Volksbäder. — Schoͤrnstein-Anlagen.
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Die Formen, in welchen seit den ältesten Zeiten das
Badebedürfniß der Kulturvölker Befriedigung suchte, sind
außerordentlich verschieden. Tie Griechen nahmend;das Bad
in Form von Abwaschungen aus gefüllten Wasserbecken, doch
auch schon in ältester homerischer Zeit in der Form von
Wannenbädern. Griechische Vasenbilder zeigen uns auch das
Brause- oder Duschebad, bei welchem aus den als Eber- oder
Löwenköpfe kunstvoll gestalteten Rohrmündungen sich das Wasser
von oben über badenden Frauen ergießt. Die römischen
Bäder bildeten eine wohlausgedachte Verbindung von kalten,
lauwarmen und heißen Bädern, bei deren Genuß man den
ganzen oder halben Tag zuzubringen pflegte.
Die großartigen Thermenbauten, in welchen das Bade—
bedürfniß dieses Volkes seinen baukünstlerischen Ausdruck fand,
sind allbekannt. Eine Weiterentwickelung der römischen Bäder
sind die prächtig ausgestatteten Badeanlagen der Araber und
Türken, in welchen ebenfalls das Schwitzbad mit den Ab—
stufungen des heißen, lauen und kalten Wasserbades gepflegt
wird. Die nordischen Völker, Russen und Schweden, pflegen
das Volksbad in der Gestalt des Schwitzbades, indem Dampf
von 40—500 Wärme dadurch erzeugt wird, daß auf der
glühenden Platte eines Ofens aufgeschichtete Kieselsteine zeit—
weise mit Wasser übergossen werden. Dem starken Schweiß—
ausbruch folgt dann unmittelbar ein eiskaltes Wasserbad.
Doch auch vom fernsten Osten wissen wir, daß das Volksbad
eine verbreitete, bewährte und sehr beliebte Einrichtung ist,
nämlich aus Japan, wo man dasselbe als Heißwasserbad in
Wärmegraden von 40' und darüber genießt. Auch in
Deutschland war das Baden bis zu den unseligen Zeiten des
dreißigjährigen Krieges ein Volksgewohnheit von außerordent—
licher Verbreitung, sodaß in unseren Städten damals hunderte
don Badestuben bestanden, welche Wannen- und Schwitzbäder
oon sehr einfacher Einrichtung besaßen.
In der Neuzeit ist die Wiedererweckung des Gedankens,
öffentliche Badeanstalten einzurichten, zuerft von England
ausgegangen, und dort ist dem Badebedürfniß hauptsächlich
in der Form des Schwimmbades Genüge geleistet, sodaß
wohl keine englische Stadt heute eines Schwimmbades ent—
behrt uud in den Volksschulen der Schwimmunterricht für
Knaben und Mädchen als zur Schulpflicht gehörend durch—
geführt ist.
Gleiche Bestrebungen, zu welchen man in Frankreich den
Anlauf nahm, sind erlahmt und verkümmert, wie ein Fran—
zose in der Behandlung dieses Stoffes selbst gesteht, weil die
Regierenden zu sehr von den Sorgen der Pohtik in Anspruch
genommen sind, als daß sie thatkraͤftig fördernd sich der Sache
annehmen könnten.
Bei uns in Deutschland sind als Volksbäder die Formen
des Wannenbades, des Schwimmbades und des Braufebades
im Gebrauch, während die, übrigens sehr wohlthätigen und
nützlichen Schwitzbäder, in der Form der römisch-irischen und
russischen Bäder mehr den Charakter von Heilbädern ange—
nommen haben.
Eine der beliebtesten Badeformen, welche auch besonders
häufig als Hausbad Verwendung findet, ist das Wannenbad,
das je nach den zur Verfügung stehenden Mitteln in kostbarer
bis zu sehr einfacher Ausstattung hergestellt werden kann
und seinem Zwecke in bester Weise dient, für eine Massen—
benutzung, wie sie ein richtiges Volksbad erfordert, jedoch
den Nachtheil hat, daß es zuviel Bedienung und, zuviel Zeit
beim Wechsel der Benutzung kostet. 'Dennoch sollten
Wannenbäder, für welche gern ein höherer Preis gezahlt
wird und welche daher im stande sind, die Ertragsfähigkeit
einer Badeanstalt in günstiger Weise zu heben, in einem
Volksbade nicht fehlen
in Rohren unterliegt den gleichen Naturgesetzen, wie diejenige
des Wassers in Leitungen: nämlich dem Gesetz der Schwere, dah.
die kältere, also dichtere und demgemäß schwerere Luft sinkt nach
unten und treibt somit die leichtere, das ist die wärmere, duünnere
Luft oder Gase, nach oben. Es steht die Geschwindigkeit des
Anftriebes im Verhältniß zum Gewichtsunterschied zwischen beiden
Luftarten, vermindert um die Reibung derselben an den NRohr—
vandungen. Wie beim Wasser eine Verlangsamung der Abfluß—
Jeschwindigkeit eintritt bei plötzlicher Verenqung und Erweiterung
der Rohrleitung, so auch in unserem Falle, es tritt bei Ver—
engung ein Austauen durch die plötzliche Kontraktion der schweren
Luft ein, bei Erweiterung ein plötzliches Auftreffen auf den eine
größere Fläche und somit größeren Widerstand bietenden Gegen—
trom. Wenn wir die Richtung von oben nach unten bei Abfluß
der schweren Luft im Auge behalten, so gilt also das Umgekehrte
ür den Auftrieb. Tritt also der Strom der aufsteigenden Feuer—
jase eines Ofens aus einem 13 cun Cfenrohr in einen Schorn—
tein von größerem Querschnitt, so stößt derselbe gegen ein sich
hdier stauendes größeres Quantum schwerer Luft, wodurch der
Auftrieb gehindert wird, und zwar je größer der Querschnitts—
interschied, umso größer der Widerstand. Wir können diesen
lmstand sehr häufig beobachten, wenn in einem lange nicht ge—
heizten Ofen Feuer angemacht wird. Der Ofen raucht, d. h.
die Feuergase treten aus der Thür ꝛc. aus, statt in den Schorn—
tein aufzusteigen; ein bewährtes Mittel, sofort Wandel zu schaffen,
zesteht darin, daß man ein leichtes Strohfeuer im Schornstein
inmacht, d h. die feststehende kalte Luftsäule im Schornstein
n Bewegung bringt. Am glattesten und ungestörtesten steigt der
Luftstrom ab, je gleichmäßiger der Querschnitt in seiner ganzen
Länge vom Anfang der Rauchröhre bis zum Schornsteinkopf,
dabei darf sich naturgemäß die Leitung nach obenhin allmälig,
d. h. gleichmäßig und unerheblich, verengen, ohne den Zug zu
beeinträchtigen, da ja die Rauchgase sich je höher hinauf umso
mehr abkühlen, also sich verdichten, einen geringeren Raum
einnehmen.
In der Abgabe von Wärme der Rauchgase an die kalte ab—
strömende Luft liegt ein weiterer Grund fuür die Störung des
Auftriebes bei erweitertem Querschnitt; es wird plötzlich soviel
Wärme an die größere Menge kalte Luft abgegeben, daß der
Auftrieb unter Umständen ganz aufhören kann und dieser Umstaud
»esonders kommt im oben angeführten Beispiel wesentlich zum
Ausdruck und spricht für die Gleichmäßigkei des Querschnittes in
der ganzen Leitung.
Der Auftrieb der Rauchgase wird aber nicht nur, oder
hielmehr nur bei Einleitung desselben, durch die kalten schwereren
Lufttheile im Schornstein selbst hervorgerufen, sondern vielmehr
durch die gesammte umgebende Luft bewirkt, d. h. durch eine
Luftsäule, welche gleich ist der Höhe des Schornsteins über der
Feuerstelle, also den Gewichtsunterschied der beiden Luftsäulen
Querschnitt mal Höhe mal Gewichtsdifferenz) innerhalb und
nußerhalb des Schorusteins, da diese kommunicirende Röhren
arstellen, in denen sich das Bestreben der Herstellung des Gleich—
gewichtszustandes vollzieht. Dies auch der Grund, weshalb hohe
S-chornsteine besser ziehen, als niedrige, abgesehen von Wind—
pressungen. Hieraus ist ersichtlich, daß der Auftrieb also eigentlich
iur durch die äußere Luftsäule bewirkt wird, und daß vielmehr
alle kalten, abwärts gerichteten Luftströmungen im Schornstein
elbst denselben nur behindern werden, da sie Widerstand leisten
der wenigstens Reibung erzeugen. Je mehr sich also der Quer—
chnitt des Schornsteinrohres demjenigen des Rauchrohres von
zer Feuerstelle her nähert, umso stabiler ist der Zug und umso
ascher wird er wegen der schnelleren Erwärmung eintreten.
Es dürfte demnach nur schädlich sein, wenn man dem
Zchornstein größere Abmessung giebt, als dem Zuführungsrohr
vom Ofen her. Wir möchten demnach feststellen, daß der Quer—
chnitt des Schornsteins jenem gleich gemacht werden muß, daß
also das Rauchrohr der Feuerstelle fiür Bemessung des Schornsteins
uaaßgebend ist, genau so, wie es bei jedem wissenschaftlich gau—
gelegten Fabrikschornstein geschiehtt. Es müßte demnach bei allen
Wohnhausanlagen mit Eentralheizung der Rohr- oder Fuchs—
zuerschnitt dieser letzteren das Maaß fuͤr die Schornsteinweite ab—
jeben. Kommen wir nun zu denjenigen mit Ofenanlagen, so
jalten wir es für das Richtigste, daß jeder Ofen ein besonderes
uussisches Rohr haben sollte vom Querschnitt des Ofenrohres
Wasch- und Kochherde eingerechnet). Will man aus Sparsam—
eitsgründen mehrere Ofenrohre in ein Schornsteinrohr einmünden
assen, so macht es wenig Unterschied, welcher Anzahl man den
Fintrit in ein russisches Rohr gestattet, selbst wenn alle Oefen
Jleichzeitig im Betrieb; denn je mehr Heizgase von einer be—
immsten Temperalur gleichzeitig eintreten., um so geringer di—
Schornstein-Anlagen.
Da man bei einigen Baupolizeiämtern neuerdings der An—
sicht zuneigt, die Schornstein-uerschnitte zu vergrößern, so wollen
wir hier auf das Bedenkliche der Verallgemeinerung solcher
Maaßnahmen hinweisen. Die Bewegung vön Luft und Gafen