Bautechnische Notizen — Vermischtes.
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eigentlich Verschwendungsherde heißen, denn sie konsumiren in der Regel
fabelhaft viel Brennmaterial, während der Nutz- und Wärmeeffekt nicht im
Verhältniß steht zur Masse der Kohlen und des Holzes, welche man für
den Kochzweck verwenden muß.
Dient eine Feuerung für die oben auf der mit aushebbaren Guß—
eisenringen versehenen Herdplatte aufzustellenden Siedepfannen, Suppen—
töpfe ꝛc. und zugleich nebenher für einen kupfernen Wasserkessel einer⸗
seits, anderseits aber für eine sogenannte Brat- (oder Braten-) Röhre, so
wird anscheinend wohl dreifacher Zweck erreicht, in den seltensten Fällen
jedoch ein wirklicher Nutzen; befindet sich die eiserne Bratröhre direkt am
Feuerraum, so bekommt sie durch die Hitze bald ein Loch; belegt man
nun aber die Wände derselben außen gegen das Feuer zu mit Lehm, so
fällt derselbe bald ab, wenn er dürr ist, oder er läßt die Wärme nicht
zenügend durch, wenn er zu dick aufgetragen wird; dann muß beständig
ein starkes Feuer während des Kochens, resp. Bratens unterhalten werden,
um etwas in der Röhre gar zu braten. Manche Maurer gehen dann in
der Sache noch weiter und legen sogar, angeblich zur Schonung der
eisernen Bratröhrenfeuerwand, einen Dachziegel vor, dick mit Lehm ver—
schmiert, dann aber muß fürchterlich geheizt werden; dadurch leiden aber
wieder die oberen gußeisernen Platten und so schafft eine solche Konstruk—
tion einen Uebelstand um den andern; daher soll also, wie gesagt, das
Feuer (die Wärme) auch noch den Wasserkessel und eventuell sogar
eine zweite Bratröhre umspielen und dann erst abziehen, was natürlich
eine verwickelte Anlage der Feuerkanäle erfordert, deren verzwickte Anord⸗
nung und Säuberung stets viel Mühe macht, wobei aber leider die sach—
verständige Sorgfalt nicht immer vorhanden ist, die nöthig wäre.
Am besten ist es, entweder für jeden Zweck eine eigene Feuerung
einzurichten mit besonderem Abzug in ein gemeinschaftliches Hauptabzugs—
rohr, oder, wenn man dies nicht will, die Maschinirung nach Art
der Füllöfen, die sehr große Heizeffekte bieten, einzurichten;
viele Landmaurer machen so dicke Mauertheile bei den Herdanlagen, selbst
bei den einfachsten, daß dann ein bedeutender Aufwand an Heizmaterial
dazu gehört, den vorsündfluthlichen Aufbau zu durchwärmen; es sollten
daher diese Arbeiten stets cinem Spezialisten der Feuerungs—
kunde überlassen werden, der seine Sache gründlich versteht, selbst—
ständig und sicher vorzugehen weiß, wenn man selbst nicht ganz bekannt
mit diesen Dingen sein sollte.
Es ist zu empfehlen, die Herde immer auf ein kleines, aber festes
Gewölbe, oder auf eiserne Träger zu stellen, sowohl aus statischen, als aus
feuerpolizeilichen Gründen; man hat aus letzterer Ursache auch die Herde
unmer mit einem Belag von Ziegeln oder Kehlheimerplatten, Klinkern ꝛc.
am Boden umgeben; Ziegel färben jedoch ab, Kehlheimerplatten sind zu
zlatt, nicht minder die Klinker, am besten empfehlen sich noch die Cement—
latten —
Eine offene Feuerung läßt sich endlich mit den maschinirten
Herden nicht gut vereinigen und erheischt einen besonderen Herd;
dasselbe gilt vom sogenannten „Windofen“ oder Küchenkamin für Plätt—
eisenerhitzung, Kaffeebrennen ꝛe. Es braucht wohl auch kaum erwähnt zu
werden, daß jeder ordentliche Herd mit vielen Rauchzügen an der Seite
Putzthürchen erhalten muß, um nicht veranlaßt zu werden, die Gußeisen—
platte oben bei'm Reinigen der Züge abheben zu müssen. L. T-XK.
vahl ihrer Söhne damit zu befassen, die demselben früher ferner standen.
Allerdings ist der Kampf um's Dasein bedeutend schwieriger geworden und
es mag dies nicht ohne Einfluß auf jenen Umstand sein. So sehr nun
der Werth dieser veränderten Anschauung jener Kreise zu würdigen ist, so
zeigen sich in der Ausgestaltung des vorschwebenden ideellen Zieles oft
genug Ansichten, die unseres Ermessens nicht auf richtigem Boden stehen.
Gleichwie auf der Akademie die Schüler zu Künstlern herangebildet
verden, denkt sich der grosse Theil der mit den Verhältnissen weniger Ver—
rauten, sind ja auch die Kunstgewerbeschulen dazu da und bereit, den
ungen Menschen, welcher eben die Schule verlassen, seiner Neigung ent—
prechend für das „Kunstgewerbe“ auszubilden. Vorläufig schwebt ja
neist nur dies unbestimmte Etwas vor; mit der Zeit, denkt man, wird
der junge Mensch unter den verschiedenen Fächern der Schule schon eines
Jerausfinden, in welchem er es später zu Etwas bringen wird. Also gut.
Der Schüler bleibt 4, auch 6 Jahre auf der Anstalt, findet einen ihm zu—
agenden Zweig kunstgewerblicher Technik und glaubt dann nach Beendigung
eines Kursus, sichern Muthes in die Praris eintreten zu können. Es
indet sich bald ein Meister, bei dem er Beschäftigung findet; aber da muß
r zu seinem Erstaunen bemerken, daß er, der auf der Schule gelernt hat,
zanz gute Arbeiten zu liefern, in Bezug auf Geschicklichkeit der Hand und
Raschheit der Ausführung bei den gewöhnlichen, ebendeshalb häufigeren
Arbeiten ganz bedeutend zurück ist, daß er trotz seiner Kenntniß der
Stilformen, und sonstiger theoretischer Ausbildung doch nicht mit
Erfolg konkurriren kann. Woran liegt das nun? — Er hat doch auf
der Schule fleißig gearbeitet, allerdings immer unter der Beihilfe
eines Lehrers, und nun, in die Praris gestellt, verschwindet sein Können
vor der handfertigen Geschicklichkeit von Leuten, die eine künstlerische An—
chauung nur sehr selten besitzen. Die Sache liegt aber ziemlich einfach:
vie es im Wesen einer Schule liegt, kann dieselbe ihr Hauptgewicht nur
iuf künstlerische Auffassung und Durchbildung der Arbeiten ihrer Schüler
egen, der Lehrer läßt zu diesem Zweck nach guten, mustergültigen Vor—
»ildern Kopien anfertigen, indem er den Schüler auf charakteristische und
ünstlerische Eigenthümlichkeiten aufmerksam macht. Doch wird der letztere
m Laufe einer gewissen Zeit, eines Jahres z. B., selbst wenn es ihm
Ernst ist mit seinem Streben nach Vervollkommnung, doch nur eine be—
chränkte Zahl von Arbeiten herstellen können. Wie anders stellt sich aber
»ie Sache in der Prarxis dar! Nicht von künsilerischem Verständniß
eugende Arbeit ist so sehr Hauptsache, als vielmehr eine gewisse flotte
Routine, die es ermöglicht, ein Stück bald fertig zu bringen, das dabei
„nach Etwas ausschaut“. Wohl kommen auch hier Arbeiten vor, deren
Besteller ein küunstlerisches Verständniß bei ihrer Durchführung verlangen,
aber einmal sind solche gegenüber der Gesammtprodultion nicht gar so
hjäufig, andererseits bekommt sie der junge Kunsthandwerker, welcher eben
don der Schule kommt, sicher nicht in die Hände. So ist er den Leuten,
velche ihre Lehrzeit praktisch durchgemacht, dabei durch stetige und
nannigfache Arbeit eine tüchtige handwerkliche Routine erlangt haben,
»or der Hand unterlegen. Bei guͤtem Eifer und Strebsamkeit ist er vielleicht,
alls sich ein Prinzipal für ihn findet, der auf ihn Rücksicht nimmt, in
inigen Jahren in der Lage, die ihm fehlende handliche Uebung einzuholen.
dielfach aber erzeugt in solchen Fällen das Selbstbewußtsein des jungen
Menschen, welcher gewohnt, nur guten mustergültigen Vorbildern nach zu⸗
eifern, jetzt genöthigt sein soll, seine tägliche Beschäftigung in Arbeiten dft
ehr zweifelhaften Werthes zu suchen, in demselben ein Gefühl der Ent⸗
äuschung und, Entmuthigung, welches ihm völlig erspart geblieben wäre,
venn er von Anfang an das durchgemacht hätte, was mañ in Industrie
ind Gewerbe als am allernöthigsten erachtet — eine praktische Lehrzeit.
Erst wenn der Schüler durch die Erfahrungen der Praxis eine gewisse
eife und Einsicht erhalten hat, wird er mit sicherem Erfolg das Ziel der
Schule erreichen können und dann, in die Praxis zurückgekehrt, allen Auf—
jaben des Geschäfts, gestützt auf technische Schulung und künstlerisches
Empfinden, ruhig entgegenschen dürfen.
Es sollte daher den Eltern der Schüler, welche ihre volle Ausbildung
auf der Schule erreichen wollen, klar gemacht werden, daß zu einem ge⸗
sicherten Fortkommen eine praktische Lehrzeit unumgänglich noöͤthig sei und
daß erst nach Erledigung derselben die Kunstgewerbeschule als Mittel zu
veiterer Ausbildung einzutreten habe.
Eine Sicherheitslaterne, die bei Sturm und Stößen nicht
berlöscht, bringt die Dresdener Firma Hauptvogel K. Co. auf den
Markt. Ein wichtiger Bestandtheil derselben ist ein unzerstörbarer Zylinder,
der ein in das Glas eingeschmolzenes Drahtnetz enthält Während bei den
isherigen Sturmlaternen bei'm Anbrennen der Zhlinder entweder in die
dand genommen, gehoben oder niedergedrückt werden mußte, wird bei
er neuen Laterne nur ein Stift gelöst, worauf der obere Theil mit dem
Zylinder umkippt. Verlöschen kann die Laterne nie. Der Fuß und die
happe sind von sehr starkem Blech, der Boden ist am Rande durchlöchert
ind darüber ein Drahtsieb gelöthet, durch das die Luft dem Petroleum—
»der Rübölbrenner zugeführt wird. Im Deckel ist ein konisches Draht⸗
ieb vorgesehen, um die ausstrahlende Hitze nach dem Umfange zu ver—
heilen. Für staubige oder feuergefährliche Räume ist die Laterne wohl
das Sicherste, was es zur Zeit giebt und darum auch viel von Bebörden
ꝛmpfohlen worden..
Zerlegbare Baracken aus Papierstoff. Ganz neuartige, zer⸗
egbare Baracken hat Bergruen in Paris konstruirt. Eine solche Baracke
hesteht aus Hohlplatten, von gepreßtem Papierstoff, Cellulose und dgl.,
deren Stoßflächen behufs Ineinandergreifens der Platten einerseits vor—
pringend, andererseits zurücktretend gestaltet sind. Die Fugen werden
nit Deckstreifen gedichtet und die Hohlkörper mittels Haken oder Svangen
meinander befestiat.
Vermischtes.
Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Die Versicherung gegen
Arbeitslosigkeit soll jetzt in der Schweiz von behördlicher Seite in Angriff
genommen worden. In Bern ist nämlich vom Stadtrath zu dem Zweck
eine Kommission niedergesetzt worden, die einen Entwurf ausgearbeitet hat,
wonach die Versicherungskasse von der Gemeinde selbst durch ihr Arbeits—
nachweisbureau verwaltet wird. Eine aus sieben Mitgliedern bestehende
Kommission führt die Aufsicht und bestimmt die Höhe der zu gewährenden
Unterstützungen.
Die Mittel der Kasse werden beschafft durch Beiträge der versicherten
Arbeiter, der Arbeitgeber, der Gemeinde und durch Geschenke. Die Mit—
glieder sollen 40 Centimes (35 Pfg.) im Monat beitragen. Der Gemeinde—
Zeitrag soll 5000 Francs (4000 Mk.)) im Jahre nicht übersteigen. Mitglied
kann jeder, in der Gemeinde beschäftigte Arbeiter werden. Er hat sich zu
dem Zweck bei seinem Arbeitgeber oder bei'm Vorstand des Fachvereins
oder im städtischen Arbeitsnachweisbureau anzumelden. Diese Anmelde—
stellen nehmen auch die Monatsbeiträge der Mitglieder entgegen.
Anspruch auf Unterstützung hat, wer wenigstens 6 Monate lang der
Kasse angehört, seine Beiträge regelmäßig geleistet hat und wenigstens
2 Wochen arbeitslos ist. Die Unterstützung beträgt im Maximum 1 Franec
(80 Pfg.) für ledige, und 1,60 Franc (1,20 Mk.) für verheirathete
Arbeitslose pro Tag. Das Reglement bestimmt die Fälle, in denen
wegen selbstverschuldeter Arbeitslosigkeit keine Unterstützung gewährt wird.
In die Aufsichtskommission wählen der Gemeinderath drei Mitglieder,
die Arbeitgeber und die Arbeiterunion je zwei Mitglieder. Die Kommission
hat nach Möglichkeit für Arbeitsgelegenheit zu sorgen. Die Kasse soll am
1. April d. J. in's Leben treten also erst vom nuüchsten Winter an Unter—
stützungen gewähren.
Erst Handwerker, dann Künstler. Die moderne Bewegung auf
unstgewerblichem Gebiete ist durch die Kunstgewerbevereine und Gründungen
tunstgewerblicher Lehranstalten ein so bedeutsamer Faktor in unserem
heutigen industriellen Leben geworden, daß sie auf die Berufswahl des
jeutigen Geschlechts ganz bedeutenden Einfluß zu nehmen beginnt. Es
ist dies, so entnehmen wir dem „Kunstgewerbe“, indessen nicht so zu ver—
stehen, als ob es früher ein Kunstgewerbe als Beruf nicht gegeben hätte,
sondern es beginnen sich heute Geiellschaftskreise hinsichtlich der Betufs—