Aradische Blechdächer. — Litteraturbericht.
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elben mit Asphaltpappe. Beide Mittel verhindern allerdings
das Eindringen von Nässe, aber auch das Austrocknen des
Balkenkopfes. Derselbe erstickt in diesem Falle, d. h. es bildet
sich leicht die Trockenfäule in und an demselben.
Das Trocknen des freien Balkens, nachdem die Stakung
»on allem Bauschutt gereinigt ist, geschieht in derselben Zeit,
u welcher die Wände durch einen Trocken-Apparat ausgetrocknet
werden. Selbstverständlich ist eine künstliche Nachhilfe im Früh—
ahr bei trockenen Winden, namentlich wenn der Bau durch
tarke Winterkälte zum Theil ausgefroren ist, leichter, schnellei
und darnach billiger zu erreichen, als im Hochsommer und Herbst,
n welchen warme, wasserhaltige Luft wenig zur Austrocknung
»eiträgt. Erhitzung der Räume durch Koakskörbe ist allein nicht
ausreichend; denn gerade warme, nasse Luft trägt zur Förderuig
der Keimfähigkeit des Hausschwammes bei. Etforderlich ist es,
ich eines Apparates zu bedienen, welcher der äußeren frischen
Luft gestattet, in den Heizraum einzutreten und welcher zur Ver—
hrennung die in den Räumen vorhandene schwere, nasse Luft
»enutzt. Deshalb müssen alle Fenster und sonstige Oeffnungen
jeschlossen werden. Die verbrannte Luft ist mit den Rauch—
»artikeln direkt, oder durch die im Bau befindlichen Rauchröhren
u. s. w. nach außen fortzuleiten, während der Heizkammer des
Trocken-Apparates frische Straßenluft zugeführt werden muß,
velche dieser in ausgedehntem, möglichst wasserfreiem Zustande
in die Räume treibt.
Anm. der Redaktion. Wir erklären uns mit dem vor—
stehenden Inhalt völlig einverstanden, glauben aber, daß man,
venn man statt der gewöhnlichen Asphalttafel mit Fischers Patent⸗
alztafeln aus dem gleichen Material arbeitet, ein recht ficheres
Schutzmittel anwendet. Nach unserem Dafürhalten sollte die
Verantwortlichkeit in allen Fällen den Unternehmer der Mauer—
arbeiten treffen, wie ja auch zur Genüge aus obigem Artikel
servorgeht
(Deutsche Bauhütte.)
Iradische Blechdüächer.
Die Verwendung von Blech als Dachdeckungsmaterial ist
zurch eine Neuerung des Prakendorfer Eisenwerkes wesentlich er—
eichtert worden. Der „Deutsche Dachdecker“ schreibt darüber
In Anbetracht der großen technischen Fortschritte der Neu—
zeit ist es wohl nicht gerechtfertigt, daß Blechdächer ganz in der—
selben Weise hergestellt werden sollen, wie es unsere Vorfahren
zu Wege gebracht haben. Auch sind die der alten Methode an—
jaftenden Mängel so vielfältig und schwerwiegend, daß es nur
iatürlich ist, wenn die Konstrüktion von Blechdächern nicht po—
»ulär werden konnte. Ein Hauptnachtheil der Blechdächer liegt
zarin, daß nur bestes Material dazu verwendet werden kann,
)»a ein anderes bei der Falzung schadhaft werden muß; ferner,
)aß die perfekte Ausführung sehr gewandte und verläßliche,
peziell hierzu eingeübte Arbeiter erfordert. Aber auch wo beides
odorhanden ist, bleibt die Arbeit schwierig und langsam. Auch
die besten gefalzten Blechdächer haben den Nachtheil, daß sie mit
»em Tachstuhl nicht genuͤgend verbunden und die Falze sehr dem
Verderben ausgesetzt sind, ferner können die Blechtafeln sich der
Temperaturveränderung gemäß nicht frei ausdehnen, die ge—
ingste Temperaturveränderung zieht eine Beschädigung des Ma—
erials nach sich und im Falle der Demontirung wird das ganze
Material werthlos. Alle diese Nachtheile soll die folgende Me—
hode beseitigen:
Je zwei Seiten der Blechtafel werden (durch eine Werk—
eugmaschine) aufgebogen, die Aufbuge in der Richtung des ab—
dießenden Wassers an einander gereiht und durch Klemmrohre
schmiedeeiserne, mit einem Schlitz versehene Rohre, welche über
die Aufbuge gezogen werden) an einander gepreßt. Aehnlich
verden an dem First die nach beiden Seiten des Daches hin—
leigenden Tafeln zusammengehalten. Außerdem werden Blech—
treifen von unten in die Röhrenschlitze versenkt und am anderen
vnde mit dem Dachstuhl verbunden.
Hierdurch erreicht man folgende Vortheile: Da Falze nicht
»orhanden sind, können auch Bleche minderer Qualität ver—
vendet werden, und da die Rohre eine mehr als doppelte Fleisch—
dicke gegenüber den Blechtafeln besitzen, sind sie viel weniger als
die Falze dem Verderben ausgesetzt. Besonders wichtig ist dies
»ei Anwendung verzinkter Bleche. Die einzige Unvollkommenheit,
an der verzinktes Blech zur Zeit noch leidet, ist die, daß es trotz
aller gegentheiligen Behauptung der Fabrikanten noch nicht ge—
lungen ist, ein vollkommen falzbares Produkt zu erzengen. Be
dem Falzen sprinagt der Zinküberzug ab ꝛc.
Das Dach erhält durch die Rohre, welche den Eindruck von
iußeren Sparren machen, eine größere Steifheit und Festigkeit.
Die einzelnen Tafeln können unter dem Einflusse der veränder—
ichen Temperatur sich frei ausdehnen und zusammenziehen, was
zesonders bei Zinkblech wichtig ist. Die Verbindung mit dem
Dachstuhl ist viel vollkommener, weswegen solche Dächer sich für
anhe Gegenden (Karst) empfehlen. Jede Verbesserung oder Ver—
inderung ist leicht zu bewerkstelligen, das ganze Dach kann un—
»ersehrt demontirt und von neuem verwendet werden, weshalb
olche Dächer für provisorische Bauten (Ausstellungen, Militär—
»aracken) prädestinirt erscheinen. Für ein Ausstellungsgebäude,
velches nach kurzer Dauer fortgeschafft werden muß, ist es von
»esonderer Bedeutung, wenn das Deckmaterial, z. B. Eisenblech,
iach dem Demontiren noch den ursprünglichen Werth besitzt, wo—
jegen ein gefalztes Blechdach (oder Filzdach) beinahe werthlos
st. Diese Dachdeckarbeit ist, da die Fabrik sozusagen alles fertig
iefert, viel einfacher und jeder Dachdecker oder Klempner erlernt
ie ganz gut in ein bis zwei Tagen. In solche Dächer lassen
ich Fenster, Oberlichte, biegsames Glas (Tektorium) sehr leicht
infügen, das Aussehen ist gefälliger und der Kostenpreis nicht
yjöher, als bei gefalzten Dächern. Besondere Vortheile hat diese
Ydethode für Waggondächer. Bei dem häufigen Anprall reißen
die Falze; durch das Herumgehen, Fallenlassen von Werkzeugen,
Schneeschaufeln ꝛc. werden einzelne Tafeln (besonders die Falze)
ädirt und ist eine Reparatur wegen der Falze nicht möglich.
Bei Dächern aus Schwarzblech ist ein richtiger Anstrich von
größter Wichtigkeit; das zur Verwendung gelangende Blech ist
iber nach öfterem Transportiren und Lagern schon so verrostet,
daß der oft an und für sich mindere Anstrich nicht mehr hilft
und während des Anbringens oft durch Regenwetter ganz abge—
vaschen wird, ein Hauptgrund, weshalb Schwarzblechdächer un—
populär geblieben sind. Ganz anders verhält sich die Sache,
venn die Bleche gleich nach dem Auswalzen — sozusagen noch
varm — mittels Maschinen und den geeigneten Ingredienzien
zrundirt werden (die Farben in den Poren geprägt). Auf diese
Weise imprägnirte Bleche haben dann eine unvergleichlich längere
Dauer.
Derartige Dächer sind die einzigen, feuerfesten Bedachungen,
da sie bei großer Hitze nicht abspringen wie Ziegel und Schiefer,
'ondern selbst dann zusammenhalten, wenn ein inneres Feuer den
Dachstuhl ergreift. Es sind die billigsten Dächer, denn der Dach—
tuhl kann leichter und flacher sein (mithin weniger ,0 haben),
als bei Ziegel und Schiefer und hat keine Verschalung wie
bei Theerpappe nöthig; die Erhaltungskosten sind noch geringer.
Der einzige Vorwurf, der diese Dächer trifft, besteht darin,
daß geschlossene Dachräume durch die Sonnenstrahlen stark er—
hitzt werden; jetzt hilft man diesem Uebelstande, wo es nöthig
st, durch eine Verschalung von ganz dünnen Brettern unter den
Latten in der Weise ab, daß zwischen Brett und Blech eine Luft—
chicht bleibt, wobei durch obere und untere Oeffnungen ad normam
der Schornsteine die Sonnenstrah'en selbst den kühlenden Luftzug
reguliren.
Litteraturbericht.
Die figurale Plaftik und die dekorative Ornamentik
des Schlosses Herrenchiemsee.
(Hierzu eine Abbildung.)
Der rühmlichst bekannte Kunstverlag von Jos. Albert in
München, dem wir eine große Anzahl von Illustrationswerken
»erdanken, deren herrliche Wiedergabe auch den geläutertsten Kunst—
jeschmack befriedigen muß, hat uns wiederum mit zwei Pracht—
verken erfreut, auf welche wir heute die Aufmerksamkeit unserer
Leser lenken wollen. Es handelt sich um die Wiedergabe der
entzückend schönen Arbeiten, womit Professor Ph. Perron
das Schloß Herrenchiemsee im Auftrage König Ludwigs II. von
Bayern ausschmückte. Wie der Künstler seine Aufgabe gelöst
jat, ist den vielen Tausenden, welche alljährlich nach Herren—
hiemsee pilgern, aus eigener Anschauung bekannt und für sie
edarf es keines besonderen Hervorhebens, daß hier aus reichster
chöpferischer Phantasie Gebilde von unvergänglicher Schönheit
servorgegangen sind. Wem es aber nicht vergönnt ist, diese
Werke reifster und idealster Auffassung mit eigenen Augen zu
chauen, der möge sich die beiden Prachtausgaben anschaffen
velche den Titel führen:
Die figurale Plastik von Herrenchiemsee
20 Tafeln in Photographie und Lichtdruck
von Jos. Albert.
Preis: 20 Mk.