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Die Kalksandziegel und der Kalksand Piseebau. — Entscheidungen. — vitteraturbericht.
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während des Baues einfielen und wieder, diesmal aber mit
zroßerer Vorsicht, aufgeführt werden mußten.
Ueber solcherart gefertigte Bauten könnte eine Reihe von
Zeugnissen aufgeführt werden, die besagen, daß diese Bauart
trotz ihrer Mängel in kurzer Zeit sich viele Freunde erwarb und
daß die hergestellten Baulichkeiten den großen Vorzug besaßen,
ein recht trockenes Mauerwerk abzugeben.
Um aber Gebäude, ohne von der Witterung abhängig zu
sein, schneller und trockener aufzuführen, ging man dazu uͤber,
erst große Steine (Werkstücke) aus Betonmörtel herzustellen
Der Moͤrtel wurde hierzu in Formen gestampft und zur all—
mäligen und besseren Erhärtung mit nassen Tüchern bedeckt
oder gar unter Wasser gesetzt.
Derartige Werkstücke sind in Frankreich und England zu
Wasserschutzmauern verwendet worden. Durch entsprechende
Formung sind auf diese Weise allerlei Architekturstücke, auch
Treppenstufen, Podestplatten, Krippen, Kapitäle ꝛc. hergestellt
worden. Dieses Vorbild ist die Entstehung eines besonderen
Industriezweiges, der heut in hoher Blüthe steht, geworden, der
Kunststeinfabtikation, die überall ihre Vertreter gefunden hat.
Die Verwendung solcher oben beschriebenen schweren Werkstücke
für den Bau gewöhnlicher Gebäude war ihrer Unbequemlichkeit
halher nicht gut thunlich, weshalb darauf Bedacht genommen
werden mußte, kleinere Quantitäten Kalksand-Pisemaffe in eine
weckentsprechende Form zu bringen.
Die Beobachtung, daß die Masse erst durch eine gewisse
Verdichtung erhärtungs- und daher widerstandsfähig wird,
brachten weiland Dr. Bernhardi zu der Erfindung einer hölzernen
Presse, ine der Steine gewöhnlichen Ziegelformats so hergestellt
wurden, daß dieselben in zwei bis drei Wochen verwendbar
waren. Diese Presse muß, wie es ja auch natürlich ist, nicht
voll hefriedigt haben, da dieselbe verworfen und durch eine ganz
aus Eisen konstruirte Knichebelpresse ersetzt wurde.
Die in den letzten sünfziger bis gegen Mitte der siebziger
Jahre aus diesen Kalksandziegeln erbauten Gebäulichkeiten haben
sich bis heute ausgezeichnet gehalten. Derartige Gebäude be—
finden sich in der Probinz Sachsen und vielen anderen Gegenden,
später auch in Westfalen (Lengerich) u. s. f
Die Fabrikation dieser Kalksandzigel beruhte darauf, daß
man gelöschten Kalk und Sand zu Sleinen folule und dieselben
zinfach an der Luft erhärten ließ, was ein halbes Jahr und
darüber dauerte. Die Steine waren auch dann noch nur ober—
flächlich erhärtet, sodaß der Maurer bei Verwendung derselben
sehr vorsichtig damit hantiren mußte. Selbstverständlich härteten
die Steine im Mauerwerk durch Aufnahme der Kohlensäure der
Luft immer noch nach.
Da die Fabrikation natürlich hierbei auf ein paar Sommer—
monate beschränkt bleiben mußte, war an eine große Ausdehnung
——
ziegel in der Herstelluug zu theuer.
peachtet werden sollte, denen es in fachlicher Beziehung fern
liegt. Wir sehen den weiteren Heften des zu Ende gehenden
Riesenwerkes mit Interesse entgegen und betouen auch heute, daß
der durch Umfang und Qualität der Beiträge bedingte hohe An—
schaffungspreis keinen Leser abzuschrecken braucht, da durch Be—
zug in Bänden oder Abtheilungen eine bescheidene Ausgabe von
wenigen Mark in bestimmten Zeitabschnitten sich ergiebt, und diese
'ollte auch von den jüngeren Berufsgenossen nicht gescheut werden!
UA.
Die Baukunst. Herausgegeben von R. Borrmann und
R. Graul, Berlin und Stuttgart. Verlag von W. Spemaunn.
10. Heft, enthaltend: Die Sophienkirche und verwandte
Banuten der byzantinischen Architektur. Von Professor
Dr. H. Holtzinger. Preis: 3 Mark.
Zur gelegenen Stunde kam diese prächtige Studie über
die Glanzzeit byzantinischer Baukunst, gerade zu jener Zeit, wo
der Deutsche Kaiser in Konstantinopel weilte und die Augen
der ganzen Welt auf jenes uralte Kunstcentrum und seine ewig
chönen Bauwerke gerichtet waren, von denen im vorliegenden
Werke so schöne Abbildungen geboten werden. Diesen würdig
zur Seite steht die kuustgeschichtliche Abhandlung Holtzingers, ein
Meisterstück knapper, aber nach großen Gesichtspunklen behandelter
Darlegung jener Epoche. —
Der Asphalt und seine Auwendung in der Technik.
Von W. Jeep. Zweite, völlig neubearbeitete Auflage, herausgeg.
»on Professor Ernst Nöthling. Ein Band von 298 Seiten 80.
Preis 6 Mark. Leipzig, Verlag von B. F. Voigt.
Es war an der Zeit, das alte, bewährte, aber in der Haupt—
ache veraltete Jeepsche Werk neu bearbeiten zu lassen, denn
zeradezu eminent sind die Fortschritte in der Verwendung des
Asphalts für Hochbanzwecke und zu Straßenbauten, wenngleich
in letzterer Beziehung nur ein geringes Interesse bei den Bau—
meistern und Baugewerksmeistern vorausgesetzt werden kann. Aus
diesem Grunde hat der Herr Verfasser diesem Abschnitte auch nur
eine sehr knapp gehaltene Fassung gegeben, dagegen Alles be—
rücksichtigt, was dem Hochbauer zu wissen frommt. Ein sorg—
ältiges Studium der einschlägigen Litteratur hat gute Früchte
jezeitigt und aus Zeitschriften und zum Theil wenig bekannten
Werken ein sehr schätzbares Material zu Tage gefördert, für
velches der Leser sich dankbar erweisen wird. Die solide Aus—
tattung des Buch s entspricht höheren Anforderungen und wird
»ei einem Verlage wie B F. Voigt in Leipzig — früher in
Weimar — nicht weiter auffallen. H—-
Der innere Ausbau, umfassend: Thüren, Fenster, Wand—
dertäfelungen, Holzdecken, Treppen in Holz, Stein und Eisen.
Bearbeitet von Hans Issel. Ein Band gr. 80 von 150 Seiten
mit 533 Textillustrat. und 7 Tafeln. Verlag von B. F. Voigt
in Leipzig. Preis: 5 Mark.«
Der Herr Verfasser ist in seinem „Handbuch des Bau—
echnikers“ zum 4. Bande gelangt und damit zum inneren Aus—
»au, den er an der Hand prächtig ausgeführter Abbildungen
lar und erschöpfend behandelt; letzteres besonders dadurch, daß
r, entgegen dem in anderen Lehrbüchern üblichen System um—
angreicher Beschreibungen, die Illustration sprechen läßt, und
iese wirkt ganz anders! Ein Wort spezieller Anerkennung sei
zuch an dieser Stelle der renommirten Verlagshandlung gespendet,
»benso wie es der Autor in der Vorrede gethan hat. Wir ver—
»anken ihr die ausgiebigste Benutzung bildlicher Darstellungen in
hren Unternehmungen bei einem beispiellos billigen Preis! Da—
nit stellt sich dieser „alte“ Verlag auf den modernsten Stand—
»zunkt und weise macht er sich in seinen Verlagswerken die Ver—
zilligung der illustrativen Herstellung zu nutze So bekommen
vir für 5 Mark ein Werk, wie das vorliegende, dessen Laden—
oreis vor 16—20 Jahren fast das Dreifache gekostet hätte.
Ræb.
Das Parkett. Eine Sammlung von farbigen Vorlagen
nassiver und fournirter Parkette. Entworfen und bearbeitet von
A. u ud M. Gräf in Erfurt. 24 Foliotafeln mit 300 Mustern
iebst Text in Mappe. Verlag von B. F. Voigt in Leipzig
Preis: 10 Mark.
Die bekannten Herausgeber des vorliegenden Werkes, denen
vir schon so manche werthvolle Publikation verdanken, haben
inen guten Griff gethan, indem sie dem Parkett eine eingehende
Studie widmeten und farbige Musterblätter zur Veranschaulichung
derwandten. In besseren Wohngebäuden, Villen u. s. w. spricht
diese Frage wesentlich mit und dem ausführenden Architekten
wird ein großer Dienst geleistet, wenn er sich auf diesem Gebiete
hrientiren kann, sonst geräth er in völlige Abhängigkeit von den
oectreffenden Fabrikanten.
Was wir bei Besprechung des vorhergehenden Werkes über
Entscheidungen.
Die Arbeiter-Versicherung des Reichs. Das Reich
kommt für die Arbeiter-Versicherung nicht nur insofern in Betracht,
als es einen jährlichen Zuschuß zu den Kosten zahlt, sondern es
hat auch als Arbeitgeber nicht unerhebliche Beträge zu decken.
Allein die Militärverwaltung hat für die preußischen Und ange—
gliederten Kontingente nahezu 1 Miillion und die Marinever—
waltung nahezuns/2 Million jährlich verausgabt. Nimmt man
die Kosten der übrigen kleineren Verwaltungen hinzu, sowie die
für das nächste Jahr zu erwartende Steigerung, so kann man
es als ganz gewiß bezeichnen, daß das Reich im nächsten Jahre
als Arbeitgeber unmittelbar für die Versicherung der in seinen
Verwaltungen beschäftigten versicherungspflichtigen Personen mehr
als 10/2 Millionen Mark wird ausgeben müssen. (Vieser Be—
trag ist nicht sehr hoch, wenn man bedenkt, daß dem Tiefbau
Unternehmer angehören, die bei mehreren Berufsgenossenschaflten
zusammen jährlich an 300 000 Mark für die Arbeiter-Versiche—
rung zahlen.)
Litteraturbericht.
Lexikon der gesammten Technik. Herausgegeben von
Otto Lueger. XXXII. Abtheilung, enthaltend „Scheinwerfer“
bis „Schweinfurtergrün“. Deutsche Verlaas-Anstalt in Stuttgart.
Preis: 5 Mek.
In hervorragendem Maaße wird in dieser Abtheilung der
moderne Schiffsbau behandelt, ein Thema. das auch von denen