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Entscheidungen. — Bautechnische Notizen. — Vermischtes
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jier nicht vor; im Gegentheil ist, wie der Berufungsrichter ohne
sdechtsirrthum annimmt, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß
der Kläger, wenn er sauch bei der Bestellung zahlungsunfähig
var, doch für die — weit spätere — Zeit der Zahlung ausreichende
Mittel erwarten konnte und dies bei der Bestellung in's Auge
saßte. Ein doloses Vorgehen desselben läßt sich also aus der
Finredebehauptung nicht herleiten. (Urtheil des Reichsgerichts
des 3 6Gipilsenats vom 10 Mai 18935)
ßretterwand ist billiges Faconleinen, das im zu 20 Pig., zu verwenden.
Venn der Kundschaft dieses Mittel zu theuer ist, kann ein einfacheres Ver—
ahren angewendet werden. Man läßit den Putz abhacken und nimmt
tarke Leinewand, wie solche der Tapezirer auf die Federn der Sophasitze
egt, nagelt dieselbe auf die Fußleiste auf (nachdem man nachgesehen, daß
ieselbe noch festsitzt) und spannt die Leinewand von der Fußleiste bis
nuf den Putz, sodaß es hohl bleibt. Nachdem beklebt man das Ganze
nit Makulaturpapier, am liebsten altes Aktenpapier, welches steif macht,
ind dann die Tapete. Ich habe eine Wand auf diese Weise in einem
estaurant gemacht, das sehr besucht wird, und sie hat sich bis jetzt nach
O Jahren gut gehalten. Man sieht nichts davon, höchstens fühlt sich die
Wand wie ein gespanntes Trommelfell an. Dieses Verfahren hat sich
ei mir immer gut bewährt, und es wird Manchem willkommen sein,
eiin Mittel zu wissen, wenn er von seiner Kundschaft in solchen Fällen um
Rath gefragt wird. Deutsche Tapezirer-Zeitung.)
Vom Garnisonkirchenbau in Hannover. Dem „Hann. Cour.“
ufolge ist sich das Baupolizeiamt darüber schlüssig geworden, der Bau—
eitung die Abtragung des stehengebliebenen Thurmes aufzugeben. Die
Sicherungsarbeiten an dem nordöstlichen Thurme jedoch sind in vollem
HYange und werden voraussichtlich bald vollendet sein. Neben der
zumauerung der Oeffnungen in dem unteren Theil des Thurmes werden
nnerhalb desselben in den beiden ersten Etagen kreuzweise Verankerungen
ingebracht. Durch die Untersuchung des stehenden Thurmgemäuers in
zezug auf die Güte des zur Bindung der Bruchsteine verwandten
Materials, sowie auch durch die Prüfung der Schuttmassen wird die
Sachverständigenkommission wohl einen Anhalt finden für ihr Urtheil über
die Ursache des Einsturzes. Wenn die Sicherungsarbeiten ausgeführt sind,
vird auch voraussichtlich die Absperrung der Umgebung des Thurms,
velche auch auf das Passiren des Goetheplatzes mit Wagen ausgedehnt ist
ind als sehr lästig empfunden wird, aufgehoben werden. Bezüglich der
Ausführung der Sicherungsarbeiten stellte sich anfänglich die Schwierigkeit
in, daß sich keine Arbeiter bereit finden wollten, dieselben auszuführen,
za sie kein Vertrauen zu der Haltbarkeit des Thurmes hatten; das Beispiel
»es Herrn Professors Dolezalek, der sich furchtlos in den Thurm begab,
owie der Hinweis, daß der Thurm die durch den Zusammensturz des
inderen Thurmes hervorgerufene gewaltige Erschütterung überstanden,
virkten dann, wie uns mitgetheilt wird, beruhigend auf die Arbeiter.
Ueber das Härten des Gipses für Banzwecke. Der Gips
st von allen Baumaterialien, schreibt die „Chem. technische Zeitung“, die
rinzige Masse, die nach der Anwendung einen größeren Raum als vorher
einnimmt, welche Eigenschaft den Gips zu einem sehr nützlichen Baustoffe
nacht; unglücklicherweise wird er leicht zerdrückt und er bröckelt ab, wenn
euchte Luft auf ihn einwirkt. Man hat nun in letzter Zeit entdeckt, daß
nan diese Mängel beseitigen kann, ohne seine guten Eigenschaften zu be—
In. Hierzu genügt es, sechs Theile guten Gips mit einem
Theil gelöschten und fein gesiebten Kalk zu vermischen. Diese Mischung
wird wie gewöhnlicher Gips angewendet; nachdem sie gut ausgetrocknet
vird dann die Schicht mit der Lösung irgend eines schwefelsauren Salzes,
deren Base durch Kalk in unlöslichen Zustand ausgefüllt wird, getränkt,
„. B. mit Eisen- oder Zinkvitriol. Bei Anwendung des letzteren bleibi
die Masse weiß, während der erstere sie rostfarben macht.
Der Widerstand dieses so präparirten Gipses gegen das Zerbrechen
st ungefähr zwanzig Mal größer, als der des gewöhnlichen Gipfes; gegen
itmosphärische Einflüsse ist er nunmehr unempfindlich. Das Verfähren
»erdient deßhalb ausgedehnte Anwendung und gestattet zugleich, den Zink—
»itriol, der heute so gut wie gar keine Anmendung in der Induitrie findet
zu benutzen.
Schließlich sei noch einer merkwürdigen Anwendung des Gipses ge—
zacht, der 1,, seiner Masse Kalkzusatz erhalten hat und dann mit Eisen—
itriol getränkt wurde. Ueberstreicht man eine derartige Oberfläche mit
reinöl, das mit Bleioxyd gekocht und durch das Echitzen etwas gebräunt
vurde, so nimmt sie das Aussehen von Mahagoniholz an und der
Farbenton wird sehr schön, wenn man dann noch mit hartem Kovallack
iberstreicht.
Breitet man in einem Zimmer eine Schicht von solchem mit Kalk und
kisenvitriol behandelten Gips von 627 em Dicke aus und behandelt sie
dann mit Oel und Lack, so erhält man ein gleichmäßiges, spiegelndes
Parquet, das in den meisten Fällen Eichenholzparquet ersetzen kann, aber
vor dem letzteren den Vortheil bietet, daß es viermal weniger kastet. denn
an hraucht nur für 25 Pfa. Eisennitriol auf 160
Lautechnische Uofizen.
Der Reichstagsbau. Endlich ist auch das Giebelstück des Reichs-
agsgebäudes an der Königplatzfront von seinem Gerüst freigelegt und
nan erblickt darauf das von Prof. Schaper modellirte und vom Bildhauer
dock in Sandstein ausgeführte Wappen des Deutschen Reiches mit daran
iich zu beiden Seiten anreihenden allegorischen Bildern. Aus der Mitte
der hier 6mm hohen, im Uebrigen aber 18 m langen Fläche tritt der
Kollossaladler hervor, auf dessen ausgespannten Flügeln sich zwei imponirende
Gestalten, die Reichsherolde, anlehnen. Der zur Rechten hält wie zur
Abwehr das Schwert empor, jener zur Linken hat sich gewaffnet mit
estem Schild. Trotzig und kühn heben sich die Recken von den Zweigen
»er Eichenbäume ab, die sie umgeben. Ueber dem Kopfe des Adlers
chwebt die Krone, von einem Baldachin getragen. Von jedem Herold
ieht sich bis in die Ecken des Giebelstückes ein allegorisches Bild entlang,
rrächtig wirkende und geistvoll erdachte Gruppen, links die Wissenschaft
ind der Ackerbau. Es ist eine junge, weibliche Gestalt, die vor einem
Blobus und Meß-Instrumenten nachdenkend sitzt, in den Armen ein
Zündel Feldfrüchte. Auf der rechten Seite stellt das Gegenstück dazu
Zdunst und Handel dar. Merkur, auf einem Ballen überseeischen Gewebes
itzend, sieht einem Bildhauer mit Wohlgefallen zu, wie er an die Büste
daiser Wilhelms J. die letzte Hand anlegt. Auch hier athmet Alles Leben
ind Wahrheit und wirkt bei aller Uebersichtlichkeit schön und erhaben. In
»ier Wochen sollen auch die Säulen freistehen, und wird man dann die
)rei Eingänge mit den drei Fenstern der Wandelhalle darüber zu sehen
»ekommen. Unter den Fenstern wird in einem Friese eine auf den Bau
des ganzen Gebäudes Bezug nehmende Jnschrift angebracht; über den
Portalen aber befindet sich eine mittelalterliche Ritterfigur, den Drachen
der Zwietracht bekämpfend. An der vorderen Wand des Vestibüls zwischen
je zwei der Endsäulen werden in deutschen Stammbäumen sämmtliche
Wappen der Bundesstaaten angebracht; der Baum zur Linken wird eine
kFiche, der zur Rechten eine Tanne sein. Alles ist in Sandstein ausgeführt.
Anter che tsr der Aheinstrom, unter dem adeine rie R J
igürlich dargestellt. Im nächsten Jahre kommt dann noch über dem
Biebel auf der Plattform die Begas'sche Kollossalstatue zu stehen, deren
dupferguß sich noch auf der Ausstellung zu Chicago befindet. Die Rampe
nit Treppenbau, deren Fundamente zur Zeit gelegt werden, wird vor
nächstem Jahre wohl nicht zur Vollendung gelangen.
Verfahren, feuchte Wände in Wohnzimmern danernd
trocken zu erhalten, von B. Kerschner, Tapezirer in Camburg. Es
ziebt in alten Häusern, besonders in großen Städten, wo die Häuser sehr
hoch sind und wo wenig Luft und Licht hinkommt, Wohnzimmer und
indere Räumlichkeiten, wie Schlafstuben und Hausflur, wo Feuchtigkeit
ich zeigt und darüber geklagt wird. Dieselbe zeigt sich gewöhnlich in einer
Ecke oder an der Wand, wo sie von der Diele aus bis 1m hoch
auftritt; sie kennzeichnet sich durch dunkle, sich feucht anfühlende Stellen
nuf der Tapete. Letztere verblaßt, und wenn die Feuchtigkeit zuweilen
etwas nachläßt, so hängt die Tapete lose an der Wand, weil der Kleister
aufgelöst ist und die Bindekraft verloren hat. Die davor stehenden Möbel
eiden darunter, die Politur wird blind, an Sopha und Federmatratzen
rosten die Federn und die Leinewand, sowie das Polstermaterial ziehen
zie Feuchtigkeit an, sodaß es bald Reparaturen giebt. Man streicht solche
euchte Stellen an der Wand mit Firniß oder putzt sie mit Cement; ich
jabe aber gefunden, daß die Wand trotzdem feucht geblieben ist. Man
vendet auch einen Bretterverschlag oder Holzvertäfelung an, doch schützt
nuch das nicht dagegen, daß nicht die Feuchtigkeit oben darüber her—
ovortritt. Das Verfahren, welches ich bei feuchten Wänden angewandt habe
ind das sich überall bewährt hat, ist folgendes: Soweit die Feuchtigkeit
n einem tapezirten Zimmer, bezw. Hausflur reicht, ist der ganze Kalk—
»der Lehmputz bis auf die Mauer abzuhacken, und zwar um 10 cm höher,
als die Feuchtigkeit sichtbar ist. Wenn also die feuchte Stelle von der
Diele 50 em hoch reicht, so ist 60 cin hoch der Putz vollständig zu ent—
fernen. Der Putz ist gewöhnlich 1 bis 2 em stark. Auf die bloßgelegte
Mauer wird senkrecht eine Leiste von der Fußleiste bis an den Putz auf—
gzenagelt und mit Drahtstiften in die Mauerfugen befestigt. Die Leiste
muß 1em stark und 8 bis 4 em breit sein; die Leisten sind an der ganzen
Wand (wenn die Feuchtigkeit die ganze Fläche unten einnimmt) in beiden
Ecken und dann in Eintheilung von 2 m weit aufzunageln. Sodann
ind schwache ungehobelte Bretter von 1 cm Stärke wagerecht unten von
der Fußleiste an auf die Leisten an der Wand aufzunageln bis dahin, wo
der Putz anfängt. Hierauf wird das Ganze von der Fußleiste bis auf
den Putz mit Leinewand bespannt (aber nicht auf die Bretter geklebt) und
oben und unten angenagelt. Dann kommt Makulatur und hiernach Tapete.
kine auf diese Weise hergestellte Wand wird stets trocken öleiben, infolge
)es Luftraumes zwischen der Mauer und den Brettern, die Feuchtigkeit in
der Wand bleibt auch, wenn vordem in sehr feuchten Zimmern die
Feuchtigkeit wie Wasserperlen aus der Mauer trat. Dieses Verfahren ist
allerdinas zwar etwas kostspielig, aber aut. ZNu der Leinewand auf der
Uermilschtes.
Allgemeiner Deutscher Versicherungs-Verein in Stuttgart.
zom 1. Januar bis 30. Juni 1833 wurden neu abgeschlossen 23378
zersicherungen über 212 682 Personen. Die Zahl der in der Unfall—
ersicherung angemeldeten Schadenfälle betrug 3256; von diesen hatten
8 den sofortigen Tod und 75 eine gänzliche oder theilweise Invalidität
er Verletzten zur Folge. Von den Mitaliedern der Sterbekasse starben in
ziesem Zeitraum 267.
Auf den Monat Juni entfallen 3635 neu abgeschlossene Anträge
nit 31687 Personen Bei der Unfallversicherung wurden in demselben
Monate 532 Schadenfälle angemeldet, während sich die Zahl der Todes-
älle der Sterbekasse auf 46 belief.
Am J. Juli 1893 waren 122 176 Policen über 846 369 versicherte
Zersonen in Kraft. 2