Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 58, Bd. 17, 1898)

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Mittheilungen aus der Praxis. — Die Lüftung der Werkstätten. 
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hängenden hoheren persönlichen und hygienischen Ansprüche und 
endlich auf die strengeren Anforderungen der Behörden. Für 
die Anordnung eines großen Hötels als Gesammantlage stellt 
der Vortragende drei, auch hinsichtlich der Anorduung der 
Höfe bemerkenswerthe Typen auf. Der erste Typus wird 
dargestellt durch das Hötel Metropole in Wien. In diese 
Gruppe fallen der Kaiserhof und das Alexanderplatz-Hötel in 
Berlin, der Hamburger Hof in Hamburg. Der zweite Typus 
wird dargestellt durch das Grand-Hötel in Paris; als eine 
Verbindung des ersten und des zweiten Typus sind zu be— 
frachten das Centralhötel in Berlin und das Hötel Continental 
in Paris. Der dritte Typus findet sich in dem Hoͤtel Frank— 
furter Hof in Frankfurt a,. M. Redner erläutert die besonderen 
Eigenthümlichkeiten dieser Typen an schematischen Zeichnungen. 
Die genannten Gebäude sind noch zu einer Zeit errichtet, in 
welcher die Baupolizei noch nicht beschränkende Vorschriften 
machte, wie heute. Diese Vorschriften waren namentlich in 
ihrer Beziehung auf die Küchen und übrigen Wirthschafts— 
räume solche, daß sie veränderte Anordnungen im Grundriß 
zur Folge hatten. Die Wirthschaftsräume wurden aus den 
Sockelgeschossen in ein Obergeschoß, meistens das Erdgeschoß, 
verlegt, was, da die Küchenausdünstungen die Fremdenzimmer 
nicht erreichen durften, oft zur Anlage eines besonderen Wirth— 
schaftshofes sührte. Eine interessante Anlage dieser Art ist 
das neben einem glasbedeckten Lichthof einen fast gleich großen 
Wirthschaftshof aufweisende Domhötel in Köln. Mit Ausnahme 
von drei untergeordneten Fremdenzimmern liegen im letzteren 
nur Wirthschaftsräume, andere Nebenräume und Korridore 
Eine Folge der Polizeiworschriften war der Umbau des Central— 
hötels in Berlin. Von den neueren Berliner Hötels zeigen 
das Palasthötel, das Bristol- und das Savoy-Hötel die 
Wirthschaftsräume im Erdgeschoß. Beim Bristolhtel sind sie 
an die äußerste hintere Ecke des Grundrisses, an einen be— 
sonderen Wirthschaftshof verlegt, während der infolge der 
strengeren Vorschriften größer wie früher zu gestaltende Haupt— 
hof als Gartenanlage ausgebildet ist, auf welche die meisten, 
gern benutzten Fremdenzimmer hinausgehen. Die Befürchtungen, 
welche man in den Großstädten für die Erhaltung dieser 
Gärten hegte, haben sich als unbegründet erwiesen; sie er— 
fordern allerdings eine sorgfältigere Pflege und öftere Er— 
neuerung des Rasens, der Blumenbeete u. s. w. 
Bestand bis vor einigen Jahren in deutschen Hötels der 
Gebrauch, entweder nur einzimmerige oder aus Salon und 
Schlafzimmer bestehende Fremdenwohnungen zu führen, so 
traten durch den starken Fremdenverkehr aus England und 
Amerika neue Ansprüche an das deutsche Hötel heran. Unter 
dem Einfluß des Savoy- und des Cccilhötels in London, 
wie auch z. B. des Waldorf-Hötels in New-York, bei welchen 
auf jedes vierte Zimmer ein Bad kommt, bürgert sich auch 
allmälich in Deutschland die Sitte des Bades ein und führte 
dazu, Hötelwohnungen einzurichten, die aus Entrée, Schlaf— 
zimmer, Bad und Salon bestehen. Sie sind in Berlin z. B 
im Palast-Hötel, Savoy-Hötel und im Hõtel Bristol eingeführt 
Das Verhältniß ist allerdings kein solches, wie in Amerika 
und England, da die deutschen Gewohnheiten überwiegend 
noch nicht die Ausprüche, wie sie dort entwickelt sind, stellen. 
Doch befreundet man sich auch hier mehr und mehr mit 
diesen Forderungen, und das kommt darin zum Ausdruck, daß 
das Palasthötel in Berlin bei einer Zahl von 24 Zimmern 
im Stockwerk vier Bäder besitzt, daß im Savoy-Hötel in 
Berlin auf 44 Zimmer drei Bäder und im Höätel Bristol in 
Berlin auf 62 Zimmer 12 Bäder entfallen 
—Nicht in allen Betrieben ist es moglich, der Forderung der 
Hygiene voll und ganz Rechnung zu kragen: in manchen In— 
oustriezweigen würde dadurch der ganze Erfolg, ja das Fort— 
hestehen eines Unternehmens in Frage gestellt sein. Man wird 
ich also in diesen Fällen auf die nothwendigsten Vorkehrungen 
beschränken müssen. In umfangreicher Weise lassen sich jedoch 
die gesundheitstechnischen Forderungen in den gewöhnlichen Werk— 
tälten erfüllen. Licht und Luft sind die Haupterfordernisse für 
»as Wohlbefinden des Menschen. Ersteres läßt iich durch 
zenügend große Fenster dem Arbeitsraum leicht zuführen, die 
Frhaltung guter und reiner Luft dagegen bietet schon gewisse, je 
nach der Art des Betriebes mehr oder minder große Schwierig— 
eiten. In Dr. Th. Weyl's „Handbuch der Hyögiene“ bespricht 
Prof. Marx Kraft nach „Uhland's Technischer Rundschau“ die 
yerschiedenen Ursachen für die Verunreinigung der Luft in Ge⸗— 
verbebetrieben und giebt Rathschläge dafür, auf welche Weise 
»iese Verunreinigungen verhindert oder doch wenigstens auf ein 
erträgliches Maaß beschränkt werden können. Die meisten der in 
Frage kommenden Verunreinigungen erfüllen die Luft in der 
Form von Staub, als Metallstaub, Erdstaub ꝛc, seltener wird 
zie Luft durch Gase und schädliche Dünste verunreinigt. Für die 
Beseitigung dieser Uebelstände kommen folgende Methoden in 
Betracht: Vorbeugungsmaaßregeln gegen das Entstehen und die 
Ausbreitung der Luflverunreinigungen; Ableitung der verun— 
reinigten Luft ins Freie; Ueberführung der verunreinigten Luft 
n geschlossene Räume und Abscheidung der gas- oder staub— 
örmigen Körper; Filtration der verunreinigten Luft unmittelbar 
an den Athmungsöffnungen des menschlichen Körpers; Vernichtung 
der nicht aus den Werkstätten entfernbaren, an verschiedenen 
Körpern haftenden Verunreinigungen. 
Die Vorbeugungsmaaßregeln gegen Entstehung und Aus— 
hreitung von Luftverunreinigungen können nicht oft in Anwendung 
gebracht werden und richten sich ganz nach den lokalen Ver— 
hältnissen. Wichtiger ist die Ableitung der verdorbenen Luft aus 
den Arbeitsräumen. Da es in den meisten Fällen nicht zulässig 
st, die stauberfüllte Luft direkt ins Freie zu blasen, so muß man 
Vorkehrungen treffen, den Staub vorher abzuschneiden. Man 
»enutzt zu diesem Zwecke vielfach das Eigengewicht des Staubes, 
undem man die ins Freie führenden Kanäle stellenweise zu 
stammern erweitert, in denen sich der Staubd infolge der durch 
die Erweiterung bedingten geringeren Luftgeschwindigkeit absetzen 
ann. Die Wirkung der Kammern wird noch erhöht, wenn man 
in dieselben Zwischenwände so einbaut. daß die Luft einen Zick— 
zackweg beschreiben muß. 
Eine zweite Methode, die Luft von Staub zu reinigen, be— 
teht in der Filtration derselben, welche sowohl auf trockenem 
vie auf nassem Wege erfolgen kann. Die trockene Filtration 
vird dann angewendet, wenn der Staub Theile enthält, welche 
der Wiedergewinnung werth sind. Man leitet zu diesem Zwecke 
zie Luft durch trockene Gewebe, an welchen die festen Theile 
zjängen bleiben; letztere werden dann durch Abklopfen von Zeit 
zu Zeit entfernt. Will man auf die Gewinnung des Staubes 
perzichten, so ist es besser, denselben auf feuchten, rauhen Flächen 
uu sammeln und diese Flächen durch Abspülen zeitweilig zu 
einigen. Eine andere Methode besteht darin, die Luft einen 
ünstlichen Regen passiren zu lassen, ehe sie ins Freie gelangt, 
vodurch der Staub niedergeschlagen wird. 
Handelt es sich um Entfernung von Staub und Gasen, so 
vendet man nasse oder trockene Kondensation an: man sucht die 
Base durch Abkühlung zu verflüssigen. Die trockene Kondensation 
hesteht darin, daß man sogen. Kondensationskammern anlegt, 
n welchen durch Einstellen von Wänden möglichst große Be— 
ührungsflächen geschaffen werden. Die Temperatur derselben 
sucht man möglichst niedrig zu halten und führt die Gase an 
hnen entlang. 
Die nasse Kondensation wird meist in der Weise durch— 
geführt, daß die Gase über Wasserflächen streichen, Wasserschleier 
zu durchdringen haben oder durch feuchte Filter geführt werden; 
in manchen Fällen benutzt man auch zerstäubtes Wasser oder 
Dampf. Sehr vortheilhaft ist das Hindurchpressen der Gase 
zurch Wasser, indem man dieselben unter Wasser zerstäubt. Auch 
nitgeführte Staubtheile werden dadurch vollkommen abgeschieden. 
Außer der Kondensation kann man zur Entfernung der 
Base die Absorption mittelst geeigneter Flüssigkeiten in Anwendung 
hringen; diese Methode ist jedoch sehr wenig verbreitet, obaleich 
sie volle Beachtung verdient. 
Bei manchen Arbeiten, welche eine ständige Ernenerung der 
Luft im Arbeitsraum nicht zulassen, oder wo die Verunreinigungen 
derart sind, daß ein Luftwechsel wenig Wirkung haben würde, 
vendet man die Filtration der berunreiniagten Luft vor den 
Die Lüftung der Werhksltätten. 
In neuerer Zeit bricht sich immer mehr die Erkenntniß 
Bahn, daß die Erhaltung der vollen Arbeitskraft eines Mannes 
zum nicht geringen Theile abhängt von der Beschaffenheit der in 
den Arbeitsräumen vorhandenen Luft. Es liegt deshalb, ganz 
abgesehen von der moralischen Verpflichtung des Arbeitgebers, 
auch im Interesse desselben, die auf dem Gebiete der Hygiene 
gemachten Erfahrungen sich zu Nutze zu machen, um seine Arbeiter 
eistungsfäh ig zu erhalten
	        
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