Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

sohe Steinbauten. 
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Hhohe 5teinbauten. 
Die himmelanstrebenden Bauwerke, welche, namentlich 
renseits des Occans, in unserer Zeit einander fort und fort 
zu überbicten suchen, nachdem der Eiffelthurm in dieser Hinsicht 
»ahnbrechend gewirkt hat, geben dem Professor Mohrmann 
in Riga Veranlassung zu einer in der „Deutschen Bauzeitung“ 
beröffentlichten Studie, in welcher er die Frage: „Ist Eisen 
der alleinige Baustoff für die höchsten Bauwerke der Neuzeit?“ 
zu Gunsten des Steinbaues mit „Nein“ beantwortet. Sehr 
uteressant sind die Ergebnisse der Berechnungen, welche über 
die zulässige Höhe der Bauwerke unter Zugrundelegung ver— 
chiedener Baumaierialien aufgestellt werden. 
An der Grundfläche eines vollen Prismas oder auch eines 
sohlen Prismas gleicher Wanddicke erhält jedes Flächenstück 
von der Größe cines qm eine Belastung, die sich aus der 
döhe in Meter multiplizirt mit dem Gewicht eines ebm er— 
giebt; die Pressung eines qem ist zehntausendmal so gering. 
Fin 100 m hoher, gerade aufsteigender Thurm gleicher Wand— 
dicke würde beispielsweise bei 200 kg Gewicht für den chm 
die Sohle mit 20 kg auf 1 qem belasten. Für ein hohles 
Prisma, dessen Wanddicke nach oben stetig bis Null abnimmt, 
st die Pressung unten nur halb so groß, bei dem gewählten 
Beispiel also 10 kg. Derselbe Werth ergiebt sich für eine 
sohle Pyramide oder einen hohlen Kegel mit konstantem 
Mantelgewicht (einer nach oben etwas zunehmenden Wanddicke). 
Hat man dagegen eine volle Pyramide oder eine hohle, deren 
Wanddicke nach oben bis Null abnimmt, so wird die Pressung 
in der Grundfläche sogar nur ein Drittel derjenigen des 
Prismas sein. Ein 100 w hoher, für den chm 2000 kg 
chwerer, gemauerter Thurmhelm solcher Art würde also unten 
jur einen Druck von 623 Kg, oder, da die obere gegen Null 
'onvergirende Wanddicke der Ausführbarkeit wegen eine kleine 
Massenzufügung verlangt, von vielleicht 7 kg auf 1 dem er— 
Jalten. 
Umgekehrt kann man ebenso einfach aus der zulässigen 
Pressung die statthafte Höhe ermitteln, was nachstehend für 
inige Mauerwerksarten geschehen ist: 
Zulässige Höhe von Mauerkörpern in Metern. 
Es ist nur nöthig, daß man das Gesetz berücksichtigt, 
iach welchem die Mauermassen nach unten zunehmen müssen, 
»amit die Pressung auf die Flächeneinheit in allen Höhen 
zleichbleibt. Aus diesem Gesetz findet man z. B., daß ein 
Mauerkörper irgend welcher Form, der aus Ziegelsteinen von 
1600 kg Gewicht für den chm aufgeführt ist und der in 
einer Grundrißfläche 71,2 kg Pressung auf den qem (75 000 
auf den qm) aufweist, bei einer Verlängerung nach unten 
n 32,5 m Tiefe die doppelte Grundfläche, in abermals 
32,5 m Tiefe die vierfache, bei nochmaliger Fortsetzung um 
32,5 mm Tiefe die achtfache, dann die sechszehnfache, zweiund— 
)reißigfache Grundfläche u. s. f. erhalten muß, wenn die 
LBressung von 71/2 Kg sich nicht steigern soll. 
Man könnte demnach die in der ersten Spalte der Ta— 
helle für derartiges Ziegelmauerwerk angegebenen Höhen noch 
ergrößern, wenn man die betreffenden Körper als obere 
Theile eines Bauwerks betrachten würde, dem als unterer 
Theil noch ein nach vorstehendem Gesetz gebildeter Untersatz 
ugefügt würde. Die Grundrißfläche des letzteren müßte sich 
iach je 32,5 m Höhe stetig verdoppeln. Wegen der raschen 
Massenzunahme würde man allerdings diesen Untersatz nicht 
zar zu hoch machen können, da ja nach zweimal 82,5 — 65 m 
die Unterfläche bereits viermal so groß, nach dreimal 32,5 m 
iber gar achtmal so groß werden würde. Nimmt man an, 
aß für die in der Tabelle angeführten Baukörper die Ver— 
zrößerung der Grundfläche auf das Vierfache ohne zu große 
Materialverschwendung noch angängig wäre, so würden sich 
)emnach die in der ersten Tabellenspalte verzeichneten Höhen 
ioch um 65 mi steigern lassen. 
In gleicher Weise lassen sich noch eine ganze Reihe anderer 
Beispiele berechnen. 
Will man einen derartigen hohen und gewagten Steinbau 
zusführen, so ist es erforderlich, daß man bei der Auswahl 
der Werkstücke und Steine die gleiche Vorsicht walten lasse, die 
für Eisentheile überall üblich ist. 
Zoll die Tauglichkeit zweier Stoffe verglichen werben, so 
nuß zunächst eine gewisse Klarheit über die zulässige Be— 
inspruchung der Materialien vorliegen. Wenn in einem ge— 
sogenen Körper ein einziger Querschnitt unzuverlässig ist, so 
findet ein Zerreißen statt, die beiden Theile entfernen sich von 
einander und die Konstruktion ist zerstört. Bei gedrückten 
körpern dagegen nähern sich nach der Zerstörung eines un— 
zuverlässigen Stückes die beiden Theile und finden, wenn sich 
uicht eine schräge Gleitebene gebildet hat, von neuem eine 
este Berührung. In dieser Beziehung bildet also die Druck— 
estigkeit an sich eine größere Sicherheit, als die Zugfestigkeit. 
kine dünne, senkrecht zum Druck stehende Schicht kann sogar 
ganz zermalmt werden, ohne daß dadurch eine Zerstörung 
einzutreten braucht. Solche dünne Schichten sind aber unter 
anderem die Lagerfugen des Mauerwerks. 
Für die richtige Beurtheilung der Festigkeit des Mauer— 
werks bildet die Beschaffenheit der Fuge, ihre Lage, Siärke, 
Ausfüllung, einen der wichtigsten Faktoren, der vielfach unter— 
schätzt, oft aber auch stark überschäßzt wird. Bei Mauermassen 
mit gutem Mörtel, der fest abgebunden hat, wird der 
Druck bei richtiger Ausführung seinen Weg verfolgen, 
ohne sich sonderlichh um die Lage der Fugen oder, was etwa 
dasselbe sagt, um die Größe, Gestalt und Richtung der Steine 
ʒu kümmern. Wenn die Elastizitäts- und Ausdehnungs-Ver— 
hältnisse von Stein und Mörtel nicht zu sehr verschieden sind, 
'o wird das Verhalten eines fest verbundenen, nicht über 
Bebühr belasteten Mauerwerks ziemlich das gleiche sein, möge 
ein regelrechter Verband durchgeführt sein, oder nicht, mögen 
die Schichten senkrecht oder schräg zu der Druckrichtung laufen, 
oder möge schließlich ein wildes Bruchsteingemäuer, oder ein 
Zußwerk mit kleinen rundlichen Steinen vorliegen. 
Fehlt dem Mörtel die Eigenschaft, sich gut mit den 
Steinflächen zu verbinden (oder umgekehrt, bieten die Steine 
dem Mörtel keine geeignete Angriffsfläche), so wird bei schräg 
liegenden Schichten oder geneigten Steinflächen, deren Richtung 
um mehr als den Reibungswinkel vom Loth gegen die Druck, 
richtung abweicht, bei entsprechend starkem Druck eine Ver— 
22 7 
——— 
33 J— * 
3581334 
2 
—— 
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78 l 
Form 
Werkstein 
1cbmn — 2600 kę 
ẽs 
Mauerkörpers 
zuläss. Zuläff. Zulässiger Druck 
Druck Druck 
7 α Iä α Oαα Aöια öο‘ 
Kolles Prisma oder hohles 
Prisma mit gleicher 
Wandstärke . 
Oesgl. bei Zuschlag von 
0 pCt. für Nebenlasten 
Decken, Treppen u. s. w.) 
xrisma mit abnehmender 
Wanddicke (oben — 0) 
»der Pyramide mit kon— 
stantem Mantelgewicht 
risma mit abnehmender 
Wanddicke bis 23 der 
döhe und gleicher Wand— 
dicke im oberen Drittel 
— len der unteren Dicke) 
— 
für Nebenlasten . 57 
Hramide oder Kegel, voll 
oder hohl mit abnehmen— 
der Wanddicke . .. 
Sespl. mit gleichbleibender 
Wanddicke im oberen 
Drittel (S l, der unteren D— 
Dicke) rd. 138221 8310 810 680 
desgl. mit 10 pCt. Zuschlag 
rür Nebenlasten ).124 119 3060 469 612 
Es sind das recht ansehnliche Höhen und doch bezeichnen 
sie noch längst nicht die äußersten Grenzen 
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