheren
Verständniß dieser Anlagen dienen, veröffentlichen; in Fällen, wo
es sich um ähnliche Bauausführungen handelt, werden unsere
Leser aus den gegebenen Skizzen mancherlei Anregung und ver—⸗
wendbare Motive entnehmen.
Die Redaktion des Dentschen Baugewerka⸗Ns
5chneefänge aus galvanisirtem Eisen
von Ph. Jacob Hoffmann in Mainz.
(Hierzu 2 Figuren.)
Da in neuerer Zeit in allen größeren Städten die An⸗ stehen aus Winkeleifen, die durch eine Reihe kleiner Stäbe in
wendung von Schneefangern obligatorisch geworden, d. h. bau⸗ l Entfernung von 4 om entweder varallel oder gekreuzt verbunden
volizeilich angeord⸗ sind. Zur Befesti⸗
net ist, so wollen qung auf dem Dache
wir nicht verfehlen, dienen schöne, ge—
die Aufmerksamteit schweifte Stützen,
auf eine sehr prak— die 1 bis 2 m von
tische Neuerung zu einander in die
lenken, die den Dachschaalung einge⸗
bisher gebräuchlichen hängt werden.
Schneefängern, wie Durch diese An—
Brettern, Holzstan⸗ ordnung können we⸗
gen, Draͤhten ꝛc., in der Schnee, noch etwa
jeder Hinsicht bor— auf dem Dache lie—
zuziehen ist. gende Gegenstände
Es ist dies ein auf die Straße
Schneefanggitter aus tallen, und außer
galvanisirtem Eisen, dem dient das
wie es von der Firma Gitter gleichzeitig
Ph. Jacob Hoffmann als Sicherheits⸗Vor⸗
in Mainz herge— richtung bei
stellt und bereits in Reparatur steiler
einer Reihe größerer Dächer
Städte Eingang ge— Gitter und Stützen
funden hat. Diese ind gut galvpanisirt,
Schneefänge, die können also nie
nebenstehenden Fi— rosten und nehmen
zuren zeigen Abbil— ich von der Straße
dungen derselben, ehr hübsch aus.
werden in Längen
don 21, bis 5 m
hergestellt und be—
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