Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 58, Bd. 17, 1898)

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Litteraturbericht. — Bautechnische Notizen. — Vermischtes. 
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Bücher über Hochbau⸗-Konstruktionslehre — nicht überflüssig war. 
Nicht zum kleinsten Theile mag hierbei die eigenartige und zu— 
sammenhängende Behandlung der Treppen die Ursache gewesen 
sein. Denn, während man in anderen Werken diese so wichtigen 
Bebäudetheile an drei verschiedenen Stellen (bei den Holz-, 
Stein- und Eisen-Konstruktionen) suchen muß, sind sie im vor— 
siegenden Heft ohne Unterschied des Materials zusammengefaßt 
— ein Gedanke, der ebenso naturgemäß, wie glück ich sein dürfte. 
Nicht weniger beachtenswerth aber ist es, daß die eisernen Treppen 
zum ersten Male eine dem heutigen Stande der Wissenschaft und 
der Eisentechnik vollkommen entsprechende Behandlung erfahren 
haben — Treppen, die gegenwärtig nicht mehr bloß für unter— 
zeordnete Zwecke dienen, sondern vielfach im vornehmen Wohn— 
Geschäflshaus und selbst im Monumentalbau Verwendung 
inden. 
Die inneren Rampen sind bisher noch in keinem Buche über 
dochbau⸗Konstruktionen besprochen worden. 
Bei den Aufzügen konnte es sich nicht darum handeln, die— 
selben so zu beschreiben, daß der Architekt in den Stand gesetzt 
wird, einen Aufzug selbst zu konstruiren. Das fragliche Heft 
soll nur zu seiner Orientirung dienen und ihm über einschlägige 
Fragen das erforderliche Urtheil zu verschaffen. 
Im Schlußabschnitt spielt die elektrische Haustelegraphie die 
Hauptrolle. Es ist wohl überflüssig, zu versichern, daß dieser 
Gegenstand auf den neuesten Stand der Elektrotechnik er⸗ 
hoben wurde 
Tuff- und Schlackensteinen gegenüber eine ganze Reihe von Vorzügen: er 
it sehr hart und sehr leicht, erleidet bei dem Transport keinen —* be⸗ 
ält vollständig seine scharjen Kanten und besitzt die dreifache Druckfestig- 
eit der Schwemmsteine. Ferner gewährt sie sinnreiche Anbringung der 
eitlichen Miffelungen, dem Putz einen vorzüglichen Halt und den Riffelungen 
in den Stoßfugen der ganzen Wand eine gute Verdübelung. Die Her— 
tellung des Universal-Steines ist äußerst einfach und billig. Zur Fa— 
rikation desselben tönnen Schlacken, Asche, Bimssand, Tuff, vohe, Torf—⸗ 
null, Sägemehl ꝛc. verwendet werden. Die Zusammensetzung dieser 
Naterialien ist ein Geheimniß der Erfinder. Die Bestandtheile des 
Steines, welche überall zur Verfügung stehen, erfordern kaum nennens- 
verthe Kosten und infolge der einsachen Herstellung sind ein Mann und 
in Junge in der Lage, per Tag ca. 2000 Stück anzufertigen. Der 
krocknungsprozeß der Steine geht sehr schnell von statten und beträgt ca. 
icht Tage. Ein weiterer Vorzug der Herstellung besteht darin, daß die 
Steine nicht geschlagen oder gepreßt, sondern gegossen werden und sofort 
nach dem Guß aufeinander gesetzt werden können. wodurch kostspielige 
Trockenanlagen vermieden werden. 
Neues Baumaterial. In Italien macht gegenwärtig eine neue 
krfindung viel von sich reden, die von einem rüssischen Architekten 
Amelung gemacht worden ist. Nach den bisherigen Mittheilungen soll 
das Lithoid (so nennt der Erfinder den Stoff) von großer Bedeutung für 
as Baugewerbe und andere Zweige der Technik sein. Das Lithoid ist 
iine Flüssigkeit, deren Darstellung von dem Erfinder noch als Geheimniß 
»ehandelt wird. Ihre Bereitung soll aber leicht und billig sein, und es 
'ollen dabei als Nebenprodukt etwa 50 pCt. Kohlensäure gewonnen 
verden. Wenn mit dieser Flüssigkeit in bestimmten Verhältnissen, mit 
»der ohne Druck, zerkleinerte Ueberreste von Steinen, Sand, Sägemehl, 
Papierstaub, Kohlenstaub, Schutt aller Art gemischt werden, so bildet sich 
n kurzer Zeit ein fester Körper, dem man von vornherein jede beliebige 
Form und Farbe geben kann und der inbezug auf Wioerstandsfähigkeit 
ind Festigk it Stein und Eisen übertrifft. Die Bruch- und Zertrümmerungs— 
»roben, die vor einigen Wochen im mechanischen Laboratorium des In— 
zenieur-Instituts zu Petersburg vorgenommen wurden, haben höchst be— 
riedigende Resultate ergeben. Die künstlichen Lithoid-Erzeugnisse haben 
den Vorzug großer Billigkeit und können in der Form, in welcher sie ge⸗ 
raucht werden, gepreßt oder gegossen werden. Im Aussehen und in der 
dauerhaftigkeit des Glanzes sollen sie den natürlichen Materialien gleich— 
ommen. Die Mustersammlung, die römischen Fachleuten gezeigt wurde, 
nthielt z. B. Mühlsteine, Bausteine, grobe architektonische Verzierungen, 
vie Gesimse u. a. aus gewöhnlichem Sand; Konsolen, feinere Gesimse 
ind sonstige ornamentale Bausteine aus Ziegelstaub, Gips, Marmorstaub, 
zlurplatten und Wandbeschläge von großer Schönheit, die kostbare Stein— 
irten, Majolika und dergleichen nachahmen, aus allen möglichen Abfällen, 
„and und Kohle; nachgeahmte Holzschnitzerei für Kunstmöbel, aus Säge— 
nehl gepreßt; Leitungsröhren von größester Dauerhaftigkeit aus Jute und 
Drahtreifen; Wölbungen aus Steinmasse geaossen, die den stärksten Druck 
iushalten. und anderes mehr. 
—. 
Das landwirthschaftliche Bauwesen. Von Ludwig 
. Tiedemann. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Ein 
Band gr. 80 von 675 Seiten mit 704 Holzschnitten. Halle 
a. d. Saale. Verlag von L. Hofstetter, Vreis 12,50 Mk., ge⸗ 
hunden 14 Mk. 
Nach dem klassischen Handbuch des landwirthschaftlichen 
Bauwesens, das wir Baurath Engel verdanken, glaubte man 
allgemein, besser wäre die gestellte Aufgabe nicht zu lösen und 
ꝛs wäre nutzlos, wenn noch weitere Autoren dasselbe Thema be— 
arbeiteten. Und doch hat der Herr Verfasser des oben näher 
hezeichneten Werkes den Irrthum dieser Anschauung unzweideutig 
clar gelegt, indem er ein ganz vortreffliches Lehrbuch über das 
andwirthschaftliche Bauwesen schuf, und zwar nach neuen Ge— 
ichtspunkten. Als vornehmlichsten möchten wir die scharfe An— 
ehnung an die Praxis und ihre Bedürfnisse bezeichnen. Man 
nöchte annehmen, daß der Autor zuerst in der Landwirthschaft 
praktisch gearbeitet hätte, bevor er sich dem Bauwesen zuwandte; 
mindestens muß angenommen werden, daß er mit erfahrenen 
Landwirthen und Vereinen engste Fühlung nahm, um genau zu 
ermitteln, was jene für ihre Zwecke gebrauchen und welche An⸗ 
orderungen die moderne Wissenschaft der Hygiene erhebt. Durch 
dieses Zusammenwirken der betheiligten Faktoren wurden aber 
auch ansgezeichnete Ergebnisse gezeitigt, denen wir in den an— 
zJeführten Beispielen landwirthschaftlicher Bauten auf Schritt und 
Tritt begegnen Ein solches Werk unseren Lesern warm zu 
mpfehlen, bereitet uns wahre Genugthuung, zumal die Aus— 
ttattung eine gute und der geforderte Preis mit Rücksicht auf den 
Umfang ein sehr billiger zu nennen ist. I — 
Vermischtes. 
Submissions-Erfahrungen der Stadt Lörrach. Hat da das 
zetriebsame oberbadische Städtchen Lörrach jüngst ein neues Volksschul— 
jebäude errichtet und die Arbeiten hierzu im Wege der öffentlichen Ver— 
ingung vergeben. Dagegen ist nichts einzuwenden und grundsätzlich auch 
a'egen nichis, daß eine sorgsame Stadtverwaltung bei ihren Ausgaben 
veise Sparsamkeit walten läßt. Aber nur „weise“ Sparsamkeit, die sofort 
n ihr Gegentheil verwandelt wird, wenn sie nicht weise und mit Vorsicht 
Jjeübt wird. Das mußte die Stadt Lörrach zu ihrem Nachtheil erfahren. 
Wie badische Blätter berichten, enthält der städtische Rechenschaftsbericht 
iber das neue Schulhaus die folgende Stelle: „Leider mußte an diesem 
gebäude fast alles zum zweiten Male ausgeführt werden, weil man seiner 
zeit bedauerlicher Weise den billigsten, von auswärts einlaufenden 
fferten den Vorzug gab.“ Diese schlimme Erfahrung hat nicht nur die 
Stadt Lörrach gemacht, selten aber wohl ist ein Fehler mit solchem Frei⸗ 
nuth eingestanden worden, wie hier. 
Eine Hausverschiebung findet demnächst auch in Ungarn statt. 
ẽs handelt sich um ein vier Stock hohes Palais, welches zu weit in die 
m Ausbau befindliche, vom Ostbahnhof in gerader Linie bis zur Donau 
ührende neue Straßenavenue hineinragt und deshab um 5 Klafter zu⸗ 
ückbewegt werden soll. Das Gewicht des Palais beträgt 17 600 000 *; 
ie e chng wird 280 000 fil. kosten und in sechs Monaten voll⸗ 
eindet sein. 
Einheitliche Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen an einem 
Orte durch Arbeitgeber-WMerbände. In Berlin hat man in einer 
ußerordentlich zahlreich besuchten Versammlung die Gründung eines 
Arbeitgeberbundes für alle Inhaber von Bau- und Zimmergeschäften 
tBerlins und der Vororte beschlossen. Der Bund, dessen Hauptzweck, die 
Wahrung der gewerblichen Interessen, insbesondere hinsichtlich der Lohn— 
ind Arbeitsbedingungen ist, soll sich nicht nur auf Berlin, sondern auch 
nuf die umliegenden Ortschaften erstrecken. Das der Versammlung vor⸗ 
zelegte Statut wurde eingehend berathen und fand allseits prinzipielle 
Zustimmung. Nach einstimmiger Annahme der die Gründung des Bundes 
ussprechenden Resolution wurde der aus 15 Vertretern namhafter Bau⸗ 
zeschäfte bestehende Vorstand gewählt und mit der weiteren Führung der 
dGeschäfte beauftraat. 
Bautechnische Votijen. 
Thonziegel oder Cementziegel? In der am 10. Januar d. Is. 
ibgehaltenen Hauptversammmlung des Oesterr. Thonindustrievereins wurde 
u.“ a die Frage aufgeworfen, ob durch die zunehmende Herstellung von 
Cementdachziegeln die Thondachziegel-Erzeugung beeinträchtigt worden? 
Wie stellt sich die Herstellungsrechnung beider Fabrikate? Soll der Ziegel— 
abrikartt, um dem Wettbewerb zu begegnen, auch Cementziegel erzeugen? 
Im Verlaufe der Debatte wurde nun darauf hingewiesen, daß die Dach— 
alzziegel-Erzeugung, wenn ein gutes Rohmaterial zur Verfügung steht, 
bon den Cementdachziegeln keinerlei Konkurrenz zu befürchten hat, da der 
aus Thon hergestellte Dachfalzziegel jedenfalls eine größere Widerstands— 
zähigkeit im Falle eines Brandes besitzt und die Herstellunaskosten 
vesentlich billiger sind, als die des Cementfalzziegels. 
Universal Stein mit Mittelsteg als Ersatz für Schwemm-, 
Tuff-⸗, Schlacken⸗, Backsteine ꝛc. Es ist jedem Fachmann bekannt, daß 
durch den Transport die sogen. Schwemmsteine sehr leiden. Es ergiebt 
sich dadurch nicht nur mossenhaft Bruch, sondern die Steine verlieren auch 
hre Form, die Kanten bröckeln ab und werden sozusagen rund und die 
stosten sind bei weitem Transport kaum erschwingbar, sodaß die Bau— 
interessenten der Billigkeit halber zu den schweren Baclsteinen 
greifen müssen. Es dürfte daher für die Interessenten des 
Zaufaches von Michtigkeit sein, wenn auf den von der Firma 
Zumpf u. Rethwitsch in Stuttgart erfundenen und vom kaiserl. 
Patentamt geschützten Universal-Stein mit Mittelsteg und seitlichen 
niffelungen hingewiesen wird. Der Universal⸗Stein hat den Schwemm⸗
	        

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