Neue Isolirbimsdecken und Isolirbimsmaterialien. — Litteraturbericht
die ihnen bisher ferne geblieben sind, ist seitdem recht schön in
Erfüllung gegangen. Es hat sich nicht blos der Kreis der
Theilnehmer aus denjenigen Ländern, die bisher schon vertreten
waren (Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Schweiz, Rußland), er—
weitert, fondern es sind auch Theilnehmer aus anderen Staaten
(Frankreich, Amerika, Norwegen, Holland, Italien, Spanien) hinzu—
gekommen, sodaß die Konferenzen nun einen wahrhaft inter⸗
iüationalen Charakter augenommen haben.
Um diese schöne Fottentwickelung der Konferenzen auch noch
veiterhin zu fördern, möge hier wiederholt hervorgehoben werden,
daß jede neu zusammentretende Konferenz eine freie Vereinigung
bon Männern ist, die zusammenkommen, um ihre Meinung aus—
zutaufchen über die befte Art und Weise, wie ein bestimmtes
Material, das einem gewissen Zwecke dienen soll, auf seine
mechanischen Eigenschaften zu prüfen sei. Wenn dabei Ab⸗
stimmungen vorgenommen und Beschlüsse gefaßt werden, so kann
dies nur den Sinn haben, festzustellen, welche Prüfungsmethode
von der Mehrzahl der Versammelten für die beste gehalten wird.
Nach dem ersten Beschluß der ersten Konferenz „sollen die Be⸗
rathungen frei und die Beschlüsse nicht bindend sein“. Es steht
nichts im Wege, eine Frage, die von einer der bisherigen Kon—
ferenzen erledigti wurde, in einer späteren wieder aufzunehmen, sie
aufs Nene zu beraihen und nochmal darüber abzustimmen. Die
Prüfungsmethoden können nicht immer dieselben bleiben; sie müssen
fich foribilden mit unserer zunehmenden Kenntniß von den Eigen⸗
chaften der Materialien, die wir in der Technik verwenden, mit
den Verbesserungen, die in der Herstellung dieser Materialien
eingeführt werden, mit der Herbeiziehung neuer Stoffe ꝛc. ⁊c.
Es wird also nothwendig sein, daß diejenigen, welche an der
Prüfung der Bau— und Koönstruktionsmaterialien Antheil nehmen,
sei es aus allgemein wissenfschaftlichem Interesse, sei es, weil sie
solche Materialien erzeugen, oder weil sie sie verwenden, von
Zeit zu Zeit wieder und immer wieder zusammenkommen, zhre
Hteinungen austauschen, sich gegenseitig belehren und belehren
lassen und auf Grund ihrer Betrachtungen Prüfungsmethoden
—DDDDVVD0
ür die besten halten.
Bei den engen Banden, welche die heutigen Verkehrsverhält—
gisse Im. glle rivilisirten, industriereichen Länder geschlungen
haben Ibsrden solchenoarungen, auf einzelne Länder be
schränkt, nur geringen Werth haben, während sich gerade dadurch
das Bedürfniß internationaler Vereinbarungen geltend macht.
Daher ergab sich die Ausbildung unserer Konferenzen, die sich
anfangs auf die Theilnahme Deutschlands und einiger der
nächsten Nachbarländer beschränkten, zu mehr und mehr inter—
nationalen Verhandlungen von selbst.
Durch Dekret vom 9. November 1891 des Präsidenten der
französischen Republik wurde in Frankreich eine „Commission
des mcéthodes d'essai des matériaux de construction“ ein-—
gesetzt, welche, wie schon ihr Name sagt, ganz die nämlichen Zwecke
berfoͤlgen soll, wie die bisher in München, Dresden, Berlin und
Wien abgehaltenen Konferenzen und deren ständige Kommissionen.
Unzweifelhaft haben solche staatliche Einrichtungen zwei große
Vorzüge: sie besitzen von vornherein eine größere Autorität,
wenigftens innerhalb des betreffenden Landes, und zweitens wird
es ihnen leichter, die Geldmittel für experimentelle Unter—
suchungen, welche sich als nothwendig erweisen, aufzubringen,
als priväten Vereinigungen. Allerdings geht ihnen der inter—
nationale Charakter ab und könnte erst wieder durch eine zweck—
mäßige Verbindung dieser Landeskommissionen untereinander ge—
vounen werden; 'aber die mit dem privaten Charakter der
„Konferenzen“ verbundenen, oben hervorgehobenen Eigenschaften
würden doch verloren gehen. Dagegen ließen sich obige Vor—
theile mit den bisherigen Konferenzen wohl vereinigen, wenn die
ständigen Kommisfionen, welche zwischen ie zwei solchen Ver—
sammlungen arbeiten, so ausgestaltet würden, daß sie sowohl
aus Vertiretern der Privatindustrie, als auch aus Delegirten der
technischen Bchörden, Vereine ꝛc. zusammengesetzt wären.
Rach solchen Erwägungen wurde der, von der Wiener
Konferenz kürzlich gewählte Vorstand der 4. ständigen Konimission
beauftragt, mit allen Kräften dahin zu wirken, daß von möglichst
vielen technischen Behörden und Vereinen Delegirte in diese
—s J abgeordnet würden, um an deren Arbeiten Theil zu
nehmen.
Die für die Materialien im Hochbau wichtigsten Beschlüsse
werden wir nach der durch Professor Banschinger in München
erfüllten Veröffentlichung mittheilen.*)
X, Die Beschlüsse der Konferenzen zu München, Dresden, Berlin und
Wien (1893) können bezogen werden durch Th. Ackermann in München.
Litteraturbericht.
„Verzeichnisz neuerer Lehr- und Handbücher und
praktischer Vorlagenwerke für Gewerbetreibende“. Ter
Inhalt dieses Kataloges, den die bekannte Firma: Polytechnische
Buchhandlung in Berlin durch ihren, auf diesem Gebiete er—
fahrenen Inhaber A. Seydel zusammenstellte, wird nicht nur
die Handwerker selbst, sondern auch die Vorstände und Lehrer
der gewerblichen Zeichen- und Fortbildungsschulen interessiren, da
sie sich hierdurch am besten über die wichtigsten Erscheinungen der
rinzelnen Gewerbe orientiren können.
Es wird kaum ein Handwerk geben, welches in diesem
Bücherverzeichniß nicht genannt wäre, und deshalb wird diese
Arbeit ihrem Zweck auch entsprechen.
Jedem Handwerker, ob Meister, Geselle oder Lehrling, sei die
Durchsicht desselben empfohlen! —8.
Entwickelungsgeschichte der Baukunst unter vorzugs⸗
weiser Berücksichtigüng der Deutschen Kunst, gemeinfaßlich dar—
gestellt an der Hand der politischen Geschichte der Vöolker. Mit
35 Illustrationen. Von Dr. F. E. Koch, Oberlandbaumeister
Preis 4 Mk. Verlag von Opitz & Co. in Güstrow.
Der Verfasser des vorliegenden Werkes ging von einer ganz
richtigen Idee aus, indem er es unternahm, eine Entwickelungs—
geschichte der Baukunst und folgerichtig eine Entwickelungs—
geschichte der Baustylhe im Anschluß an die politische Geschichte
der Völker und deren Kulturentwickelung zu schreiben, während
Zie meisten derartigen Werke sich damit begnügen, das, was die
Bauwissenschaft als System aufgestellt hat, der Reihe nach
rocken aufzuzählen. Dabei geht naturgemäß der ursächliche,
organische Zusammenhang, wonäch jedes historische Bauwerk als ein
Produkt seiner Zeitströniung sich ergiebt, verloren, und wir sind
zem Herrn Verfasser sehr dankbar, endlich einmal, mit dieser
Methode gebrochen zu haben, deren Nachtheile auf der Hand
liegen, da sie jede geistige Anregung im Keime erstickt.
In der Vorrede zu obigem Werke finden wir diese Ideen
noch ausführlicher behandelt'vor, als es in dem Rahmen einer
Besprechung möglich ist, wir verweisen daher ausdrücklich auf
ene und wollen nur kurz das wiedergeben, was der Herr Ver—
raffer über den Gebrauch seines Buches sagt: „Namentlich dürfte
asselbe jrngen angehenden Architekten willkommen und mitzlich
sein, um in gedrängter Kürze zunächst einmal eine Uebersicht zu
Jewinnen über das ganze Bereich der baukünstlerischen Thätigkeit bei
den verschiedenen Völkern, wodurch von vornherein schon das
Interesse für die ausführlichen Spezial-Vorträge auf der Akademie
Jeweckt wird. Völlig ausreichend aber wird das Werk sein für
die Vorträge auf Baugewerkschulen. Gerade in neuerer
Zeit haben in Fachkreisen mehrfach Erörterungen darüber statt—
— rück⸗
ächtlich Ausbildung in Aesthetik und Monumentalbau für ihre
Zöglinge stellen sollen. Aber wenn nicht höhere Auforderungen
uͤr eine technische Hochschule an die genannten Lehrfächer gestellt
verden müfsen gegenuͤber der Baugewerksschule, aus welcher
unfere Handwerksmmeister und jüngeren Hilfsarbeiter bei der Leitung
don Bauten hervorgehen sollen, fo ist es doch unerläßlich, daß
anuch die Baugewerkschule ihren Schülern soviel vom Studium
der Monumental-Architektur bietet, daß ihnen eine gedrängte
lebersficht über die bedeutendsten Werke der Baukunst und deren
geschichtliche Entwickelung gegeben wird. Dieselben werden da—
zurch in den Stand gesetzt, ein scharfes Auge für die Unter—
cheibung der verschiedenen Baustyle zu gewinnen, damit sie als
üuftige Baugewerksmeister nicht in die üble Lage kommen, bei'm
Fntwurf und Uebernahme von Bauten für Privatleute möglicher
Weise fich auf Verstöße gegen die Regeln der Baukunst auf—
merksam machen zu lassen muͤssen. Diejenige Summe von Kennt
nissen aber, deren jeder gebildete Bangewerksmeister bedarf,
»ürfte das vorliegende kleine Werk vollauf bieten.“
In diesen, vom Verfasser entwickelten Ansichten ist Manches,
was wir nicht unterschreiben können, enthalten. So sind wir der
Meinung, auch der zuͤkünftige Baugewerksmeister soll die ideale
ZSeite seines Berufs, wie sie in den herrlichen Monumental—
schöpfungen aller Zeiten und Völker zum Ausdruck gelangt,
pflegen und Letztere nicht nur in kurzem Abriß, gleichsam wie die
Zahlen der Geschichtstabellen, auswendig lernen, sondern neben
den ihm zufallenden einfachen Arbeiten sorgfältig auch gute Architektur⸗
werke gründlich studiren! Das wird ihn erheben, seinen Geschmach
veredeln und ihm Freude an seinem Beruf verschaffen, worin
hm zwar nur bescheidene Aufgaben zugefallen sind, aber doch
auch die Perspektive auf die höchsten Ziele der Kunst gewährt
verden muß.
Im Uebrigen soll gern anerkannt werden, daß das vorliegende