Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

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Dachziegel. - Abbinden des Cementes. 
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gethan, und da man vielfach bereits angefangen hat, besonders 
zei besseren Bauten, z. B. bei Kirchen, Villen ꝛc., die Dachziegel 
mit blauer Farbe oder mit fein dunkelrother, dunkelbrauner oder 
dunkelblauer Glasur zu verwenden, so darf man hoffen, daß der 
Anfang zu einer künftigen größeren Verwendung der Dachziegel 
gemacht worden ist. 
Sogar die kleinsten Thürmchen und Kuppeldächer sind mit 
Dachziegeln eingedeckt worden und nehmen sich sehr gut aus. 
Die Ecken und Kanten werden mit besonders hervortretenden ver— 
zierten Dachsteinen versehen, wodurch die ganze Dacheindeckung 
ein wundervolles Ansehen bekommt. Die Ziegelbedachung nimmt 
sich am besten aus, wenn die Dachziegel unten halbkreisförmig 
abgerundet sind und nicht zu große Breiten und Längen haben, 
sodaß das Dach mehr ein schuppenartiges, geripptes oder gerieftes 
Ansehen erhält. Die Firstenziegel und die an den Ecken und 
stanten von Thürmchen, Kuppeln, Giebeln und Dachschnittlinien 
in Verwendung kommenden Ziegel sind mit starkem Zierrath zu 
bdersehen und in etwas lichterer Farbe wie die ganze Dach— 
eindeckung zu verwenden. Auf diese Weise ist eine moderne 
Dacheindeckung zu schaffen, die mit anderen Materialien die 
Konkurrenz aufnehmen kann. 
Der Unterschied in der Dachneigung zwischen Ziegel- und 
Schieferdach ist derart, daß derselbe für allgemein unbeagchtet 
»leiben kann. Gewöhnlich ist die Dachneigung bei'm Ziegeldach 
/2—1/, und bei'm Schieferdach !/2 —/, der Gebäudetiefe. Das 
Dachgewicht bei doppelter Ziegeldeckung ist bei einer Dachneigung 
»on 1 ca. 290 und bei einer Dachneigung von , ca. 244 kg 
»ro qm; bei einfacher Ziegeldeckung ist das Gewicht bei einer 
Dachneigung von 1/ ca. 264 Rg und bei einer Neigung von 
/ ca. 218 kg pro qm Dachfläche. Das Gewicht des Schiefer— 
)aches (englisch) bei 3 Neigung beträgt ca. 2388 kg und bei 
/5 Neigung ca. 183 Kg; ferner bei Schieferdeckung (deutsch) bei 
/2 Neigung ca. 258 und bei 1/. Neigung ca. 196 koꝗ pro dm 
Dachfläche. 
Die Herstellungskosten bei'm Ziegeldach betragen durchschnittlich 
»ro qm 1,87 Mk. während dieselben bei'm Schieferdach durch— 
schnititlich 350 Mk. betragen. Dieselben sollen inkl. Unterhaltungs— 
osten und, Verzinsung in 10 Jahren bei'm Ziegeldach ca. 3,20 Mk 
ind bei'm Schieferdach ca. 550 Mk. betragen. 
Mit der Verbesserung der Dachziegel, z. B. für das Dämpfen 
und die Glasirung, wird das Ziegeldach etwas größere Herstellungs⸗ 
osten bekommen, welche sich aber wieder mit den verringerten 
Anterhaltungskosten ausgleichen werden. Wenn das Ziegeldach 
den Zeitverhältnissen entsprechend verbessert wird, dann kann es 
iuch etwas mehr kosten. Dasselbe ist fast um die Hälfte billiger 
wie das Schieferdach und kann recht gut mit der Verbesserung 
und luxuriöfen Ausstattung entsprechend theurer werden, weil 
dann das Schieferdach bessere Vortheile nicht zu bieten vermag. 
Deshalb gilt es auch, ein größeres Absatzfeld für Dachziegel 
zurück zu gewinnen. 
Ein Vergleich hinsichtlich der Herstellungskosten von den 
yerschiedenen anderen Dacheindeckungen läßt sich aus folgenden 
Preisaufstellungen ziehen: es betragen die durchschnittlichen 
Herstellungskosten für Pappdächer 1,58, für Holzcementdächer 2,50 
ind für Zinkdächer 4,50 Mk. pro qm Dachfläche. — Eine andere 
Art Bedachung, welche in letzterer Zeit viel Anwendung gefunden 
jat, ist die aus verzinkten uud verbleiten Eisenblechen oder 
Pfannenblechen. Um diese Bedachungsart einzuführen und zu 
verbreiten, mußte mit allen Mitteln eingetreten werden, und da— 
durch ist erreicht worden, daß dieselbe zur Zeit in allen Ländern 
in Benutzung genommen wird. Auch in dieser Bedachungsart 
vird alles mögliche gethan, um dieselbe für alle Verhältnisse und 
ür alle Zwecke brauchbar zu machen. Außer den Wellblech— 
zächern mit oder ohne Unterkonstruktion werden große und kleine, 
sowie auch gemusterte Pfannenbleche in Anwendung gebracht, 
ind diese sowohl für Wohnhäuser, landwirthschaftliche und 
nndustrielle Bauten jeder Art empfohlen. Die Neigung des Daches 
kann bise/ der Gebänudetiefe, bei Satteldächern bis 143 Neigung 
hetragen. Das Gewicht der Pfannenbleche pro qm dachfläche 
st je nach Größe der Pfannenbleche gewöhnlich 659 kg. Die 
derstellungskosten betragen inkl. Befestigungsmaterial und Montage 
280 2,20 Mk., für Dach- und Gratfirst kommen noch vpro 
fd. m 3Mk. Zulage hinzu. 
verden. Diese Eigenschaft besitzen sie nicht bloß im reinen Zu— 
tand, sondern auch in ihrem Gemenge mit Sand oder Kies 
Beton), in welchen Formen sie fast allein zur Anwendung ge— 
xracht werden; ferner nicht bloß an der Luft, sondern auch unter 
Wasser, und beruht auf letzterem die Möglichkeit der Herstellung 
yon festen und dauerhaften Bauten im Wasser selbst. Es ist 
»on Wichtigkeit, daß die Erstarrung, welche in der Regel als 
as Abbinden bezeichnet wird, nicht zu rasch vor sich gehe, weil 
»er Mörtel selbstverständlich im breiförmigen Zustand aufgearbeitet 
verden muß. Portland-GCement, der wichtigste hydraulische 
Heörtel, von welchem in Folgendem ausschließlich die Rede sein 
vird, ist je nach seiner chemischen Zusammensetzung und Art der 
derstellung rasch oder langsam bindend; man bezeichnet ihn als 
angsam bindend, wenn der Cementbrei erst nach mehr als zwei 
Ztunden erstarrt. Als Zeitpunkt des beginnenden Abbindens gilt 
»abei derjenige, bei welchem durch schwachen Druck des Finger— 
iagels keine Vertiefung auf der Oberfläche des Cementes mehr 
ervorzubringen ist. 
Für die meisten Fälle der Anwendung wird langsam bindender 
Portland-Cement verlangt, aus den bereits bezeichneten Gründen. 
Nun kann man auch rasch bindenden Cement zu langsam bindendem 
Mörtel verarbeiten, wenn man nach dem Anmachen mit Wasser 
»en erstarrenden Brei andauernd umrührt, bis sich die Wasser— 
rufnahme vollzogen hat. Das auf solche Weise zubereitete Binde— 
nittel bleibt also längere Zeit weich; jedoch erreicht der Cement 
päterhin bei weitem nicht die Festigkeit, welche er bei Ausschluß 
ieser Manipulation hätte zeigen müssen. Auch durch Gipszusatz 
ann die Abbindezeit des Cementes wesentlich verlängert werden, 
ind zwar genügen schon ganz geringe Mengen (, bis 200) 
ur Erreichung dieses Zweckes Beimengung größerer Gewichis- 
nengen von Gips sollten unter allen Umständen vermieden werden, 
»a sie die sonstigen Eigenschaften des Cementes äußerst ungünstig 
neeinflussen. So konnten wir an einer zur Untersuchung einge— 
andten Cementprobe, die von einem Händler stammte und etwa 
0/ Gips enthielt, die Wahrnehmung machen, daß damit (für 
Zugfestigkeitsprüfungen) hergestellte Körper nach wenigen Tagen 
völlig auseinandertrieben und in Stücke zerfielen. Von fach— 
nännischer Seite wird übrigens neuerdings die Behauptung auf— 
estellt, daß nicht in allen Fällen durch Gipszusatz rasch bindender 
Sement in langsam bindenden sich umwandeln lasse, und man 
zaher von der Beimengung des Gipses überhaupt absehen solle. 
Es ist noch zu bemerken, daß mitunter schon von der Fabrik oder 
»on Händlern dem Cement Gips beigemengt wird, um sonstige 
Mängel des Produktes zu verdecken. 
Ueber ein Mittel, das Abbinden des Cementes zu verzögern, 
—— 
Vereins deutscher Portland-Cement-Fabrikanten im März dieses 
Jahres. Die angemessene Mischung eines Cementmörtels, wie 
ie auch bei den Untersuchungen auf Festigkeit verwendet wird, 
yesteht aus einem Gewichtstheil Cement, drei Gewichtstheilen 
Zand und etwa 130,, Wasser. Der Franzose Candlot fand 
iun, daß, wenn der Sand zuerst mit 30/0 Wasser angenetzt, mit 
em rasch bindenden Cement gemengt und erst nach Verlauf von 
O Minuten die übrige Menge des Wassers (100/0) hinzugegeben 
vurde, daß dann die Abbindezeit wesentlich hinausgezogen wurde 
von 1, auf 214, Stunden), ohne daß die Festigkeit des Cementes 
iach dem Erhärten sich irgendwie verändert gezeigt hätte. Dr. Toméi 
and bei eigenen Versuchen die Angaben vollkommen bestätigt. 
Han würde hiernach, so schreibt die „Bad. Gewerbezig!“, ein 
ehr einfaches Mittel an der Hand haben, um rasch bindenden 
Lement in langsam bindenden zu verwandeln, welches sowohl dem 
imständlichen und nachtheiligen Verrühren, wie dem Versetzen mit 
Rips vorzuziehen wäre 
Die baulichen Anlagen für das V. Bundes- 
schießen in Brünn. 
Professor Prokop in Brünn. 
(Hierzu 8 Figuren.) 
LII. (Schluß.) 
Zur Aufsicht, Kontrole und als Bedienungsmannschaft ist 
ine sehr große Zahl Personen von Nöthen*). Ein nicht unwichtiger 
Bestandtheil des Schützenfestes ist endlich die für die offiziellen 
Feste bestimmte Festhalle; sie soll der tägliche Sammelplatz der Fest— 
Jäste sein. Die Festhalle kann, ausgenommen bei offiziellen An— 
gelegenheiten, auch vom Publikum benutzt werden und steht selbhem 
Nom 
Abbinden des Cementes. 
Die sog. hydraulischen Mörtel besitzen bekanntlich die Eigen⸗ 
schaft, mit Wasser zu einem Brei angemacht, nach einiger Zeit 
uinter Wasseraufnahme zu erstarren und spaäͤterhin sehr fest zu 
aus In 833 beliefen sich die Gesammtkosten der Schützenbedienung
	        
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