Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

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Neue Isolirbimsdecken und Isolirbimsmaterialien. — Entscheidungen. 
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20*80 C. ergaben. Dieses sind gewiß niedrige Temperaturen 
in einem sonst überheißen Dampfkessel-Heizraum zur Sommerzeit. 
Gleich günstige Resultate wurden in Marienhof bei Koblenz mit 
einem Dampfkessel von 30 qm Heizfläche erzielt. Ein Beweis, 
daß für solche Zwecke die Isolirsteine unerreicht sind. 
Einer besonderen sanitären, bautechnischen Zukunft dürften 
die Steine als Füllung der Decken in Wohngebänden entgegensehen. 
Wird die Originalmasse zwischen zwei leichte eiserne T-Träger 
als Beton lose eingefüllt, so giebt sie unter Umständen bei nur 
12 em Dicke eine leichte, schall- und wärmedichte Decke, gegen 
welche von unten sofort der Deckenputz angeworfen werden kann 
Einen größeren Hohlraum in dieser Decke giebt es nicht und 
kann auf der obersten Fläche unter Umständen direkt eine Cements, 
Papp- oder Mietalldecke aufgelegt werden. Bei einem Bruch— 
versuch wurde *4 9m solcher Decke von 12 cm Dicke durch 
75 Etr. Belastung nicht zum Bruch gebracht, sodaß man im 
Kubikraum einer Decke gewisse Parthien mit losen Bimssteinen 
füllen kann, um die Isolirfähigkeit zu erhöhen, ohne das Bruch— 
moment unter dasjenige der gewöhnlichen Belastungen herab— 
zubringen. 
Die Herstellung der Balkenfache mit Bimsbeton und trockenen 
losen Bimsstücken ist die vortrefflichste Konstruktion sowohl vom 
bautechnischen, als auch hygienischen Standpunkte. Sie ist der 
Herstellung eines Fehlbodens aus Schwarthölzern und Lehmschlag 
oder dem Aehnlichen weitaus vorzuziehen. Letztgenannter Fuß— 
boden hat den wesentlichen Nachtheil, daß alles Holzwerk der 
Zwischendecken, welches zur Zeit der Dacheindeckung durch Regen 
oder Schnee oft völlig mit Wasser gesättigt ist, keine Zeit zum 
Austrocknen findet, da es in dem Lehmschlag eine lange vor— 
handene Quelle der Durchfenchtung erhält. Decken, aus Kiesbeton, 
Ziegeln und diesen ähnlichen Stoffen hergestellt, leiten Wärme 
und Schall gut, während die Bimsdecken gerade das Gegentheil 
bewerkstelligen und somit für Wohnräume sich ganz vorzügtich 
eignen. Auch bilden sich an dichtem Beton leicht Schwitzwaffer— 
bildungen, welche eine Durchfeuchtung des Füllmaterials und der 
Fußbodenhölzer herbeiführen. Je leichter und luftdurchlässiger 
die Stoffe für die Herstellung der Deckenfüllung gewählt werden, 
desto rascher wird das Austrocknen erfolgen, und wenn die 
Hauptfüllmasse aus trocknen Bimsstücken besteht, so ist das Füll— 
material ja schon irocken bei'm Einbringen. In diesem False 
werden nur eine dünne untere und obere Schicht und senkrechle 
Verbindungsrippen aus Bimsbeton hergestellt zum Tragen des 
Füllmaterials und der Nutzlast. Eine Duichfeuchtung der 
Deckenflächen infolge Verdichtung des in der Luft enthaltenen 
Wasserdampfes ist bei der Auswahl von Bimsstücken nicht zu be⸗ 
fürchten, da selbige wegen ihres großes Luftgehalles den 
Schwitzwasserbildungen nicht ausgesetzt sind. Bei weniger durch⸗ 
ässigen Stoffen, wie Gypsdiele und dergleichen, ist durch das 
Anbringen einer oder mehrerer ruhender Luftschichten dieser Ge— 
fahr zwar vorzubeugen, aber dafür wird mit den großen Hohl—⸗ 
räumen wieder gegen die Hygiene verstoßen. Diese Hohlräume 
hilden nämlich Vrutstätten für Ungeziefer, Bazillen ꝛzc. Außerdem 
zerfällt der Gyps mit der Zeit in feuchte oder von der Luft 
weniger umspülte Lagen und ist überhaupt nicht antifeptisch. 
Mit Decken, aus Bimostücken hergestellt, erreicht man einen ge— 
unden, behaglichen Aufenthalt auͤch in ebei vollendeten Wohnungen. 
Sie stellen eine bedeutende Ersparniß an Heizstoffen sicher, sodaß 
sich die Aufwendung höherer Kosten für diese Decken rechtfertigen 
ließen. Solche Mehrkoften sind jedoch nicht erforderlich, da die 
nach der durch Patentgesetz geschützten Koustruktion hergestellten 
Bimszimmerdecken sich mindestens ehenfy billla stellen, wie Hola— 
zalkendecken. 
Auch werden O,10—O,15 m an den Umfassungs- und Mittel— 
wänden und an der Treppenhöhe pro Etage gespart, wenn an 
Stelle der O, — O. m dicken Holzbalkendeden“ nur O,o m dicke 
Eisenbalkendecken mit Isolirbimsfüllung gewählt werben, wobei 
die Eisenbalken, wegen des Schalltrausportes durch dieselben. immen 
niedriger sein können, als die Deckendicke. 
Bei dem ersten Belastungsversuche lagen die Gewichte in 
der Mitte der Bruchplatte und ergiebt die Berechnung, wenn man 
diese Belastung als eine gleichmäßig vertheilte annimmt, 
— 1, 5000) kæ pro “m — 7500 kg, also das 18 fache der 
Jewöhnlichen Deckenbelastüngen, weil bei gleichmäßiger Belastung 
die Tragkraft, gleich 130, derjenigen der Mittebelastung gleichkommt. 
Bei dem zweiten Versuche war die Herstellung der Decke 
rine neue eigenartige Konstruktion. Es bildete der Bimsbelton 
im Querschnitt nebeneinander gelegte I-Träger, welche mit ihren 
Enden zwischen den eisernen LTrägern, rechwinklig zu diesen 
nebeneinander gelegt gedacht sind. 
Der hohle viereckige Iwischenraum zwischen je zwei Beton— 
J-Trägern ist mit ganz trockenen losen Bimsstücken in Haselnuß— 
Jröße ausgefüllt. Der gewöhnliche Bimssand der Schwenmsteine 
st hierzu nicht zu verwenden, da dieser mit vielen AUnreinlichkeiten 
vermischt ist, wie Schiefersteine, Quarz, gew. Erde ꝛc., welche 
den ganzen Zweck der hygieunischen Decke vereiteln würden. Auch 
-„chwemmsteine liefern wegen ihres Kalkgehaltes keine genügende 
IAsolirfähigkeit gegen Wärme und Schall. 
Die Herstellung einer solchen Decke ist folgende: Die 1 mm 
zuseinander liegenden eisernen JT-Träger werden bündig mit den 
beren Flächen ihrer unteren Flantschen verschaalt. Diese Bretter— 
'erschaalung lagert auf Riegelhölzern, welche mit U-förmigen 
doppelten Schraubenbolzen an den J- Trägern auf die Dauer der 
Deckeneinfüllung angehängt sind. Auf diese Verschaalung wird wie 
»ei gewöhnlichem Stampfbeton eine 224 emn dicke Schicht Bimsbeton 
nicht Bimssand), nasse Bimsstücke mit !/ 9—/ 12 Cement, aufgelegt, 
ticht gestampft. Nach diesem wird mit Hülfe von Schwarzblech— 
treifen abwechselnd eine dicke Schicht von ca. 30 cm trockenen 
Bimsstücken und eine dünne Schicht von 254 cm Bimsbeton so 
soch bis 2—54 cm unter der oberen eisernen 7-Trägerflantsche 
ingefüllt. Die Blechstreifen werden alsdann herausgezogen. 
dierauf wird eine flache Lage von Bimsbeton aufgelegt, event. 
nit der oberen Fläche der eifernen J-Trägerflantsche bündig aus— 
gefüllt und die Deckenfüllung ist fertig mit einem Minimum von 
LKement, nämlich ebensoviel, als zur“ Bindung der betonenen 
Träger erforderlich ist, und im Innern aus trockenen Bimsstücken 
jestehend. Beton, der nur aus Cement und groben Bimsstücken 
hereitet wird, erreicht kaum die Hälfte der Tragfähigkeit, welche 
hei entsprechendem Sandzusatz erzielt wird. Man hat 'es alfo 
in der Hand, die Tragrippen beliebig zu verstärken. 
Entsdreidungen. 
Wirthschaftliche Einheit von Grundstücken. Der 
Zimmermeister M. hatte 1889 in Hameln zwei in der Wetthor— 
traße dort, unter Nr. 4 und 5 unmittelbar neben einander ge— 
egene Bauplätze gekauft und auf seine Anträge die baupolizei— 
iiche Genehmigung zum Neubau eines Wohnhauses auf dem 
nen und später äuf dem anderen Grundstück erhalten. Auf dem 
rundstück Aer. d wurde ein Abort in einer geringeren Entfernung 
als 8 mm von der Grenze des Grundstücks Nr. 4 angelegt 
Nachdem letzteres in andere Hände übergegangen war,' gab der 
Magistrat durch Verfügung vom 11. Oktober 1802 dem M. auf, die 
ragliche Abortsanlage zu verlegen und sie nach den Vorschriften 
)es 84 der Baupolizei⸗Ordnung für die selbstständigen Städte 
des Regierungsbezirks Hannover, mit Ausnahme der Residenz— 
tadt Hannover, vom 17, Februar 1893 einzurichten. 8 4, der 
jach seiner Ueberschrift über „Aborte und andere Einrichtungen 
ür Abfallstoffe“ Anordnungen ktrifft, enthält zunächst Bestimmungen 
iber die Beschaffenheit der Sammelstellen von Äbfallstoffen, als 
zu denen gehörig die Aborts- und Senkgruben, Dungstätten, 
sanäle und andere, zur Lagerung oder Abführniug von' Unrath 
»estimmte Einrichtungen bezeichnet sind, und fügt dann hinzu; 
Alle Sammelstätten von Abfallstoffen müssen von Bruunen nach 
)er Beschaffenheit des Erdreichs 3 in bis 10 mm, von den nachbar— 
ichen Grenzen aber mindestens 8 mm entfernt bleiben. Nachdem 
M. mit seiner Beschwerde gegen die erlassene Verfügung vom 
Regierungs-Präsidenten und demnächst vom Oberpräsidenten ab— 
gewiesen war, strengte er noch Klage an. Der vierte Senat des 
Ober-Verwaltungsgerichts verfagte ihr den Erfolg. 
Der Gerichtshof sprach aus, daß für die Befugniß der 
Polizeibehörde, zu verlangen, daß die Abortsanlage iit dem 
geltenden Baurecht in Einklang gebracht wird, unerheblich ist, ob 
der Baukonsens, sofern die Genehmigung zu der Aborisanlage 
als darin enthalten anzusehen ist, bereits im Widerspruch mit 
dem bestehenden Baurecht ertheilt, oder erst durch deun Verkauf 
des nachbarlichen Grundstücks dieser Widerspruch geschaffen 
vorden ist. Wäre bei Ertheilung des Konsenses davon auszu— 
gehen gewesen, daß die beiden, damals im Besitz des Klägers be— 
indlichen Grundstücke eine wirthschaftliche Einheit bildeten und 
demnach in Ermangelung einer Nachbarsgrenze die Anwendung 
des 84 auf die Abortsanlage nicht einzutreten hatte, so war 
doch mit dem Zeitpunkt, in dem Kläger durch Zerstückelung des 
einheitlichen Grundstücks die Grenze zwischen den beiden Grund— 
tücken geschaffen hatte, die Befugniß der Polizeibehörde zur Au— 
vendung des 8 4 gegeben. War aber zur Zeit der Konsens— 
ertheilung die Fläche, die die beiden Grundstücke umschloß, nicht 
als wirthschaftliche Einheit, also die Grenze zwischen ihnen als 
Nachbargrenze anzusehen, so war der Konsens bezüglich der An—
	        
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